Stuttgart: Sommerfest

So viel Frankreich steckt im … Großraum Stuttgart

Deutschland und Europa: Das sind 6048 Verbindungen zu anderen Städten. Einzigartig eng ist die Verflechtung mit Frankreich. 2281 Partnerschaften verbinden deutsche Städte mit Frankreich – so viele, wie mit keinem anderen Land.

Die älteste Verbindung entstand 1950 im Großraum Stuttgart. Stuttgart hat insgesamt zehn Partnerstädte.

Deutschlands älteste Städtepartnerschaft

Stuttgart bahnte 1961 erste Kontakte mit Straßburg an. Im Rahmen einer „Französischen Woche“ unterzeichneten die Bürgermeister beider Städte am 26. Mai 1962 die Partnerschaftsurkunden. Damit sind beide Freundschaften älter als der Élysée-Vertrag, der seit 1963 die deutsch-französische Versöhnung besiegelt.

Bereits 1950 besiegelten Ludwigsburg und die französische Stadt Montbéliard im Osten Frankreichs ihre Freundschaft. Erste Verbindungen zwischen beide Städten knüpften vor rund 600 Jahren die jeweiligen Fürstenhäuser. Sie vermählten sich. Nicht aus Liebe, sondern aus rein politischen Gründen: um Macht und Einfluss zu sichern und auszubauen.

Neugierig geworden? Der digitale Lesesaal vereint knapp 1.800 Dokumente zur Entstehung und Entwicklung der Städtepartnerschaft Ludwigsburg und Montbéliard.

In einem gemeinsamen Projekt stellten das Deutsch-Französische Institut, das Archiv der Stadt Ludwigsburg und die Archives Municipales Montbéliard zahlreiche Dokumente – Reden, Briefe, Zeitungsartikel, Plakate, Broschüren und Flyer – zusammen,  offen für alle, frei und kostenlos! Nähere Infos zum Projekt gibt es auch hier.

Ludwigsburg und die Versöhnung

In diesem Archiv findet sich auch alles zum sechstägigen Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Jahr 1962, der ihn auch nach Stuttgart und Ludwigsburg führte.  Am 9. September 1962 hielt Charles de Gaulle die vielbeachtete „Rede an die deutsche Jugend“ im Ludwigsburger Ehrenhof.

Dieser Auftritt und seine Rede waren ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich.

Der Ort schien für einen solchen Anlass bestens geeignet, da Ludwigsburg seit 1948 der Sitz des Deutsch-Französischen Instituts war.

Stuttgarter Schlossplatz.
Stuttgarter Schlossplatz. Foto: Stuttgart-Marketing GmbH

DFI: Eine deutsch-französische Erfolgsgeschichte

Das Deutsch-Französische Institut (dfi) ist ein Forschungs- und Dokumentationszentrum für das gegenwärtige Frankreich und die deutschfranzösischen Beziehungen in Trägerschaft des Auswärtigen Amtes, des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg und der Stadt Ludwigsburg.

Das Institut wurde 1948 in Ludwigsburg gegründet mit dem Ziel, „die deutsch-französische Verständigung auf allen Gebieten des geistigen und öffentlichen Lebens zu fördern“.

Zu den Gründerätern des Instituts gehörten auf deutscher Seite Carlo Schmid, Theodor Heuss und Fritz Schenk, auf französischer Seite Joseph Rovan und Alfred Grosser.

Erster Direktor war, von 1948 bis 1972, Fritz Schenk. Von 1972 bis 2002 leitete Robert Picht das DFI und weihte im Jahr 1990 die Frankreich-Bibliothek des dfi ein. Seit 2002 steht der Literaturwissenschaftler Frank Baasner an der Spitze des Instituts. 2004 etrhielt es eine Außenstelle in Paris.

Im Fokus: die Jugend

Seit Beginn steht die Jugend im Zentrum der Kooperation. Kultur, Sport, Schulen und Hochschulen profitieren besonders von Förderung und Austausch im Rahmen Partnerschaft. So fand im November 2008 beim Projekt „participation now!“, an dem auch die polnische Partnerstadt Lodz beteiligt war,  in Straßburg ein EU-Forum zur stärkeren Einbindung von Jugendlichen an gemeinschaftlichen Projekten statt.

Straßburg engagiert sich zudem aktiv am EU-Projekt Cities for Children, das Stuttgart initiiert hat, um ein jugendgerechteres Europa zu gestalten. 2012 und 2013 organisieren Straßburg und Stuttgart gemeinsam ein Deutsch-Französisches Schülerparlament. 200 Schülerinnen und Schüler aus Abibac-Schulen in Deutschland und Frankreich trafen sich dort zu Diskussionen rund um die Themen Umwelt/Klimaschutz, Identität und Bildung/Arbeit.

Den kulturellen Austausch feiert der Großraum Stuttgart alljährlich im Frühjahr mit den Französischen Wochen. Sie entstanden aus der „Französische Woche in und um Stuttgart“ an, die erstmals 1999 stattfand.

