Elke und Werner Hofmann. Foto: privat

Unser Frankreich: Elke Hofmann

Mein Frankreich ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch?

Heute antworten Elke Hofmann und ihr Mann Werner. Über sich schreiben sie: Wir, Elke (Jg. 62) und Werner (Jg. 53), wohnen seit 2005 gemeinsam in der Nähe von Bremen, sind aber gebürtige Rheingauerin und Sauerländer. Haus und Garten gehören uns seit 2008, sind unser Rückzugsort und unsere Kraftquelle im Sommer, wenn es uns zu warm ist, um zu verreisen.


Werner hatte direkt nach dem Abitur die Reiselust gepackt. Als Anhalter schlug er sich bis Paris durch, wo er einige Zeit lebte und sich mit verschiedenen Jobs über Wasser hielt, bis es ihn wieder nach Hause zog. Seine in dieser Zeit erworbenen Französischkenntnisse konnte er auch ohne praktische Übungen über viele Jahre bewahren. Ein Sprachgenie.

Bei mir lief es nicht so abenteuerlich. In der Schule hatte ich als 2. Sprache Französisch gewählt. Warum auch immer. Einen besonderen Bezug hatte ich damals nicht. Klar, im Rheingau geboren, wurde man von klein auf mit französischen Begriffen wie Portemonnaie, Trottoir, Bagage (was eine ganz andere Bedeutung bekam) und anderen, aus der französischen Besatzungszeit sprachlich übrig gebliebenen Worten konfrontiert.

Elke Hofmann. Foto: privat
Auf der Insel Saint-Martin in der Karibik. Foto: privat

Das Schulfranzösisch ist dann sehr rostig geworden. Es zog uns nicht ins eigentlich gar nicht so weit entfernte Nachbarland und es gab auch keinen anderen Grund, sprachlich am Ball zu bleiben. Heute bedauere ich, als Jugendliche nicht bei einem Schüleraustausch mitgemacht zu haben. Auch später, im Berufsleben, war Englisch immer die wichtigere Sprache, blieb keine Zeit, das Französisch aufzupolieren und zu verbessern.

Ein Urlaub in der Bretagne 2002 ließ mein Herz für diese Region höher schlagen. Dass mein Französisch sehr, sehr schlecht sei, meinte die alte Madame, Vermieterin unseres Ferienhauses zu ihrem Mann. Das tat etwas weh. Aber irgendwie hab ich mich die 10 Tage Urlaub wacker geschlagen.

Foto: Elke Hofmann
Am Strand von Cancale: Austernfischer und eine Sportgruppe. Foto: Elke Hofmann

Trotzdem gab es erst 2012 ein Wiedersehen mit dieser wundervollen Landschaft. Auf unserer Reise mit einem Segelboot haben wir in Roscoff, im Aber W’rach und in Brest Station gemacht. Sind wahnsinnig hilfsbereiten, aufgeschlossenen Menschen begegnet, die – oh Wunder – sogar Englisch sprechen konnten.

Aber Französisch war auch kein großes Problem, sprach der Mann an meiner Seite (Werner) es zu der Zeit doch ganz passabel. Mein Herz wurde ganz weich und weit und ich wär gerne noch geblieben. Aber als Skipper hatte Werner immer das Wetter im Blick, drängelte, wollte ins Mittelmeer und weiter.

Foto: Elke Hofmann
Foto: Elke Hofmann

Frankreich blieb in unserem Kielwasser und begegnete uns erst wieder in Französisch-Guyana. Und in Form von segelnden Franzosen. Die mit Kind und Kegel unterwegs waren, ihren Nachwuchs an Bord unterrichteten. Völlig problemlos, der Staat machte es möglich, unterstützte wohl auch finanziell.

Wir bewunderten diese jungen Familien, die mit einer Leichtigkeit auf vieles verzichteten, um ihren Traum zu leben, die Welt kennenzulernen und sie ihren Kindern von einer anderen Seite zu zeigen. In der Karibik dann die französisch dominierten und regierten Inseln. Kann man sehen, wie man mag.

Elke und Werner Hofmann. Foto: privat
Werner und ich an Deck unseres Schiffes:, bevor wir über den Atlantik gesegelt sind. Foto: privat

Für uns war es ein Stück Europa in der Ferne. Keine Behördengänge zwecks Ein- und Ausklarierung, keine blöden Fragen „was wollen sie in unserem Land, auf unserer Insel“. Einfach ein Formular im Shop ausfüllen, Stempel drauf, 5 Euro bezahlen, fertig. Wie lange man blieb – völlig uninteressant.

