Die Arkaden von Bazas an der Place de la Cathédrale. Foto: Hille Maunder

Bazas am Beuve: das Welterbe-Städtchen

Am späten Nachmittag ist es am schönsten in Bazas, einer Kleinstadt im Süden des Départements Gironde an den sanften Hügeln der Wälder der Landes de Gascogne. Dann leuchtet die Fassade ihrer Kathedrale Saint-Jean-Baptiste wie pures Gold und setzt den geradezu überreichen Portalschmuck wie ein Gemälde in Szene. Grandios, diese Gotik!

Mit vielen anderen Pilgerzielen an Frankreichs Jakobswegen gehört auch der dreischiffige gotische Bau seit 1998 zum Welterbe und verzaubert im Innern mit den Klängen seiner wunderschönen, türkisblauen Orgel. Nach schweren Beschädigungen durch die Hugenotten 1561 wurde ihr Inneres zwischen 1583 und 1635 komplett neu aufgebaut.

Rechts vom Gotteshaus versteckt sich der malerische Jardin du Chapitre und eröffnet schöne Blicke auf die Südseite der Kathedrale, die Stadtmauern und das weite Tal des Beuve. Der nur 33 Kilometer lange Nebenfluss der Garonne entspringt in der Nähe des Lac de la Prade und mündet in den Canal latéral à la Garonne (Garonne-Seitenkanal).

Unter den Arkaden der Place de la Cathédrale stellen dann die Cafés und Bars Tische und Stühle auf das Trottoir, und der Südwesten zelebriert den Apéro mit einem Getränk unter Freunden zum Feierabend: ein Glas Süßwein, begleitet von Gänseleberpastete mit Sauternes oder einem kräftigen Rotwein zur Gascogne-Pastete.

Details der Giebel der Arkadenhäuser an der Place de la Cathédrale von Bazas. Foto: Hilke Maunder
Details der Giebel der Arkadenhäuser an der Place de la Cathédrale von Bazas. Foto: Hilke Maunder

Dabei schweift der Blick auch über die Arkadenhäuser des großen, weiten Platzes. Eines sticht heraus: Über ihren Fenstern ist die elegante Maison de l’Astronome mit Sonne, Mond und Sternen verziert – und auch der Hausherr hat sich auf der Fassade verewigt. Es war: Jean de Fautoux, ein Kanoniker des Kapitels von Bazas.

Er ließ um das Jahr 1530 sein Wohnhaus so erbauen. Ebenfalls am großen Stadtplatz liegt das geradezu bescheidene Rathaus. Beim Festival Musiques en Bazadais erklingt im August klassische Musik in der Rathaushalle von Bazas.

Kleine Gassen führen vom Stadtplatz mit seiner alten Markthalle zu den Resten der alten Stadtmauern im Tal der Beuve. Dort beginnt auf einer Allee mit uralten Kastanien die markierte Promenade de la Brèche, eine 7,5 Kilometer lange Runde vorbei an allem Sehenswerten von Bazas. Am Wegesrand liegt das ehemalige Krankenhaus Saint-Antoine.

Drinnen bewahrt es einen wunderbaren Ort: die Apotheke mit Fayencen, Glaswaren und pharmazeutischen Geräten aus dem 18. Jahrhundert. Auf Kopfsteingassen geht es zur Kathedrale. Jeden Samstag herrscht zu ihren Füßen ein besonders buntes Treiben. Dann ist Markttag in Bazas, und die besten Produzenten des Umlands locken mit Köstlichkeiten der Region.

Die Rinder von Bazas

Berühmt ist Bazas besonders für sein Bœuf de Bazas, grau gefärbte Rinder mit weißen Ringen um Augen und Maul sowie schwarzen Hornspitzen und Hufen. Recht klein ist es, aber voller Muskeln – und enorm robust. Sein kräftig rotes Fleisch ist so fein marmoriert, so zart und saftig, dass Fleischfans in Verzückung geraten – und sich freuen, dass diese Rinderrasse seit 1996 den Status einer geschützten geografischen Angabe (IGP).

Alljährlich am Donnerstag vor Mardi Gras feiert Bazas sein famoses Rind mit der Fête des Bœufs Gras, die bis ins Jahr 1283 zurückreicht. Zu dieser Zeit herrschte Edward I., König von England, über Aquitanien, und Bazas war die wohlhabende Hauptstadt der Petites Landes.

