Mein Frankreich: Gertrud Pfundstein

Mein Frankreich ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch?

Heute antwortet Gertrud Pfundstein.  Mein Mann und ich wohnen am Rande des Schwarzwaldes in Schramberg. Dort hegen und pflegen wir mit großer Freude unseren Garten und fahren regelmäßig ins Allgäu, weil es dort zwei ganz wunderbare Enkelmädchen gibt.

Reisen innerhalb Europas – auf eigene Faust und Planung, wie es uns gefällt – füllt unsere Zeit mehr als aus. Meine Zeit als Teamleitern in einem Kundenservice-Center einer großen deutschen Krankenkasse ist Vergangenheit und dieses sogenannte „viel freie Zeit haben“ fülle ich mit großer Begeisterung mit Literatur, Geschichte, eigenem Schreiben – die Fantasie als mein Zeitvertreib.


Immer wieder mittwochs – zack – springt Frankreich in Form eines Newsletters auf meinen Frühstückstisch. Und immer wieder mittwochs liegt dieses wunderbare Land, liegt dieses Frankreich, als kleine Sehnsuchtsmelodie auf meinem Frühstücksteller, wenn von Hilke Maunder der wöchentliche Newsletter eintrifft. Dann beginnt – immer zur Frühstückszeit – das „kleine und manchmal auch große Träumen“ von Reisen in unser Nachbarland.

Ich bin anfangs der 1950-er Jahre geboren, bin also ein sogenanntes Nachkriegskind. Mein Mann und ich wohnen am Rande des Schwarzwaldes, also in nicht so weiter Entfernung zur französischen Grenze und zu unseren französischen Nachbarn. Bücher, Garten, Kunst und Kultur, Reisen, eigene Geschichten und Erzählungen schreiben – mein Zeitvertreib, meine Hobbys.

Als junge Familie mit zwei Söhnen sind wir immer wieder nach Südfrankreich, in die Bretagne und auf die Insel Korsika gereist. Mit einem uralten VW-Bulli, giftgrün lackiert, mit einer umlaufenden Margaritenbordüre ganz in Weiß geschmückt.

Wo wir hinkamen, wurden wir sofort gesehen, die Aufmerksamkeit gehörte ganz uns oder vielmehr unserem originellen fahrbaren Mobil-Home. Irgendwann waren die Söhne groß, der Bulli – leider – verschrottet und die Reisen zu den Nachbarn wurden etwas weniger. Nicht aber unsere Liebe zu diesem Land und seinen Menschen.

Könnten Sie bitte noch eine Bildunterschrift zu dieser Katze formulieren - ist es die Ihre?
Bei einer Rast auf der Fahrt nach Millau: „Ob die wohl mit ihrem Wohnmobil hier stehen bleiben?“ Foto: Gertrud Pfundstein

Ich möchte einen Beitrag schreiben, wo es etwas weniger um das Reisen an sich als vielmehr auch um unsere gemeinsame deutsch-französische Geschichte geht. Und was diese Geschichte für mich bedeutet.

Mein Vater & Frankreich

Ich habe das Wort „Frankreich“ schon als kleines Mädchen immer wieder von meinem Vater gehört. Und vielleicht ist es mir deshalb so gut in Erinnerung geblieben, weil dann in seiner Stimme immer etwas Bedeutungsvolles mitgeschwungen hat. Als junger Mann war mein Vater als Soldat in Frankreich und nach dem Ende des Krieges war er für vier Jahre in Gefangenschaft bei einem Weinbauern in der Nähe von Besançon in der Region Franche-Comté.

„Natürlich haben wir arbeiten müssen, aber der Bauer war immer gut zu uns. Wir haben immer genug zu essen bekommen!“ Worte von meinem Vater, an die ich mich sehr gut erinnere. Manchmal hat mein Vater einige Worte auf Französisch zu uns Kindern gesagt, weil er wusste, dass wir das nicht verstehen würden und wir es deshalb besonders lustig fanden.

Und weil der Klang der Sprache so melodisch und ganz anders war als bei unserer eigenen Sprache.  Allerdings habe ich so auch meine ersten französischen Wörter gelernt und begonnen, diese Sprache als etwas ganz besonders zu lieben.

Freudige Erinnerungen

Oder mein Vater sagte: „Dort bei den Franzosen habe ich gelernt, was gut schmeckt.“ Damit meinte er den französischen Wein, die Weinbergschnecken, die in die heiße Asche geworfen wurden und dann mit vielen Kräutern und Butter gegessen werden. Seine Augen haben dabei gestrahlt, und es war nicht zu verkennen, dass er sich von Zeit zu Zeit in dieses Land zurücksehnte.

Seine Liebe und seine Begeisterung für dieses Land, für seine Menschen, für seine Kultur, zu diesem einzigartigen und großartigen Lebensgefühl, hat er mir weitergegeben, hat er mir „vermacht“.

Bei unseren Reisen kreuz und quer durch Frankreich habe ich mich auch, und ganz besonders, in das Tal des Tarn und sein weites Land verliebt. Mein Mann und ich sind vor wenigen Jahren von Spanien kommend über Toulouse, Albi und Rodez Richtung Millau im Zentralmassiv unterwegs gewesen.

