Das erste Baumhaus des Château de Memanat aus der Luft. Copyright: Château de Memanat. Danke für die Nutzungserlaubnis, Nathalie Solomon!
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Château de Memanat: Bonheur im Baumhaus

Hundertjährige Buchen, schwindelerregende Mammutbäume und majestätische Eichen bevölkern den 20 Hektar großen Park des Château de Memanat bei Chavanat, einer kleinen Kommune am Westrand des Zentralmassivs im Süden des Départements Creuse. Das Château de Memanat erstreckt sich über ein privates Gelände von 20 Hektar am Rande des Naturparks Plateau de Millevaches, der als internationales Lichtschutzgebiet ausgewiesen ist.

In den Wipfeln zwitschern die Vögel, in der Tiefe wiehern Pferde. Libellen flattern zwischen den Gräsern und Blüten der Weide, in deren Mitte sich eine kleine private Sternwarte erhebt. Weit schweift der Blick über das Tal des Thaurion. Und sieht nur Natur, ursprünglich, weit und wild: ein kleines botanisches Paradies, in dem man einige Tage lang nisten kann, ob zu zweit oder mit der Familie.

Und dies in einer Unterkunft, die Natur und Luxus im trendigen Schick verbindet: zwei Baumhäusern, die auf vier Meter hohen Stelzen ruhen. Im Château de Memanat, einem Gutshof aus dem 19. Jahrhundert, dessen Fassaden Efeu erobert hat, boten früher Roger und seine Frau Pauline nostalgische Unterkünfte chez l’habitant an, bei sich daheim. Das ist heute Vergangenheit – und das Gutsschloss heute das Zuhause der neuen Gastgeber.

2017 entdeckte Natalie Solomon, 1987 mit dem Mädchennamen Perry geboren, das Château de Memanat –  damit ein Domizil in Frankreich, in dem sie mit ihrer Mutter und ihrem Vater „getrennt, aber gemeinsam“ leben konnte. Mit ihrem Mann Andrew, Jahrgang 1982 und nur Andy genannt, ihren Kindern und ihrem gutmütigen Retriever bezogen sie einen Flügel, die Eltern mit ihrem Retriever den anderen.

Während die Eltern, wie Natalie erzählt, „uns das Leben retteten, indem sie uns halfen, die Kinder unserer jungen Familie zu betreuen“, machten sich Natalie, die Innenarchitektin, und Andy, der Meisterschreiner, daran, ihren Traum zu verwirklichen – und Ferienhäuser zu errichten, stylisch und komfortabel und doch ganz natürlich.

Rund einen halben Kilometer vom Herrenhaus entfernt fanden die beiden auf ihrem Gelände den passenden Standort: den Wald im Rücken, den Blick frei auf die Uferwiesen des Thaurion. Sein Lauf ist seit 2009 auf 5.000 Hektar von der Quelle auf dem Plateau de Millevaches bis nach Saint-Martin-Terressus im Département Haute-Vienne als Natura-2000-Gebiet Vallée du Thaurion et affluents ausgewiesen, das auch seine wichtigsten Nebenflüsse umfasst – und damit mehr als 200 Kilometer Wasserlauf.

In vier Meter Höhe thronen die Refugien aus Holz mitten in der Natur – samt großer Terrasse und blubberndem bain nordique, einem mit Holz befeuerten Whirlpool. Das erste Baumhaus – das Castél de l’arbre – war 2019 vollendet, das zweite Haus – der Cabanon perché im Juni 2024.

Beide Unterkünfte sind so luxuriös wie individuell eingerichtet – und besitzen beide eine Feuerstelle im großen Garten. Das „Schloss im Baum“ verweist mit seinem Namen in der Sprache des Südens Frankreichs, dem Occitan, auf die vielen Schlösser des Départements Creuse. Der Mitteltrakt birgt das Elternschlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Sesseln und Sofa. Die Kinder schlafen im Türmchen in zwei Einzelbetten.

Im Cabanon perché ist der Wohnbereich mit Sesseln und Sofa, Windlichtern und Tierfellteppich gemütlich eingerichtet. Gefrühstückt wird am runden Esstisch im Zimmer – oder draußen auf der Terrasse. Am Geländer befestigt ist ein Seilzug. Damit könnt ihr morgens euer in einer Kühlbox verpacktes Frühstück hochziehen, das im Übernachtungspreis inkludiert ist.

Wer gerne ausschläft oder später essen möchte, kann auch ein Brunch-Paket für seinen Aufenthalt im Château de Memanat buchen. Und abends? Da liefert Natalie einen Panier maison als table d’hôte oder wirft den holzbefeuerten Pizzaofen an, um Pizza für die Gäste während des Sommers zu backen. Im Sommer stehen auch Burger-Nächte auf dem Programm.

