Weihnachten in Frankreich: welch ein Fest!
Weihnachten in Frankreich wird bunt, glitzernd und oft auch herrlich kitschig gefeiert. Bereits Mitte November, spätestens Anfang Dezember, hängen die Kommunen ihre fantasievolle Weihnachtsbeleuchtung auf – je fantasievoller, desto schöner. Da reiten Engel und Elche vereint durch das nächtliche Dunkel, funkeln Sterne und Tannenzweige in Bleu, Blanc, Rouge stromsparend als LEDs.
Die Vitrinen der Grands Boulevards
An den Grands Boulevards von Paris konkurrieren die großen Kaufhäuser von Printemps und Galeries Lafayettes mit ihren festlich geschmückten Schaufenstern, die jedes Jahr zu Weihnachten in Frankreich eine neue, aufregend wie opulent gestalteten Fantasiereise insenieren.
Berühmte französische Künstler gestalten dann die Vitrinen, erzählen im Schaufenster mit Animationen die Weihnachtsgeschichte neu oder lasse ihre Erinnerungen an weihnachtliche Kindertage aufleben. Rathäuser und Kirchen, Straßen und Wohnhäuser schmücken sich üppig mit Lichterschmuck, Figuren und Fantasievollem.
Der Weihnachtsbaum
Weihnachten wurde erstmals am 25. Dezember im Jahr 354 in Rom gefeiert. Es handelt sich um die christliche Transkription der römischen Saturnalien zur Wintersonnenwende. Im Mittelalter feierte jede Region Weihnachten nach ihren eigenen Bräuchen und zeigte verschiedene Krippenspiele. Besonders die tableaux vivants, Mysterienszenen mit Darstellungen des Paradieses, waren im 11. Jahrhundert sehr beliebt.
Nicht einmal 300 Jahre alt ist bei Weihnachten in Frankreich die Tradition, einen Tannenbaum aufzustellen. Doch schon lange vor dem ersten, offiziell sapin de Noël genannten Baum wurden immergrüne Zweige zur Dekoration von Häusern seit der Antiken bei den Winterfesten verwendet. Im siebten Jahrhundert integrierte die Kirche diesen heidnische Brauch in christliche Feste. Mit roten Äpfeln geschmückt, symbolisierte eine Tanne damals den Baum des Paradieses.
In Europa stammen die ersten schriftlichen Spuren des Christbaumschmucks aus dem Jahr 1510 in Lettland, wo eine Kaufmannszunft einen Baum mit Trockenblumen und Bändern schmückte, ehe ihn auf dem Dorfplatz feierlich verbrannte. 1521 wurden im Elsass die ersten Tannen zu Weihnachten verkauft, verraten die Archive der Stadt Sélestat. Lichterschmuck gab es damals jedoch nicht, wohl aber schon Äpßfel und Süßigkeiten als Baumschmuck.
Beliebt wurde der Brauch, eine Tanne ins Haus zu stellen, besonders seit der Reformation bei den Protestanten, die nicht wie die Katholiken Weihnachten einer Krippe darstellen wollten. Nach und nach verbreitete sich diese Tradition im gesamten protestantischen Europa, Deutschland und Skandinavien.
In Frankreich führte Marie Leszcynska, die Ehefrau von Ludwig XV. und polnischer Herkunft, im Jahr 1738 den ersten geschmückten Weihnachtsbaum bei Hofe in Versailles ein. Die Bourgeoisie kopierte den adligen Festtagsschmuck, dann das Volk. Heute legen immer mehr Franzosen Wert auf einen nachhaltigen, Anbau beim Festtagsbaum.
Die Hauptstadt der Weihnachtsbäume
Zur Hauptstadt der Weihnachtsbäume stiegt Saulieu auf. Vor seinen Toren liegt der Morvan. Das kleinste Bergmassiv Frankreichs ist mit jährlich mehr als eine Million Tannenbäumen das führende Gebiet für den Anbau und Versand von Weihnachtsbäumen in Frankreich. Seine 1.500 Plantagen stellen rund ein Viertel der nationalen Produktion. Traditionell wird im Morvan auch der Weihnachtsbaum für den Innenhof des Élysée-Palastes gefällt. Die Tanne für den Präsidenten ist jedes Jahr eine Nachricht im Fernsehen wert – und wird stets per Boot nach Paris transportiert.
Bei der Baumzucht für Weihnachten arbeitet der regionale Naturpark Morvan eng mit der Association Française du Sapin de Noël Naturel zusammen, die sich seit 1998 um die Vermarktung der Bäume aus dem Morvan kümmert. Ziele sind es, den Wasserverbrauch der Kulturen zu begrenzen, den Anbau nachhaltig zu entwickeln, Arbeitsplätze zu schaffen und zugleich die Umwelt zu schonen. Gemeinsam wurde mit der Légende du Morvan eine Marke geschaffen, die garantiert, dass der Baum tatsächlich aus dem Morvan stammt und seine Produktion mit Respekt für Mensch und Umwelt erfolgte. Weitere Anbaugebiete für die Bäumen, die zu Weihnachten in Frankreich die Plätze und Häuser schmücken, sind das Elsass und die Vogesen.
