Euer Sommer à la française: Lesetipps!
Bienvenue Sommer! Diese vier Neuerscheinungen passen in jeden Urlaubskoffer. Und holen allen, die daheim geblieben sind, mit Herz oder Hochspannung, Tempo oder Ruhe Frankreich-Flair ins eigene Heim. Auch, wenn beim dritten der Lesetipps eine Französin euch mit nach Fernost nimmt.
Sommer-Lektüre
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Nächte*
Nach Band zehn der Krimis mit Commissaire Dupin hatte ich den Eindruck, die Reihe ende. Doch umso glücklicher war ich, als ich im Juni Band elf zur Rezension erhielt. Er spielt in der Wahlheimat des Erfolgsautors Jörg Bong aka Jean-Luc Bannalec.
Doch verstirbt die 89-jährige Tante von Inspektor Kadeg, nachdem sie mehrere Vorzeichen des Todes gesehen hatte. Kurz darauf wird Kadeg auf deren Grundstück schwer verletzt. Vor ihrem Tod hatte sich Kadegs Tante, deren Haus auf dem Gelände einer einstigen Abtei steht, erstaunliche Vogelsichtungen an der Côte des Légendes notiert.
Commissaire Dupin erklärt den seltsamen Tod der Tante und den lebensgefährlichen Angriff auf Kadeg zur Chefsache und ermittelt. Zwischen atemberaubendem Abers genannten Meeresarmen, wildem Atlantik und Apfelwiesen, die im sommerwarmen Oktober ihre duftenden Früchte tragen, gerät er immer tiefer in einen vertrackten Fall. Bei dessen Aufklärung helfen ihm das bewährte Trio Riwal, Nevou und Nolwenn. Verstärkt werden sie vor Ort durch Anne Carman und ihrem Team.
Für mich ist der Krimi der bislang beste Dupin. Spannend, unterhaltend, voller Flair … und legt schon mit dem Titel eine falsche Fährte. Lasst euch überraschen! Wer mag, kann Band elf der Krimireihe hier* online bestellen – oder im Buchhandel erhalten.
Thommie Bayer, Sieben Tage Sommer*
Kaum ein Titel in diesem Sommer kommt so leicht daher wie Sieben Tage Sommer* von Thommie Bayer. Und überrascht auf seinen 151 Seiten stets auf Neue. Max Thorberg, 70 Jahre alt und vermögend, besitzt an der Côte d’Azur ein geradezu herrschaftliches Anwesen, auf das er fünf Menschen eingeladen hat. Sie haben ihm einst das Leben gerettet.
Für die Betreuung seiner Gäste engagiert er Anja, Architektin und Tochter seines inzwischen verstorbenen Freundes. Zwischen Anja und Max entwickelt sich ein reger E-Mail-Austausch.
Anja beschreibt die fünf geladenen Gäste, erkennt ihre Wesensunterschiede, erfährt vom tragischen Moment, der Max mit den fünf Menschen verbindet. Und wird für ihren Einsatz und ihre Beobachtungsgabe mit dem wohl überraschendsten Moment ihres Lebens konfrontiert. Nein, keine Liebe.
Ich muss gestehen, ich habe das Buch verschlungen. Und gleich darauf noch ein zweites Mal gelesen. Die Leichtigkeit der Schreibe – und die eingebaute Widerhaken und Überraschungen – machen das Buch für mich zur perfekten Urlaubslektüre.
Côte d’Azur-Flair mit einem Hauch von Chabrol. Bayer versteht es, Lesegenuss und falsche Fährten, sich hinträumen nach Frankreich und faszinierende Einblicke in die Seelen von Menschen ganz hervorragend zu verbinden. Wer mag, kann den E-Mail-Roman hier* online bestellen und so den Blog unterstützen. Auch jede Buchhandlung bestellt ihn gerne.
Muriel Barbery, Eine Rose allein*
Une rose seule*: Unter diesem Titel erschien der Roman von Muriel Barbery im August 2020 bei Actes Sud. Jetzt hat der List-Verlag das 204 Seiten dicke Werke in der Übersetzung von Norma Cassau heraus gebracht.
