Patriotisch: das Silvester-Feuerwerk von Saint-Paul-de-Fenouillet am Nationalfeiertag 14. Juli. Foto: Hilke Maunder
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So feiert Frankreich Silvester!

Bises statt Böller, stilvoll schlemmen mit Austern und Champagner und bis in den Morgen tanzen: So feiert Frankreich Silvester!

Auch in Frankreich geht Silvester zurück auf Le Saint-Sylvestre. Dieser Heilige gab dem letzten Tag des Jahres seinen Namen. Jener hatte im vierten Jahrhundert nach Christus das Papstamt inne und verstarb am 31. Dezember 335. Bis zum 16. Jahrhundert markierte dieses Datum jedoch nicht den letzten Tag im Jahr.

Silvester im März

Bis zur Einführung des einheitlichen gregorianischen Kalenders fiel der Jahreswechsel in Frankreich sehr unterschiedlich aus. Mal begann das neue Jahr am 1. März, mal zu Ostern, mitunter auch schon zu Weihnachten. Die Kalenderreform setzte Papst Gregor am  24. Februar 1582 mit der päpstlichen Bulle Inter gravissimas curas durch.

In Frankreich ist Silvester keine große Sause mit viel Geböller. Sondern wie Weihnachten ein Fest mit der Familie oder Freunden, bei dem lukullische Genüsse und gute Gespräche wichtiger sind als großer Partyzauber. Zum dîner am réveillon, dem Abend des 31. Dezember, gehören für die meisten Franzosen Champagner, Austern und/oder Foie gras einfach dazu.

Glücksbringer à la française

An die Haustür kommen Mistelzweige. Wie in Großbritannien glauben die Franzosen fest daran, dass ein Küsschen unter den immergrünen Zweigen Glück bringen wird im kommenden Jahr. Glücksbringer wie Schornsteinfeger, Schweinchen oder vierblättriges Kleeblatt kennen die Franzosen nicht.

Sie hoffen vielmehr, am Dreikönigstag in der galette des rois auf eine fève zu beißen – und so Glück fürs ganze Jahr zu erhalten. Das Rezept für den knusprigen Glücksbringer für den 6. Januar findet ihr hier im Blog zum Nachbacken!

Die Zeit bis zum Glockenschlag um Mitternacht vertreiben gute Gespräche. Zukunftsdeutende Spiele wie das Bleigießen sind eine typisch deutsche Tradition und den Franzosen so wenig bekannt wie der Countdown mit Blick auf die TV-Uhr.

La Galette des Rois. Foto: Hilke Maunder
Die Galette des Rois. Foto: Hilke Maunder

Mitternacht: la bise & le cotillon

Pünktlich um Mitternacht drückt man sich dann, je nach Region, ein, zwei oder sogar drei bises auf die Wange, kleine freundschaftliche Küsschen, und wünscht sich gegenseitig ein frohes neues Jahr.

Hier und dort gibt es um Mitternacht auch für jeden Gast ein cotillon. Die Tüte zum Jahreswechsel birgt Luftschlangen, Konfetti, ein Hütchen und fürchterlich lauten Tröten. Mit ihrer Musik wird fürchterlich laut das alte Jahr vertrieben und das neue Jahr begrüßt. Danach wird getanzt. Und das bis in den frühen Morgen, wenn eine heiße Zwiebelsuppe die Gäste stärkt, bevor sie sich auf den Heimweg machen.

Feuerwerk statt Böller

Doch keiner zündet Böller an: Das ist in den meisten Kommunen Frankreichs verboten. Auch funkelnde Feuerräder oder farbige Raketen dürfen fast nirgendwo im Land von privat entzündet werden.

Bis vor wenigen Jahren galten fürs Elsass und Lothringen eine Ausnahme beim Böllern. Doch auch dies ist heute passé.

Der französische Zoll kontrolliert bereits kurz nach Weihnachten ein paar Kilometer hinter der Landesgrenze mit mit mobilen Kontrollstellen. Ausländer ohne ausreichend Bargeld werden gerne zum nächsten Bankautomaten begleitet, berichtet Rolf Feier.

Wer sich dem Böller-Verbot widersetzt, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 1.500 Euro rechnen. In besonders schweren Fällen kann eine Strafverfolgung vor dem Strafgericht wegen Gefährdung des Lebens anderer Personen eingeleitet werden. Für Schäden, der durch das Abfeuern von Feuerwerkskörpern oder Böllern verursacht wird (Unfall, Beschädigung), drohen Geldstrafen von bis zu 150.000 € und 10 Jahre Haft.

Im restlichen Frankreich versuchen die Kommunen, sich mit spektakulären Höhenfeuerwerken zu übertreffen. Selbst in kleinen Dörfern schießen Mitarbeiter der Gemeinde oftmals vielfarbige Leuchtraketen in den Himmel. Legendär sind die Feuerwerke am Pariser Nachthimmel. Davon später mehr

Étrennes : das kleine Merci

Allen, die beim dîner nicht zugegen waren, schickt man Neujahrsgrüße. Und das durchaus noch den gesamten Januar hindurch. Die Postboten, Hausmeister, Müllmänner und Feuerwehrleute beglücken die Franzosen in den ersten Tagen des neuen Jahres gerne mit étrennes, kleinen Geschenken oder Trinkgeldern.

