Conni und Arno an der Theke bei Philippe. Foto: priva

Mein Frankreich: Cornelia Thiessen-Westerhoff

“Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch? Diesmal verraten es Cornelia Thiessen-Westerhoff und Arno Westerhoff. Sie kommen aus Fulda, wo beide  40 Jahre lang als Lehrer gearbeitet haben.


Dem Ort Gesichter geben

Zahlreiche Urlaube, Studienfahrten und Schüleraustausche führten uns regelmäßig nach Frankreich. So haben wir im Jahr 1998 Marseillan entdeckt und 2008 ein heruntergekommenes Häuschen in der Altstadt gekauft, in dem wir jeden einzigen Millimeter renoviert haben.

Der kleine Ort ist seitdem zu unserer zweiten Heimat geworden und wir fühlen uns hier sehr wohl.

Als wir lasen, dass Marseillan für das Jahr 2023 die Auszeichnung erhalten hat, zu den fünf Prozent der Städte und Dörfer zu gehören, in denen es sich gut leben lässt (villes & villages où il fait bon vivre), fühlten wir uns bestätigt. Deshalb haben wir Persönlichkeiten befragt, die nach unserer Meinung aktiv zum Wohlfühlcharakter des Ortes beitragen, um so ein Bild eines lebenden okzitanischen Städtchens zu zeichnen.

Mit dem Schiff auf dem Étang de Thau

Claudia Azaïs und Marlène Crespel im Hafen von Marseillan (Foto: Arno Westerhoff)
Claudia Azaïs und Marlène Crespel im Hafen von Marseillan. Foto: Arno Westerhoff

Claudia Azaïs ist 1972 in Marseillan geboren. Schon ihre Eltern waren Fischer und Austernzüchter. Seit sie laufen kann, spielt sich ihr Leben in der Welt des Meeres ab. Mit 16 Jahren stieg sie aktiv in den Fischfang und die Austernzucht ein. Als einzige Frau Frankreichs ist sie gewähltes Mitglied des paritätischen Schiedsausschusses für arbeitsrechtliche Streitfälle der Fischer.

Claudia ist selbstständige Fischerin. Sie hat zwei Leidenschaften und somit zwei berufliche Schwerpunkte. Früh morgens oder spät abends fährt sie mit ihrem sechs Meter langen Boot zu zweit (meist mit ihrer langjährigen Freundin Marlène Crespel) in die Lagune, um dort zu angeln.

Tagsüber geht sie ihrem zweiten Standbein nach: Mit ihrem 19 Meter langen Ausflugsschiff, das in Marseillan im Hafen liegt, zeigt sie ihren Passagieren die Austernbänke und erklärt ihnen dabei die Austern- und Muschelzucht und den Beruf des Fischers. Ihr 18-jähriger Sohn Nicolas setzt die Familientradition fort.

Claudia zeigt sich nicht erstaunt darüber, dass Marseillan das Label der lebenswertesten Städte und Orte Frankreichs erhalten hat. Sie selbst und auch die Einwohner sehen Marseillan als Dorf, das zwar größer geworden sei, meinen aber, dass es seinen dörflichen Charakter erhalten habe.

Seine Schönheit bewahre sich Marseillan durch seine Authentizität. Wenn man im Ort spazieren gehe, entdecke man immer etwas Historisches und fühle sich einfach zu Hause. Eine weitere Besonderheit bestehe darin, dass der Ort das ganze Jahr über lebendig ist.

Egal zu welcher Jahreszeit sei der Ort belebt, in den Straßen, den Restaurants oder den Geschäften. Hervorzuheben sei auch die Lage in der Nähe des Meeres, da man zu jeder Jahreszeit einen Ausflug aufs Wasser machen könne, um neue Energie zu tanken.

Das Ausflugsschiff verlässt den Hafen (Foto: Arno Westerhoff)
Das Ausflugsschiff verlässt den Hafen. Foto: Arno Westerhoff

Sie hebt den Reichtum der regionalen Produkte, neben dem Fischfang die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und den Weinbau hervor, eine Umwelt, die es zu schützen gelte und wofür man die Menschen sensibilisieren müsse.

Die Klimaerwärmung macht sich auch in dieser Region bemerkbar. Fische bleiben länger in der Lagune, weil das Wasser wärmer wird; Stürme, Regen und Hitzewellen werden intensiver. Ihrer Meinung nach müsse man sich darauf vorbereiten. In Marseillan seien vor drei Jahren z.B. die Mauern des Hafens verstärkt und erhöht worden.

