Lesetipps zur Rentrée Littéraire: Die schönsten Sommerbücher aus Frankreich
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Lesefrühling 2023: Neue Bücher très francophiles

Der Lesefrühling 2023 zeigt sich frankophil. Hier kommt eine bunt gemischte Auswahl an neuen Büchern aus und über Frankreich, ausgesucht nach einer Stöberrunde auf den Büchertischen und Lesestunden unterwegs und daheim. Viel Freude beim Lesen – bonne lecture !

Frisch aus Frankreich

Clara Dupond-Monod_BrüderchenClara Dupond-Monad, Brüderchen*

Im Herzen der Cevennen wird an einem etwas verlorenen Ort, der wie ein Paradies auf Städter wirkt, ein Kind geboren. Er ist schön und pausbäckig, hat wunderschöne schwarze Augen und genauso schwarze Haare wie sein älterer Bruder, dem es sehr ähnlich sieht.

Doch schon bald merkt die Mutter, dass dieses Kind nie wie die anderen sein wird. Er leidet an einer seltenen genetischen Krankheit.

Er ist blind, wird nie laufen können und immer liegen bleiben. Er kann nicht sprechen, aber Laute von sich geben, weil er die Geräusche um sich herum hört. Er bleibt zeitlebens ein Baby, auch wenn er älter wird. Der Arzt gibt ihm nicht mehr als drei Jahre Lebenszeit. Doch er lebt fast acht Jahre.

Wegen der Andersartigkeit des „Brüderchens“ gerät das Leben der Familie aus den Fugen. Und doch hat das Brüderchen einen Platz in der Familie, unter den Geschwistern, und jeder tut, was er kann, um einen Weg zu finden, mit ihm zu kommunizieren, ihn glücklich zu machen und ihn sogar zu lieben.

Inmitten der Natur, geschützt von den Bergen, und ganz in der Nähe des Flusses mit seiner kleinen Brücke, lernte die Familie, sich anzupassen. S’adapter nannte Clara Dupont-Monod ihr Werk, das im Erscheinungsjahr gleich mehrere Literaturpreise erhielt, darunter Prix Femina und den Prix Goncourt des Lycéens 2021. Am 30. März ist das Werk in der deutschen Übersetzung von Sonja Finck erschienen. Hier* könnt ihr den 176 Seiten dicken Roman bestellen. Und hier* das französische Original.

Herz und Historie

Valeska Reon, Charlotte Schwarz´, Verbotene VersprechenValeska Réon, Charlotte H. Schwarz, Verbotene Versprechen: Ich darf Dich nicht lieben*

Anne de Bretagne: Über diese Herzogin, die zur Königin wurde und als Idol der Bretagne verehrt wird, gibt es eine Fülle von Literatur zu ihrem kurzen wie wechselhaften Lebensweg.

Mit elf Jahren wurde sie Herzogin der Bretagne, mit 15 Jahren Königin von Frankreich, mit 16 Jahren erstmals Mutter, mit 21 Jahren Witwe, mit 22 Jahren erneut verheiratet und Königin, mindestens 14 Mal schwanger, aber nur zwei Erbinnen hinterlassend, als sie mit 37  Jahren starb.

Das Autorenduo Valeska Réon und Charlotte H. Schwarz hat mit Verbotene Versprechen: Ich darf Dich nicht lieben* einen 308 Seiten dicken Roman über das Idol der Bretonen verfasst. Ihr Roman verknüpft Fakten und Fiktion zu einer sehr emotionalen Biografie der letzten bretonischen Königin. Historische Elemente und fiktive Geschichte verschmelzen dabei grenzenlos.

Die Zeitreise des Duos weckt mit ihren bunten Bildern starke Emotionen. Über das Fühlen diese faszinierende Frau zu verstehen, ist der Ansatz der Autorinnen. Und so finden sich Liebe und Herzblut auch bei der Gestaltung wieder – mit kleinen Verzierungen zu Beginn der Kapitel, Symbolen an Seitenanfänge oder Sinnsprüchen am Ende der Kapitel. Wer mag, kann den Roman hier* bestellen.

