Christina Schillinger. Foto: Thomas Schillinger

Mein Frankreich: Christina Schillinger

Mein Frankreich ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch?

Heute antwortet Christina Schillinger. Über sich schreibt sie: Ich bin ausgebildete Sommelière und führe Wein-Events durch. Ich habe von daher schon eine Affinität zum Genuss. Ich koche gerne, wobei die passenden Weine dazu natürlich nicht fehlen dürfen – und das am liebsten zusammen mit guten Freunden.

Außerdem sind mein Mann und ich wann immer möglich auf Reisen – früher durchaus auch außerhalb Europas, heute fast nur noch in Frankreich, denn das Land bietet alles, was das Herz begehren könnte.

Und ich bin schon seit meiner Kindheit eine absolute Leseratte und verschlinge in jedem Urlaub mehrere Bücher. Seit Einführung der E-Book-Reader ist das noch einfacher, belege ich doch nicht mehr so viel Platz im Gepäck. So eine praktische liseuse lässt mehr Raum für ein, zwei Kistchen Wein 😊.


Mein kleines Jubiläum

Candes-Saint-Martin an der Loire. Foto: Thomas Schillinger
Candes-Saint-Martin an der Loire. Foto: Thomas Schillinger

Ja, dieses Jahr haben wir 50-jähriges, Frankreich und ich. Anfang der 1970er-Jahre kam ich erstmals mit der französischen Sprache in Kontakt. Ich absolvierte zu dem Zeitpunkt die Realschule und Französisch wurde als Wahlfach angeboten.

Da mir schon Englisch Spaß gemacht hatte, schrieb ich mich auch für die neue Sprache ein. Wie damals üblich, kam nach einiger Zeit der Kontakt zu einer französischen Schule zustande, ich bekam eine Brieffreundin, Véronique aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Meaux, einer Stadt rund 70 Kilometer östlich von Paris. 1974 war es dann so weit: Schüleraustausch! Und seither bin ich mit dem Frankreich-Virus infiziert.

Es folgten regelmäßige Besuche und Gegenbesuche, gerade die Nähe zu Paris war für mich als junges Mädchen natürlich ein Highlight. Leider schlief der Kontakt zu Véronique irgendwann ein, sie hat sehr früh geheiratet und Kinder bekommen, hatte nur noch wenig Zeit und vollkommen andere Interessen. Doch meine Liebe zu Land, Leuten und Sprache wurde davon nicht beeinträchtigt.

Entrecasteaux. Foto: Thomas Schillinger
Entrecasteaux. Foto: Thomas Schillinger

Im Land leben und in die Kultur eintauchen

1981 ergab sich aber die Gelegenheit (vorübergehend) nach Frankreich überzusiedeln. Einer Arbeitskollegin wurde eine Stelle bei der Europa-Zentrale unseres Arbeitgebers angeboten. Da sie aber kaum Französisch sprach, zögerte sie und wollte sich den Schritt nicht zutrauen. Spontan sagte ich ihr zu: „Ich komme mit!“, und so ließen wir uns in einer gemeinsamen Wohnung in Grenoble nieder.

Das erste Jahr besuchte ich die Sprachkurse, die die Université de Grenoble speziell für fremdsprachige Studierende anbot. Was für ein buntes Trüppchen wir waren: Mehrere Engländer und Engländerinnen, eine Thailänderin, zwei Deutsche, zwei Amerikaner, ein Eishockey spielender Kanadier, der uns mit kostenlosen Tickets für die Spiele der Grenobler Mannschaft versorgte …

Wir hatten viel Spaß miteinander und vor allem blieb uns gar nichts Anderes übrig, als miteinander Französisch, die einzige gemeinsame Sprache, zu sprechen. Wir waren dem Bereich Langues et Lettres angegliedert und konnten an den Vorlesungen der französischen Studenten teilnehmen. Dadurch lernten wir wesentlich mehr über die französische Kultur, als dies üblicherweise bei einer Sprachausbildung der Fall ist.

Irgendwo im Luberon. Foto: Thomas Schillinger
Irgendwo im Luberon. Foto: Thomas Schillinger

Arbeiten in Frankreich

Im zweiten Jahr bekam ich über zufällige Kontakte eine auf ein Jahr befristete Arbeitsstelle als Sekretärin in einem kleinen Ingenieurbüro. Eine herrliche Erfahrung und ideal, um meinen Sprachkenntnissen den letzten Schliff zu geben.

Zu dem Zeitpunkt wurde ich häufig gefragt, ob ich Schweizerin oder Belgierin sei, denn es war zwar noch ein leichter Akzent zu hören, aber ich wurde nicht mehr nach Deutschland verortet. Darauf war ich wirklich stolz. Leider hat sich inzwischen wieder ein deutlich erkennbarer deutscher Akzent eingeschlichen, seit ich die Sprache nur noch im Urlaub praktiziere.

Grenoble war damals weit entfernt von der jungen, grünen, ökologisch orientierten Stadt, die es heute ist. Für mich hatte die Stadt zwei Vorteile: nahe an Bergen – damals fuhr ich noch Ski – und gute Verbindungen, um schnell wegzukommen 😊. Schon während dieser zwei Jahre erkundete ich die eine oder andere Ecke des Landes und ich gewöhnte mir den französischen Lebensstil an, der so viel genussvoller ist als der deutsche.

