Andrea Klose. Foto: privat
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Mein Frankreich: Andrea Klose 

„Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch?

Diesmal antwortet Andrea Klose. Sie zog von Bayern an den Atlantik. Seit mehr als 40 Jahren lebt Andrea schon in Saint-Nazaire. Sie war Journalistin an einer Tageszeitung, dann im Tourismusverband für Pressearbeit und Kommunikation zuständig, und seit ihrer Pensionierung ist sie leidenschaftliche Bloggerin.


Seit bald 43 Jahren ist Frankreich nicht mehr Ferienland für mich, sondern das Land, in dem ich lebe und mich sehr wohlfühle.

Als ich noch in meiner Heimatstadt in Bayern auf das Gymnasium ging und zum ersten Mal meine neu erworbenen Französischkenntnisse bei der jumelage mit der französischen Partnerstadt anwenden konnte – und sogar von den Franzosen verstanden wurde! – war wohl meine Liebe zu Frankreich geweckt. Dann kam ein Französischstudium mit einem Semester in Frankreich, dabei lernte ich, wie es oft so geht, „den Richtigen“ kennen, und dann…. na ja, hier bin ich eben, wie gesagt seit inzwischen einigen Jahrzehnten.

Blick vom Zöllnerpfad über die Küste von Saint-Nazaire. Foto: Andrea Klose
Blick vom Zöllnerpfad über die Küste von Saint-Nazaire. Foto: Andrea Klose

Daheim in Saint-Nazaire

Hier, das ist Saint-Nazaire, da, wo die Loire sich nach gut 1 000 km durch ganz Frankreich in den Atlantik ergießt. Die Stadt zieht sich über mehrere Kilometer am Meer entlang, und das bedeutet weite Sandstrände und kleine Buchten, einen herrlichen Küstenweg, als Zöllnerpfad und Fernwanderweg GR34 berühmt, Mimosen Ende Januar (ja, das gibt es nicht nur in Nizza und auf Noirmoutier!), wunderschöne Sonnenaufgänge an der Loiremündung, und ich habe das Privileg, all dies das ganze Jahr über genießen zu können!

Auch Monsieur Hulot hat hier schon Ferien gemacht: Der Filmklassiker von Jacques Tati wurde hier im Sommer 1951 gedreht. Foto: Andrea Klose
Auch Monsieur Hulot hat hier schon Ferien gemacht: Der Filmklassiker von Jacques Tati wurde hier im Sommer 1951 gedreht. Foto: Andrea Klose
Sonnenaufgang an der Loiremündung. Foto: Andrea Klose
Sonnenaufgang an der Loiremündung. Foto: Andrea Klose
Im Winter kann es manchmal ganz schön stürmen. Foto: Andrea Klose
Im Winter kann es manchmal ganz schön stürmen. Foto: Andrea Klose

Frankreichs Hauptstadt des Schiffbaus

Saint-Nazaire war in Frankreich lange als Hauptstadt des Schiffbaus bekannt, sie ist es auch heute noch, mit der einzigen großen Werft, die es in Frankreich ins 21. Jahrhundert geschafft hat. Hier in den Chantiers de l’Atlantique, wo ein Jahrhundert lang Überseedampfer gebaut wurden, entstehen heute Kreuzfahrtschiffe.

Sie sind berühmt wie die Queen Mary 2, schick wie die deutsche Europa 2, und riesig – manche sagen monströs – wie die Serie Harmony / Symphony / Wonder of the Seas der letzten Jahre. Die Werft spezialisiert sich inzwischen auch auf erneuerbare Energien aus dem Meer. Der erste französische Offshore-Windpark liegt übrigens direkt bei uns vor der Küste. Seine 80 Windturbinen wurden 2022 in Saint-Nazaire zusammengebaut und sind seit einigen Monaten in Betrieb.

