
Giroussens ist Frankreichs Dorf der Töpfer. Die alte Bastide im Tarn, die sich und 40 Kilometer nordwestlich von Toulouse auf einem Steilhang hoch über dem Agout erhebt, lockt alljährlich am 1. Juniwochenende Töpfer aus ganz Europa an.

Seit 1991 stellen sie beim Marché de Giroussens unter freiem Himmel ihre Arbeiten aus. Mit dabei sind mehr als 70 Werkstätten und Ateliers sowie Keramiker, die ganz allein für sich an der Drehscheibe arbeiten oder mit Aufbaukeramik kühne Kunst kreieren.

Schaufenster der Keramik-Elite
Das ganze Jahre hindurch könnt ihr zeitgenössische Töpferkunst von Keramikstars wie Nathalie Doyen, Eliane Monnin, Jane Norbury, Rachèle Rivière oder Marteen Stuer im Centre de Céramique de Giroussens entdecken.

Nicht nur Vasen, Teller, Tassen, Figuren und freie Kunst sind dort zu sehen, sondern auch, und vor allem, Schmuck. Mal grob, mal unglaublich filigran und zerbrechlich. Ketten und Ringe, die mich staunen lassen über die Vielseitigkeit dieses Naturmaterials.
Schmuck, dieser Ton!
Zu den schönsten Schmuck-Töpferinnen des Südwestens gehören für mich Maya Talavera aus Marciac im Gers und Claude Bouviala im Aveyron. Maya arbeitet ohne Drehscheibe, nur mit den Händen.
Und verwischt bewusst nicht die Spuren, die ihre Werkzeuge im Ton hinterlassen. Für ihre Unikate kombiniert sie groben Ton mit feinster Spitze, bunten Fäden oder anderen Materialien – gerade so, wie sie von ihnen inspiriert wird.
Groß geplant oder vorab entworfen wird nichts. „Mein Schmuck entwickelt sich bei der Arbeit“, erklärt sie. Auch Emaille, Porzellan, Steinzeug und Schamott wandelt sich unter ihren Händen zu einzigartigem Schmuck.
Handwerk & Kunst
Typisch für den Schmuck – und die Skulpturen – von Claude Bouvila sind Silber, Kupfer und Leder, die sich mit dem Töpferton paaren. Vorbild für ihre Arbeiten sind, sagt sie, die Natur – und die verschiedenen Ethnien dieser Welt.
In Albi verfolgt Lore Camillo von Clair de Terre andere Visionen. Unter der Dachmarke Les Poteries d’Albi hat sie den elterlichen, handwerklichen Betrieb mit ihrem Töpferstudio verschmolzen – die Töpfereien für den Garten, die der Familienbetrieb seit Jahrzehnten verkauft, tragen jetzt deutlich eine künstlerische Handschrift.

Die Top-Events der Töpfer
In Occitanie
Marché de Potiers du Millau: alljährlich zu Pfingsten
Marché Européen de Céramique Contemporaine: großer Töpfermarkt in den Straßen von Giroussens mit Skulpturen-Parcours, Anfang Juni von 9 bis 19 Uhr
Allée Céramique: Anfang Oktober veranstaltet Toulouse seinen Töpfermarkt. Wer auf den Allées Jules Guesde ausstellt und verkauft, wurde dazu eingeladen.
Im ganzen Land
Journées Européenes des Métiers d’Art: im März und April jeden Jahres

Giroussens: meine Reisetipps
Nicht verpassen
Centre Céramique
Töpferkunst und Keramik in all ihren Facetten.
• 7, Place Lucie Bouniol, 81500 Giroussens, Tel. 05 63 41 68 22, www.centre-ceramique-giroussens.com
Panorama de Giroussens
Paradeblicke vom Steilufer auf das Tal des Agout.
• Grand Rue, 81500 Giroussens,

Schlemmen und genießen
L’Echaugette
Das Restaurant direkt neben dem Panorama – natürlich auch mit grandiosem Blick auf den Fluss! Sein Patron Nicolas Galibert kocht im Rhythmus der Jahreszeiten frische Marktküche.
• Grand Rue, 81500 Giroussens, Tel. 05 67 67 45 84, www.echauguette.fr
Schlafen*
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Annette Meiser, Midi-Pyrénées*
Annette Meiser, die u.a. die erste müllfreie Schule Deutschlands mitbegründete, hat in Midi-Pyrénées ihre Wahlheimat. Dort lebt und arbeitet sie seit vielen Jahren und bietet erdgeschichtliche und kulturhistorische Wanderreisen an.
Ihre Expertise hat sie auf 432 Seiten zwischen die Buchdeckel eines Reiseführers gepackt. Ihr erstes Buch stellt eine Ecke Frankreichs ausführlich vor, die in klassischen Südfrankreich-Führern stets zu kurz kommt.
Für mich ist es der beste Reiseführer auf Deutsch für alle, die individuell unterwegs sind – sehr gut gefallen mir die eingestreuten, oftmals überraschenden oder kaum bekannte Infos. Wie zum einzigen Dorf Frankreichs, das sich in zwei Départements befindet: Saint-Santin liegt genau auf der Grenze von Aveyron und Cantal. Wer mag, kann den Band hier* direkt online bestellen.
Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*
Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.
Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker! Hier* gibt es euren Begleiter.
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