Im Supermarkt konnte man in französischen Leckereien schwelgen und überhaupt, war das Leben karibisch und französisch zugleich. Von der Schönheit St-Barths, Guadeloupes und der Îles des Saintes ganz abgesehen.2022 kamen wir dann auf die Idee, mit dem mittlerweile angeschafften Wohnmobil, die Etappen unseres ersten Segeljahres auf dem Landweg nochmal aufzuarbeiten.

Mit dem Wohnmobil durch Frankreich. Foto: Elke Hofmann
Mit dem Wohnmobil durch Frankreich. Foto: Elke Hofmann

Die Tour begann in der Normandie und führte die ganze Küste entlang bis nach Spanien und Portugal. Es war noch früh im Jahr und die Bretagne zeigte sich von ihrer etwas ruppigeren, aber dennoch faszinierenden Seite. Wieder mal zog es uns viel zu schnell weiter, hab ich viel zu schnell nachgegeben und mich ziehen lassen.

Wenn ich mir heute die Fotos anschaue, von Cancale und den Austernfischern, die mit ihren Traktoren zu den Austernbänken fahren und daneben die Sportgruppe, die ihre Übungen macht. Die schlichten und doch betörend charmanten alten Steinhäuser mit den manchmal farbigen Fensterläden. Die Leuchttürme und so vieles mehr. Es ist nicht nur das Land, das uns in seinen Bann zog, es ist die Lebensart, eine ganz besondere Magie. Der wir immer wieder begegnen, egal wo.

Der Hafen von Honfleur in der Normandie. Foto: Elke Hofmann
Der Hafen von Honfleur in der Normandie. Foto: Elke Hofmann

Der Rückweg führte uns dann spontan in die Provence. Es war mittlerweile Anfang Mai, es wurde wärmer, die ersten Lavendelfelder begannen zu blühen. Und es hat einfach „Bäm“ gemacht. Schon in der Camargue, in Saintes-Maries-de-la-Mer, wo ein äußerst ansehnlicher und sehr charmanter Gendarm darauf bestand, mit mir in seiner Sprache zu kommunizieren, weil Madame doch sehr gut Französisch spräche. Charmeur, der.

Der Mann an meiner Seite war nämlich zwischenzeitlich durch zwei Schlaganfälle seiner Französischkenntnisse weitgehend beraubt. Bzw. versteht er noch alles, aber mit dem selbst Worte finden hapert es etwas.

Souvenirs. Souvenirs... in der Normandie. Foto: Elke Hofmann
Souvenirs. Souvenirs… in der Normandie. Foto: Elke Hofmann

Also stotterte ich mich durch die Konversation und war hin und weg, von Land und Leuten. Dann kamen wir nach Gigondas. Standen mit dem Wohnmobil auf dem Stellplatz unterhalb des Ortes, schnauften den Berg hinauf und durch die schmalen Gassen. Ich kam aus dem Gucken und Fotografieren überhaupt nicht mehr raus.

Alles war einfach nur schön, der Ort, die Häuser, der Blick über die Weinberge zu unseren Füßen. Wäre endlich der Lottogewinn eingetreten, ich wäre dort geblieben. Vielleicht ist das auch ganz gut, müssten wir uns dann doch für eine bestimmte Region entscheiden. Für die Zärtlichkeit des Südens oder für den rauheren Charme der Bretagne? So können wir beides haben, wann immer wir mögen, solange ich fahren kann und der Motor unserer Rosinante brummt. Wir freuen uns auf viele interessante Begegnungen mit unserem Frankreich, in dem es für uns noch so viel zu entdecken gibt.

An der Phare de Gatteville auf dem Cotentin. Foto: Elke Hofmann
Am Phare de Gatteville auf der Cotentin-Halbinsel. Foto: Elke Hofmann

Der Beitrag von Elke Hofmann ist ein Gastartikel in einer Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!)  – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci !

Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

5 Kommentare

  1. Bonjour Elke & Mann,
    was für ein interessanter Bericht.Chapeau was Sie alles gesehen und erlebt haben in France. Ich habe es nur bis in den Süden geschafft und das seit 42 Jahren hier. Ich wünsche viel Gesundheit für die noch folgenden Abenteuer.
    Bonne chance !

  2. A lovely piece Elke. France has a special place in my heart too, and I could easily have settled there if a different fork in the road had been taken. Best to you and Werner.

  3. Liebe Elke, vielen Dank für diesen tollen Artikel. Er macht Mut, trotz gesundheitlicher Einschränkungen seinen Traum weiterzuleben. Noch viele unvergessliche gemeinsamen Reisen.
    Alles Gute.

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