Im Rahmen der Machtteilung mit dem Bischof verfügte der Herzog, dass die Metzger von Bazas dem Klerus jedes Jahr am 23. Juni, dem Johannistag, einen Stier schenken sollten. Im Gegenzug erhielten die Metzger das Privileg, am fetten Donnerstag der Karnevalszeit ihre Ochsen durch die Straßen der Stadt zu treiben und die Bevölkerung zum Feiern und Schmausen einzuladen.

Seitdem wird das Ochsenfest gefeiert. Und wie einst, ziehen auch heute die Rinder, geschmückt mit Blumenkränzen und Bändern, beim Fest der fetten Ochsen durch die Straßen der Stadt, begleitet von Pfeifen- und Trommelklängen und den Lous dé Bazats, den Stelzenläufern.

Nach der Segnung der Tiere auf dem Platz vor der Kathedrale bewerten Experten die Rinder und küren den Ochsen des Jahres. Die Schüler des Lycée Agricole wählen ihren Ochsenkönig, die bazadische Ochsenbruderschaft inthronisiert örtliche Persönlichkeiten – und dann strömt die ganze Stadt zur Mehrzweckhalle, hin zum dîner dansant. Das gesellige Abendessen mit Livemusik ist für viele neben dem Umzug der Höhepunkt des Fests, und die Tickets für das gemeinsame Mahl sind jedes Jahr ruckzuck ausverkauft.

Bazas & das Bazadais: meine Reisetipps

Keine Weinberge, sondern Obsthaine, kein Genusstourismus, sondern der authentische Charme von la France profonde: Bazas und sein Umland, das Bazadais, sind ein wunderbares Fleckchen Frankreich, das bis heute ursprünglich und authentisch ist.

Schlemmen und genießen

Wochenmarkt

immer samstags vormittags auf der Place de la Cathédrale.

Conserverie Lamigeon

Die handwerkliche Konservenfabrik gleicht einer kulinarischen Schatzkammer des Südwestens: Hier gibt es die besten Genüsse der Region im Glas oder in der Büchse: Enten- oder Gänsestopfleber, Enten- oder Schweineconfit, authentische Landpasteten oder raffiniertere Pasteten mit Sauternes-Wein, Taubensalami, Daube Bazadaise, Cassoulet, Blutwurst mit der Kelle und einige fast schon vergessene Produkte.
• 26, place de la Cathédrale, 33430 Bazas, Tel. 05 56 65 58 49

Caro & Co.

Auf der Terrasse zum Kathedralplatz, im Garten und im kleinen Speisesaal könnt ihr hausgemachte Gerichte genießen, die tief verwurzelt sind in der Heimat. Köstlich: das Carpaccio vom berühmten Rind der Region.
• 38, place de la Cathédrale, 33430 Bazas, Tel. 05 56 65 24 58, www.caroandco.fr

Le Bœuf Pop

Frisch, hausgemacht und lokal ist die Maxime dieser beliebten Restaurantterrasse, die mit heimischen Rindfleisch als Tartar, Burger oder Stück vom Grill von der Metzgerei Charrier die Fleischliebhaber begeistert. Fischfreunde freuen sich auf Forellen aus dem Ciron, für Gemüsefans gibt es einen vegetarischen Saisonteller. Im Winter werden Heizstrahler aufgestellt – denn nichts geht für Küchenchef Nicolas Norton über das Schlemmen unter freiem Himmel.
• 30, place de la Cathédrale, 33430 Bazas, Tel. 05 56 65 77 56, www.facebook.com/Leboeufpop

In der Nähe

Le Lac de la Prade

1981 wurde der Lac de la Prade als künstliches Wasserreservoir für die landwirtschaftliche Bewässerung zwischen den sanften Hügeln im Tal des Beuve angelegt. Die 50 Hektar große Wasserfläche ist der wichtigste Nistplatz für die Graureiher-Kolonien von Nouvelle-Aquitanien. Auch zahlreiche seltene und geschützte Vogelarten wie Haubentaucher und Fischadler finden hier Zuflucht. Daher ist das Baden verboten. Ein acht Kilometer langer Wanderweg führt um den gesamten See herum.

Hier könnt ihr schlafen

Le Domaine du Bouchon*

Rund acht Kilometer außerhalb von Bazas könnt ihr in diesem Landhaus in nostalgischen Zimmern nächtigen und euch im kleinen Pooerfrischen und schwimmen.
• Lieu-dit, Catalot, 33430 Gans, Tel. 05 56 65 11 97, https://ledomainedubouchonsudgironde.com

Noch mehr Betten*

 

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