Sentier Cathare: die schönste Etappe

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Packt eure Wanderstiefel ein und lauft ein paar Tage lang durch eine legendäre Landschaft: das Pays Cathare im Süden des Languedoc. Euer Wegweiser: der rot-weiß markierte Sentier Cathare.

In zwölf Tagesetappen verläuft er von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer hin nach Foix am Fuße der Pyrenäen. 250 Kilometer geht es ziemlich bergauf und bergab, denn die Katharer bauten ihre Schutzburgen auf den Gipfeln der Kalkspitzen.

Pech de Bugarach: wandern. Foto: Hilke Maunder
Ihr braucht gute Wanderschuhe für die Tour. Gute Hilfe leistet auch ein Stock. Foto: Hilke Maunder

Doch es gibt ja genügend Brunnen mit kühlem Quellwasser, Wildbadeplätze und tolle Weingüter, um den Durst zu stillen. Meine Lieblingsstrecke verläuft von Durban-Corbières nach Duilhac.

Warum sie mir so gut gefällt? Die Landschaft verändert sich hinter jeder Biegung, mal ist sie offen und weit, ein riesiger Weingarten.

Dann wieder gibt es Schluchten, Wälder und Garrigue. Und immer wieder guten Wein, ehrliche Küche und Gastgeber, die einem das Gefühl geben, wirklich willkommen zu sein. Kommt mit!

Sentier Cathare: die Paraderoute

Fitou: der Keller der Maitres Vignerons in Cascastel. Foto: Hilke Maunder
„Die Meisterwinzer des Paradies“: der Keller der Maîres Vignerons in Cascastel. Foto: Hilke Maunder

Tag 1 (Anreise)

Los geht’s auf der schönsten Etappe des Sentier Cathare im 200-Seelen-Dorf Cascastel sechs Kilometer südwestlich von Durban. Auf der Domaine Grand Guilhem könnt ihr in vier komfortablen Gästezimmer und zwei Ferienwohnungen euch von der Anreise erholen und gleich richtig einstimmen.

Das Weingut hat auf biologischen Anbau umgestellt – so wie auch die nahe Cave Coopérative, deren Tropfen seit 2012 das ECOCERT-Label tragen. Probiert die Weine, lauft ein wenig durch die Weingärten und genießt die Sonne des Südens!

Cascatel gehört zur ältesten Rotwein-Appellation des Languedoc. Entdeckt hier das Fitou, seine Weine, Dörfer und Landschaften!

Domaine Grand Guilhelm: 1, chemin du Col-de-la-Serre, Tel. 04 68 45 86 6, www.grandguilhem.com
Cave Coopérative: Grand-Rue, 11360 Cascastel, Tel. 04 68 45 91 74, www.vin-cascastel.com

Sentier Cathare: Durban-Corbières: die Ruine der Katharerburg. Foto: Hilke Maunder
Durban-Corbières: die Ruine der Katharerburg. Foto: Hilke Maunder

Tag 2: Cascastel – Tuchan

Nun wird gewandert! Mitten durch die Weinberge erreicht ihr nach sechs Kilometern Embres-et-Castelmaure, wo an den Hängen des trockenen und kahlen Serre-Gebirges zwischen Rosmarin, Thymian und Lavendel Reben gedeihen, aus denen die örtliche Kooperative originelle Tropfen keltert.

Wein, Karsthügel und einsame Weite begleiten euch, bis ihr nach 15 Kilometern das nächste Weingut erreicht: Château de Nouvelles in der Appellation Fitou.

Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Erhebt sich aus den Weinbergen: das Château d’Aguilar bei Tuchan. Foto: Hilke Maunder

Das Château d’Aguilar

Nach drei Kilometern erreicht ihr einen Hügel, auf dem die erste Burg thront. Geradezu bescheiden niedrig erhebt sie sich aus dem Rebenland. 240 Meter höher als die Trauben und aus insgesamt 480 Metern über dem Rebenland bietet der Hügel eine überraschend weite Fernsicht von der Terrasse des Château d’Aguilar.

Die katalanischen Grafen von Barcelona ließen es im 11. Jahrhundert aus groben Steinen erbauen, um die Grenze zu Frankreich zu sichern. 1260 wurde die Burg bei Tuchan eine königliche Festung.

Sentier Cathare: Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Die Ruine des Château d’Aguilar. Foto: Hilke Maunder

Obwohl das Chateau d’Aguilar nicht direkt mit den Katharern verbunden ist, spielte es eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Häresie der Katharer im 13. Jahrhundert. Die Burg war Teil eines Verteidigungssystems, mit dem Frankreich und seine Verbündete die Ausbreitung des Katharismus  stoppen wollten.

