
Er gilt als ältester Weihnachtsmarkt Frankreichs und entstand als Protest: Vor mehr als 450 Jahren – genauer gesagt: 1570 – sprach sich der lutherische Pastor Johann Flinner auf der Kanzel des Straßburger Münsters deutlich gegen die „extravagante“ katholische Tradition der Heiligenverehrung aus.
Der Rat der XXI verbot daraufhin in Straßburg den Nikolausmarkt als Überbleibsel des Papsttums. Der Rat der XXI verwaltete damals nach der Reformation die Stadt und bestand aus alten Stettmeistern, Ammeistern und erfahrenen Ratsmitgliedern, die sich in „geheimen Stuben“ trafen.
Jene ersetzten ihn durch einen Christkindlmärik. Anfangs fand der neue Markt nur auf dem Vorplatz des Liebfrauenmünsters statt. Doch rasch eroberte er auch die Place du Château, die Rue Mercière und weitere Teile der Stadt.

Capitale de Noël
Heute ist nahezu die gesamte Innenstadt auf der Grande-Île im Herzen der selbst ernannten Weihnachtshauptstadt Straßburg im Weihnachtsrausch. Die Weihnachtsmärkte erstrecken sich über mehrere Straßen und Plätze mit jeweils eigenen Schwerpunkten. Das Gastland präsentiert sich traditionell auf der Place Gutenberg. 2021 war Deutschland, 2019 Kroatien, 2018 Finnland und 2017 Island dort zu Gast.
Verbotene Produkte
2022 sorgte der mehrheitlich grüne Stadtrat von Straßburg mit einer Verbotsliste von Produkten für Schlagzeilen. Um Handwerk und Authentizität der Straßburger Weihnachtsmärkte zu sichern, wurden Champagner, Popcorn und Brathähnchen, tierische Geschenke für Hund oder Katze sowie Korbwaren und Schirmmützen an den Buden untersagt.

314 Chalets voller Weihnachtsflair
An insgesamt 14 Standorten auf der Grande-Île haben Schausteller, Händler und Kunsthandwerker ihre 314 Chalets aufgestellt. Am Rathaus erzählt ein Videomapping die Geschichte des Weihnachtsmarktes.
Unterwegs begegnen euch auch immer wieder Krippen, die mal versteckt, mal auffällig inszeniert, den Bummel über die Weihnachtsmärkte begleiten. Als Zeichen der Geburt Jesu und Symbol der Freude lassen sie ihr Licht der Hoffnung in der dunklen Jahreszeit leuchten. Verpasst nicht die lebende Krippe im Hof des Palais Rohan!
Die wichtigsten Weihnachtsmärkte

Christkindelsmärik
Die Mutter aller Märkte findet ihr auf der Place Broglie. Hier locken Elsässer Kunsthandwerk, Brezeln und Bredele und andere typisch Elsässer Genüsse. Eine Ausstellung präsentiert die Geschichte des Christkindelmäriks.
Place Kléber
Das Herz der Weihnachtshauptstadt mit dem großen Weihnachtsbaum, den zahlreichen Marktbuden und dem Dorf des Teilens mit den Hütten der Wohlfahrtsorganisationen.

Der Markt der elsässischen Weihnachtsgenüsse
Bredele, Männele und Lebkuchen: Beim Markt am Palais Rohan könnt ihr traditionelles Elsässer Weihnachtsgebäck kennenlernen und kosten.
OFF Noël
An der Grenze zwischen Grande-Île und Bahnhofsviertel könnt ihr bei den Ausstellern auf der Place Grimmeissen die erstaunliche Bandbreite der Sozial- und Solidarwirtschaft in Straßburg entdecken.
Mit dabei: Vintage-Möbel, ausgefallene Mode, Bio-Lebensmittel, Kunsthandwerk, Haushaltsgeräte aus zweiter Hand und so manch überraschendes Produkt. Märchen für Erwachsene, DIY-Workshops, Performances, Vorträge, Konzerte und viele andere Veranstaltungen machen das OFF-Programm zu einem unvergesslichen Erlebnis!
Das Adventsdorf
Am Square Louise Weiss lädt das Adventsdorf zum geselligen Miteinander beim Basteln in kreativen und künstlerischen Workshops.
Barrage Vauban
1,2,3,4… Lasst die Sterne leuchten: Jeden Samstag um 18 Uhr könnt ihr dort die neue Tonlichtshow der Weihnachtshauptstadt erleben.
Leuchtende Träume
Die Ecke Grand’Rue / Rue du Fossé des Tanneurs schmückt ein riesiger Kronleuchter, der mit Weihnachtsgebäck in XXL dekoriert ist. Verpasst auch nicht das Lichtermeer in der Rue du 22 Novembre, aus 15 riesigen, funkelnden Weihnachtskugeln in Silber und Gold. Und auch der Quai des Bateliers setzt seine prächtigen Fassaden zu Weihnachten mit Licht in Szene und lässt Glühwürmchen und Riesensterne vor euren Augen leuchten.
Die Weihnachtsmärkte von Straßburg sind die bekanntesten der rund 150 Marchés de Noël, die ihr von Norden nach Süden im Elsass findet. Unterteilt werden sie in sieben „Weihnachtsländer“. Straßburg gehört zum Pays des Arômes, dem Land der vielen Genüsse von Bas-Rhin – und das ist nicht zu viel versprochen!