Ein in Saint-Nazaire gebautes Kreuzfahrtschiff beim Auslaufen. Foto: Andrea Klose
Ein in Saint-Nazaire gebautes Kreuzfahrtschiff beim Auslaufen. Foto: Andrea Klose
2022 waren die Bestandteile der Windturbinen des Offshore-Windparks in Saint-Nazaire gelagert. Hier sieht man die Rotorblätter, jedes ist 73,5 Meter lang! Foto: Andrea Klose
2022 waren die Bestandteile der Windturbinen des Offshore-Windparks in Saint-Nazaire gelagert. Hier sieht man die Rotorblätter, jedes ist 73,5 Meter lang! Foto: Andrea Klose

Der Bunker der Wehrmacht

Besucher in Saint-Nazaire wissen oft nicht so recht, ob sie nun fasziniert oder abgestoßen sind von dem riesigen deutschen U-Bootbunker aus dem 2. Weltkrieg direkt am Hafen. Als strategisch wichtiges Ziel hatte er 1942 und 43 der Stadt massive Bombenangriffe der Alliierten „beschert“, sodass die Stadt bei Kriegsende zu mehr als 85 % zerstört war.

Der Bunker selbst hatte kaum einen Kratzer abbekommen. Doch seit mehr als 20 Jahren ist er nicht mehr Fremdkörper, sondern Sehenswürdigkeit: oben Aussichtsterrasse und manchmal Open-Air-Bühne, unten bzw. innen kulturelle und touristische Einrichtungen, darunter das Ozeandampfermuseum Escal’Atlantic.

Hafenbecken von Saint-Nazaire, im Hintergrund der ehemalige deutsche U-Bootbunker. Foto: Andrea Klose
Hafenbecken von Saint-Nazaire, im Hintergrund der ehemalige deutsche U-Bootbunker. Foto: Andrea Klose
Blick von der Aussichtsterrasse hoch oben auf dem Bunker, bis hin zur Loire und der Brücke von Saint-Nazaire. Foto: Andrea Klose
Blick von der Aussichtsterrasse hoch oben auf dem Bunker, bis hin zur Loire und der Brücke von Saint-Nazaire. Foto: Andrea Klose

Zweimal erbaut

Die Stadt Saint-Nazaire ist übrigens erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Der Aufschwung damals war rasant und spektakulär: Der Hafen und die Werft wurden gebaut, Saint-Nazaire wurde Überseehafen für regelmäßige Dampferlinien nach Mittelamerika, eine ganze Stadt wurde aus dem Boden gestampft! Nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs musste alles wieder neu begonnen werden. In den 1950er-Jahren war Saint-Nazaire eine riesige Baustelle.

Deswegen heißt es manchmal, Saint-Nazaire sei eine Stadt, die in einem Jahrhundert zweimal gebaut wurde. Einige Straßen mit schönen Häusern aus der Belle Époque haben jedoch den Krieg überstanden. Hier, ganz in der Nähe der Meerespromenade, spürt man nicht nur etwas Nostalgie, sondern auch einen Hauch von Fernweh. Die Straßennamen erzählen von den exotischen Häfen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert ab Saint-Nazaire befahren wurden, wie Havanna, Vera Cruz, Santander.

Im Belle-Époque-Viertel von Saint-Nazaire. Foto: Andrea Klose
Im Belle-Époque-Viertel von Saint-Nazaire. Foto: Andrea Klose

An der Loiremündung

À propos Meerespromenade, hier trifft sich ganz Saint-Nazaire, das ganze Jahr über. Immer mit Blick auf das Meer (eigentlich ist es hier noch die breite Loiremündung) kommt man zum Spazierengehen, Joggen, Radfahren, man macht eine Pause auf einer Bank oder in einem der Cafés und lässt die Welt an sich vorbeiziehen.

Hier stehen auch mehrere pêcheries, die berühmten Fischerhäuschen auf Stelzen. An denen komme ich einfach nicht vorbei, ohne sie immer wieder zu fotografieren, von oben, von unten, bei Ebbe und bei Flut!

Bei Ebbe kann man unter den Netzen der pêcheries entlanggehen. Foto: Andrea Klose
Bei Ebbe kann man unter den Netzen der pêcheries entlanggehen. Foto: Andrea Klose
Die Meerespromenade. Foto: Andrea Klose
Die Meerespromenade. Foto: Andrea Klose

Alles, was ich brauche

Für mich ist Saint-Nazaire eine sehr angenehme Stadt, mit etwas über 70.000 Einwohnern noch überschaubar, und ich finde vor Ort alles, was ich brauche. Das kulturelle Angebot ist ziemlich weitgefächert, bietet für jeden etwas.

