Das Dörfchen Carron im südlichen Bugey des Ain. Foto: Hilke Maunder
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Meine Top Ten im Bugey

In einer großen Schleife umfließt die Rhône die letzten Berge des südlichen Jura und macht den Bugey zu einem ganz besonderen Landstrich im Département Ain mit der Ordnungsnummer 01.

Sein Namensgeber ist der Fluss Ain, der zwischen dem Westrand der Hochalpen und der Metropole Lyon das rund 5.778 Quadratkilometer große Département von Nordosten nach Südwesten durchfließt.

Der Bugey gehörte bis zum Jahr 1601 zu Savoyen. Erst mit dem Vertrag von Lyon kam er, zusammen mit der Bresse und dem Pays de Gex, zu Frankreich. Doch die Verbundenheit zu Savoyen ist bis heute in der Architektur, der Kultur und der Küche zu spüren. Neugierig? Dann entdeckt Le Bugey. Dies dürft ihr nicht verpassen!

Le Grand Colombier

Der étang bleu bei Vions an der Rhône. Foto: Hilke Maunder
Der Grand Colombier spiegelt sich im étang bleu bei Vions an der Rhône. Foto: Hilke Maunder

Bei Culoz ragt der Riese aus Kalk im Rhônetal auf und reckt sich 1531 Meter hoch in den Himmel. Hinauf zum Gipfel führt eine spektakuläre Straße, die für Radfahrer eine echte Herausforderung ist.

Ihre Steigungen betragen bis zu 20 Prozent! 2012 wurde der Pass zum ersten Mal während der Tour de France befahren. Auf dem baumlosen Gipfel ist ein großes Stahlkreuz angebracht.

Bei gutem Wetter reicht der Blick vom Bugey über das Belledonne- und das Mont-Blanc-Massiv bis zu den Seen von Bourget, Annecy und Genf. Mehr als mehr 100 Kilometer markierte Wanderwege (GR9, GTJ, GR de pays) durchziehen das Massiv.

Die Kaskaden von Glandieu

Beeindruckend: der Wasserfall von Glandieu. Foto: Hilke Maunder
Beeindruckend: der Wasserfall von Glandieu. Foto: Hilke Maunder

In zwei Kaskaden stürzen im Süden des Bugey die cascades de Glandieu 60 Meter tief rauschend zu Tal. Das Gebiet um den Wasserfall, das ihr auf dem sentier de l’eau entdecken könnt, gehört zu den 36 espaces nature sensible, die im Ain Biotope mit einzigartiger Natur schützen.

Eine Hofstelle in Glandieu. Foto: Hilke Maunder
Eine Hofstelle in Glandieu. Foto: Hilke Maunder

Trotz des sommerlichen Rummels am Wasserfall hat das kleine Dorf noch seinen ländlichen Charme bewahrt. Ihr findet dort neben einigen Lokalen auch Boutiquen, die Hausgemachtes und Handgefertigtes verkaufen.

Der See von Barterand

Idyllisch: der 17 Hektar große See von Barterand. Foto: Hilke Maunder
Idyllisch: der 17 Hektar große See von Barterand. Foto: Hilke Maunder

Ganz in der Nähe der Weinberge des südlichen Bugey versteckt sich dieser malerische Gletschersee. Im Sommer ist seine Badestelle bewacht. Das ganze Jahr hindurch könnt ihr einmal um den See wandern. Ihr kommt dabei dann auch sogar an den in den Fels gehauenen Legenden von Bugey vorbei: Gargantua und La Vouivre.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Oder paddelt im eigenen Kanu, Kajak oder auf einem SUP-Board über den stillen See oder werft die Angel aus nach Forelle, Hecht, Plötze oder Barsch – oder Karpfen bei Nacht.

Achtung:  Für das Angeln vom Boot aus braucht ihr den Angelschein der AAPPMA du Bas-Bugey, den ihr bei den Fremdenverkehrsämtern von Belley Bugey Sud Tourisme kaufen könnt. Verbrennungs- und Elektromotoren sind nicht erlaubt.

