Sainte-Suzanne: Idyll im Tal der Erve

Panoramastrecke mit Weitblick: die Promenade an der Stadtmauer. Foto: Hilke Maunder
Panoramastrecke mit Weitblick: die Promenade an der Stadtmauer. Foto: Hilke Maunder

Auf halbem Weg zwischen Laval und Le Mans thront Sainte-Suzanne seit dem 11. Jahrhundert auf einem Dreiecksfels 70 Meter hoch über dem Tal der Erve. Seit 2016 bildet es mit Chammes den Doppelort Sainte-Suzanne-et-Chammes.

Berühmt wurde das mittelalterliche Städtchen als der Ort, der Wilhelm dem Eroberer trotzte.  Doch seine doppelte Umfassungsmauern sind nicht die ältesten Zeugen der Geschichte von Sainte-Suzanne.

Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Blumengeschmückt: die Promenade an der Wehrmauer. Foto: Hilke Maunder

Der Dolmen des Erves als ältestes Monument der Mayenne und die jüngsten archäologischen Ausgrabungen lassen die Ursprünge des Ortes auf fünf bis sechs Jahrhunderte vor Christus zurückgehen!

Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Gen Süden blickt ihr auch auf diesen idyllisch gelegenen Hof. Foto: Hilke Maunder

Am Fuße der Stadtmauer von Sainte-Suzanne verläuft die schönste Panoramastrecke der Petite Cité de Caractère: die Promenade de la Poterne.

Sie eröffnet wunderschöne Ausblicke: im Süden auf die Fôret de Charnie und die historische Provinz Anjou. Gen Norden blickt ihr auf die Hügel der Coëvrons.

Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Der Ausblick gen Norden auf die Hügel der Coëvrons. Foto: Hilke Maunder

Lebendiges Mittelalter-Flair

Die mittelalterliche Altstadt von Sainte-Suzanne dominiert das 1999 bis 2008 renovierte Renaissance-Schloss. Fouquet de la Varenne, der erste Kontrolleur der öffentlichen Post und Gouverneur der Provinz Anjou, hatte es für sich und seine Familie 1604–1608 erbauen lassen.

Das Château von Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Das Burgschloss von Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder

Am Standort der einstigen Markthalle erhebt sich heute das Rathaus. Die Kirche des Ortes aus dem 16. Jahrhundert wurde drei Jahrhunderte später wieder aufgebaut.

Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Die Pfarrkirche der Altstadt. Foto: Hilke Maunder

Die Gassen von Sainte-Suzanne

Der eigentliche Charme von Sainte-Suzanne besteht jedoch in seinen Gassen, die Feldsteinhäuser säumen. Hinter hohen Mauern verstecken sich blumenübersäte Gärten. Ein Feigenbaum wächst am Weg. Eine Katze streunt umher.

Foto: Hilke Maunder
Die Kirche liegt im Herzen der kleinen befestigten Altstadt von Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder

Pfadfindermädchen kichern auf dem Kirchplatz. Tagsüber herrscht ein wenig Trubel in den Gassen. Doch abends liegt Ruhe und stille Zufriedenheit über dem Wehrdorf, das heute zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört.

Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Von Mauern begrenzt die Gassen am Rand der kleinen cité. Foto: Hilke Maunder

Sainte-Suzanne: meine Reisetipps

Schlemmen und genießen

Café & couette

Das letzte Bistro von Sainte-Suzanne aus dem Jahr 1860 bewahrt den typischen Geist der Bistros mit grundsolider Hausmannskost und Unterhaltung am Klavier. Genießt zum Apéro eine planche mit Käse und Wurstwaren aus Maine oder Forellen aus Parné-sur-Roc.

Als Hauptgang könnte bœuf bourguignon oder pot-au-feu folgen. Wer bleiben möchte, findet zudem zwei Gästezimmer, ein Doppelzimmer und ein Familienzimmer.
• 3, Rue Henri IV, 53270 Sainte-Suzanne-et-Chammes, https://ninagallienne.wixsite.com/cafecouette

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Hier könnt ihr schlafen*
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Die schönsten Ziele im Umland von Sainte-Suzanne

L'abbaye Notre-Dame de l'Épine d'Évron: Blick vom Klostergarten auf die Abtei. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Klostergarten auf die Abtei Notre-Dame de l’Épine d’Évron. Foto: Hilke Maunder

Évron

Wehrhaft wie imposant erhebt sie sich im Herzen der Kleinstadt Évron: die Basilique Notre-Dame de l’Épine d’Évron mit ihrem dunklen Schieferdach und dem romanischen Turm, den noch Pechnasen und Hurden zieren, wie sie sonst im französischen Westen selten zu sehen sind. Für mich zählt der Sakralbau daher zu den schönsten Kirchen des Départements Mayenne.

L'abbaye Notre-Dame de l'Épine d'Évron: die Fassade der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder
Die Fassade der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder

Verwirrungen und Urkundenfälschungen

Ihre Wurzeln reichen bis ins siebte Jahrhundert zurück, 1236 soll sich Ludwig der Heilige im Gotteshaus aufgehalten und gepredigt haben, im 14. Jahrhundert wurde das romanische Gotteshaus gotisiert, 1840 von Prosper Mérimée als Generalinspektor der Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt.

Ihre Geschichte ist von Verwirrungen und Urkundenfälschungen geprägt, von Machtkämpfen und Familienfehden, und vom Abbé Angot im Bulletin de la Commission historique et archéologique de la Mayenne bestens dokumentiert.