Am Wahrzeichen von Okzitanien

Das Viadukt von Millau ist eines der ehrgeizigsten architektonischen Projekte Frankreichs geworden und auch längst zu einem Wahrzeichen der Region Toulouse-Pyrenäen und des Départements Aveyron.

 

Das Viadukt von Millau. Foto: Gertrud Pfundstein
Das Viadukt von Millau. Foto: Gertrud Pfundstein

Wir wollten gerne diese Brücke über den Tarn sehen. Am Morgen hängt über Millau und dem Tarn ein dichter und undurchdringlicher Nebel wie eine Glocke und es sieht zunächst ganz so aus, als würden wir die Brücke überhaupt nicht zu sehen bekommen. Die Wolken hängen tief über dem Tal, Regentropfen fallen auf die Fensterscheiben.

Trotzdem fahren wir zum Infocenter. Dort gibt es eine Miniatur-Nachbildung der Brücke, viele Infotafeln, Erklärungen und Bilder und auch einen Film in deutscher Sprache über die Planung und die Entstehung dieses gewaltigen Bauwerkes. Wir sind total begeistert und beeindruckt, was hier Architekten, Ingenieure, Baufachleute und Planer geleistet und umgesetzt haben.

Als wir wieder ins Freie kommen, zeigen sich am Himmel erste blaue Flecken in den Wolken und in der Nebeldecke. Die Sonne gibt ihr Bestes und versucht, die dicke Wolkendecke wegzuschieben. Jetzt hilft nur Geduld. Wir warten. Ein zweiter und dritter Kaffee hilft, die Zeit zu verkürzen. Kleine Gespräche mit anderen „Brückeninteressierten“, ob das wohl noch etwas wird mit der Sicht auf die Brücke, heitert die Stimmung auf.

Das Besucherzentrums des Viadukts von Millau. Foto: Gertrud Pfundstein
Das Besucherzentrums des Viadukts von Millau. Foto: Gertrud Pfundstein

Und tatsächlich: Es klappt. Die Sonne setzt sich durch, der Nebel beginnt zu steigen. Erste feine Sonnenstrahlen tasten sich an den Drahtseilen und den Brückenpfeilern entlang. Ein feiner Dunst lässt das Bauwerk geheimnisvoll und unwirklich erscheinen. Die Sicht auf die Brücke wird immer besser. Zuerst kommen nur Teile des riesigen Bauwerkes zum Vorschein. Stück für Stück gibt diese Brücke nun ihre Schönheit, ihre Ästhetik und ihre puristische Form preis.

Die Sonne streift nun um die Betonpfeiler, springt von Stahlseil zu Stahlsein, lässt spüren, was in den nächsten Minuten noch zum Vorschein kommen wird. Und dann hat sich dieses gewaltige Bauwerk aus seinem Nebel-Kokon herausgeschält, hat den Schleier und die Verhüllung fallen gelassen und steht in seiner ganzen nackten Schönheit vor einem strahlend blauen Südfrankreich-Himmel – und möchte im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur bewundert werden. Das Tarn-Tal, dieses weite Land, ist eine wunderbare Gegend.

Für einen nächsten Urlaub unbedingt im Auge behalten!

Das Viadukt von Millau. Foto: Gertrud Pfundstein
Das Viadukt von Millau ganz unverstellt. Foto: Gertrud Pfundstein

Der Beitrag von Gertrud Pfundstein ist ein Gastartikel in einer Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!)  – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci !

Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

4 Kommentare

  1. Ja, das weckt Erinnerungen, kurz nach Eröffnung von der Ardech kommend,
    mit der Harley früh morgends über ein Wolkenmeer fahrend auf dem Weg nach
    Larche zum Gänseleberessen.

  2. Liebe Gertrud,

    auf dem Rückweg unserer Hochzeitsreise 2008 sind wir bei leichtem Schneetreiben über diese wunderbare Brücke gefahren. Es war beeindruckend, wir haben erst hinterher im Internet gesehen, über was für ein fantastisches Bauwerk wir gefahren sind. Dein Bild der Brücke mit dem aufreißenden Himmel – super.

    Dein Bericht lässt schöne Erinnerungen wach werden. Durch die fantastische ,Gorges du Tarn‘ bin ich vor ca. 40 Jahren gefahren. Zur Zeit sind wir, wie jedes Jahr im Januar, in Südfrankreich und genießen das milde Winterwetter.
    Liebe Grüße aus Antibes
    Renate Hasenfratz

  3. Hallo Gertrud, das ist einmal ein etwas anderer Beitrag zu Frankreich. Sehr schön geschrieben. Man merkt, dass du die Sprache liebst und auch beherrschst.
    Auch ich teilte meine Erfahrungen in einem Beitrag (Franche-Comté)
    Jetzt wohnen wir vorübergehend und teilzeit mit Frankreich ganz im Südschwarzwald am Rhein.
    Somit – ähnlich verbunden mit Land und Leuten.

    1. Hallo auch das weckt Erinnerungen, kurz nach der Eröffnung der Brücke mit der
      Harley über ein Wolkenmeer fahrend aud dem Weg nach Larche zum Gänseleberessen.
      Das waren noch Zeiten: Sven-Uwe Schulteis

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