Hochspannung

Silke Ziegler, Im Zauber der Stille*

Die Weinheimerin Silke Ziegler kam 2013 per Zufall zum Schreiben – und gilt heute als Königin des Romantic Thrillers. Und auch in diesem hoch spannenden Krimi verwebt sie geschickt Verbrechen und Gefühl.

Im Zentrum der Handlung stehen Rémy Beauvolet und seine Ehefrau Fleur. Unter dem Deckmantel seiner Hotel- und Casinokette betreibt Rémy Drogen- und Menschenhandel im großen Stil.

Seit Jahren versucht die Polizei ihn zu fassen, aber er ist ihnen– durch einen Maulwurf auf höchster Stelle bei der Polizei –  immer einen Schritt voraus. Seit fünf Jahren ermittelt Capitaine Kylian Plevantier dadurch vergeblich. Und verliert beste Mitarbeiter im Kampf gegen Rémy.

Seine Frau Fleur kennt Rémys schmutzige Geschäft.  Sie lebt voller Angst mit ihren beiden Kindern in einem goldenen Käfig. Doch nun will sie ausbrechen und ein neues Leben beginnen. Ihr Schlüssel dazu: ein USB-Stick. Und Kylain Plevantier. Ein fesselnder Krimi bis zum letzten Satz, der auch mit Ortskenntnis und Frankreichflair punktet. Wer mag, kann ihn hier* online bestellen – oder im Buchhandel erhalten.

Agnes de Bonneville, Der tote AusternfischerAgnès de Bonneville, Der tote Austernzüchter*

Agnès de Bonneville ist das Pseudonym einer norddeutschen Deutsch-Französin, die heute in Wentorf bei Hamburg lebt – und ihre Kindheit auf der Île d’Oléron verbracht hat.

Dort spielt auch der erste Krimi ihrer Reihe um ihre charmante Ermittlerin Babette Fleurentin, die als Pensionärin Paris gegen La Ganipote getauscht hat.

Kaum hat sie jedoch dort ihr Häuschen bezogen, findet sie zwischen den Austernbänken vor der Küste einen Toten mit eingeschlagenem Schädel. Irgendetwas jedoch lässt sie stutzig werden – und sie beginnt ihre Ermittlungen mit Unterstützung ihrer Freundin Marilou. 

Es entspannt sich eine locker-flockig geschriebene Inselgeschichte voller Flair und so bildlich dargestellt, dass das Kopfkino lief – und man für die Lesezeit eintaucht ins Inselleben. So ist der tote Austernfischer zwar ein Krimi, aber doch eher eine Geschichte mit Humor, Frankreich-Feeling, Freundschaften und Inselleben. Agnès garniert diesen Wohlfühlfaktor immer wieder mit spannenden Momenten: Tatort auf die leichte Tour! Wer mag, kann den Krimi hier* online erhalten oder im Buchhandel bestellen.

Suzanne Crayon, Verlockungen Elsässer ArtSuzanne Crayon, Verlockungen Elsässer Art*

Hoch über dem idyllischen Städtchen Thann, direkt an der Ruine der mittelalterlichen Engelsburg, liegt die Leiche eines Mannes. Er entpuppt sich als Monsieur Doudet, Inhaber eines Souvernir- und Heilkräuterladens, der offensichtlich mit mehr als Tüpfelfarn handelt. Sondern synthetische Drogen komponiert, die seine meist weiblichen Kunden sofort abhängig machen.

Das Interesse von Ex-Commissaire Jean Paul Rapp, eigentlich längst Rentner, ist geweckt. Auch er beginnt zu ermitteln – und in eine ganz andere Richtung als der offizielle Ermittler Rimbout. 237 Seiten lang versteht das deutsche Autorenduo, das hinter dem Psyeudonym „Suzanne Crayon“ steht, mit ihrem sehr unterhaltsamen Krimi mit viel regionalem Flair zu fesseln. Spannung, Flair, französisches Leben: Da konnte ich nicht vor der letzten Seite aufhören. Wer mag, kann den Regionalkrimi hier* bestellen.

Benjamin Cors, FlammenmeerBenjamin Cors, Flammenmeer*

Barfleur, eine kleine Hafenstadt an der Küste der Normandie, ist berühmt für ihre Muscheln. Doch jetzt sind die großen Miesmuscheln der Blondes de Barfleur spurlos verschwunden.