Claudia sieht für Marseillan eine reiche Zukunft, da sie findet, dass das Städtchen von Tag zu Tag schöner werde. Das Wesentliche sei aber, dass der Ort authentisch bleibe, auch wenn er größer werde, was sie nicht störe. Als gewählte Stadträtin möchte sie alles dazu beitragen, dass Marseillan seinen Charme behält, die lokalen Produkteure und die regionalen Produkte geschützt werden.

Was ihr weiterhin gut gefällt, ist die Tatsache, dass in Marseillan Menschen aus verschiedenen Ländern leben und es viele Orte gibt, wo man sich mit Freunden treffen kann.

Das Ortszentrum – Die Marine Bar

Stéphane Gairaud und Mehdi Benhamon in der Marine Bar (Foto: Arno Westerhoff)
Stéphane Gairaud und Mehdi Benhamon in der Marine Bar. Foto: Arno Westerhoff

Mehdi Benhamon und Stéphane Gairaud sind Inhaber der Marine Bar mitten im Ort. Mehdi ist 1986 im Alter von 11 Jahren mit seiner Familie nach Marseillan gezogen, wo er seine Jugend verbracht hat. Nach einigen Jahren in Montpellier ist er wieder zurückgekommen und wurde Teilhaber der Marine Bar, die es seit 35 Jahren gibt. Er fühlt sich als Marseillanais.

Mehdi schätzt an Marseillan die Nähe zum Meer, den Hafen am Étang de Thau sowie das Klima. Auch er bezeichnet Marseillan als ein Dorf, einen lebendigen Ort von überschaubarer Größe. Ihm gefallen die regionalen Produkte, die Gastronomie und der Wein. Besonders erwähnenswert findet er die Offenheit der Bevölkerung, der es immer gelungen sei, Menschen, die von woanders zugezogen sind, zu integrieren.

Für ihn ist seine Bar der Ort der Geselligkeit schlechthin, der Ort, wo man sich trifft. Mehdi und seine Équipe sind unter den Ersten, mit denen Menschen, die in Marseillan ankommen, in Kontakt treten. Sie werden häufig um Informationen oder Hilfe gebeten.

So erging es auch uns schon einmal: Als wir vor einigen Jahren an dem Morgen, als wir nach Deutschland zurückkehren wollten, feststellten, dass an unserem Auto nachts alle vier Reifen inklusive Felgen geklaut worden waren, sind wir als erstes in die Marine Bar gegangen, und Stéphane hat uns gleich seine Hilfe angeboten. Zusammen mit einem Freund hat er innerhalb eines Tages neue Reifen und deren Montage organisiert.

Wandbild an der Marine Bar (Foto: Arno Westerhoff)
Wandbild an der Marine Bar. Foto: Arno Westerhoff

So bündelt die Marine Bar ein wenig Touristenbüro, städtische Polizei und Rathaus. Mehdi und Stéphane freuen sich, wenn sie helfen können, sehen sich aber auch in der Verantwortung, den Geist des Ortes und seiner Bewohner zu vermitteln. Was Mehdi besonders gefällt, ist die Tatsache, dass sich in ihrer Bar Einheimische und Besucher von außerhalb vermischen.

Er ist davon überzeugt, dass Marseillan – im Gegensatz zu vielen umliegenden Orten – immer seinen dörflichen Charakter und seinen Charme behalten wird, auch wenn dieser Ort sehr gefragt ist und weiterhin Menschen anzieht.

Die grüne Oase – Jocy Fleurs

Das Blumengeschäft von Nicolas Delaite (Foto: Arno Westerhoff)
Das Blumengeschäft von Nicolas Delaite. Foto: Arno Westerhoff

Nicolas Delaite ist verheiratet und hat eine 14-jährige Tochter, die Familie kommt aus den Ardennen. 20 Jahre lang verbrachten er und seine Ehefrau ihre Ferien in Marseillan und 15 Jahre lang planten sie ihren Umzug hierher, weil sie den Ort so lieben. 2015 hat er seinen Blumenladen gekauft, und sie sind nach Marseillan gezogen. Nicolas betont, dass sie ihren Entschluss keine einzige Sekunde lang bereut haben.

