Nicole Schwerin. Foto: privat

Mein Frankreich: Nicole Schwerin

„Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Viele haben bereits an dieser Reihe mitgewirkt. Diesmal stellt Nicole Schwerin ihr Frankreich vor.


Bonjour, ich bin Nicole, 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei wundervollen Kindern. Seit zwei Jahren lebe ich mit meiner Familie in Boppard am Rhein. Bedingt durch den Beruf meines Mannes, hatte ich das große Glück mit meinen Lieben 13 Jahre in Frankreich zu verbringen.

Wir lebten im Departement Var, in einem kleinen Dorf Le Cannet-des-Maures am Fuß des Mauren-Massivs, umgeben von wunderschönen Pinienwäldern und Weinfeldern.

Meine Tochter war zwei Jahre alt, mein großer Sohn gerade mal drei Monate, als wir unser Abenteuer Frankreich starteten. Mein jüngster Sohn ist dann sogar in einem Pôle de Santé – der Klinik von Gassin – geboren.

Als Familie nach Frankreich

Bei meiner Ankunft in Frankreich konnte ich kein Wort Französisch sprechen.Das war alles andere als befriedigend für mich, denn überall kamen Franzosen freundlich und interessiert auf mich zu.

Ich nutzte daher jede Gelegenheit die französische Sprache zu erlernen und suchte mir Möglichkeiten, mit Franzosen zu kommunizieren. Es war eine große Challenge für mich, den Alltag mitd rei kleinen Kindern in einem fremden Land, in einer fremden Sprache zu meistern.

Einkaufen, Arztbesuche, Telefonate, Behördengänge – alles, was sonst in der Heimat so einfach funktioniert, musste sprachlich gut vorbereitet sein. So manche Geschichte erzählen wir uns noch heute gern, denn natürlich sind mir einige Missgeschicke und Fehlkäufe passiert.

Sprachkurs Alltag

Entmutigen lassen habe ich mich davon aber nie! Ganz im Gegenteil, Fehlschläge haben mich angespornt, noch mehr Französisch zu lernen und vor allem zu sprechen.

Trau dich einfach und sprich so oft wie möglich mit Franzosen, höre Radio, schaue Filme und lies Zeitschriften und (Kinder)Bücher –  all das hat mir wirklich sehr geholfen meine Sprachkenntnisse rasch zu verbessern. Ich danke an dieser Stelle allen meinen Sprachlehrerinnen, die mich immer wieder ermutigt und gefordert haben!

Nicole Schwerin. Foto: privat
Nicole Schwerin in Nizza. Foto: privat

Um mit Franzosen in Kontakt zu kommen habe ich mich ehrenamtlich engagiert. Einige Jahre waren meine Kinder in einer kleinen katholischen Privatschule im Dorf, da war viel Elternhilfe nötig.

Ehrenamtlich engagiert

Ich habe die Kinder oft mittags betreut, einen Deutschkurs gegeben und den Müttern das Nähen beigebracht. Schon nach kurzer Zeit konnten wir mit unserer Gruppe Selbstgenähtes beim Kirchenfest und auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen. Mit dem Erlös wurde dann die Schulkasse aufgebessert und einige tolle Projekte konnten so realisiert werden.

Aus einem Tierheim haben wir unseren Familienhund Haribo mitgebracht, weil das Schicksal französischer Fundhunde so furchtbar ist. Während unserer 13 Jahre in Frankreich entstanden viele Freundschaften, berührende Begegnungen und tolle Erfahrungen. Bref, ich hatte mich einfach in Land und Leute verliebt.

Harte Umstellung: zurück nach Deutschland

Unser Umzug nach Deutschland war eine Herausforderung für uns, und die Trennung von Frankreich war sehr schmerzhaft.

Unsere große Tochter blieb an der Côte d‘Azur zurück, war die letzten Jahre im Internat um ihren Schulabschluss, das Baccalauréat, kurz Bac, und auch ihr deutsches Abitur zu machen.