Die Öffnungszeiten der Weihnachtsmärkte
Ende November bis Heiligabend, 11 – 20 Uhr.
Hier könnt ihr schlafen*
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Mein Reiseführer-Tipp
Gunter Schwab, ist Erdkundelehrer an einem Karlsruher Gymnasium, seine Frau Antje ist mindestens genauso reiselustig und frankreichliebend wie ich (ob’s am Jahrgang liegt?). Gemeinsam haben sie den wohl besten Reiseführer für Individualreisende verfasst.
Auf 444 Seiten stellt er alles vor, was das Elsass zwischen Wissembourg und Mulhouse zu bieten hat: mittelalterliche Fachwerkdörfer, das beschauliche Colmar und die multikulturelle Europastadt Straßburg. Kunst und Kirchen, Berge und Burgen. Und natürlich viele Schlemmeradressen, denn auch das gehört zum Elsass. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.
Das ganze Land
Secret Citys Frankreich*
Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.
Mit dabei sind auch Sens, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner – und Neugierige!
Lasst euch zu neuen Entdeckungen inspirieren… oder träumt euch dorthin beim Blättern im Sessel oder am Kamin. Wer mag, kann das Lesebuch mit schönen Bildern hier* bestellen.
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Liebe Hilke,
ein sehr schöner Text, obwohl mir an Weihnachtsmärkten eigentlich nicht viel liegt.
Bitte gestatte mir eine Frage:
Was hatte der lutherische Pastor Flinner auf der Kanzel des katholischen Münsters zu suchen?
Das würde mich mao interessieren.
Ich wünsche Dir eine schöne (Vor-)Weihnachtszeit.
Bises,
Hubert
Das Münster war nicht immer katholisch – sondern auch evangelisch. Im Zuge der Reformation wies der Stadtrat 1524 das Münster dem protestantischen Glauben zu. Nachdem Ludwig XIV. im Rahmen der Reunionspolitik am 30. September 1681 die Stadt besetzte, wurde das Münster den Katholiken zurückgegeben.
Viele Grüße, Hilke
Hallo Hilke,
da wir ja jetzt mehrmals die Woche nach Bitsch fahren um unser Haus zu renovieren, sehen wir auf der Fahrt durch die kleinen Orte auch eine ungewöhnliche Weihnachtsdeko
Teddybären an den Häusern, Geländern und an Tannenbäumen. Kannst Du uns erklären, wie dies entstand, oder woher dieser Brauch kommt?
Liebe Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit wünschen Dir
Gabriele und Ronald – noch aus der Pfalz!
Hallo Gabriele und Ronald,
ja, das ist mir auch schon aufgefallen – in Strasbourg gingen selbst Glücksschweinchen vor der Fassade eines Kaufhauses. Erklären kann ich mir diesen Brauch nicht, aber er lockt jedes Mal ein Schmunzeln hervor. Die Franzosen lieben es wohl einfach, so ausgefallen zu dekorieren!
Schönen ersten Advent! Hilke
hallo Hilke Maunder,
ich finde Ihre Artikel wunderbar. Lesen tue ich fast jeden. Leider kann diese vielen schönen Orte, aufgrund meiner Gehbehinderung, nicht mehr besuchen. Seit meine Frau 2019 verstorben ist und ich alleine bin , kann ich ohne Hilfe nicht mehr weg. Aber ich freue mich immer auf die vielen kleinen Kopfreisen die Sie mir durch Ihren Block bieten.
Viele Grüße und ein gesundes neues Jahr aus dem Alsace
Klaus Guse
Lieber Herr Kruse, danke für Ihre lieben Wort. Wie schön, dass Sie die Kopfreisen genießen! Alles Gute für 2021 und viele Grüße, Hilke Maunder