Das Geschäft Jocy Fleurs gibt es schon seit 1993 unter demselben Namen. 2021  ist er mit seinem Laden in die danebenliegende Bäckerei umgezogen, weil die Größe des Ladens nicht mehr reichte, was sich, wie er sagt, positiv auf sein Geschäft ausgewirkt habe.

Cornelia Thiessen-Westerhoff und Nicolas Delaite vor dem Blumenladen (Foto: Arno Westerhoff)
Cornelia Thiessen-Westerhoff und Nicolas Delaite vor dem Blumenladen. Foto: Arno Westerhoff

Nicolas liebt, wie alle Befragten, natürlich das angenehme Klima, die Lagune mit ihrem Hafen, die Altstadt von Marseillan, aber auch das Hinterland. Die Nähe des Wassers erlaube es ihm, seinen beiden Hobbys, dem Kitesurfen und Wakeboarden, regelmäßig nachzugehen. Er schätzt seine Kunden, sowohl die einheimischen als auch diejenigen, die von außerhalb kommen. Für Nicolas hat sich Marseillan die Seele eines Dorfes erhalten, das gleichzeitig ruhig und dynamisch sei.

Er ist davon überzeugt, dass er seine Kunden mit seinen Blumen und Pflanzen glücklich macht. Im Herzen der Stadt sei er mit seinem Geschäft und der Dekoration im Außenbereich sehr sichtbar und so bekomme er viele positive Rückmeldungen.

Anders als andere Befragte ist sich Nicolas nicht sicher, dass Marseillan sich seinen dörflichen Charakter erhalten wird. Er hofft es aber sehr und setzt sich dafür ein, dass zumindest der Kern des Ortes seinen Charakter bewahrt.

Wein und Tapas – Une Bouteille à la mer

David Chauderlier und seine Kinder Emeline und Clément vor der Weinbar (Foto: privat)
David Chauderlier und seine Kinder Emeline und Clément vor der Weinbar. Foto: privat

David Chauderlier und seine Familie kommen ursprünglich aus der Picardie. Seit 20 Jahren verbringen sie ihre Ferien in Marseillan, wegen der Kinder jahrelang auf Campingplätzen in Marseillan-Plage, die sie in ihrem Urlaub kaum verlassen haben. Eines Tages haben sie das Hinterland entdeckt und haben sich in die Gegend verliebt.

Sie entschlossen sich, von nun an während der Osterferien nach Marseillan zu kommen. Ursprünglich war David im Heizungs- und Klimaanlagenbereich tätig, bildete sich privat aber als Önologe weiter. Dabei entdeckte er eines Tages, dass die Weinbar in Marseillan zum Verkauf anstand und so entschlossen sich seine Frau und er innerhalb von zwei Wochen, alles aufzugeben und nach Marseillan zu ziehen.

Anfangs hatte er ein wenig Angst davor, hier nicht angenommen zu werden, da er die Bar einem Ur-Marseillanaisen abgekauft habe. Diese Angst erwies sich aber als unbegründet, er sei sehr gut empfangen und integriert worden. Das ist in seinen Augen der besondere Charme von Marseillan, dass die Bewohner jedem gegenüber sehr offen sind. Der Ort besteht aus bunt zusammengewürfelten Einwohnern, in seinen Augen ein „Schmelztiegel“: die ursprünglichen Einwohner, dazu Schweden, Deutsche, Engländer. Auch nicht alle umliegenden Händler kommen ursprünglich aus Marseillan, sind aber sehr gut integriert.

Den besonderen Charme von Marseillan mache auch aus, dass seitens der Politik das Stadtbild positiv verändert wird. So seien z.B. die Stadtmitte und der Hafen neu gestaltet worden. Es bestehe ein starker Wille, den Ort so zu gestalten, dass er noch lebenswerter ist. Auch die kulturelle Seite – wie das Frühlingsfest oder der Weihnachtsmarkt – machten den Charme von Marseillan aus. Das alles trage zum Wohlfühlmoment bei und diejenigen, die den Ort erst einmal entdeckt hätten, kämen immer wieder, da er einladend und typisch sei.

Die Weinbar (Foto: Arno Westerhoff)
Die Weinbar. Foto: Arno Westerhoff

Die Besonderheit seines Gewerbes bestehe darin, dass es eine Weinbar, kein Restaurant ist und das solle auch so bleiben: Weinbar und Tapas. Er schenkt nur regionale Weine aus und möchte diese seine Gäste entdecken lassen, 40 Prozent der Languedoc-Weine sind biologisch angebaut.