Zauberhafte Weihnachtsmärkte
Zu Weihnachten iin Frankreich gehören auch die die marchés de Noël. Früher waren sie nur im Elsass zu finden, doch heute liebt sie das ganze Land. Besonders glanzvoll inszeniert sie Strasbourg, die selbsternannte Weihnachtshauptstadt des Hexagons.
Sein Christkindelsmärik gilt als ältester Weihnachtsmarkt Frankreichs. 2022 sorgte der grüne Stadtrat für Schlagszeilen. Um „Handwerk und Authentizität“ zu sichern, hatte er im Oktober 2022 eine lange Verbotsliste vorgestellt.
Nicht zugelassen zum Verkauf sind seitdem unter anderem Korbwaren und Schirmmützen, Brathähnchen und Popcorn. Auch Champagner steht seitdem als Tabu-Ware auf der Liste. Wo überall ihr im Hexagon zu Weihnachten in Frankreich wunderschöne Märkte finden könnt, verrate ich euch in diesem Beitrag.
Tannenbaum statt Adventskranz
Früher als bei uns wird zu Weihnachten in Frankriech im eigenen Heim der Tannenbaum aufgestellt – und meist schon gleich zu Beginn der Adventszeit der Weihnachtsbaum aufgestellt. Mundgeblasene Glaskugeln aus dem lothringischen Meisenthal, Lichterketten und Lametta schmücken den sapin de Noël. Auch Früchte, Naschereien und Spielzeug werden gerne an die Zweige gehängt.
Adventskränze indes werdet ihr kaum in der Vorweihnachtszeit bei den Franzosen finden. Was auch fehlt in der Zeit vor Weihnachten ist der süße, warme Duft von frisch gebackenen Plätzchen. Einzig im Elsass werden eifrig bredele gebacken. Rezepte für das typische Weihnachtsgebäck der Grenzregion zu Deutschland findet ihr hier.
Krippen & Santons
Bereits Ende November werden die Krippen (crèches) in den Häusern und Kirchen unter den Weihnachtsbaum gestellt. Doch bis zum 24. 12. bleibt das Bett leer – erst in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember wird zu Weihnachten in Frankreich das Jesuskind in die Krippe gelegt!
In der Provence schmücken sie handgefertigte santons, Krippenfiguren aus Holz oder Ton. Alljährlich am letzten Sonntag im November werden sie in Meilhan bei Marseille beim marché aux Santons verkauft.
Die Krippenfiguren aus gebranntem Lehm stellen traditionelle Berufe aus dem dörflichen Leben der Provence dar: Gänsejungen, Blumenmädchen, Schneider, Schmied und Schäfer. Zu den Santons-Bastlern gehört auch Paul Biolaz. Ihn habe ich im Lauragais getroffen, wo er mit seinen Figuren die lokalen Traditionen aufgreift.
Pastrages & Pessebres
Zu Weihnachten in Frankreich gehören auch die Krippenspiele, die Laiengruppen in den Kirchen aufführen. In der Provence werden sie pastrages genannt. Im Pays Catalan, dem französischen Teil Kataloniens, werden sie pessebre vivant genannt. In Perpignan tritt dabei sogar der Teufel vors Publikum und versucht, Maria ihr Kind abspenstig zu machen. Erfahrt hier mehr!
Die Festtage
Weihnachten in Frankreich ist ein christliches Fest der Freude und der Hoffnung. Und doch nicht drei Tage lang, sondern, streng, genommen, nur einen Tag lang dauert. In Frankreich ist der 24. Dezember noch ein normaler Arbeitstag. Auch die Geschäfte sind wie gewohnt geöffnet. Doch sobald es dunkel wird, stellt sich die Weihnachtsstimmung ein und die Familie trifft sich zum Weihnachtsessen zu Hause oder im Restaurant. Um Mitternacht wird die messe de minuit besucht.
Während die Familie den Gottesdienst besucht, kommt der Weihnachtsmann Père Noël der Legende nach durch den Kamin ins Haus und legt seine Geschenke hin. Hier und da kommt er auch erst sehr früh am Morgen des 25. Dezember. Dies ist der einzige offzielen Feiertag zu Weihnachten in Frankreich.
Auf dem Land lebt die Tradition fort, einen dicken Holzklotz an den Weihnachtstagen im Kamin verbrennen zu lassen und die Asche anschließend auf einem Feld zu verstreuen. Dieser Brauch soll eine gute Ernte verheißen.
Der Scheit prägte auch die Küche. Die bûche de Noël, eine mit Buttercreme gefüllten Biskuitroulade im Schokomantel, soll diesem Baumstamm nachempfunden sein.