Frustration und Verzweiflung macht sich unter den Fischern breit. Hat sich diese Aggression beim Anschlag auf einen Kapitän entladen? Oder wer steckt dahinter? Wenig später wird ein Mann an Land gespült, sein Körper übersät mit Brandmalen.

Nicolas Guerlain, der eigentlich Urlaub machen wollte, ermittelt wieder. Und merkt schnell: Es geht nicht um Muscheln, sondern Schmuggel. Und um Misshandlungen und Kindheitstraumata. In Band sieben der beliebten Krimireihe nimmt euch der Deutsch-Franzose Benjamin Cors, der in seiner Kindheit fast jeden Sommer in der Normandie verbracht hat, mit auf die Cotentin-Halbinsel.

Rasant, brutal, wild wie ein Sturm entfesselt er einen Krimi, der zwar logische Schwächen hat und mitunter von der Handlung kaum überzeugt, aber dennoch ein fesselndes Lesevergnügen ist.

Die Gewaltszenen ist überraschend, hart – und zugleich so überzeichnet, dass man entspannt weiterliest, ohne davon berührt zu sein. Guerlain überlebt alle Attacken, löst den Fall, freut sich auf das Wiedersehen mit seiner Freundin Julie. Bis auf der letztzen Seite des Roman ein Schuss ertönt. Und das Buch mit einem Rätsel endet.Wer mag, kann seinen brandneuen Krimi hier* online bestellen.

Ulrich Wickert, Die Schatten von ParisUlrich Wickert, Die Schatten von Paris*

Seit 2006 hat sich „Mr. Tagesthemen“ Ulrich Wickert auf das Schreiben von Krimis verlegt – und vermischt darin meisterhaft Fakten und Fiktion.

Auch der 7. Band der beliebten Jacques-Ricou-Reihe bildet keine Ausnahme und gewährt diesmal Einblicke in die Arbeitwelt des französischen Auslandsgeheimdienstes Direction générale de la Sécurité extérieure (DGSE) und die Verstrickungen der Politik mit Wirtschaftsbossen jeglicher Couleur.

Ein Auftragsmord im Namen des Präsidenten, illegaler Drogenhandel mit Rückendeckung eines korrupten Politikers: Bis zur letzten Seite habe ich den Krimi verschlungen, viel gelernt über IT von heute, deepfakes und Bitcoins.

Und königlich gelacht über das Schweigegelübde zwischen dem Untersuchungsrichte Jacques und seiner Freundin Margaux, einer ehrgeizigen wie erfolgreichen Journalistin – beide sind ein Paar in einer, wie es schein, recht offenen Zweierbeziehung.  Wer mag, kann den siebten Band der Krimireihe um Jacques Ricou hier* online bestellen.

Neue Reiseführer

Ralf Nestmeyer_Provence_Cote d'AzurRalf Nestmeyer, Côte d’Azur*

Ralf Nestmeyer steht für beständig gute, verlässliche Reiseführer – und enttäuscht auch bei diesem Band zur Provence der Côte d’Azur nicht. Als Historiker gräbt er dabei gerne immer wieder einmal weniger bekannte Fakten aus.

Wie die Tatsache, dass Bertolt Brecht, der gerne sich an der Côte aufgehalten hatte, äußerst wasserscheu war. Oder der belgische König Leopold II. für jede seiner Mätressen ein standesgemäßes Domizil auf dem Cap Ferrat errichten ließ.

Rund 3000 Orte stellt Nestmeyer vor – und lässt dabei die Seealpen etwas ausführlicher wegkommen als in anderen deutschsprachigen Führern, wenngleich sie eigentlich längst einen eigenen Band in der Reihe verdient hätten. Wer mag, kann den Reiseführer hier* direkt beim Verlag online bestellen.

Ralf Nestmeyer, Marseille*

Marseille ist ein faszinierender Mikrokosmos am Mittelmeer. Seine Klischees halten der Wirklichkeit nicht stand. Das weiß auch Ralf Nestmeyer, der Marseille seit mehr als 20 Jahren liebt. Und parallel zum Update seines Provence-Reiseführers auch seinen Stadtführer zum melting pot im Süden Frankreichs frisch aktualisiert hat.