David schätzt seine Gäste und möchte keine rein geschäftliche Beziehung zu ihnen haben, sie sollen sich in seiner Weinbar wohlfühlen und gerne wiederkommen, weil sie wissen, dass sie bei ihm ihren Wein in einem schönen Ambiente immer in Ruhe genießen können.

Seine Kundschaft besteht zu 60 Prozent aus Weinliebhabern, die aus dem europäischen Ausland kommen, viele davon kommen regelmäßig, so z.B. die Gruppe der Schweden, die jeden Freitagabend seine Bar als ihren Treffpunkt auserkoren hat, das gefällt ihm sehr gut.

Auch wenn die Immobilienpreise explodieren, sieht David eine rosige Zukunft für Marseillan. Alle wünschen sich, dass sich Marseillan seinen typischen Charakter erhalte, und er ist sicher, dass auch die städtischen Gremien alles dafür tun werden.

Käse und Geselligkeit – Fromagerie Philippe

Philippe Mutru in seiner Bar (Foto: Arno Westerhoff)
Philippe Mutru in seiner Bar. Foto: Arno Westerhoff

Philippe Mutru lebt seit 2005 in Marseillan, das er seit langem von seinen Urlauben kennt. 2005 hat er sich hier mit seinem Elektrounternehmen niedergelassen, das er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Während er zwei Jahre lang in der Bar eines Freundes in Marseillan-Plage gearbeitet hat, überlegte er sich eine berufliche Zukunft.

Er beschloss, sich in Toulouse zum Käse-Sommelier weiterbilden zu lassen. Am Ende seiner Ausbildung stand die Käsetheke in der Markthalle zum Verkauf an. Ursprünglich war sie klein und er hat sie langsam erweitert, sodass sie heute aus dem Käseladen und gegenüberliegendem Weinstand besteht.

Seine Bar hat er mit viel Liebe und sehr originell und unkonventionell ausgebaut, jeder Zentimeter wird genutzt. In seinen eigenwilligen Öffnungszeiten spiegelt sich der ihm eigene Humor wider.

In seinen Augen werde seitens der Stadtverwaltung vieles für das schöne Ambiente von Marseillan unternommen. So sei der Ort sauber und mit vielen Blumen geschmückt. Die Bewohner würden bei der Fassadenrenovierung finanziell unterstützt. Es werde alles getan, um die kleinen Händler zu unterstützen, da eine Stadt ohne kleine Geschäfte tot sei. So werde versucht, die Ansiedlung von großen Supermärkten zu bremsen, um kleineren Läden den Vorzug zu geben.

Die Käsetheke von Philippe Mutru (Foto: Arno Westerhoff)
Die Käsetheke von Philippe Mutru. Foto: Arno Westerhoff

In seinen Augen habe sich der Dorf-Charakter erhalten und jeder kenne jeden. Die Eröffnung von Philippes Käsestand hat die Markthalle wiederbelebt. Sie war vorher nur dienstags und samstags geöffnet und wurde wenig frequentiert. In Philippes Bar kann man neben seinem Käse die Wurst, die der Metzger in der Halle verkauft, probieren oder die Austern der Züchterin gegenüber verspeisen, sodass die umliegenden Händler profitieren.

Die Folge davon sei, dass die Einwohner die Markthalle wieder neu entdecken. Philippe legt großen Wert darauf, dass sich seine Kunden bei ihm wohlfühlen und es an seinem Stand gesellig zugeht. Er weist aber auch darauf hin, dass sich mittlerweile noch andere kleine Geschäfte in Marseillan installiert hätten, bei denen man Wurst, Tapas und Wein verkosten könne, wodurch das Stadtbild weiter belebt werde.

Philippe glaubt, dass der Charme von Marseillan erhalten bleibe und der Ort seinen Charakter nicht verlieren werde, wenn die Politik dies unterstütze, was die aktuelle Stadtverwaltung in seinen Augen tue.