Ihr wollt höher hinaus? Dann macht einen Tandem-Gleitschirmflug mit Didier Trocquemé aus Tuchan! Er ist ein erfahrener Pilot und bringt euch in der Luft ganz nah an die Felsgrate und Katharerburgen. Ein echter Nervenkitzel!
• Tandem-Flug: 22, rue de la barricade, Mobil-Tel. 06 76 75 18 91, www.facebook.com

Sentier Cathare: Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Vom Château d’Aguilar eröffnen sich 360°-Rundblicke. Foto: Hilke Maunder

Direkt am Katharerweg verbringt ihr die Nacht. Elisabeth Madaule hat in einer ehemaligen Schäferei ihren Gîte d’Étape Saint-Roch eingerichtet. Neben zwei Doppelzimmern gibt es auch einen großen Schlafsaal für bis zu zwölf Personen.
• route de Faste, Tuchan, Tel. 04 68 45 47 91, www.gitesaintroch.fr

Tag 3: Tuchan – Quéribus – Cucugnan

Verdouble: Überall in und um die Schlucht wächst wilder Fenchel. Foto: Hilke Maunder
Wild: die Garrigue am Verdouble. Foto: Hilke Maunder

Vom Gästehaus wandert ihr am nächsten Morgen hinunter ins Winzerdorf Tuchan – es lohnt einen Bummel! Verpasst dabei nicht die Église Saint-Étienne aus dem 12. Jahrhundert.

Während der Zeit der Katharer wurde die Kirche von den Katholiken genutzt, um die katholische Lehre zu verbreiten und die „Häresie“ zu bekämpfen.

Fitou: Der 2009 eröffnete Verkaufs- und Dégustationsraum der Kellerei Mont Tauch in Tuchan. Foto: Hilke Maunder
Fitou: Der 2009 eröffnete Verkaufs- und Dégustationsraum der Kellerei Mont Tauch in Tuchan. Foto: Hilke Maunder

Im Zentrum von Tuchan betreiben die Genossenschaftswinzer des Mont-Tauch ein schönes Besucherzentrum mit Verkostung. Große Schwarzweißfotos stellen die Winzer vor; viele Weine dürfen probiert werden.

 Abstecher zum Mont Tauch

Namensgeber der Kellerei ist ein abgeflachter Berg, der sich wie ein Schiff aus der weiten Landschaft mit den Weinbergen abhebt. Sein Gipfel, der Pech de Fraysse, erreicht eine Höhe von 917 Metern und bietet weite Ausblicke!

******

Der Sentier Cathare folgt nach Tuchan dem Lauf des Verdouble elf Kilometer lang bis zum Grau de Padern, einer wildromantischen Stelle zum Wildbaden. Mehr zum Verdouble erfahrt ihr hier.

Blick auf den Verdouble am Südende der Schlucht. Foto: Hilke Maunder
Blick auf den Verdouble am Südende der Schlucht. Foto: Hilke Maunder

Ebenfalls sehr beliebt ist das kühle Nass des l’Oeil de Mer am Ortsausgang Richtung Cucugnan. Bis ins 20. Jahrhundert waren die Minen von Padern aktiv, in denen Erze gefördert wurden. Bis ins 11. Jahrhundert reichen die Wurzeln der Burgruine zurück, die ihr kostenlos besichtigen könnt.

Sentier Cathare: Château de Quéribus. Foto: Hilke Maunder
Das Château de Quéribus. Foto: Hilke Maunder

Das Château de Quéribus

Danach ist Kondition gefragt auf dem Sentier Cathare: Acht Kilometer lang geht es durch lichten Wald und Wiesen stramm bergauf zum Château de Quéribus, das in 784 Metern Höhe schwindelerregend auf einem Karstgrad thront.

Die Burg wurde nach dem Fall von Montségur 1255 als letzte katharische Bastion nach kurzer Belagerung gegen freies Geleit übergeben.

Der französische König baute sie danach flugs umfangreich aus und sicherte damit im Roussillon die Grenze zum Königreich Aragón. Quéribus besteht aus drei übereinander gelegenen Befestigungen. Kernstück ist der mächtige Donjon.

Zu Füßen der Katharer-Burg von Quéribus liegt in Aude das Dörfchen Cucugnan mit seiner bekannten Mühle. Foto: Hilke Maunder
Zu Füßen der Burg von Quéribus liegt das Dörfchen Cucugnan mit seiner bekannten Mühle. Foto: Hilke Maunder

Angekommen in Cucugnan

Heutiges Tagesziel ist das wunderschöne Dorf Cucugnan. Alponse Daudet hat es in Le Curé de Cucugnan literarisch verewigt.