Ein Haiku des japanischen Dichters Kobayashi Issa (1763-1827) inspirierte Philosophieprofessorin, die 1969 in Casablanca geboren wurde und mit L’Elégance du hérisson* (Die Eleganz des Igels*) zur Erfolgsautorin aufgestiegen ist, zu ihrem fünften Roman.
Ihr Roman erzählt die Geschichte der Initiationsreise einer jungen Französin. Rose befindet sich nach dem Tod ihres Vaters auf einer Art Pilgerreise auf den Spuren ihres Vaters in Kyoto. Sie selbst hat den japanischen Kunsthändlers Haru Ueno kaum gekannt. Erst durch sein Testament kommt sie in sein Land.
Profunde Japan-Kenntnis
Muriel Barbery hat zwei Jahre lang in Japan gelebt. Ihre Erzählung mit zwölf kurzen Kapiteln, die Parabeln mit Blumen oder Bäumen ähneln, gleichen einer Ode an ein „Land der Bäume und Steine“.
Umgeben von den „Geistern“ einer zärtlichen Großmutter und einer selbstmordgefährdeten Mutter, die den Kontakt zu Haru abgebrochen hatte, begegnet Rose zunächst mit Zorn dieser Welt, die sie von seiner Intendantin Sayoko und ihrem Assistenten Paul nach und nach zu entschlüsseln lernt.
Eine weiße Pfingstrose und Nelken in Vasen erzählen von Leid. Blasse Schwertlilien erinnern an die Freundschaft zwischen einem kleinen Mädchen und einem Fuchs in der „Zeit, als Kyoto die Hauptstadt eines verlorenen Archipels der Einsamkeit war“. Ein Bambuszweig, der von einem anderen Fuchs auf einem Weg abgelegt wurde, ließ einst einen japanischen Teemeister sagen: „Bambus lehrt den Umweg“.
Die Sprache der Blumen
Rose ist eine Spezialistin für Geobotanik und kennt die gelehrten Namen aller Blumen. Aber erst, als ein alter, betrunkener Töpfer namens Keisuke sie der Dummheit bezichtigt, beginnt sie, das wahre Wesen der Blumen zu verstehen. Und erkennt ihren Vater.
„Eine Rose allein, das sind alle Rosen“. Mit diesem Zitat von Rainer Maria Rilke gab der Töpfer zudem das Motto für das jüngste Werk von Madame Barbery. Es ist eine Ode an Japan, geschrieben von einer Französin. Ein stilles, berührendes Werk über Trauer und Glück, das zum Nachdenken anregt. Und langsam gelesen werden sollte. Wer mag, kann es hier* ordern.
Alexander Oetker, Mittwochs am Meer*
Jeden Mittwoch fährt Maurice aus Paris in ein verträumtes Hafenstädtchen in der Bretagne, weil er dort als Insolvenzverwalter eine Austernfirma, die in Schieflage geraten ist, abwickeln oder retten soll.
Der in sich gekehrte Mann aus der Hauptstadt stößt auf Misstrauen und Ablehnung bei den Einheimischen, den Fischern und Arbeitern. Stets reist er mit der Bahn an, wird von einem wortkargen Chauffeur zur Firma gefahren, studiert dort die Akten und schläft stets in der gleichen, einfachen Pension.
Doch an diesem Mittwoch im Sommer ist alles anders. Das reservierte Zimmer ist vergeben, erklärt ihm die Rezeptionistin verlegen, besorgt ihn in einem gehobenen, außerhalb gelegenen Hotel ein wunderschönes Zimmer als Ausweichquartier … und lässt ihm dorthin einen Gedichtband von Rimbaud und einen sehr persönlichen Brief zukommen. Und auch für Maurice ist seit der Begegnung mit der schönen Dominique das Leben aus den Fugen geraten.