Schlemmen im Hafen – Taverne du Port

Bruno Henri in seinem Restaurant (Foto: Arno Westerhoff)
Bruno Henri in seinem Restaurant. Foto: Arno Westerhoff

Bruno Henri ist Inhaber der Taverne du Port, die er 1995 zunächst als Weinkeller und Weinbar, dann als Restaurant am Hafen von Marseillan eröffnet hat. Er kommt aus einer alt eingesessenen Familie, die seit 1584 in Marseillan bekannt ist. Die Küche ist mediterran, Bruno legt großen Wert auf regionale, kulinarische Lebensmittel, die er direkt beim Erzeuger erwirbt.

Als Trümpfe von Marseillan sieht er das milde Klima, die Mündung des Canal du Midi in den Étang de Thau und die Nähe zum Mittelmeer, aber auch die Weinberge. Auch er meint, dass sich Marseillan die Seele eines Dorfes bewahrt hat, in dem ein reges soziales Netzwerk bestehe. Er betont, dass Marseillan das ganze Jahr über lebt, nicht nur während der Touristensaison.

Die Taverne du Port im Hafen von Marseillan (Foto: Arno Westerhoff)
Die Taverne du Port im Hafen von Marseillan. Foto: Arno Westerhoff

Die Taverne du Port hat eine lange kulinarische Tradition im Hafen. Sie ist nach seinen Worten eine Adresse für Genussmenschen, es lässt sich bei ihm gut essen und trinken. Seine Gäste bestehen zur einen Hälfte aus Franzosen, zur anderen aus Nichtfranzosen.

Bruno glaubt, dass Marseillan wachsen und weiter florieren werde. Er ist davon überzeugt, dass der Ort seinen Charme behalte, solange es Geschäfte wie seins gibt. Marseillans Zukunft sieht für ihn sehr positiv aus.

Boucherie Valette – Die Quelle für gutes Fleisch

Nicolas und Adrien Valette in ihrer Metzgerei (Foto: Arno Westerhoff)
Nicolas und Adrien Valette in ihrer Metzgerei. Foto: Arno Westerhoff

Die Boucherie Valette – mitten im Ort gelegen – versorgt Einheimische wie Touristen mit exzellenten Fleisch- und Wurstwaren. Es gibt sie seit 1958, Adrien und Nicolas führen sie in 3. Generation, ein Familienunternehmen, das ihr Großvater gegründet hat.

Sie mögen in Marseillan den Étang de Thau und den Hafen und meinen, dass in den vergangenen zehn Jahren viel in Verschönerungsmaßnahmen investiert worden sei. Neben dem angenehmen Klima empfinden sie – im Vergleich zu anderen Städten und Orten – ein starkes Gefühl von Sicherheit in Marseillan. Sie stellen den Ort als eine Art Blase dar, in der man sich wohlfühle.

Des Weiteren heben sie die gute Infrastruktur, viele Geschäfte, zahlreiche Restaurants und die renovierte Altstadt hervor. Auch das medizinische Niveau sei hoch, es gebe Ärzte, Zahnärzte, Osteopathen u.a.

Das Team der Metzgerei Valette (Foto: Arno Westerhoff)
Das Team der Metzgerei Valette. Foto: Arno Westerhoff

Sie schätzen die Lebendigkeit des Dorfes, es sei niemals ein toter Ort. In der Ferienzeit im Sommer herrsche natürlich ein stärkeres Leben und Treiben. Seit 20 Jahren habe die Zahl der Touristen stark zugenommen.

Sie sind davon überzeugt, dass sie mit ihrer Metzgerei zum Wohlfühlcharakter von Marseillan beitragen. Wo würden die Touristen sonst ihr Grillfleisch kaufen können? Das Geschäft des sehr motivierten Teams hat jeden Tag und das ganze Jahr über geöffnet.

Sie sehen positiv in die Zukunft Marseillans, wenn sie auch fürchten, dass in den Randgebieten des Ortes stark gebaut wird und er sich dadurch zu sehr vergrößert. Aber sie haben Vertrauen in die Gemeindeverwaltung, die das bewältigen sollte.

Le Relax – Hotspot in der Mittagspause

Patricia und Jean Paul Collet im Relax (Foto: Arno Westerhoff)
Patricia und Jean Paul Collet im Relax. Foto: Arno Westerhoff

Patricia und Jean Paul Collet sorgen Tag für Tag für das leibliche Wohl der arbeitenden Bevölkerung von Marseillan und Umgebung. Ihr plat du jour und das tägliche Gespräch beim Pastis an der Theke gehören für viele Handwerker zum täglichen Mittagsritual.

