Das Château de la Bussière im Département Loiret. Foto: Hilke Maunder

Château de la Bussière: die nachhaltige Rettung

Das Château de la Bussière ist ein echtes Juwel im Süden des Départements Loiret – mit schmuckem Landschlösschen, großem Park, Frankreichs einzigem Angelmuseum und riesigem Küchengarten, der die große Leidenschaft von Schlossherrin Laure Bommelaer ist. Seit 1814 befand es sich im Besitz derselben Familie. 2012 übernahmen Laure und Bertrand Bommelaer das Familiengut.

Ein schwieriges Erbe

Schimmel und Feuchtigkeit hatten damals die einst so herrschaftlichen Wände zerstört. Stiegen und Treppen waren defekt, vom Zustand der Strom- und Wasserleitungen gar nicht erst zu reden. Auch die Dächer brauchten dringend Hilfe. Laure und Bertrand zogen dennoch ein.

 Foto: Hilke Maunder
Auf dem großen Vorplatz wurde einst die Ernte des 35.000 Hektar großen Guts abgeladen. Foto: Hilke Maunder

Sie machten sich an die Arbeit. Ihre Vision: eine nachhaltige Sanierung, im Look der Epoche und doch top modern. Allein auf dem Herrenhaus wurden 24.000 Dachschindeln aus Schiefer ausgetauscht. Dann ließ das Paar einen 220 Quadratmeter großen Raum restaurieren, in dem seitdem Feste und Seminare stattfinden.

Der Ehrenhof zum Teich vom Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Der Ehrenhof zum Teich vom Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Wie wird’s warm?

Kalt und klamm waren die Winter. 2019 beschlossen sie daher, den alten Steinen des Château de la Bussière wieder etwas Wärme zu verleihen. Mehr als 15 Jahre lang war das Schloss nicht mehr beheizt worden. In den oberen Stockwerken waren alle Stromleitungen abgeschnitten und isoliert worden.

Pilze, die die Holzvertäfelung und die Wände des Gebäudes angriffen, hatten sich dort gebildet. Die Wiederinbetriebnahme des Heizsystems wurde zum wichtigsten Faktor, um das Herrenhaus zu erhalten. Laure und Bertrand entschieden sich für Geothermie.

Ein Salon im Museumsbereich des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Ein Salon im Museumsbereich des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Herkules-Vorhaben

Mit ihr sollten 860 Quadratmeter auf drei Ebenen beheizt werden – und damit ein Volumen von 3200 Kubikmetern, was acht bis neun Häusern von heute entspricht.

La Bussière nutzt die Geothermie auf unkonventionelle Weise. Normalerweise werden die Rohre im Boden verlegt, sodass das Gelände umgegraben werden muss und keine Bäume gepflanzt werden können. La Bussière hingegen nutzt sein Wasser.
Das Schloss liegt am Rande eines sechs Hektar großen Teichs.

Die Wäschekammer vom Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Die Wäschekammer vom Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Geothermie vom Gewässer-Grund

Das geothermische System nutzt hier nicht die Wärme aus dem Erdreich, sondern vom Grund des Gewässers in zwei Metern Tiefe. Eine zwei Kilometer lange Rohrschleife, die mit 30%igem Glykol gefüllt ist, transportiert sie. Vier Wärmepumpen geben diese Energie dann wieder ab.

Im Erdgeschoss, heute der Museumsteil des Schlosses, wurden die gusseisernen Heizkörper aus dem frühen 20. Jahrhundert bewahrt. Für die niedrigen Temperaturen des geothermischen Systems sind sie nur bedingt geeignet.  Dennoch wurden auch sie instandgesetzt. Laure war es wichtig, die Authentizität der Räumlichkeiten zu erhalten.

Der Speisesaal des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Der Speisesaal des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Crowdfunding und Fördermittel

Geothermie ist umweltfreundlich, aber dreimal so teuer wie die Installation einer Propangasanlage. Die Finanzierung ruht daher auf vier Säulen. Fördergelder gab es von der ADEME Agence de l’environnement et de la maîtrise de l’énergie, Frankreichs Agentur für den ökologischen Übergang, und von FEDER Fonds européen de développement régional, dem EU-Fonds für regionale Entwicklung.

Als dritte Geldquelle setzte das Paar auf Crowdfunding. Und hatten Erfolg. Über eine Plattform, die eine partizipative Finanzierung von denkmalgeschützten Objekten ermöglicht, flossen weiter Gelder, die ihre eigenen Mittel auffüllten.

Außergewöhnlich: das ausgestellte Porzellan des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Außergewöhnlich: das ausgestellte Porzellan des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Detail der Tischdekoration. Foto: Hilke Maunder
Detail der Tischdekoration. Foto: Hilke Maunder

Lauter Kindheitserinnerungen

Mit jedem Stein, jedem Baum des Château de la Bussière verbindet Laure Bommelaer Kindheitserinnerungen. Im 60 Hektar großen Schlosspark machte Laure ihre ersten Schritte. Ende der 1950er-Jahre hatten ihre Eltern, Henri und Geneviève de Chasseval, das Familienschloss geerbt.