Zwischen der verheirateten, aber einsamen Frau und dem scheuen Mann entwickelt sich eine Faszination, der sich beide nicht entziehen können. Sie gehen aus, lernen sich kennen und lieben. Jeden Mittwoch entflammt die leidenschaftliche Affäre neu, einen Sommer lang. Bis die beiden Liebenden bei einer Umarmung am Bahnhof gesehen werden, die fatale Folgen für die Fabrik hat.
Liebe wie eine sanfte Sommer-Brise
Auf 175 Seiten erzählt Alexander Oetker, der mit seinen Frankreich-Krimis eine große Fangemeinde gefunden hat, von einer Liebe, die alles verändert. Wie im Rausch habe ich das Buch an einem Sonntagnachmittag am Strand verschlungen: eine raffinierte, überraschende, intensive Sommer-Lektüre, kurzweilig, unterhaltend, flott geschrieben und leicht zu lesen.
Und dank der überraschenden Wende am Ende bis zur letzten Seite beste Unterhaltung. Kurzum: eine Sommerstory mit Herz, prickelnd und sinnlich wie ein kühler Crémant.
Ein gelungener Liebesroman, meinte auch die Jury des DELIA-Literaturpreises, der seit 2004 den besten Liebesroman des Jahres kürt. 2022 wurde Alexander Oetker mit Mittwoch am Meer unter 300 Einreichungen zum Preisträger bestimmt. Wer mag, kann sein Büchlein hier* online bestellen.
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Hab heute Le Midi bestellt, nicht bei amazon, sondern im.buchhandel, und bin schon ganz gespannt.
Morgen ist es da.
Wird ein geschenk fuer meine herzallerliebste.
Dank, Hilke, Du bist supertoll…..
Lieber Gunter, viel Freude mit dem Buch! Herzlich, Hilke
Hallo Hilke, während einer 8-wöchigen Reise mit dem Wohnwagen durch Südwestfrankreich, habe ich mir 2 Bücher gekauft, die mir sehr gut gefallen haben: „La commode aux tiroirs de couleurs“ von Olivia Ruiz (gibt es auch auf deutsch „In einer Nacht ein ganzes Leben“)
und „Célestine du Bac“ von Tatiana de Rosnay. Habe mir nach unserer Rückkehr gleich dein Kochbuch „Le Midi“ gekauft und bin begeistert! Herzliche Grüße
Liebe Claudia, danke für die beiden Buchtipps – werde ich gleich mal besorgen! Und wie schön, dass Dir „Le Midi“ gefällt! Arbeite gerade an der Bourgogne! Bises, Hilke
Vielleicht noch als Ergänzung:
Joseph de Weck: Emmanuel Macron Der revolutionäre Präsident, Verlag Weltkiosk
Und:Edition Le Monde diplomatique
Frankreich Liberte, Egalite, Fragilite
Ein guter Tipp, merci – noch nicht gelesen! Viele Grüße, Hilke
Gerne möchte ich euch unterstützen und empfohlene Bücher über den Link bestellen- aber doch nicht bei Amazon! DIE will ich keinesfalls unterstützen- gibt es eine alternative Buchbestellmöglichkeit?
Hallo Anne, die Titel gibt es in jeder Buchhandlung – es muss nicht Amazon sein. Von Amazon erhalte ich eine winzige Provision, die neben euren Spenden dazu beiträgt, dass der Blog co-finanziert wird… und ich nicht die gesamten Hosting- und Technikkosten aus eigener Tasche bezahle. Leider bittet unter den Buchportalen nur Amazon diese Option an.
Hallo Hilke, kannst du bitte in deinen Rezensionen erwähnen, ob das jeweilige Buch auch als Hörbuch erhältlich ist. Wir lieben es, uns bei unserer langen Anreise von der dänischen Grenze nach la douce France mit guten Hörbüchern einzustimmen. Anbei eine Spende, um dem vorgenannten Amazon-Problem etwas zu begegnen. Vielen Dank für deinen tollen Blog und liebe Grüße.
Danke für den Hinweis, lieber Herbert! Ich werde dies in Zukunft berücksichtigen! Merci auch für angekündigte Spüende… ich bin selbst mit Amazon nicht so recht glücklich.. Herzliche Grüße!