Nicht minder berühmt ist Roland Feuillas von Maîtres de mon Moulin, der Getreide aus der Antike anbaut, in seiner malerischen Feldsteinmühle mahlt und zu Bio-Brot, Gebäck und Nudeln verarbeitet – unbedingt kosten!
• 3, rue du Moulin, Tel. 046 83 35 50, https://lesmaitresdemonmoulin.com

Maitres de mon moulin: Die berühmte Mühle von Cucugnan. Foto: Hilke Maunder
Die berühmte Mühle von Cucugnan. Foto: Hilke Maunder

Als Unterkunft empfiehlt sich Les Santolines mit drei Doppelzimmern und zwei Ferienwohnungen.
• 12, rue Alphonse Daudet,Tel. 04 68 45 00 04, www.santolines-cucugnan.fr

Tag 4: Cucugnan – Peyrepertuse

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Auch als Ruine ungeheuer eindrucksvoll: das Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Der nächste Tag beginnt mit dem letzten großen Aufstieg. Auch zur königlichen Festung Château Peyrepertuse geht es zunächst nur sanft, ab Duilhac-sous-Peyrepertuse dann steil bergauf. Euer Lohn für die fast 600 Höhenmeter: ein mittelalterliches Juwel, groß wie keine andere Burg der Katharer.

Das Château de Peyrepertuse

90.000 Quadratmeter groß ist die Burganlage: eine kleine Stadt auf schroffem Fels. 2,5 Kilometer lang ist ihr schützender Mauerring.

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse: die Basse Cour. Foto: Hilke Maunder

Als der Krieg gegen die Katharerer begann, lag sie noch im Königreich  Aragón und war daher vom Kreuzzug gegen die Katharer zunächst nicht betroffen. Erst als sich 1240 mehrere Führer der Katharer dorthin flüchteten, wurde die Burg belagert, und Guilhem de Peyrepertuse ergab sich dem französischen König.

Auf dem höchsten Punkt der Anlage erhebt sich die Kapelle Sant Jordy. Aus  796 Metern Höhe eröffnen sich tolle Ausblicke bis zum Mittelmeer. Alljährlich Anfang August feiert das Château de Peyrepertuse ein riesiges Mittelalterfest mit mehr als 60 Straßenkünstlern, Ritterkämpfen und Feuerwerk.

Und jetzt? Heimreise? Oder weiterwandern? Die gesamte Route habe ich euch hier kompakt vorgestellt.

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Das Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Gefällt Dir der Beitrag? Dann sag merci mit einem virtuellen Trinkgeld.
Denn nervige Banner oder sonstige Werbung sind für mich tabu.
Ich setze auf Follower Power. So, wie Wikipedia das freie Wissen finanziert.

Unterstütze den Blog! Per Banküberweisung. Oder via PayPal.

Weiterlesen

Im Blog

Die Höhepunkte des Sentier Cathare könnt ihr hier ausführlich entdecken.

Die Weine des Fitou sind die ältesten Roten des Languedoc. Informiert euch hier.

Im Buch

Der Reisebegleiter vor Ort: Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2021 in 9. Auflage erschienen.

Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

* Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Merci fürs Teilen!

2 Kommentare

  1. Liebe Frau Maunders,

    besten Dank für Ihren Hinweis zum Thema Bordeaux – leider keinerlei Chance in Form von Gruppenreise außer von Nordrhein-Westfalen aus auf einem Boot über zig Umwege zwecks Zustieg!

    Sie machen mir den Mund wässrig, wenn ich Ihre einladenden Schilderungen lese – nur sind diese für mich als Single im Rentenalter alleine nicht durchführbar; zudem scheint Frankreich weniger durch Gruppenreise erfaßt zu sein, d.h. mehr individuell bereist.

    Ich beneide Sie als Romanistin und Anglistin um Ihre interessante Tätigkeit und entsprechende Möglichkeiten.

    Ihnen alles Gute

    Ingrid Hackebeil, Bayreuth

    • Liebe Frau Hackebeil, das ist schade zu hören! Aber vielleicht gibt es Die Möglichkeit, eine Reisebegleitung mit ähnlichen Interessen zu finden – vielleicht über eine Annonce in der Zeitung, eine Anfrage beim Institut Français – oder in Internetforen? Ich drücke Ihnen die Daumen! Bien cordialement, Hilke Maunder

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.