
Auf halbem Weg zwischen Laval und Le Mans thront Sainte-Suzanne seit dem 11. Jahrhundert auf einem Dreiecksfels 70 Meter hoch über dem Tal der Erve. Seit 2016 bildet es mit Chammes den Doppelort Sainte-Suzanne-et-Chammes.
Berühmt wurde das mittelalterliche Städtchen als der Ort, der Wilhelm dem Eroberer trotzte. Doch seine doppelte Umfassungsmauern sind nicht die ältesten Zeugen der Geschichte von Sainte-Suzanne.

Der Dolmen des Erves als ältestes Monument der Mayenne und die jüngsten archäologischen Ausgrabungen lassen die Ursprünge des Ortes auf fünf bis sechs Jahrhunderte vor Christus zurückgehen!

Am Fuße der Stadtmauer von Sainte-Suzanne verläuft die schönste Panoramastrecke der Petite Cité de Caractère: die Promenade de la Poterne.
Sie eröffnet wunderschöne Ausblicke: im Süden auf die Fôret de Charnie und die historische Provinz Anjou. Gen Norden blickt ihr auf die Hügel der Coëvrons.

Lebendiges Mittelalter-Flair
Die mittelalterliche Altstadt von Sainte-Suzanne dominiert das 1999 bis 2008 renovierte Renaissance-Schloss. Fouquet de la Varenne, der erste Kontrolleur der öffentlichen Post und Gouverneur der Provinz Anjou, hatte es für sich und seine Familie 1604–1608 erbauen lassen.

Am Standort der einstigen Markthalle erhebt sich heute das Rathaus. Die Kirche des Ortes aus dem 16. Jahrhundert wurde drei Jahrhunderte später wieder aufgebaut.

Die Gassen von Sainte-Suzanne
Der eigentliche Charme von Sainte-Suzanne besteht jedoch in seinen Gassen, die Feldsteinhäuser säumen. Hinter hohen Mauern verstecken sich blumenübersäte Gärten. Ein Feigenbaum wächst am Weg. Eine Katze streunt umher.

Pfadfindermädchen kichern auf dem Kirchplatz. Tagsüber herrscht ein wenig Trubel in den Gassen. Doch abends liegt Ruhe und stille Zufriedenheit über dem Wehrdorf, das heute zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört.

Sainte-Suzanne: meine Reisetipps
Schlemmen und genießen
Café & couette
Das letzte Bistro von Sainte-Suzanne aus dem Jahr 1860 bewahrt den typischen Geist der Bistros mit grundsolider Hausmannskost und Unterhaltung am Klavier. Genießt zum Apéro eine planche mit Käse und Wurstwaren aus Maine oder Forellen aus Parné-sur-Roc.
Als Hauptgang könnte bœuf bourguignon oder pot-au-feu folgen. Wer bleiben möchte, findet zudem zwei Gästezimmer, ein Doppelzimmer und ein Familienzimmer.
• 3, Rue Henri IV, 53270 Sainte-Suzanne-et-Chammes, https://ninagallienne.wixsite.com/cafecouette

Hier könnt ihr schlafen*
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Die schönsten Ziele im Umland von Sainte-Suzanne

Évron
Wehrhaft wie imposant erhebt sie sich im Herzen der Kleinstadt Évron: die Basilique Notre-Dame de l’Épine d’Évron mit ihrem dunklen Schieferdach und dem romanischen Turm, den noch Pechnasen und Hurden zieren, wie sie sonst im französischen Westen selten zu sehen sind. Für mich zählt der Sakralbau daher zu den schönsten Kirchen des Départements Mayenne.

Verwirrungen und Urkundenfälschungen
Ihre Wurzeln reichen bis ins siebte Jahrhundert zurück, 1236 soll sich Ludwig der Heilige im Gotteshaus aufgehalten und gepredigt haben, im 14. Jahrhundert wurde das romanische Gotteshaus gotisiert, 1840 von Prosper Mérimée als Generalinspektor der Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt.
Ihre Geschichte ist von Verwirrungen und Urkundenfälschungen geprägt, von Machtkämpfen und Familienfehden, und vom Abbé Angot im Bulletin de la Commission historique et archéologique de la Mayenne bestens dokumentiert.
Geistliche Musik in ganzer Vielfalt
Seit 2003 ist die Basilika alljährlich im Juli Bühne eines Musikfestes. Beim Festival d’Arts Sacrés d’Évron werden neben alter Musik auch Gospel, korsische Polyphonie und Tänze fahrender Völker aufgeführt. Auch Projektionen und Ausstellungen wollen die Vielfalt geistlicher Musik widerspiegeln.

