Weihnachtsmärkte: Das Straßburger Münster und die Maison Kammerzell im weihnachtlichen Licht. Foto: Hilke Maunder

Die Weihnachtsmärkte von Straßburg

Die Weihnachtsmärkte von Straßburg: Wer im Advent in die Europastadt reist, kann hier geradezu berauschen lassen von einem Weihnachtszauber, der die ganze Innenstadt in einen Traum aus Wohlgerüchen, Licht und Musik, Genuss und Erleben verwandelt. Und das ganz regional, typisch elsässisch und jedes Jahr ein wenig mehr nachhaltiger.

Die Ursprünge der Weihnachtsmärkte von Straßburg

Er gilt als ältester Weihnachtsmarkt Frankreichs und entstand als Protest: Vor mehr als 450 Jahren – genauer gesagt:  1570 – sprach sich der lutherische Pastor Johann Flinner auf der Kanzel des Straßburger Münsters deutlich gegen die „extravagante“ katholische Tradition der Heiligenverehrung aus.

Der Rat der XXI verbot daraufhin in Straßburg den Nikolausmarkt als Überbleibsel des Papsttums. Der Rat der XXI verwaltete damals nach der Reformation die Stadt und bestand aus alten Stettmeistern, Ammeistern und erfahrenen Ratsmitgliedern, die sich in „geheimen Stuben“ trafen.

Jene ersetzten ihn durch einen Christkindlmärik. Anfangs fand der neue Markt nur auf dem Vorplatz des Liebfrauenmünsters statt. Doch rasch eroberte er auch die Place du Château, die Rue Mercière und weitere Teile der Stadt.

Weihnachtsmärkte: Weihnachtsschmuck in allen Gassen und Straßen. Foto: Hilke Maunder
Weihnachtsschmuck in allen Gassen und Straßen. Foto: Hilke Maunder

Capitale de Noël

Heute ist nahezu die gesamte Innenstadt auf der Grande-Île im Herzen der selbst ernannten Weihnachtshauptstadt Straßburg im Weihnachtsrausch. Die Weihnachtsmärkte erstrecken sich über mehrere Straßen und Plätze mit jeweils eigenen Schwerpunkten. Das Gastland präsentiert sich traditionell auf der Place Gutenberg. 2023 ist die Ukraine das Partnerland. 2021 war Deutschland, 2019 Kroatien, 2018 Finnland und 2017 Island dort zu Gast.

Verbotene Produkte

2022 sorgte der mehrheitlich grüne Stadtrat von Straßburg mit einer Verbotsliste von Produkten für Schlagzeilen. Um Handwerk und Authentizität der Straßburger Weihnachtsmärkte zu sichern, wurden Champagner, Popcorn und Brathähnchen, tierische Geschenke für Hund oder Katze sowie Korbwaren und Schirmmützen an den Buden untersagt.

Weihnachtsmärkte: ohne Glühwein auch im Elsass undenkbar. Foto: Hilke Maunder
Weihnachtsmärkte: ohne Glühwein auch im Elsass undenkbar. Foto: Hilke Maunder

Chalets voller Weihnachtsflair

An insgesamt elf Standorten auf der Grande-Île haben Schausteller, Händler und Kunsthandwerker ihre mehr als 300 Chalets aufgestellt. Am Rathaus erzählt ein Videomapping die Geschichte des Weihnachtsmarktes.

Unterwegs begegnen euch auch immer wieder Krippen, die mal versteckt, mal auffällig inszeniert, den Bummel über die Weihnachtsmärkte begleiten. Als Zeichen der Geburt Jesu und Symbol der Freude lassen sie ihr Licht der Hoffnung in der dunklen Jahreszeit leuchten. Verpasst nicht die lebende Krippe im Hof des Palais Rohan!

Die wichtigsten Weihnachtsmärkte von Straßburg

Die Weihnachtsmärkte von Strasbourg. Copyright: Strasbourg Tourisme
Die Weihnachtsmärkte von Straßburg. Copyright: Strasbourg Tourisme

Christkindelsmärik

Die Mutter aller Märkte findet ihr auf der Place Broglie. Hier locken Elsässer Kunsthandwerk, Brezeln und Bredele und andere typisch Elsässer Genüsse. Eine Ausstellung präsentiert die Geschichte des Christkindelmäriks.