Edles im Keller

Edle Weine und feine französische Küche könnt ihr in einem der ältesten Sandstein-Kellergewölbe Stuttgarts genießen. Die jungen Inhaber Philipp Ruof und Pascal Schwer von Le Pastis im Heusteigviertel lassen dort mit Chefkoch Antonio Amador an neun Tischen für maximal 24 Gäste im intimen Ambiente das Savoir-vivre Frankreichs aufleben – frei nach dem Motto des Barons von Montesquieu:

„Essen gehört zu den vier wichtigsten Dingen des Lebens – was die anderen drei sind, habe ich noch nicht herausgefunden“

Keine schwäbische Weinschenke, sondern ein klassisches Bistro in französischer Tradition ist das Augustenstüble mit seinen blank gescheuerten Wirtshaustischen. Aus der Küche kommen im Frühling zum Beispiel Quenelles de Brochet in Schnittlauch-Sauce, geschmorte Kalbsbacke und Salzwiesenlamm.

Im Weinkeller ruhen rund 100 Tropfen, die auch glasweise ausgeschenkt werden – wie der buttrige Chardonnay aus dem Hause Comte Lafon im südlichen Burgund oder der  kräftige Rote des Château Bouscassé von Alain Brumont aus dem Madiran im Südwesten Frankreichs. Stöbert auch einmal in den Koch- und Weinbücher, die dort zum Schmökern einladen! Schöne Tropfen findet ihr auch an der Bar Lillet, der Weinbar des Hotels Le Méridien.

Im Stuttgarter Westen verwöhnt  Le Tonneau mit französischen Weinen und passenden kleinen Gerichten wie Flammkuchen, kreativ belegten Baguettes und Salaten Frankreichliebhaber. Ebenfalls auf der Karte des Bistros stehen herzhafte Galettes und süße Crêpes.

Sein Inhaber Dominique Gueydan war als „Monsieur Petit France“ stadtweit bekannt – denn sein Petit-France-Partyservice lieferte den Frankreich-Genuss auch nach Hause. Schüler und Studenten, Arbeiter und Angestellte holen sich bei seiner Baguette-Kette „Vital Lunch“  ein Sandwich à la française. Seit 2018 kommt das Brot dafür aus der eigenen Bäckerei, La Boulangerie.

Nach 33 Jahren in Stuttgart hat Gueydan das Restaurant an jüngere Hände übergeben. Und sich 2020 diesen letzten Traum erfüllt: die Quintessenz von Petite France: Stehbistro, Feinkostboutique, Bäckerei und Lieferservice an der urbanen Eberhardtstraße zwischen Dilayla und Hegelmuseum. Dort vertreibt Monsieur jetzt all jene französischen Köstlichkeiten, die seit drei Jahrzehnten bei den Stuttgartern gut ankommen. Und steht im bretonischen Ringelshirt mit verschmitztem Lächeln und jungen 60 Jahren dort selbst im Laden.

Stuttgart & Frankreich: Was für Verbindungen!

Club des Alsaciens

Der Club der Elsässer in und um Stuttgart lässt als Mitglied der UIA (Union Internationale des Alsaciens) die Elsässer Lebensart in Stuttgart aufleben mit einem bunten Programm. Kommt doch mal zum Stammtisch um 19 Uhr am  zweiten Mittwoch des Monats
ins Restaurant „Stuttgarter Ratskeller“, Marktplatz 1 in Stuttgart!
www.alsaciens-de-stuttgart.de

Deutsch-Französische Gesellschaft Filderstadt

In Stuttgart selbst gibt es keine deutsch-französische Gesellschaft. Umso aktiver ist die 2003 gegründete DFG von Filderstadt mit ihren 92 Mitgliedern. Jeden Monat steht eine Veranstaltung im Programm. Im Januar geht es traditionell zum Neujahrsessen in die Krone. Im Februar steht die Mitgliederversammlung an.

Zu Fronleichnam folgt die Fahrt nach Frankreich. Nach Boule im Sommer, Herbstwanderung im September und Rückblick auf die Reise mundet der November mit Wein und Schoko, ehe im Dezember alljährlich die Partnerstädte besucht werden – abwechselnd geht es nach La Souterraine und Domballe.
www.dfg-filderstadt.de

Weitere deutsch-französische Gesellschaften findet ihr noch in Reutlingen, Tübingen und Pforzheim.

Deutsch-französische Grundschule Stuttgart

Rund 540 Schülerinnen und Schüler besuchen diese Grundschule, die neben 14 rein deutschsprachigen Klassen auch acht Klassen Französisch in der bilingualen Abteilung anbietet.
http://dfgs-sillenbuch.de

Deutsch-Französisches Institut

Das bereits 1948 gegründete Deutsch-Französische Institut (dfi) ist ein unabhängiges Forschungs-, Dokumentations- und Beratungszentrum für Frankreich und die deutsch-französischen Beziehungen im europäischen Umfeld.