Laures Eltern waren damals noch ein sehr junges Paar. Wohnen wollten sie auf einem solch großen Anwesen ohne jeglichen modernen Komfort damals nicht. Ab 1958 wurde das Château de la Bussière nicht mehr bewohnt.

1962 öffneten Henri de Chasseval und seine Frau das Schloss für Besucher, um das große Haus weiterhin am Leben zu erhalten.  Laure und ihre Geschwister erlebte bei ihren Besuchen von La Bussière nur glückliche Momente. Sie fühlte sich als Mädchen vom Lande, radelte mit dem Rad ins Dorf und spielte mit Murmeln.

Die alte Küche im Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Die alte Küche im Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Unsere folie

Mit 13 Jahren führte die junge Frau ihre ersten Besuche durch das Schloss. Nach ihrem Abitur am Palissy-Gymnasium in Gien schrieb sie sich an der Universität in Paris ein, studierte Englisch und Deutsch und absolvierte danach ein Jahr lang eine Ausbildung zur Fremdenführerin und Dolmetscherin.

Es folgten die Heirat mit Bertrand Bommelaer, die Geburt der Kinder und der Umzug nach Nancy, wo ihr Mann als Generalsekretär der Tageszeitung L’Est républicain tätig war.

1987 starb Laures Vater. Mutter Geneviève de Chasseval wurde Witwe. Und war 2012 im Alter von 78 Jahren überfordert mit dem Management des Familiengutes. „Wir müssen verrückt gewesen sein, als wir Maman zusagten, uns um das Erbe zu kümmern“, erzählt Laure rückblickend.

Einige Räume des Château de la Bussière bergen ein Angelmuseum. Foto: Hilke Maunder

Breite Unterstützung

Um die Arbeiten am Anwesen zu finanzieren, verkauften sie ihr Haus in Nancy. Und entwickelten seitdem zahlreiche Ideen, um die Arbeiten zu finanzieren.

Rückhalt finden sie bei einem Team von Freiwilligen, die das Paar in ihrem Mega-Projekt unterstützen. Und Praktikanten, die jedes Jahr bei ihnen arbeiten.  Als ich im Spätsommer 2022 Laure Bommelaer traf, war sie voller Tatendrang. Und begeistert von dem, was gemeinsam bereits geschafft worden war.

Der Küchengarten des Château de la Bussière

Der Eingang zum Château de la Bussière. Rechts liegt der potager. Foto: Hilke Maunder

Der Küchengarten des Château de la Bussiere wurde im 18. Jahrhundert anstelle des alten Weinbergs angelegt. Es ist ein jardin clos.  Seine anderthalb Hektar umgibt ein Mauer. Drinnen ist das längliche Grün geradezu überbordend reich an Früchten, Blumen und Gemüsesorten aus vergangenen Zeiten.

Neben die alten Gemüsesorten der Steckrüben, Kohlrabi, Linsen und Karden setzte Laura all jene Pflanzen, die ganz natürlich Fliegen, Mehltau und andere Krankheiten abwehren.

Spalierobst säumt diee Wege. Foto: Hilke Maunder
Spalierobst säumt die Wege. Foto: Hilke Maunder

Etwa 40 Birnbaumsorten, 30 Apfelbäume mit Namen wie sprechenden Namen wie Sucrée de Gien, Cuisse madame oder Sept en gueule säumen die Gartenwege in Kordon- oder Spalierform. Auf einer kleinem Grün im Gras hat Laure einige Liegestühl als Ruheoasen aufgestellt.

Dahlien leuchten im Garten, und Liegestühle laden zur Rast im Grünen. Foto: Hilke Maunder
Dahlien leuchten im Garten, und Liegestühle laden zur Rast im Grünen. Foto: Hilke Maunder

Der hintere Teil des Gartens ist Laures Beerenparadies. Himbeeren, schwarze, rote und weiße Johannisbeeren sowie Brombeeren wachsen dort dicht an dicht.

Flaschenkürbisse baumeln in einem Laubengang. Foto: Hilke Maunder
Flaschenkürbisse baumeln in einem Laubengang. Foto: Hilke Maunder

Im Mai 2014 startete Laure ihre ersten Versuche mit  Permakultur. Zwei Hügel aus Baumstämmen, Ästen, Stroh, Mist und gutem Mutterboden wurden errichtet, um darauf Gemüse, Blumen und Pflanzen anzubauen, die sich gut miteinander vertragen.

Alles ist sehr eng gepflanzt. So ist der Boden ständig mit Flora bedeckt, und es muss nur sehr wenig gegossen und gejätet werden

Toll: die Tomatenvielfalt in allen Farben. Foto: Hilke Maunder
Toll: die Tomatenvielfalt in allen Farben. Foto: Hilke Maunder
Tomatentraum in Lila. Foto: Hilke Maunder
Tomatentraum in Lila. Foto: Hilke Maunder

. Diese nachhaltige, anspruchsvolle Anbaumethode im Einklang mit der Natur  erlaubt eine maximale Produktion auf einer minimalen Fläche.