Die Kommunen verteilen kostenlos kleine Taschenbüchlein mit Kalendarium, Terminvorschau und wichtigen Adressen. Apotheken und Supermärkte verschenken ebenfalls Kalender für ihre Kunden.

Glückwünsche fürs Volk

Gegen Ende des Januars lädt die Politik zu Neujahrsempfängen. Präfekten und Bürgermeister erinnern an Geleistetes und erklären neue Projekte. Dann stoßen sie bei einem kleinen Umtrunk mit den Bürgerinnen und Bürgern auf das neue Jahr an. Bonne et belle année !

Silvester in Paris 

Kabarett oder Kirchenkonzert, Dinner-Kreuzfahrt oder Disneyland, Oper oder Ausstellung: Zu Silvester bietet Paris ein schier unglaubliches Programm an Erlebnissen für die letzten Stunden des Jahres an bis zum spektakulären Feuerwerk um Mitternacht, das den Eiffelturm und den Arc de Triomphe mit Musik magisch erhellt.

Zu Silvester feiert Paris ein rauschendes Fest. Zur Choreografie des letzten Tages gehören für Franzosen Geselligkeit – und gutes Essen.

Glanzvoll schlemmen

Für das Schlemmermahl dekorieren sich die Restaurants besonders festlich; stellen opulente Blumengestecke auf die Tische, hängen Luftballon und Girlanden in Gold und Silber auf und streuen Konfetti auf weiß eingedeckte Tische. Auf der Seine laden Ausflugsschiffe zu romantischen dîners croisières entlang der beleuchteten Wahrzeichen der ville lumière, der Stadt des Lichts. Im Moulin Rouge lockt ein Gala-Dinner mit Champagner im Club, gefolgt von der Show Féerie.

Champagner zur Show

Das Crazy Horse und andere berühmte Cabarets wie Lido 2 oder Folies Bergère präsentieren schillernde Festabende mit Revuen in unglaublichen Kostümen und Champagner. Aber auch in Jazzclubs wie im Caveau de la Huchette, im Duc des Lombards oder im Jazzclub Étoile lässt sich der Abend mit der beliebten Kombi Champagner und Konzert einläuten. Selbst einige Pariser Museen laden am letzten Abend zu außergewöhnlichen Events mit viel Genuss für Augen, Ohren und den Gaumen.

Nach dem Schlemmen geht es in eine der vielen Pariser Bars – und gegen 22 Uhr hin zum Eiffelturm oder auf die Champs-Élysées, die drei Kilometer lange Prachtmeile zwischen der weiten Place de la Concorde und dem Arc de Triomphe.

Countdown am Triumphbogen

Hunderttausende sind es, die auf der schönsten Avenue der Welt zwei Stunden lang die Musik- und Lichtshow auf dem Arc de Triomphe bewundern, bevor ab 23.59 Uhr der Countdown fürs neue Jahr erscheint und pünktlich um 00:00 Uhr ein spektakuläres Höhenfeuerwerk explodiert.

3.386 Feuerwerkskörpern verzaubern 15 Minuten lang den Himmel über Paris, lassen funkelnde Himmelstropfen auf den glitzernden Eiffelturm regnen und inszenieren immer neue Traumbilder am Firmament, während Lieder französischer Künstler wie Juliette Armanet und Clara Luciani die Schau begleiten, mitgebrachte Champagnerflaschen entkorkt werden, Menschen sich umarmen.

Lachen und Liebe liegt in der Luft.  Que la fête commence ! Jetzt wird gefeiert und bis in den Morgen getanzt – in Clubs, auf Bällen und auch auf den Straßen. Bonne année in Paris!
• www.parisinfo.com

Silvester bei Minnie und Mickey

Eine Nacht voller Magie und Unterhaltung verspricht zu Silvester auch Disneyland Paris, das seine Besucher in einer winterlichen Wunderwelt aus funkelnden Lichtern, festlicher Dekoration und stimmungsvoller Musik ab 20 Uhr begrüßt, Paraden mit den beliebtesten Disney-Figuren veranstaltet und alle Fahrgeschäfte bis 2 Uhr öffnet. Wer lieber tanzen möchte: Auch ein DJ legt auf! Rund um sein berühmtes Dornröschen-Schloss wird zum Jahreswechsel ein riesiges Feuerwerk gezündet:  ein Schauspiel voller Farben, Klänge und Effekte, das Disneysongs musikalisch untermalen.

Tipp

In Paris könnt ihr zu Silvester alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen – vom 31. Dezember ab 17 Uhr bis Neujahr, 12 Uhr. Achtung:  Die Métro fährt nicht durch – bitte erkundigt euch vorab nach den letzten und ersten Zügen beim Jahreswechsel.

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2 Kommentare

  1. ja so kenne ich meine Heimat, wobei die städtischen Feuerwerk sich besonders in den letzten 30 Jahren entwickelt haben, in meiner Jugend außer in den sehr großen Städten waren sind nicht populär. Private Feuerwerk sowieso nicht. Und es ist gut so.
    bonne année bonne santé a vous toutes et tous

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