Auf dem Markt in Uzès. Foto: Thomas Schillinger
Auf dem Markt in Uzès. Foto: Thomas Schillinger

1983 bin ich aus persönlichen Gründen wieder nach Deutschland zurückgekehrt, aber die Liebe zu Frankreich blieb.

Glücklicherweise konnte ich damit auch meinen Mann anstecken, und so bereisen wir das Land inzwischen gemeinsam. Die Freundin, mit der ich zusammen in Grenoble war, ist danach in die Region Île-de-France gezogen und wohnt in Créteil – eine Stadt mit Metro-Anbindung nach Paris, wodurch ich auch heute noch mindestens einmal jährlich einige Tage in dieser reizvollen Stadt verbringe.

Die vielen Facetten Frankreichs

Bislang waren wir überwiegend im sonnigen Süden unterwegs. Wir mieten uns ein Ferienhaus und erkunden die Umgebung. Wanderungen und Besichtigungen halten sich die Waage. Und selbstverständlich stehen möglichst viele Weingüter auf dem Programm. Das ist ein berufsbedingtes „Pflichtprogramm“, denn in meinen Beruf als ausgebildete Sommelière wird der Genuss großgeschrieben.

Die eine Lieblingsecke haben wir noch nicht gefunden, besonders begeistert haben uns die Gegenden um Uzès und Lorgues – beide mit sensationellen Wochenmärkten – sowie Hyères, das zauberhaft am Anfang der Côte d’Azur liegt und trotzdem nicht so überlaufen ist.

Weitere Stationen auf unseren Reisen waren das Rhône-Tal, die Loire, das Bergerac und einige Teile des Languedoc. Ein Abstecher nach Norden führte uns in die Normandie. Und da wir in Baden-Württemberg wohnen, ist das Elsass nur zwei bis drei Stunden Fahrt entfernt und deshalb ein beliebtes Ziel für lange Wochenenden und Einkaufstouren.

Foto: Thomas Schillinger
Foto: Thomas Schillinger

Was uns immer wieder begeistert hat, ist, wie problemlos man mit Hunden in Frankreich verreisen kann. 16 Jahre lang begleiteten uns unsere beiden Fellnasen, und wir wurden überall freundlich und herzlich empfangen – ob Ferienhäuser, Restaurants, Sehenswürdigkeiten, die Hunde waren niemals ein Problem.

In diesem Jahr stehen zwei neue Traumziele auf dem Programm: Im Mai verbringen wir fünf Tage in Bordeaux. Klar, dass ein Tag davon für die Cité du Vin reserviert ist. Und im Sommer haben wir rund drei Wochen Bretagne eingeplant. Statt der Weingüter werden wir die eine oder andere Cidrerie aufsuchen.

Wir kommen aus der Region Stuttgart, und schon die Anfahrt ist bei uns Teil des Urlaubs. Da wir keine Lust auf Autofahrten von 1.000 Kilometern am Stück haben, buchen wir uns charmante chambres d’hôtes und übernachten einmal auf der Strecke. Dieses Jahr haben wir uns Chartres für die Hin- und Verdun für die Rückfahrt ausgesucht.

L'Isle sur la Sorgue. Foto: Thomas Schillinger
L’Isle sur la Sorgue. Foto: Thomas Schillinger

Unsere Pläne für den Unruhestand

Und so wird das auch die nächsten Jahre weitergehen, bis wir dann in rund dreieinhalb Jahren beide in Rente sein werden. Danach werden unsere Frankreich-Aufenthalte länger werden und es werden auch wieder ein oder zwei Hunde dabei sein. Wir planen, dann jedes Jahr mindestens vier bis fünf Monate im Nachbarland unterwegs zu sein. Es gibt noch so viele Gegenden in diesem tollen Land, die wir neu oder besser entdecken wollen.

Die Abtei von Silvacane. Foto: Thomas Schillinger
Die Abtei von Silvacane. Foto: Thomas Schillinger

Der Beitrag von Christina Schillinger ist ein Gastartikel in einer Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!)  – oder EINZELN! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci !

Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

4 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Bericht, der sich super gut liest, obwohl Sie keine professionelle Autorin sind. Top!
    Und mein Lebensgefährte und ich planen nach vielen Frankreich-Urlauben im Süden und auch in der Bretagne ebenfalls solch ein Szenario für den Ruhestand 🙂 Liebe Grüße aus Hessen <3

  2. Hallo, ein sehr schöner Bericht. Auch wir – Region Heilbronn – haben unser Herz an Frankreich verloren. Mittlerweile haben wir zwei Zuhause. Wir freuen uns jetzt bereits auf die Bourgogne an Ostern und haben heute Abend schon einen Tag in einem unserer Lieblingsweingüter in Sancerre festgelegt.
    Auch sehr schön sich stolz zu fühlen wenn man als Belge eingeschätzt wird. Hatte ich bislang noch gar nicht so betrachtet. Allen eine tolle Zeit bei unseren Freunden.

  3. Ein sehr schöner Beitrag und eine zaubervolle Geschichte! Dankeschön 💜

  4. Hallo, auch ich bin sehr stolz, wenn ich gefragt werde, ob ich Belgierin sei. Nach Deutschland verortet mich niemand. Mein Schüler- Austausch begann 1961 und ich fahre noch in jedem Jahr nach Lavandou. Der KOntakt zu meiner französischen Freundin besteht immer noch. – 15 Jahre hatten wir ein Haus dort und die Erfahrungen damit waren sehr positiv. Auch auf unsere Kinder hat das „abgefärbt“ Herzliche Grüße , Brita Link

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