Großes Schmausen beim Gros Souper
Weihnachten in Frankreich in Frankreich bedeutet auch: Geselligkeit in der Familie. Und dies ist viel wichtiger als der Glaube oder die Geschenke. Gemeinsam zu schlemen und dabei zu erzählen ist für viele Franzosen das Wichtigste beim Fest.
Und was eignet sich dazu besser als das gros souper, das großen Festmahl zu Weihnachten, bei dem alle Generationen zu Weihnachten in Frankreich gemeinsam am Tisch sitzen und schlemmen. Wochenlang wird die kulinarische Inszenierung für le réveillon diskutiert. Und dann doch das Weihnachtsessen ganz traditionell serviert. Zum Auftakt füllt edel Prickelndes das Glas: ein erlesener, fein perlender Champagner oder ein Crémant.
Die Vorspeise beim gros souper bilden meist Austern oder Foie Gras , aber auch Schnecken oder Salate sind als entrée beliebt. Die Stopfleber von der Ente oder von der Gans gibt es in Frankreich inzwischen auch als vegetarische Variante.
Zum Hauptgang folgt gerne ein ganzes Geflügel, wie ein Truthahn, Kapaun oder eine Gans, gefüllt mit Kastanien oder Maronen. Eingekauft wird das Geflügel auf den marchés au gras, die in der Vorweihnachtszeit im Midi stattfinden.
Auch ein Braten vom Rind oder Kalb ist zu Weihnachten in Frankreich eine beliebte Wahl. Dazu werden typischerweise Kartoffeln, Gemüse und Saucen gereicht.
Die bûche de Noël
Nach der Käseplatte beschließt die bûche de Noël das reichhaltige Festmahl zu Weihnachten in Frankreich. Die üppige Butterkremrolle erinnert an einen heidnischen Holzstamm, der, in viele Scheite zerteilt, einst zur Wintersonnenwende verbrannt wurde.
Die katholische Kirche integriert diese Tradition, christianisierte sie und machte den Kuchen zum Festgebäck. Wer ihn nachbacken möchte, findet hier das Rezept.
Die Treize Desserts
In der Provence endet das Gros Souper, das Sieben-Gänge-Menüs zu Weihnachten in Frankreich, mit einer Parade von Süßspeisen, die sich alle Gäste teilen. 13 typische Nachtische – die Treize Desserts – beschließen das Mahl. Ihre Zahl – 13 – steht symbolisch für Jesus und seine Apostel.
Mit dabei sind stets weißer Nougat aus Montélimar, Calissons-Kekse aus Aix-en-Provence, kandierte Früchte aus Apt, Nüsse und Feigen und viele andere Köstlichkeiten aus Südfrankreich. Mehr dazu erfahrt ihr hier.
Silvester
Die semaine joyeuse in der Kernzeit von Weihnachten in Frankreich dauert vom 24. Dezember bis zum 1. Januar. Doch bereits am 26. Dezember sind die Geschäfte wieder geöffnet – und viele Franzosen an den Arbeitsplatz zurückgekehrt. Das Jahr endet mit einem erneuten Festessen im Kreis der Familie oder unter Freuden.
Beim traditionellen Feuerwerk zu Saint-Sylvestre versuchen sich die Gemeinden gegenseitig zu übertreffen. Das private Zünden von Feuerwerkskörpern ist wenig verbreitet, und mit Ausnahme vom Elsass und einigen wenigen anderen Ecken im Land auch verboten.
Der Kuchen der Könige
Am 6. Januar brachten die heiligen drei Könige dem Jesuskind einst ihre Gaben. Heute feiern die Franzosen das Dreikönigsfest Epiphania nicht mehr unbedingt dann, sondern stets am ersten Sonntag im neuen Jahr.
Zur Festtag gehört ein besonderer Kuchen: die galette des rois. Sie wird traditionell mit Freunden und der Familie genossen. Im Blätterteigkuchen war einst eine fève versteckt, eine Saubohne. Wer sie findet, ist für einen Tag König oder Königin. Und muss im nächsten Jahr die galette des rois backen. Das Rezept findet ihr hier.
Um 1870 wurden die einfachen Bohnen durch immer aufwendiger verzierte Porzellanfiguren ersetzt. Nicht wenige Franzosen sammeln diese Figuren und stellen sie als Glücksbringer fürs gesamte Jahr ins Regal.
Weihnachten in Frankreich: bis Februar!
Für die katholische Kirche ist Weihnachten in Frankreich nach dem Dreikönigstag noch lange nicht vorbei. Sondern erst 40 Tage nach der Heiligen Nacht. Dann feiert Frankreich la chandeleur – und futtert Crêpes zu Mariä Lichtmess. Erst dann werden auch die Krippen in den Gotteshäusern wieder abgebaut und eingepackt für das nächste Jahr. Mehr zu Mariä Lichtmess à la française erfahrt ihr hier.
🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟 Joyeux Noël & Frohe Weihnachten!🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟🌟
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