Place Kléber

Das Herz der Weihnachtshauptstadt mit dem großen Weihnachtsbaum, den zahlreichen Marktbuden und dem Dorf des Teilens mit den Hütten der Wohlfahrtsorganisationen.

Weihnachtsmärkte: Auch Weckmännchen gehören zum Advent im Elsass. Foto: Hilke Maunder
Auch Weckmännchen gehören zum Advent im Elsass. Foto: Hilke Maunder

Der Markt der elsässischen Weihnachtsgenüsse

Bredele, Männele und Lebkuchen: Beim Markt am Palais Rohan könnt ihr traditionelles Elsässer Weihnachtsgebäck kennenlernen und kosten.

OFF Noël

An der Grenze zwischen Grande-Île und Bahnhofsviertel könnt ihr bei den Ausstellern auf der Place Grimmeissen die erstaunliche Bandbreite der Sozial- und Solidarwirtschaft in Straßburg entdecken.

Mit dabei: Vintage-Möbel, ausgefallene Mode, Bio-Lebensmittel, Kunsthandwerk, Haushaltsgeräte aus zweiter Hand und so manch überraschendes Produkt. Märchen für Erwachsene, DIY-Workshops, Performances, Vorträge, Konzerte und viele andere Veranstaltungen machen das OFF-Programm zu einem unvergesslichen Erlebnis!

Das Adventsdorf

Am Square Louise Weiss lädt das Adventsdorf zum geselligen Miteinander beim Basteln in kreativen und künstlerischen Workshops.

Barrage Vauban

1,2,3,4 … Lasst die Sterne leuchten: Jeden Samstag um 18 Uhr könnt ihr dort die neue Tonlichtshow der Weihnachtshauptstadt erleben.

Leuchtende Träume

Die Ecke Grand’Rue / Rue du Fossé des Tanneurs schmückt ein riesiger Kronleuchter, der mit Weihnachtsgebäck in XXL dekoriert ist. Verpasst auch nicht das Lichtermeer in der Rue du 22 Novembre, aus 15 riesigen, funkelnden Weihnachtskugeln in Silber und Gold. Und auch der Quai des Bateliers setzt seine prächtigen Fassaden zu Weihnachten mit Licht in Szene und lässt Glühwürmchen und Riesensterne vor euren Augen leuchten.

Die Weihnachtsmärkte von Straßburg sind die bekanntesten der rund 150 Marchés de Noël, die ihr von Norden nach Süden im Elsass findet. Unterteilt werden sie in sieben „Weihnachtsländer“. Straßburg gehört zum Pays des Arômes, dem Land der vielen Genüsse von Bas-Rhin – und das ist nicht zu viel versprochen!

Weihnachtsmärkte: Père Noël ist auf den Weihnachtsmärkten unterwegs! Foto: Hilke Maunder
Auch Père Noël ist auf den Weihnachtsmärkten  von Straßburg unterwegs! Foto: Hilke Maunder

Die Weihnachtsmärkte von Straßburg: die Infos

24. November 2023, 14 Uhr bis 24. Dezember, 18 Uhr statt. Die Stände sind von 11.30 bis 21 Uhr geöffnet, Heiligabend bis 18 Uhr.

Musikalisches Erwachen des großen Weihnachtsbaums auf der Place Kléber:  tgl. jede Stunde von 16 bis 21 Uhr sowie um 22 und 23 Uhr ohne Musik

Die Weihnachtsbeleuchtung könnt ihr vom 24. November 2023 bis zum 7. Januar 2024 von 16 bis 23 Uhr erleben.

Neu in 2023: Erstmals könnt ihr eure eigenen Becher und Teller mitbringen, um die Abfallflut zu reduzieren.

