
Wer auf der mautfreien A75 zwischen Clermond-Ferrand und Montpellier durch das Landesinnere fährt, begegnet unterwegs einer Brücke der Superlative: dem Viadukt von Millau. Die längste (2,4 km) und höchste Hängebrücke der Welt schwebt auf sieben Pylonen leicht und filigran im Wolkenmeer über dem Tarntal.
Stahlbau aus dem Saarland
Erbaut wurde die gewaltige Konstruktion aus 36.000 Tonnen Stahl und 85.000 Kubikmeter Beton von einer deutschen Firma. Damals noch Dillinger Stahlbau Dillingen genannt, heute die DSD Steel Group, errichtete sie mit Saarstahl aus Völklingen. In 270 Metern Höhe verläuft die Fahrbahn. Der höchste Pfeiler misst sogar 343 Meter!

Für die spektakuläre Brücken-Passage wird eine Maut erhoben, die zu Ferienzeiten angehoben wird. Bei der télépéage können nicht nur Pkw, sondern auch Wohnmobile in langsamer Fahrt bei Tempo 30 ohne Stopp die Mautstelle passieren. Mehr zur eMaut erfahrt ihr hier.
Wahrzeichen von Norman Foster
Ihr Architekt war Lord Norman Foster, Bauträger die auf Gustave Eiffel zurückgehen de Firma Eiffage, die die Baukosten von 400 Millionen Euro übernahm – und im Gegenzug für 75 Jahre die Mautkonzession erhielt.
Der Brückenzoll wird saisonabhängig erhoben. Außerhalb der Ferienzeiten ist die Maut günstiger. Im Dezember 2004 wurde die neue Brücke eingeweiht. Seitdem ist sie ein Besuchermagnet und Wahrzeichen des Aveyron.

Das Viadukt von Millau erleben
Das eindrucksvolle Bauwerk könnt ihr auf vielen Wegen entdecken. Les Bateliers du Viaduc zeigen es euch vom Wasser aus – bei einer Bootsfahrt zum Felsendorf Peyre und zum höchsten Brückenpfeiler P2.
Ausgefallener sind ein Hubschrauberflug oder ein ULM-Flug. Technische Führungen beginnen am Besucherzentrum Viaduc Espace Info. Oder meldet euch an für den 23,7 Kilometer langen Brückenlauf La Course d’Eiffage du Viaduc alljährlich Mitte Mai.

Technische Führungen beginnen bei Viaduc Expo, das seit 2018 sich völlig neu präsentiert: als interaktives Museum, das die Welt des Viadukts im ersten Stock der einstigen Hofstelle Ferme du Brocuéjouls auf 220 Quadratmetern mit neuen Technologien und vielen Bildern vorstellt.
Den Facelift des Museums ergänzt die Führung Sentier des Explorateurs. Auf dem Pfad der Forscher könnt ihr mit einem mehrsprachigen Guide das Bauwerk 40 Minuten lang aus nächster Nähe erkunden.

Der Weg führt entlang eines alten Baustellenwegs, der jetzt von lebensgroßen Modellen gesäumt ist. Dort erfahrt ihr auch alles über die Funktionsweise des translateurs, eine technologische Erfindung der Eiffage-Gruppe.
Der Weg endet an einem Aussichtspunkt. Das Panorama ist atemberaubend, direkt unterhalb des Viadukts. Diesen Aussichtspunkt könnt ihr auch ohne Führung erreichen. Folgt einfach der Markierung Belvédère am Besucherzentrum hinauf zur Fahne von Eiffage, die dort im Wind weht.
Die Handschuh-Hauptstadt: Millau

Tief unterhalb des Viadukts im Tal des Tarn liegt Millau, Frankreichs Hauptstadt für Handschuhe, wo im frühen 20. Jahrhundert rund 150 gantiers etwa fünf Millionen Paar herstellten.
Heute haben nur wenige glanzvolle Namen von einst überlebt: Olivier Fabre, Lieferant für Hermès und Dior, die 1892 gegründete Maison Causse und die 1946 gegründete Maison Lavabre Cadet.

Letzteres versorgt Hermès, Chanel, Louis Vuitton, Givenchy, Longchamp und Christian Lacroix jährlich mit 25.000 Paar Handschuhen – handgenäht aus Nubuk, Pythonschlange, Krokodil, Pekari und dem Lammleder der heimischen Lacaune-Schafe.

Auf die Modelle der Maison Causse schwört nicht nur Madonna, sondern zu Lebzeiten auch Karl Lagerfeld. 2006 bestellte er gleich 200 Modelle seiner fingerkuppenfreien Handgeschirre namens mitaines – nur für den persönlichen Gebrauch.

Einblicke in die Handwerkskunst vermitteln das Musée de Millau an der Place du Maréchal Foch, die Weißgerberei Richard im Parc d’activités Millau-Lévezou und die Handschuhmanufaktur Maison Fabre am Boulevard Gambetta 20.


Millau: meine Reisetipps
Aktiv
Millau ist Frankreichs Outdoor-Hauptstadt. Für Adrenalinkicks sorgen Klettersteige, Wildwasserfahrten im Zodiac, Kanu oder Kajak auf Tarn und Dourbie, 400 Kilometer Radwege für Mountainbiker, 650 Kilometer Wanderwege sowie die 1.200 Kilometer Reitwege im Aveyron. Gleitschirm- und Drachenflieger starten am Pouncho d’Agast am östlichen Stadtrand.

Einkaufen
Handgefertigte Handschuhe aus feinstem Leder gibt es bei Causse Gantier (5, boulevard des Gantières), Calvi Millau (14, impasse de la Paulèle) und im Atelier du Gantier (21, rue Droite).
Schlemmen

Les 3 Causses
An einem malerischen Altstadtplatz serviert Les Trois Causses gutbürgerliche Küche in einem Gewölbe aus dem 13. Jahrhundert.
• 7, place Maréchal Foch, Tel. 05 65 60 30 93, www.facebook.com

In der Nähe
Fachwerkhäuser mit Erkern, Steine mit Ornament-Skulpturen, kunstvolle Türen und Überreste von Türmen, Stadttoren und anderen Zeugnis der gallo-römischen Siedlung Condatomagus am Zusammenfluss von Tarn und Dourbie lassen sich in der Ausgrabungsstätte La Graufesenque (2 km südl., Avenue Balsan) besichtigen.
In die faszinierende Welt der Insekten entführt Micropolis (Saint-Léons, 15 km nordwestl. an der D 911).

Schlafen
Château de Creissel*
Und jetzt sucht ihr noch eine nette Bleibe? Am Ortsausgang von Millau Richtung Viadukt bietet das Château de Creissel zwölf nostalgische Zimmer im Schloss (17. Jh.), 18 moderne im Anbau sowie leckere regionale Speisen im Gewölbekeller.
• Route de Saint-Affrique, 12100 Creissels, Tel. 05 65 60 16 59, www.chateau-de-creissels.com
Noch mehr Betten*
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