Die Jungs waren im Herzen Franzosen, die vieles hier in Deutschland kaum kannten. Auch für mich war die Rückkehr wie die Landung auf einem anderen Stern. Vieles hatte sich verändert, vor allem ich.

Beruflich wusste ich genau, was ich machen wollte. So entstand mein Atelier für Textiles. Hier nähte ich am Anfang viele verschiedene Dinge und begann, Nähkurse zu geben.

Nicole Schwerin. Foto: privat
Beim Nähen lebe ich meine Frankreich-Sehnsucht aus und hole mir Frankreich nach Hause. Foto: privat

Dann kam Corona. Da Nähkurse nicht mehr möglich waren und das Atelier so lange geschlossen bleiben musste, hatte ich, während ich ehrenamtlich Masken nähte, viel Zeit über mich und mein Warum nachzudenken.

Ich hatte schreckliches Heimweh nach Frankreich und meinem früheren Leben und habe für mich einen Weg gesucht, damit umzugehen.

Seit ich mein Sortiment umgestellt habe und meine Geschichten und Gedanken auf meinen Socialmediakanälen und in meinem Blog teile, geht es mir wieder gut.

Ich lebe meine französischen Gewohnheiten wieder viel bewusster, nehme mir wieder mehr Zeit für die Dinge, die ich in Frankreich so geliebt habe und gestalte Haus und Garten ganz gezielt in französischem Ambiente.

Nicole Schwerin: Beim Stoffeinkauf in Frankreich. Foto: privat.
Beim Stoffeinkauf in Frankreich. Foto: privat.

Ich nähe Tischwäsche und Wohntextilien im französischen Landhausstil in meinem Atelier, damit die Menschen sich ihr Zuhause so einrichten können, dass sie sich ein bisschen wie in Frankreich fühlen, wie in dem kleinen Ferienhaus in der Provence, im letzten Urlaub.

Ein hübsch gedeckter Tisch wertet jede Mahlzeit auf und trägt dazu bei, dass sich die Familie gern versammelt und die gemeinsame Zeit beim Essen genießt, so wie die Franzosen es eben tun.

Nachdem sich nun abzeichnet, dass die Reisebeschränkungen nach Frankreich uns wohl noch länger begleiten werden, habe ich mich entschlossen, meine handgefertigten Einzelstücke auch in einem Onlineshop anzubieten.

Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie oft Freunde damals in Frankreich bedauerten, dass der Koffer zu klein wäre um ein paar textile Andenken nach Deutschland mitzunehmen. Auch dieses Problem ist jetzt gelöst und so schließt sich der Kreis wieder.

Voilà, das ist meine ganz persönliche Frankreichgeschichte. Herzlichen Dank liebe Hilke, dass ich sie hier erzählen durfte.


Der Beitrag von Nicole Schwerin ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!)  – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci !

Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

9 Kommentare

  1. 13 Jahre in Frankreich gelebt… wow, als ich das las, wurde ich schon ein wenig neidisch. Ich träume noch davon… Viel Erfolg für Deine Schneiderei wünscht Dir Petra

    1. Liebe Petra, ich danke Dir von Herzen für Deine guten Wünsche. Ich bin sicher, irgendwann wird Dein Traum in Erfüllung gehen wenn Du es möchtest. Der Zufall spielt uns oft in die Karten, on verra…wir werden sehen, wie der Franzose so schön sagt.
      Alles Liebe für Dich! Nicole

  2. Liebe Nicole, das ist immer wieder schön zu lesen, wie sehr auch andere meine Frankreichliebe teilen. Ich ganz total verstehen, dass Dir die Rückkehr nach Deutschland schwer gefallen ist!!!!!

    1. Liebe Tina, auch ich bin immer wieder froh, Gleichgesinnte zu finden, die mich und meine Gefühle verstehen. Frankreichliebe ist eine Herzensangelegenheit, ein Gefühl und eine Lebenseinstellung, über Grenzen und Urlaubsreisen hinaus und ich bin so dankbar, dass ich meinen Weg gefunden habe, hier in Deutschland gut damit zu leben. Liebste Grüße Nicole

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