Seit 2008 betreiben die beiden, die ursprünglich aus Lyon kommen und dort lange Jahre eine Brasserie führten, das Relax in der Hauptstraße. Durch Patricias Eltern, die seit mehr als 50 Jahren Urlaub in Marseillan machen, kennen sie den Ort schon lange.

Viele Aspekte machen für sie den Charme des Städtchens aus: Die Nettigkeit der dort lebenden Menschen, die Weltoffenheit, hier leben verschiedene Nationalitäten, die netten Geschäftsleute, natürlich das Klima, die Nähe der Lagune und des Hafens, des Meeres und auch der Weinberge. Man finde in Marseillan noch einen sehr ursprünglichen Ort.

Le Relax im Ortszentrum (Foto: Arno Westerhoff)
Le Relax im Ortszentrum. Foto: Arno Westerhoff

Hervorzuheben sei die heile Welt des Ortes, man merke z.B. in der aktuellen Situation – es sei denn, man schalte den Fernseher an – nicht, dass überall in Frankreich demonstriert werde. In keinem Geschäft, in keiner Gaststätte werde darüber gesprochen.

Das Besondere ihrer Gaststätte liege darin, dass es dort sehr familiär zugeht, die Gäste kennen sich alle und wenn jemand zu Stoßzeiten bemerke, dass die beiden alle Hände voll zu tun hätten, würden sie sich die fehlende Serviette schon einmal selbst holen. Aber auch Menschen auf der Durchreise und hier lebende Touristen seien gern gesehene Gäste.

Patricia und Jean Paul glauben, dass sich Marseillan, vor allem das Herz des Ortes, seinen Charme erhalten wird. Sie fürchten allerdings, dass in den Randgebieten höhere Häuser entstehen könnten.

Der Maler – Kunst erleben

Jean-Claude Chabrol in seinem Atelier (Foto: Arno Westerhoff)
Jean-Claude Chabrol in seinem Atelier. Foto: Arno Westerhoff

Von Jean-Claude Chabrol hängen in vielen Geschäften Marseillans gut gelungene Porträts der Belegschaft. Der Maler, der sich als Autodidakt bezeichnet, kommt ursprünglich aus der Auvergne. Seine Galerie in Marseillan hat er vor ca. 20 Jahren eröffnet. Seitdem er 16 ist, malt er und hat mehr als 1000 Werke gestaltet, darunter Landschaftsmalereien, Porträts, Tierbilder, Still-Leben und fantastische Bilder. Er gibt auch Malkurse, um seinen Schülern alle seine Techniken beizubringen.

Er schätzt die Lage Marseillans in der Nähe des Meeres, das Klima und das schöne Wetter. Seiner Meinung nach könnten dem Ort ein wenig mehr kulturelle und künstlerische Aktivitäten guttun.

Mit seinen Bildern, auf denen das Meer, das Dorf, die Austern- und Muschelkultur sowie das Hinterland, das es zu entdecken gilt, dargestellt werden, trage er einen kleinen Teil zum Charme des Städtchens bei.

Er glaubt, dass der Reiz und die Schönheit Marseillans erhalten bleiben, indem vor allem die Altstadt – das Herz des Ortes – geschützt wird und hofft, dass um den Ort herum nicht zu viele hohe Häuser gebaut werden.

Foto: Arno Westerhoff
Foto: Arno Westerhoff

Der Beitrag von Cornelia Thiessen-Westerhoff ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Bitte keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: bitte möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Bitte schickt sie mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!) gebündelt mir zu – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

Wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Dublicate content straft Google rigoros ab. Euer Beitrag muss exklusiv auf MeinFrankreich.com zu finden sein. Danke für euer Verständnis.

• Die Bilder dürfen nur von euch stammen. Bei Fremdfotos benötige ich schriftlich eine Bestätigung, dass sie im Rahmen eines Beitrages auf www.meinfrankreich.com genutzt werden dürfen.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci ! Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

13 Kommentare

  1. Anregung: Wir haben ein Haus in Cavalaire und sind vor einigen Jahren sehr gerne in unseren Weihnachtsferien nach Cannes gefahren, um die dortige Kunst- und Antiquitäten Messe (Anfangs im Festvalpalais) zu besuchen. Welche vergleichbare Antiquitätenmesse oder Ausstelung gibt es dort um die Jahreswende?
    M.f.G.
    Helmut Horn