Geistliche Musik in ganzer Vielfalt

Seit 2003 ist die Basilika alljährlich im Juli Bühne eines Musikfestes. Beim Festival d’Arts Sacrés d’Évron werden neben alter Musik auch Gospel, korsische Polyphonie und Tänze fahrender Völker aufgeführt. Auch Projektionen und Ausstellungen wollen die Vielfalt geistlicher Musik widerspiegeln.

L'abbaye Notre-Dame de l'Épine d'Évron: feingemacht für eine Hochzeit. Foto: Hilke Maunder
Abtei Notre-Dame de l’Épine d’Évron: fein gemacht für eine Hochzeit. Foto: Hilke Maunder

Birnen & Blüten

Zwischen Kirche und Café ist ein wuchtiges Holztor geöffnet. Neugierig durchschreite ich es – und staune. Auch wenn der Potager, der einstige Küchen-Garten der Abtei, heute größtenteils seine Versorgungsfunktion verloren hat, ist er ein wunderschöner Park! Von Sonnenauf- bis -untergang könnt ihr kostenlos zwischen Blütenstauden und Birnbäumen flanieren!

L'abbaye Notre-Dame de l'Épine d'Évron: Alte Apfelsorten wachsen im "potager" der Abtei. Foto: Hilke Maunder
Alte Apfelsorten wachsen im potager der Abtei. Foto: Hilke Maunder

Buchtipp

Ein Benediktinermönch der Abbaye Saint-Pierre in Solesmes hat das Grundlagenwerk zu Frankreichs Klostergärten verfasst: Dom Thierry Barbeau, Les Jardins monastiques à l’époque moderne*, ITF, collection „Bibliotheca Vicentiana“, 2007, 100 Seiten

www.conservatoire-jardins-paysages.com

www.evron.fr

Abtei Notre-Dame de l'Épine d'Évron: der weitläufige Klostergarten. Foto: Hilke Maunder
Der weitläufige Klostergarten der Abtei Notre-Dame de l’Épine d’Évron. Foto: Hilke Maunder

Gué-de-Selle

14 Kilometer nördlich von Sainte-Suzanne versteckt sich im Département Mayenne das Bauerndorf Mézangers mit seiner Burg und seinen wunderschönen, in wilden Wäldern versteckten Seen.

Größte der rund zwei Dutzend Oasen ist der See von Gué-de-Selle. Er lockt mit Badestrand, Bootsverleih und vielen Barschen, die den Angelhaken am Ufer misstrauen. Und so wird dann gepicknickt und geklönt während des Wartens, bis dann doch mal einer zuschnappt.

Der Gué-de-Selle von Mézangers. Foto: Hilke Maunder
Der Gué-de-Selle von Mézangers. Foto: Hilke Maunder

Grüne Wildnis am See

Die Wälder rund um den Gué-de-Selle sind keine perfekt gepflegten Forste, sondern grüne Dschungel mit kniehohen Farnwiesen, Lianen und Efeu, der die Bäume emporklettert.

Brombeeren und Walderdbeeren wuchern. Hier und da endet das Dickicht an Pferdekoppeln und Feldern mit Mais, Weizen oder Raps.

Im Wald beim Gué-de-Selle bei Mezangers. Foto: Hilke Maunder
Efeu rankt sich an den Birken empor. Foto: Hilke Maunder
Im Wald beim Gué-de-Selle bei Mezangers. Foto: Hilke Maunder
Alt und groß sind die Farne im Wald. Foto: Hilke Maunder

In der Nähe der Parkplätze trifft man noch Jogger und Spaziergänger. Doch spätestens nach einer Wegstunde ist man allein unterwegs, hört die Spechte klopfen, das Surren der Mücken, das Konzert der Natur am Gué-de-Selle.

Koppeln und Weiden umgeben Mézangers. Foto: Hilke Maunder
Koppeln und Weiden umgeben Mézangers. Foto: Hilke Maunder

Schlafen & schlemmen

Relais du Gué-de-Selle

Seit 40 Jahren empfängt der Relais du Gué-de-Selle auf einem Gut aus dem 16. Jahrhundert das ganze Jahr hindurch Gäste. Geschlafen habe ich dort noch nicht, aber bestens geschmaust.
• Route de Mayenne, 53600 Evron-Mézangers, Tel. 02 43 91 20 00, www.facebook.com/aurelaisduguedeselle

Einfache Bar in Mézangers. Foto: Hilke Maunder
Madame Nicole Chardron in Jublains hat für ihr geraniengeschmücktes Haus einen Preis vom Département Mayenne erhalten.

Pony Club du Gué-de-Selle

Meine Tochter hat mehrere Sommer wunderschöne Ferien auf diesem Ponyclub von Carmen und Xavier Outin verbracht. Auf dem rustikalen Hof mit seiner resoluten Leiterin hat sie die Grundlage des Reitens gelernt.

Sie hat im Stall mit angepackt und mit den vielen anderen Kindern, meist Mädchen aus Frankreich, eine tolle Zeit verbracht. Geschlafen wird in Mehrbettzimmern, gegessen gemeinsam im Speisesaal oder draußen unter freiem Himmel.
• La Petite Coudrière, 53600  Mézangers, Tel. 02 43 90 62 80, www.poney-club-mayenne.com

Auch diesen alten Bauernhof seht ihr in Mézangers! Foto: Hilke Maunder
Auch diesen alten Bauernhof seht ihr in Mézangers! Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Rund 45 Kilometer von Sainte-Suzanne entfernt findet ihr das schmucke Städtchen Lassay-les-Châteaux mit seinen drei Burgen.

Postkarte aus … Lassay-les-châteaux

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Das Burgschloss von Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
Das Burgschloss von Sainte-Suzanne. Foto: Hilke Maunder
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