Und auch in diesem 192 Seiten dicken Taschenführer hält er ein paar Infos bereit, die auch eingefleischte Marseille-Liebhaber überraschen können – vom Rap in Marseille bis zum historischen Exkurs zu Nikolaus Graf Luckner, der verrät, was den Deutschen mit der Marseillaise verbindet. Oder Varian Fry zum Retter machte.

Den handlichen Stadtführer ergänzen Tipps für Ausflüge in die Calanques und La Ciotat, an die Côte Bleue, nach Aix-en-Provence und nach Aubagne, der Heimat von Marcel Pagnol. Wer mag, kann den Stadtführer hier* direkt beim Verlag bestellen.

Neue Kochbücher

Angele Ferreux-Maeght_Bon AppetitAngèle Ferreux-Maeght, Bon Appétit*

Die Pariser Köchin Angèle Ferreux-Maeght ist Parisern wohlbekannt. Sie betreibt mit La Guinguette d’Angèle den erfolgreichsten glutenfreien Feinkost-Catering-Service in der Hauptstadt.

In seinen Filialen im ersten und neunten Arrondissement gibt es ihr köstliches Essen auch zum Mitnehmen. Alle Speisen werden aus lokalen und saisonalen Produkten nach den Grundsätzen der Naturheilkunde zubereitete. Wie, verrät Angèle bei Kochkursen – und in zahlreichen Kochbüchern.

Frisch auf Deutsch erschienen ist dieses Werk. Auf 192 Seiten stellt es eine Auswahl moderner Gerichte aus aller Welt für den Alltag vor: gesundes Speisen für den Start in den Tag, Ideen für ein schnelles Mittagessen, Snacks für zwischendurch und genussvolle Gerichte für den Abend ohne Gluten.

Sie sind allesamt köstlich und inspirierend. Doch das französische Flair findet in Angèles Weltküche mit thailändischem Klebereis, Falafel und Bruschetta nur bei der Zitronen-Tarte und der Tarte Tatin Niederschlag. Das Buch präsentiert so die Lieblingsrezepte einer Lifestyle-Fee – und das französisch charmant.

Auch bei den Mengenangaben stutze ich mitunter. 800 g Reis für vier Personen: Das ist als Angabe für rohen, ungekochten Reis als Beilage eher viel. Üblich sind 60 Gramm, bei Hauptspeisen 100-120 Gramm. Ähnlich hoch sind auch die Angaben bei den Nudelgerichten.

Bei einem Verhältnis von 1:3 von rohem zu gekochtem Reis fehlte vermutlich einfach das Wörtchen „gekochter“ Reis vor der Mengenangabe –  denn dann passt es. Bei einem so flott geschriebenen Buch kann solch ein Fauxpas einer Autorin, die mittendrin steckt, schon einmal passieren. Doch die Lektorin hätte derartige Fehler sehen müssen. Wer mag, kann das Kochbuch hier* bestellen.

Hilke Maunder, BurgundHilke Maunder, Burgund*

Nach Le Midi habe ich auch Burgund intensiv erkundet. Auf mehreren Reisen und viele Wochen lang habe ich diesmal mit dem Fotografen Thomas Müller Schneckenzüchtern, Käsemachern, Viehzüchtern, Winzer und Winzerinnen sowie anderen lokalen Produzenten über die Schulter gesehen. Wir haben Märkte und Manufakturen besucht und vielen Köchen in die Töpfe geguckt.

Vom einzige Dreisternekoch Burgunds, Éric Pras von der Maison Lameloise, über Alain Renaud, Küchenchef der Auberge Les Tilleuls in Vincerolles bis zu Julien Fuchey von der Auberge La Morvandelle in Tintry haben sie mir typisch burgundische Rezepte verraten.

Neben berühmten Klassikern wie Bœuf Bourguignon findet ihr unter den 80 authentischen Rezepten auch viele Gerichte, die seit Generationen in den Familien Burgunds tradiert wurden – und doch noch Geheimtipps sind. