Mein Frankreich: Liliana Kern
„Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch?
Diesmal antwortet Liliana Kern. Über sich sagt sie: „Ich bin eine 65 Jahre alte Sprachdozentin bzw. Buchautorin aus Köln. Wenn ich nicht auf der Yogamatte Asana-Übungen mache, dann fahre ich bei schönem Wetter Fahrrad. Oder sitze bei schlechtem Wetter im Kino oder im Theater.“
Versucht man, auf der Karte Frankreichs die Ortschaft Galan zu finden, wird sich dies als keine leichte – um nicht zu sagen – unmögliche Suche erweisen. Dann wendet man sich selbstredend an das allwissende Google, und voilà !
Da steht folgendes: „Galan ist eine Gemeinde mit 704 Einwohnern im französischen Département Hautes-Pyrénées in der Region Okzitanien. Sie gehört zum Kanton La Vallée de l’Arros et des Baïses im Arrondissement Bagnères-de- Bigorre.“
Am Ortseingang kommt man an einer Art des Dorfwächters nicht vorbei, an einem Esel nämlich, dessen Besitzer eine nette Bitte an den Zaun gehängt hat: „Für eine Möhre würde ich dir sehr dankbar sein, aber für kein Brot.“

Geht man durch die Straßen, findet man ein südfranzösisches, verschlafenes Örtchen vor, in dem die Uhren irgendwie langsamer laufen, in dem die Männer Boule spielen und das tägliche Brot von einem Brotautomaten geholt wird, in dem die Kirchenglocken stundenweise an die Tageszeit erinnern und die Apotheke lediglich zweimal wöchentlich, und zwar vormittags, geöffnet ist.
Und die ganze Szenerie wird sowohl von betörendem Duft als auch von den dezenten Farben der riesigen Oleanderbüsche untermalt. Alles in allem, c ́est un village typique dans le sud de la France!
Aber der Eindruck währt nur so lange, bis man das Ortszentrum erreicht hat. Da wird der Blick sofort an einer nostalgisch schönen, alten Villa gefesselt bleiben. In einer grünen Oase eingebettet, wirkt sie irgendwie surreal.
Schon der Vorgarten mit seinen Skulpturen links und rechts sowie die von einer sicheren Künstlerhand geschaffenen Zeichnungen um die Eingangstür mutet wie ein Kunsttempel an. Geht man rein, dann wird der letzte Zweifel zerstreut: Dieses märchenhafte Haus ist ohne Zweifel der Kunst geweiht.
Die Académie Galan

Vor 25 Jahren kaufte der Kunstprofessor aus Bremen, Rolf Thiele, das ehemalige Herrenhaus und verwandelte es nicht nur in sein neues Domizil, sondern viel mehr in eine Künstlerkolonie, die seitdem unter dem Namen Académie Galan bekannt ist. Später kam auch Karo, eine junge Schweizerin, nach Galan und mittlerweile sind die beiden so etwas wie zwei Tempelpriester dieser ungewöhnlichen Begegnungsstätte.
Rolfs Idee war, diese Kolonie zu „einem Ort, einem Ding, einem Ereignis“ zu machen. So lud er Künstler sowie alle kunstinteressierten Menschen, und nicht nur sie, sondern auch diejenigen, die sich nicht unbedingt als Kunstliebhaber bezeichnen würden, ein, einige Zeit in dieser Kunstoase zu verbringen, sei es als Kunstschaffende, die ihre kreativen Erfahrungen mit Rolf austauschen möchten, sei es als Zuschauer, welche ihrer Neugier nicht widerstehen können, der Entstehung eines Kunstwerks aus unmittelbarer Nähe beizuwohnen.
Wenn man sich an den Kunstwerken sattgesehen oder an ihnen genug gearbeitet hat, kann man Rolf und Karo unter die Arme greifen und bei den alltäglichen Arbeiten helfen. Bis jetzt gelang es jedem Gast, auf dem einige Hektar großen Anwesen eine für sich passende Tätigkeit zu finden. Die Autorin dieser Zeilen hat im Garten – und zwar mit größtem Vergnügen – Unkraut gejätet.
Gemeinsame Gespräche bis in die Nacht

Abends, wenn die Sonne hinter dem wunderbaren, weiten Tal untergeht, wenn das letzte Geräusch verstummt und Karos letzte Katze sich einen Platz zum Schlafen ausgesucht hat, setzt man sich an den Tisch, und in der Regel beginnt eine bis spät in die Nacht andauernde Gesprächsrunde. Nicht selten kommt es zu einem regen, hoch spannenden Meinungsaustausch.
Worüber redet man? Ach, über Gott und die Welt! Vielleicht über die Kunst, vielleicht über ein Geschehnis, das zu diesem Zeitpunkt weltweit für Schlagzeilen sorgt, vielleicht erzählt jemand von seinem Leben … Das Pünktchen über dem I, das den Disput abrundet, stellt natürlich Rotwein dar! On est en France, s’il-vous-plaît!
Und natürlich nimmt jeder seine persönlichen Erinnerungen nach Hause mit, und mögen sich diese noch so sehr voneinander unterscheiden, eines ist sicher: In jedem bleibt der Wunsch wach, nach Galan zurückzukehren, was viele schon getan haben und es immer noch tun. Die Autorin dieser Zeilen gehört auch zu ihnen.
Der Beitrag von Liliana Kern ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran:
• Bitte keine PDFs.
• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.
• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!) – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.
• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.
Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci ! Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.