Der Sumpf von Lavours

Der Stelzenpfad. Foto: Hilke Maunder
Der Stelzenpfad. Foto: Hilke Maunder

Das Département Ain vereint einige der schönsten und unbekanntesten Landschaften Frankreichs auf engstem Raum. Mitten hindurch windet sich die Rhône, die es in zwei riesigen Schleifen durchquert – breit und gemächlich, aber auch: wild und ursprünglich.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Ihre Altarme sind Refugien für die Tierwelt, in denen Biber Erlen und Pappeln fällen, Libellen umherschwirren und Holzstege euch durch den Marais de Lavours führen, das letzte große Sumpfgebiet Westeuropas. 500 Hektar groß sind seine Feuchtwiesen.

Das Besucherzentrum des <em>marais du Lavours</em>. Foto: Hilke Maunder
Das Besucherzentrum des Marais du Lavours. Foto: Hilke Maunder

Mitten hindurch führt ein 1,2 Kilometer langer, barrierefreier Stelzenpfad. In der Maison de la Réserve könnt ihr mehr über dieses beeindruckende Naturschutzgebiet erfahren!

Belley

Der Bunnen der Place des Terreaux in Belley. Foto Hilke Maunder
Der Brunnen der Place des Terreaux in Belley. Foto Hilke Maunder

Die Hauptstadt des Bugey ist Belley. Und das zeigt sich vor allem an den Shoppingzentren im Stadtrand. Das alte Stadtzentrum ist recht übersichtlich und birgt nur wenige wirklich schöne Ecken. Dazu zählen vor allem die Straßen beim erzbischöflichen Palast und der Kathedrale von Belley.

Der erzbischöfliche Palast und die Kathedrale von Belley. Foto: Hilke Maunder
Der erzbischöfliche Palast und die Kathedrale von Belley. Foto: Hilke Maunder

Am 1. April 1755 wurde dort Jean Anthelme Brillat-Savarin geboren. Der Schriftsteller hat mit seiner Physiologie du Goût* (deutsch: Physiologie des Geschmacks*) 1826 nicht nur den Blick aufs Essen, sondern auch die Kochkunst selbst revolutioniert.

Berühmt sind bis heute seine Aphorismen. Und so gilt im Département Ain noch immer: „Ein Dessert ohne Käse ist wie eine einäugige Schönheit“.

Das Denkmal für Brillat-Savarin in Belley. Foto: Hilke Maunder
Das Denkmal für Brillat-Savarin in Belley. Foto: Hilke Maunder

Vongnes

Vongnes ist wunderschön gelegen – und ein altes Winzerdorf im Süden des Bugey. Der Weinbau hat auch die Architektur des Dorfes geprägt.
An den Giebelwänden befinden sich häufig treppenförmig angeordnete Schieferplatten. Sie ermöglichten einen einfachen Zugang zum Dach, das früher mit Stroh und heute mit Schiefer gedeckt ist.

Der Blick über die Weinfelder von Vongnes. Am Horizont erhebt sich der Grand Colombier. Foto: Hilke Maunder
Der Blick über die Weinfelder von Vongnes. Am Horizont erhebt sich der Grand Colombier. Foto: Hilke Maunder

Das cocul-Huhn an der Giebelwand war einst ein Symbol für Wohlstand – und Zeichen für die Fruchtbarkeit des Hauses. Weitere typische Elemente dieser Häuser sind die etra, die als doppelte Treppe zum Keller führt, und die dreffia zur Lagerung von Holz.

Le Lit du Roi

Der Hafen von Massignieu-de-Rives, auch genannt <em>Lit du Roi</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Massignieu-de-Rives, auch genannt Lit du Roi. Foto: Hilke Maunder

Immer wieder bildet die Rhône bei ihrem Lauf weite Buchten, die sich im Sommer in Badeplätze mit Sandstrand verwandeln und Freizeitskippern Liegeplätzen bieten. Zu den schönsten dieser „Seen“ am Fluss gehört die Wasserfläche des Lit du Roi von Massignieu-de-Rives.

Das „Bett des Königs“ befindet sich direkt am Radwanderweg ViaRhôna. Das eigentliche Dorf wurde in sicherer Entfernung vom Fluss angelegt.

Jeder Weiler des Dorfes hatte einst seinen eigenen Gemeinschaftsofen, in dem jede Familie alle zwei Wochen ihr Brot buken. Heute werden sie bei Dorffesten wieder in Betrieb genommen.