  2. Ich bin ein begeisterter Fan von Frankreich und war in vielen Jahren immer in Südfrankreich nahe Nizza am Meer im Urlaub mit meiner Familie.
    Mein Ex-Schwiegervater (Belgier) stellte mich immer als Bonfisse „Bernard bei seinen Urlaubsbekanntschaften vor.Ich werde nächsten Urlaub ganz sicher einen
    Halt einlegen.
    Beste Grüße von Bernard

    I

  3. Liebe Kollegen Conni und Arno.

    Das muss ja ein ganz zauberhafter Ort sein, an dem wir leider schon sehr oft auf der Autobahn auf dem Weg nach Canet-Plage bzw. Calella de Palafrugell an der Costa Brava vorbeigefahren sind.

    Beim nächsten Mal im September werden wir auf jeden Fall dort einmal anhalten und zumindest einige eurer Tipps „ausprobieren“.

    Herzlichen Dank,

    Hubert

    1. Lieber Hubert,
      das freut uns sehr, dass Ihr inspiriert wurdet, Marseillan kennenzulernen. Es lohnt sich wirklich!
      Herzliche Grüße! Conni

  4. Ein super Beitrag über einen offensichtlich liebenswerten Ort!
    Wir haben eine 2. Heimat in der Provence gefunden und werden sicher die Gelegenheit nutzen Marseillan einen Besuch abstatten.

    1. Hallo Ursula,
      vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ja, unsere 2. Heimat lag viele Jahre lang auch in der Provence. Dann haben wir Marseillan für uns entdeckt….

  5. Danke schön Jochen für Dein positives Feedback! Ja, wir freuen uns darauf, Dir Marseillan mit seinen sehr netten Persönlichkeiten zu zeigen.
    Liebe Grüße! Conni

  6. Bonjour da wir in Pezenas wohnen kennen wir natürlich Marseillan und geniessen es immer wieder dort am Hafen zu sitzen und ein Gläschen zu trinken. Toll Euer Portrait dieses Kleinods.
    Das Delicatessen direkt neben der Kirche ist unser Lieblingsresto und begeistert uns immer wieder mit dem charmanten Service und leckeren Speisen. Auch das kulturelle Leben mit dem kleinen Theater ist schon besonders. Und vor 18 Monaten spielte sogar Richard Galliano ein phantastisches Konzert in der Kirche – entré libre !!
    Leider mussten wir aber auch eine unschöne Erfahrung machen. In der Taverne du Port wollten wir mal wieder was leckeres essen und waren aber diesmal in Begleitung einer Vegatarierin. Es gab kein einziges Gericht ohne Fisch oder Fleisch! Und auf unsere freundliche Nachfrage hin wurde nur ein Omelett angeboten, obwohl es genug Beilagen gab aus denen man etwas hätte kombinieren können. Das war sehr schade und seitdem kehren wir dort nicht mehr ein….
    Cordialement Christof & Christine

    1. Hallo Christof & Christine,
      danke für Euren positiven Kommentar. Wir mögen das Delicatessen auch sehr, gehen dort gerne im Sommer draußen im Schatten der Kathedrale essen.
      Schade, dass Eure Erfahrungen in der Taverne du Port schlecht waren.
      Herzliche Grüße! Conni

  7. Liebe Conni, lieber Arno,
    wir waren letztes Jahr das erste Mal in Marseillan und verliebten uns sofort in dieses kleine Paradies. Da wir Anfang Mai wieder einige Tage nach Marseillan fahren, kommt euer Beitrag zum idealen Zeitpunkt für uns. Ihr beide habt das Lebensgefühl (« hier könnten wir zu Hause sein ») das wir in Marseillan erlebten, auf brilliante Weise beschrieben. Hierfür herzlichen Dank. Grüße aus dem Alsace von Ewald und Gabi

    1. Lieber Ewald, liebe Gabi,
      vielen Dank für Euer positives Feedback! Durch unsere Interviews haben wir die Menschen noch einmal besser kennengelernt.
      Herzliche Grüße!
      Conni

  8. Bravo Conni und Arno! Ihr habt ein wunderbares Bild von Marseillan gezeichnet! Freue mich darauf, die Stadt mit euch zu erkunden und vielleicht eine der vielen großartigen Persönlichkeiten selbst einmal kennenzulernen, wenn ihr das nächste Mal hier seid! Liebe Grüße, Jochen aus Agde

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