Tipp: Le panier du jour

Am Eingangshäuschen zum Schloss gibt es jeden Tag neu die frische Ernte aus dem potager:  Tomaten, Karotten, Zucchini, Äpfel und anderes Obst, gesät und gepflegt nach den Techniken des Naturgartens ohne jegliche Pestizide.

Auch Rizinus wächst im Garten des Château de la Bussière.. Foto: Hilke Maunder
Auch Rizinus wächst im Garten des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Der Schlosspark

Nach dem Spaziergang durch den Gemüsegarten könnt ihr noch ausgiebig durch weitere Schlossgelände wandern. Le Nôtre, der große Gärtner Ludwigs XIV., entwarf seinen 60 Hektar großen Park. Anfang des 20. Jahrhunderts gestalte Édouard André sein heutiges Aussehen.

Bummelt die romantische Uferpromenade am Teich entlang hin zum englischen Park, durch den sich der Vernisson schlängelt. Sein Lauf führt euch weiter und tief hinein in den  Wald. Am Herbstgarten ist der Parcours des Cabanes für den Nachwuchs aufgebaut.

Garten und Park sind als jardin remarquable ausgezeichnet und damit als einer der bemerkenswerten Gärten Frankreichs.

Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf das Château de la Bussière vom Parkplatz. Foto: Hilke Maunder

Das Château de la Bussière: meine Reise-Infos

Hinkommen

Château de la Bussière

• 35, rue du Château, 45230 La Bussière, Tel. 09 50 55 63 68, www.chateau-de-la-bussiere.com

Kein Anschluss an den ÖPNV; nächster Bahnhof im 14 Kilometer entfernten Gien.

Schlemmen und genießen

Aktiv

Escape Game

Wir befinden uns im März 1854, der Graf von Chasseval leitet die Einweihung des neuen Turms des Schlosses mit einer Jagd und einem prunkvollen Fest mit Dîner. Doch ein anonymer Brief warnt vor einer großen Gefahr, die über dem Grafen schwebt. Wer bedroht ihn und warum? Ihr habt 45 Minuten Zeit, um es herauszufinden!

Garden Game

Das Garden Game lädt ein, den Park und den Garten spielerisch zu entdecken. Macht euch auf die Suche, reist durch die Jahrhunderte und lüftet das Geheimnis der ewigen Rose!

Grande Enquête

Bei dem Teamspiel „Die große Untersuchung“ müsst ihr in rund 75 Minuten ein historisches Rätsel lösen. Es gilt, Hinweise zu finden und die Verschwörung gegen Ludwig XIII. zu vereiteln. Pro Team solltet ihr 5-10 Spieler sein; mindestens drei Teams braucht ihr pro Spiel.

Parcours des Cabanes

Bei diesem Parcours müssen Kinder ein Rätsel lösen: Wer hat die Schlüssel des Schlosses gestohlen? In jeder Hütte gibt es ein Spiel, bei dem sie beobachten, benutzen oder kombinieren müssen, um einen Hinweis zu erhalten, der hilft. das Geheimnis zu lüften.

Spielen im Stall

Im einstigen Pferdestall hat Laure zwölf große Spielgeräte aus Holz für den Nachwuchs aufgestellt.

Ruder-Runde auf dem Teich

Mit ein paar Ruderschlägen könnt ihr das Schloss aus einem anderen Blickwinkel entdecken: Umrundet einmal den sechs Hektar großen Teich im Boot. Leihboote und Schwimmwesten gibt es am Schloss.

Hier könnt ihr schlafen*

 

Laure Bommelaer auf der Brücke zum Logis des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder
Laure Bommelaer auf der Brücke zum Logis des Château de la Bussière. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

In Bourg-Saint-Andéol hat ein engagierter Rentner mit vielen Freiwilligen einen einstigen Bischofspalast vor dem Verfall gerettet.

Im Buch

Temps Perdu*

Temps PerduVerlassen, vergessen, verloren – und doch ungeheuer faszinierend. Dieser Bildband stellt die schönsten lost places des Hexagons vor: Schlösser, Herrenhäuser, Schiffswracks, Bibliotheken und Kirchen, Schwimmbäder, Bunker, Bahnhöfe, Fabriken und Geisterdörfer.

Stefan Hefele und Felix Röser entdeckten und fotografierten sie. Drinnen wie draußen entfalten ihre Objekte einen morbiden Charme und ein ganz besonderes Flair.

Begleitet werden ihre stillen Fotos von meinen Texten, die Frankreichs Kultur- und Alltagsgeschichte passend zu den Fotos Revue passieren lassen.

Le Temps Perdu fällt damit raus aus dem Rahmen der vielen Lost-Places-Bucher. Es ist ein Buch zum Schauen, Staunen und Träumen von vergangenen Zeiten. Eine nostalgische Zeitreise, garniert mit Zitaten und Einblicken in die Befindlichkeiten und Lebenswelten unserer Nachbarn. Hiergibt es eine Leseprobe. Und hier* könnt ihr das Buch online bestellen.

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