Das Musikfestival Les Estivales, Ende Juli, ist ein echtes Muss, schon allein wegen der Location zwischen Hafen und Loiremündung.  Und auch für lange Spaziergänge kann ich mir immer wieder neue Routen aussuchen, am Küstenweg entlang oder eine Tour um die schönen Teiche am Stadtrand, und immer wieder zum Hafen und den Leuchttürmen.

Kaimauern und Leuchttürme. Foto: Andrea Klose
Kaimauern und Leuchttürme. Foto: Andrea Klose

Schöne Ausflugsziele

Auch die Umgebung lässt sich sehen. Gleich außerhalb der Stadt beginnt das Moorgebiet La Grande Brière, zweitgrößte Sumpflandschaft Frankreichs, bekannt für seine zahlreichen chaumières, die traditionellen Reetdachhäuser in den Dörfern.

Die Brière sollte man am besten mit dem Kahn erkunden Foto: Andrea Klose
Die Brière sollte man am besten mit dem Kahn erkunden Foto: Andrea Klose

Einige Kilometer weiter ist man schon bei Guérande und in den berühmten marais salants.

Im Sommer 2022 gab es in den marais salants eine Rekordernte. Foto: Andrea Klose
Im Sommer 2022 gab es in den marais salants eine Rekordernte. Foto: Andrea Klose

Weiter nördlich auf der Halbinsel von Guérande liegen hübsche Städtchen wie Le Croisic, Piriac-sur-Mer und wunderschöne Küstenabschnitte, wie z.B. die Pointe de Pen Bé. Ihr seht, über mangelnde Abwechslung kann ich wirklich nicht klagen!

Im Hafen von Le Croisic. Foto: Andrea Klose
Im Hafen von Le Croisic. Foto: Andrea Klose
Die Pointe de Pen Bé ist bekannt für ihre gold-ockerfarbenen Felsen. Foto: Andrea Klose
Die Pointe de Pen Bé ist bekannt für ihre gold-ockerfarbenen Felsen. Foto: Andrea Klose

Mein Saint-Nazaire

Seit ich hier wohne, hatte ich auch das Glück, beruflich Saint-Nazaire und seine Umgebung sehr gut kennenzulernen. Zuerst war ich als Journalistin an einer regionalen Tageszeitung tätig. Die letzten 20 Berufsjahre, bis zu meiner Pensionierung 2019, war ich Kommunikations- und Pressebeauftragte für den Tourismus in Saint-Nazaire.

Da wird mit Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten viel geboten, seht euch doch mal auf den deutschen Seiten der offiziellen Tourismus-Website um, zum Teil stammen sie noch von mir, www.saint-nazaire-tourisme.de.

Das ABC zur Stadt

Und um mich während meiner retraite nicht zu langweilen, habe ich seit 2019 meinen eigenen Blog, Mon Abécédaire de Saint-Nazaire. Es geht – natürlich – um „mein“ Saint-Nazaire mit Umgebung!

Ich würde mich freuen, wenn ihr mal reinguckt. Die Texte sind auf Französisch, aber alle Artikel sind reich mit Fotos bebildert. Und wenn euch das auf meine Stadt neugierig macht, dann würde ich mich noch mehr freuen.

So, ich bin jetzt dann mal weg, muss ans Meer!

Ein langer Spaziergang am winterlich menschenleeren Strand ist mein liebster "Wintersport"! Foto: Andrea Klose
Ein langer Spaziergang am winterlich menschenleeren Strand ist mein liebster „Wintersport“! Foto: Andrea Klose

Der Beitrag von Andrea Klose ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Bitte keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!)  – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci ! Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

4 Kommentare

  1. Hallo Andrea
    Vielen Dank für diesen abwechslungsreichen Bericht von der Gegend Loire-Atlantique.
    Da war ich auch noch nicht.
    Das Sumpfgebiet ähnelt unseren Milles-étangs in der Haute Saône.
    Du hast aber Glück und das Meer gleich vor der Tür. Toll!!
    Geniess deine Heimat.
    Gerda Schoch

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