Paul Bioulez mit einem seiner Santons. Foto: Hilke Maunder
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Paul-Eugène Bioulez: der Santon-Macher

„Eigentlich kommen sie ja aus der Provence, die Santons, und werden dort zu Weihnachten an der Krippe aufgestellt“, sagt Paul-Eugène Bioulez, schmunzelt und schiebt seine Mütze zurecht. „Doch ich dachte mir – warum nicht mal anders. Als Schaufenster meiner Heimat … dem Lauragais!“

Die Ebene im Schatten von Montagne Noire und Cabardès erstreckt sich südöstlich von Toulouse. Bis zur Erfindung des Indigo war  sie das Pays de Cocagne, als Schlaraffenland. Denn dort hatte das Pastell einigen wenigen Familien unermesslichen Reichtum beschert. Heute erstrecken sich im Lauragais die Sonnenblumenfelder bis an den Horizont.

Stolz zeigt Monsieur auf die gut vier Dutzend Tonfiguren, die die große Halle von Villefranche-de-Lauragais während des alljährlichen Stadtfestes schmücken.

Santons: die Gänseliesel. Foto: Hilke Maunder
Die Gänseliesel. Foto: Hilke Maunder

„Meine Figuren erzählen, wie das Landleben im 19. Jahrhundert bei uns im Lauragais war. Ich möchte die Erinnerung bewahren – und so Brauchtum und Traditionen lebendig halten.“

Vorsichtig nimmt Paul-Eugène Bioulez eine Figur in die Hand. „Alles ist handgemacht – von der Tonfigur, bei der ich Kopf, Beine und Büste separat modelliere, bis hin zu den Kleidern und Accessoires!“

Frauen beim Einkauf auf dem Markt. Foto: Hilke Maunder
Frauen beim Einkauf auf dem Markt. Foto: Hilke Maunder

Das Lauragais in Ton

15 Tage lang arbeitet Paul-Eugène Bioulez, der erst als Rentner mit der Fertigung von Santons begann, an einer Figur. Ist sie modelliert, getrocknet und gebrannt, wartet er 48 Stunden, ehe er die Tonfigur mit Draht und Schaum montiert, bemalt und lackiert. Von der Spitzenunterhose bis zum Gehrock ist die Bekleidung handgenäht.

Der Schweinehüter. Foto: Hilke Maunder
Der Schweinehüter. Foto: Hilke Maunder

„Eigentlich wollte ich die École des Beaux-Arts besuchen. Doch in den 1950er-Jahren waren die Zeiten hart. Meine Eltern wollten, dass ich einen ordentlichen Beruf machte. So ging ich nach Toulouse und lernte bei der Maison Monné das Nähen und Schneidern“, erzählt Paul-Eugène Bioulez.

Santon. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

In seiner Freizeit jedoch lebte er seine kreative Ader aus – und stellte sie mit Beginn der Rente in den Mittelpunkt seines Lebens. 2006 entstand der erste Santon. 2007 zeigte Paul-Eugène Bioulez das erste Dutzend Figuren in einer ersten Ausstellung.

Santons. Foto: Hilke Maunder
Die spinnende Frau- Foto: Hilke Maunder

Heute könnt ihr seine Figuren mehrmals jährlich auf Ausstellungen bewundern. Und ganzjährig in Labège, wo Paul Biolez lebt, arbeitet – und dort in der Médiatheque seine Santons du Lauragais vorstellt.

Paul Bioulez zeigt seine Santons das ganze Jahr hindurch auf Ausstellungen. Foto: Hilke Maunder
Paul-Eugène Bioulezz zeigt seine Santons das ganze Jahr hindurch auf Ausstellungen. Foto: Hilke Maunder
Santon. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

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Santon. Foto: Hilke Maunder
Auch Jagdszenen zeigen die Santons von Paul-Eugène Bioulez. Foto: Hilke Maunder

 

2 Kommentare

  1. Paul santonnier à Labège a bien reçu votre article et photos.
    Félicitations c’est trés flatteur pour moi…et trés bien écris à moins que ma traductrice n’est exagéré ???
    Merci pour votre gentillesse et votre savoir faire.
    Amicalement Paul.

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