Es versteht sich als Plattform für den Dialog beider Länder begleitet und gestaltet es seit mehr als sechzig Jahren die deutsch-französische Kooperation in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Seine Fachbibliothek birgt neben Büchern und Zeitschriften auch unveröffentlichte Schriften, Examensarbeiten sowie ein umfangreiches Pressearchiv.
• www.dfi.de

Förderverein Deutsch-Französischer Kultur e.V.

Der Dialog der Kulturen als Motor der Völkerverständigung: Mit Vorträgen und Diskussionen, Salons und Performances will der Förderverein Interesse für die Traditionen und Denkweisen der beiden Völker wecken und ein und die  deutsch-französischen Beziehungen stärken.
• www.deutsch-franzoesische-kultur.de

Institut français

Bereits 1949 öffnete das Institut français Stuttgart als Centre d’Etudes Françaises de Stuttgart seine Tore. Höhepunkt des vielfältigen Kulturprogramms, das die Sprachvermittlung mit Kursen und Mediathek ergänzt, sind im Herbst die Französischen Wochen, deren Koordinierung das Institut im Jahr 2010 übernahm.

Mit 70 bis 100 Veranstaltungen, die mehr als 50 Institutionen, Vereine und Künstler organisieren, bilden sie die wichtigste Plattform für den deutsch-französischen Dialog in der Metropolregion Stuttgart.
• https://stuttgart.institutfrancais.de

Maternelle Stuttgart

In der Eichenparkstraße 16 betreut die École Maternelle Franco-Allemande Georges Cuvier seit 2008 hauptsächlich französische Kinder oder Kinder mit doppelter Nationalität eingeschult, welche die beiden Sprachen – deutsch und französisch – bereits sprechen.
www.maternelle-stuttgart.de

Stuttgart Accueil

Herzlich willkommen und bienvenue: So heißt  der Verein Stuttgart Accueil mit seinen Mitgliedern französische Neuankömmlinge im Großraum willkommen und hilft bei der Integration mit geselligen Treffen, Tanz und viel Kultur.

Union des Français de l’Étranger-Wurtemberg (UFE)

Exilfranzosen, die in Baden-Württemberg leben,  hilft dieser Verband mit seinem engmaschigen Netzwerk und seinen vielen Kontakten..
www.ufe.org

Wagenburg-Gymnasium

Das Wagenburg-Gymnasium gehört zu den Vorreitern der bilingualen Bildung in Europa. Für diese Pionierarbeit wurde es vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg als “Partnerschule für Europa“ ausgezeichnet.

Neben dem Abibac gehören zu bilingualen Programm auch drei französische Theater-AGs, das jährliche Theaterfestival „In et Off“, bilinguale Seminare mit der Partnerschule Lycée du Général Leclerc in Saverne, Teilnahme an Sprachprojekten und Wettbewerben, der trinationale Nanowelten (NWT)-Kongress sowie  eine französische Lernwerkstatt.
• www.wagenburg-gymnasium.de


Wie viel Frankreich steckt in Deutschland? Das verrät euch meine Blogparade. Alle bisherigen Beiträge findet ihr hier.  Ihr wollt, dass ich auch eure Stadt und ihre Verbindungen mit Frankreich vorstelle? Dann schreibt mir eine Mail! Ich freue mich auf ganz viele Tipps und Infos. Und sage: MERCI!

Das Buch

Frankreich in DeutschlandHamburg war einst Hauptstadt eines Départements von Napoleons Kaiserreich. Duisburg bot dem königlichen Musketier d’Artagnan ein Dach über dem Kopf. Dortmund war für ein paar Wochen der Wohnort, an dem der französische Austauschschüler Emmanuel Macron die Deutschen in natura erlebte. Göttingen ist die Stadt, aus der der Soundtrack der deutsch-französischen Versöhnung stammt.
Überall steckt so viel Frankreich in Deutschland. In 26 Berichten von Erkundungen vor Ort beschreibe ich in meinem ersten E-Buch die unzähligen Spuren, die unser französischer Nachbar im Laufe der ereignisreichen, gemeinsamen Geschichte in Deutschland hinterlassen hat. 2021 ist die 2. Auflage erschienen!E-Book: ISBN 9783752 665604 (14,99 Euro)
Print: ISBN 9783944299235 (25,50 Euro), zu bestellen u.a. hier*.
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4 Kommentare

  1. Sehr schöne und lebendige Zusammenführung von “ Frankreich in der Region Stuttgart“
    Merci beaucoup!
    Anna Deparnay-Grunenberg (conseillère municipale franco-allemande)

    1. Danke! Ein Jahr lang stelle ich alle 14 Tage die deutsch-französischen Beziehungen und Verbindungen da. Als nächstes kommt Göttingen. Und klar, mit Barbara! Bien cordialement, Hilke

  2. Hallo Bonjour
    Mein Sohn arbeitet in Ulm und sucht einen Kontakt mit Franzosen. Wo kann er erfahren, ob einen Treffen schon stattfindet?

    Danke im voraus für Ihre Hilfe. Grüsse

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