Das 1.,60 Meter breite Hauptbett ist mit einer festen und doch kuschelig weichen Matratze ausgestattet. Für kleine Kinder gibt es im 2024 errichteten Baumhaus zwei Alkoven direkt am Elternbett und einen Mezzanine für größere Kinder oberhalb der Küche. Ebenerdige Dusche, Waschschale und dezent abgetrenntes WC bilden das belüftbare Bad. Die gesamte Einrichtung und Ausstattung verbindet Stil mit Nachhaltigkeit. Als jüngeres der beiden Baumhäuser erhielt der Cabanon perché zudem einen Regenwassersammler, dessen Nass den Gemüsegarten bewässert.

Für den Nachwuchs gibt es Schaukeln, die unter der Terrasse und an beeindruckend stabilen Bäumen aufgehängt sind, im Wald versteckte Trampoline und eine geradezu märchenhafte, uralte Grotte. Pferde, Esel, Ziegen und Hühner bevölkern das Anwesen, und wer mag, kann Fahrräder ausleihen und das Gelände mit dem Drahtesel erkunden, sich danach im Pool vergnügen – oder unterwegs in den Fluss springen. In den nächsten Jahren soll sich ein Naturschwimmteich auf dem Anwesen dazu gesellen.

Der Wald eignet sich wunderbar für lange Spaziergänge und stille Kontemplation, aber er ist ebenso gut geeignet für das Bauen von Höhlen, Familienpicknicks oder eine Lesestunde im Grünen.

Mit seiner einzigartigen Mischung von Natur, Luxus und Abgeschiedenheit haben Natalie und Andy das Château de Memanat bietet zu einem besonderen Reiseziel gemacht. Und stecken noch mittendrin in der Transformation des Gutsgeländes – und ihrer Reise zur Selbstversorgung.

Als Erstes stellten sie hölzerne Bienenstöcke auf, die sie mithilfe eines lokalen Bienenexperten auf dem Anwesen selbst anfertigten. Danach wagten sie sich an die Anlage eines Gemüsegartens und einer Obstplantage. Ihr neuestes Projekt ist die Aufzucht eigener Schweine und Schafe, um, wie Natalie sagt, einen Gegenpol zu all jenen Massenprodukten mit hohem CO₂-Ausstoß zu setzen, die in den Supermärkten angeboten werden.

Auch mehr Hühner wird es künftig geben. Sie liefern nicht nur Eier und Bio-Fleisch für die Mahlzeiten der Gäste, sondern helfen auch, die nicht kompostierbaren Lebensmittelabfälle zu verwerten. Abfallrecycling und Komposttonnen sind ebenso Standard wie Sonnenkollektoren für den Strom für die Wäscherei.

Nathalie und Andy sind in Frankreich angekommen und inzwischen tief verwurzelt in ihrer Heimat. Geholfen hat dabei, dass sie – anders als viele Briten, die auch nach vielen Jahren in Frankreich nur rudimentär die Sprache beherrschen, beide inzwischen fließend Französisch sprechen.

Mit einer geradezu ansteckenden Begeisterung verfolgen die beiden Neo-Ruralen aus Britannien ihr Abenteuer. Ihr Lebensprojekt erinnert mich enorm an ein Buch, dass in den 1970er-Jahren Furore gemacht und viele vom Aussteigen träumen lassen. Sein Verfasser war ein Brite: John Seymour. Er wurde am 12. Juni 1914 in Hampstead (London), geboren und ließ sich mit seiner Frau Sally in Suffolk auf einer kleinen Farm nieder. Seine Erfahrungen veröffentlichte er in Ratgeber, die zu Bestsellern wurden.

Berühmt wurde besonders The Complete Book of Self-Sufficiency* aus dem Jahr 1976, das in Deutschland unter dem Titel Das große Buch vom Leben auf dem Lande* im Ravensburger / Otto Maier Verlag veröffentlicht wurde. Mit dem Château de Menamat hat das junge britische Paar ein Refugium im Einklang mit seinen Visionen und Ideen geschaffen.

Info

Château de Memanat

2, allée de Memanat, 23250 Chavanat, www.chateaudememanat.com

Die Unterkunft ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Offenlegung

Ich entdeckte die Unterkunft im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung des CRT Nouvelle-Aquitaine mit seinem Partner Tourisme Creuse Limousin. Dafür sage ich herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

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Im Blog

Noch mehr Anregungen für ungewöhnliche, wunderschöne oder andere besondere Unterkünfte findet ihr in meiner Kategorie Bettentest.

Im Buch

Severine Sand: Auvergne & Limousin *

Severine Wahl, Auvergne und Limousin

Es gibt nur wenige Reiseführer, die sich dem Limousin oder der Auvergne im grünen Herzen Frankreichs widmet – und nur einen, der beide Départements vereint. Das erstaunt nicht. Denn die Auvergne bildet heute mit Rhône-Alpes eine Großregion. Das Limousin wurde der Großregion Nouvelle-Aquitaine zugeschlagen.

Umso erfreulicher ist es daher, dass mit Severine Sand und Martin Müller ein unglaublich kenntnisreiches Duo den 512 Seiten dicken Reiseführer verfasst hat, der zu gerne die eingetretenen Pfade verlässt und Neues entdeckt.

Kurzum, wer individuell unterwegs ist und Entdeckungen liebt, ist mit diesem Band gut bedient. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.

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