Hier könnt ihr schlafen*

Hotels, Gästezimmer, Gîtes

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Camping

Der ganzjährige geöffnete Platz Camping de Strasbourg bietet neben Stellplätze für Zelt, Womo, Caravan auch gemütliche Holzchalets zu Miete an. Vor dem Campingplatz liegt ein Stellplatz (ohne Strom), von dem aus man die sanitären Einrichtungen mitbenutzen darf. Der ÖPNV ist gut erreichbar. Es gibt einen Brötchenservice.
• 9 Rue de l’Auberge de jeunesse, 67200 Strasbourg, Tel. 0388301996, www.camping-strasbourg.com

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8 Kommentare

  1. Liebe Hilke,
    danke für den tollen Bericht und all die anderen Berichte und die Tweets… Hast du einen TIpp, wo man am besten parkt und wann man am besten anreist? Könnte mir vorstellen, dass die Stadt ziemlich voll ist. Zu guter letzt: Hast du nen Tipp für ne teenager-taugliche Brasserie, die nicht so tourimäßig ist. Merci bien en avance! Philippe

    1. Hallo Philippe, merci für Deine netten Worte und Deine Fragen. Alle Infos zur Anreise und zum Parken beantworten das Fremdenverkehrsamt von Strasbourg hier: https://noel.strasbourg.eu/de/circuler-sur-place. Und ja, die Stadt ist voll. Ich würde mit der Bahn anreisen und die paar Schritte vom Bahnhof bis ins Zentrum zu Fuß zurücklegen. In der Innenstadt etwas zu finden, wo keine Touristen sind, ist quasi unmöglich. Auf der Grande-Île gefällt mir das Krutenau-Viertel, dort mischen sich Studierende, Einheimische und Besucher, gibt es Kneipen und Bars, Cafés, Bistros und Galerien. Ein zweites junges Viertel ist Esplanade. Die Presqu’île Malraux ist Straßburgs „HafenCity“ mit der Cité de la Musique et de la Danse von Henri Gaudin, der Médiathèque Malraux, den Black-Swan-Wohn- und Bürotürmen sowie einige angesagten Bars und Cafés. Zahlreiche junge Adressen findest du auch im Strassbuch, das Studierende der École de management de Strasbourg jedes Jahr veröffentlichen unter dem Reiter bonnes adresses: https://www.lestrassbuch.fr/. Schöne Zeit in Straßburg! Hilke

  2. Liebe Hilke,

    ein sehr schöner Text, obwohl mir an Weihnachtsmärkten eigentlich nicht viel liegt.

    Bitte gestatte mir eine Frage:

    Was hatte der lutherische Pastor Flinner auf der Kanzel des katholischen Münsters zu suchen?

    Das würde mich mao interessieren.

    Ich wünsche Dir eine schöne (Vor-)Weihnachtszeit.

    Bises,

    Hubert

    1. Das Münster war nicht immer katholisch – sondern auch evangelisch. Im Zuge der Reformation wies der Stadtrat 1524 das Münster dem protestantischen Glauben zu. Nachdem Ludwig XIV. im Rahmen der Reunionspolitik am 30. September 1681 die Stadt besetzte, wurde das Münster den Katholiken zurückgegeben.

      Viele Grüße, Hilke

  3. Hallo Hilke,
    da wir ja jetzt mehrmals die Woche nach Bitsch fahren um unser Haus zu renovieren, sehen wir auf der Fahrt durch die kleinen Orte auch eine ungewöhnliche Weihnachtsdeko
    Teddybären an den Häusern, Geländern und an Tannenbäumen. Kannst Du uns erklären, wie dies entstand, oder woher dieser Brauch kommt?
    Liebe Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit wünschen Dir
    Gabriele und Ronald – noch aus der Pfalz!

    1. Hallo Gabriele und Ronald,
      ja, das ist mir auch schon aufgefallen – in Strasbourg gingen selbst Glücksschweinchen vor der Fassade eines Kaufhauses. Erklären kann ich mir diesen Brauch nicht, aber er lockt jedes Mal ein Schmunzeln hervor. Die Franzosen lieben es wohl einfach, so ausgefallen zu dekorieren!
      Schönen ersten Advent! Hilke

  4. hallo Hilke Maunder,
    ich finde Ihre Artikel wunderbar. Lesen tue ich fast jeden. Leider kann diese vielen schönen Orte, aufgrund meiner Gehbehinderung, nicht mehr besuchen. Seit meine Frau 2019 verstorben ist und ich alleine bin , kann ich ohne Hilfe nicht mehr weg. Aber ich freue mich immer auf die vielen kleinen Kopfreisen die Sie mir durch Ihren Block bieten.
    Viele Grüße und ein gesundes neues Jahr aus dem Alsace
    Klaus Guse

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