Birnen & Blüten
Zwischen Kirche und Café ist ein wuchtiges Holztor geöffnet. Neugierig durchschreite ich es – und staune. Auch wenn der Potager, der einstige Küchen-Garten der Abtei, heute größtenteils seine Versorgungsfunktion verloren hat, ist er ein wunderschöner Park! Von Sonnenauf- bis -untergang könnt ihr kostenlos zwischen Blütenstauden und Birnbäumen flanieren!

Buchtipp
Ein Benediktinermönch der Abbaye Saint-Pierre in Solesmes hat das Grundlagenwerk zu Frankreichs Klostergärten verfasst: Dom Thierry Barbeau, Les Jardins monastiques à l’époque moderne*, ITF, collection „Bibliotheca Vicentiana“, 2007, 100 Seiten
• www.conservatoire-jardins-paysages.com

Gué-de-Selle
14 Kilometer nördlich von Sainte-Suzanne versteckt sich im Département Mayenne das Bauerndorf Mézangers mit seiner Burg und seinen wunderschönen, in wilden Wäldern versteckten Seen.
Größte der rund zwei Dutzend Oasen ist der See von Gué-de-Selle. Er lockt mit Badestrand, Bootsverleih und vielen Barschen, die den Angelhaken am Ufer misstrauen. Und so wird dann gepicknickt und geklönt während des Wartens, bis dann doch mal einer zuschnappt.

Grüne Wildnis am See
Die Wälder rund um den Gué-de-Selle sind keine perfekt gepflegten Forste, sondern grüne Dschungel mit kniehohen Farnwiesen, Lianen und Efeu, der die Bäume emporklettert.
Brombeeren und Walderdbeeren wuchern. Hier und da endet das Dickicht an Pferdekoppeln und Feldern mit Mais, Weizen oder Raps.


In der Nähe der Parkplätze trifft man noch Jogger und Spaziergänger. Doch spätestens nach einer Wegstunde ist man allein unterwegs, hört die Spechte klopfen, das Surren der Mücken, das Konzert der Natur am Gué-de-Selle.

Schlafen & schlemmen
Relais du Gué-de-Selle
Seit 40 Jahren empfängt der Relais du Gué-de-Selle auf einem Gut aus dem 16. Jahrhundert das ganze Jahr hindurch Gäste. Geschlafen habe ich dort noch nicht, aber bestens geschmaust.
• Route de Mayenne, 53600 Evron-Mézangers, Tel. 02 43 91 20 00, www.facebook.com/aurelaisduguedeselle

Pony Club du Gué-de-Selle
Meine Tochter hat mehrere Sommer wunderschöne Ferien auf diesem Ponyclub von Carmen und Xavier Outin verbracht. Auf dem rustikalen Hof mit seiner resoluten Leiterin hat sie die Grundlage des Reitens gelernt.
Sie hat im Stall mit angepackt und mit den vielen anderen Kindern, meist Mädchen aus Frankreich, eine tolle Zeit verbracht. Geschlafen wird in Mehrbettzimmern, gegessen gemeinsam im Speisesaal oder draußen unter freiem Himmel.
• La Petite Coudrière, 53600 Mézangers, Tel. 02 43 90 62 80, www.poney-club-mayenne.com

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Im Blog
Rund 45 Kilometer von Sainte-Suzanne entfernt findet ihr das schmucke Städtchen Lassay-les-Châteaux mit seinen drei Burgen.
Im Buch
Roadtrips Frankreich*
Das zweite gemeinsame Werk mit Klaus Simon stellt euch die schönsten Traumstraßen zwischen Normandie und Côte d’Azur vor. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.
Von der Normandie zur Auvergne, vom Baskenland hin zu den Stränden der Bretagne und dem wunderschönen Loiretal laden unsere Tourenpläne ein, Frankreich mobil zu entdecken – per Motorrad, im Auto, Caravan oder Wohnmobil. Hier* gibt es das Fahrtenbuch für Frankreich!
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Du machst tolle Bilder und schreibst klasse Texte…..
lg Alex