Peyrieu

Die Rhône bei Peyrieux. Foto: Hilke Maunder
Die Rhône bei Peyrieu. Foto: Hilke Maunder

Ein landschaftlicher Hingucker sind die Felsen, die sich bei Peyrieu in der Rhône spiegeln. Auf der großen Wiese stellen gerne die Camper ihre Gefährte für eine Nacht auf dem Parkplatz ab.

Das Schloss von Peyrieu war 2009 Drehort für den Film Le dernier pour la route* von Philippe Godeau. Mitten im Fluss verläuft die Départementsgrenze zu Savoyen.

Ein Unikum des Dorfes sind seine Häuser im elsässischen Stil. Grace Whitney Hoff (1862-1938), eine Amerikanerin aus Detroit mit familiären Wurzeln im Elsass, war dem Zauber von Bugey verfallen und hatte mit ihrem Vermögen die Restaurierung zahlreicher Gebäude ermöglicht.

Groslée

Die Rhônebrücke von Groslée. Foto: Hilke Maunder
Die Rhônebrücke von Groslée. Foto: Hilke Maunder

Direkt an der Radwanderroute ViaRhôna liegt auch Groslée mit seinem Ausflugslokal an der Rhône und der Hängebrücke hinüber ins Département Isère.

In gallo-römischer Zeit war Groslée ein wichtiges Zentrum an der Straße von Lugdunum (Lyon) nach Genf. Davon zeugen lateinische Inschriften auf bestimmten Bauwerken und Grabstelen, die in diesem Gebiet gefunden wurden. Aus dem Grün des Ufers erhebt sich das Schloss von Groslée aus dem 12. Jahrhundert, von dem noch der Bergfried erhalten ist.

Die Maison d’Izieu

Sie war’n voller Neugier, sie war’n voller Leben
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl
Sie war’n genau wie ihr, sie war’n wie alle Kinder eben
Im Haus in Izieu hoch überm Rhônetal…

Das Mémorial von Izieu. Foto: Hilke Maunder
Das Mémorial von Izieu. Foto: Hilke Maunder

Mit seinem Chanson „Die Kinder von Izieu“ hat Reinhard Mey 1994 in seinem Album Immer weiter* 44 jüdischen Mädchen und Jungen ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Am 6. April 1944 waren sie auf Befehl des SS-Hauptsturmführers Klaus Barbie, der seit 1942 Chef der Gestapo in Lyon war, zusammen mit ihren sieben Betreuern verschleppt und über Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden.

Hier hatten die Kinder von Izieu gelebt. Foto: Hilke Maunder
Hier hatten die Kinder von Izieu gelebt. Foto: Hilke Maunder

Das ihnen gewidmete Mémorial d’Izieu gehört zu den berührenden Stätten, die im Ain an die Zeit der deutschen Besetzung erinnern. Tiefer hinein in die Jahre 1939 – 1945 führt das Musée de la Déportation et de la Résistance in Nantua.

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L’Ain ist Frankreichs erstes und zugleich unbekanntestes Département. Dabei hat der Landstrich zwischen Lyon und den Alpen Radlern und Wanderern, individuellen Entdeckern und Feinschmeckern eine Menge zu bieten.

Hier findest du Berge und Seen, die Rhône – und keine Großstädte! Dafür aber umso mehr Natur pur, authentische Dörfer und malerische Städte. Stöber mal in dieser Kategorie!

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4 Kommentare

  1. Liebe Hilke, ich freue mich jedes Mal, wenn du hier mir gänzlich unbekannte Regionen Frankreichs vorstellst. Das macht deine Seite für mich so wertvoll und weckt auf der Stelle eine unbändige Reiselust. Aber auch dein Beitrag über die wachsenden Mauern rund um Privateigentum fand ich sehr erhellend. PR-Texte findet man zuhauf. Aber solche Beobachtungen sind mir zigmal lieber. Herzlichen Dank und schöne Grüße von Angela.

    1. Danke, liebe Angela! Und der Bugey würde Dir gefallen – ich habe ihn beim Housesitting im Frühsommer entdeckt – und bin schwer begeistert, weil alles so nah… und doch so unterschiedlich ist. Gerade die Naturgebiete sind einfach grandios dort. Es würde Dir gefallen!! Bises, Hilke

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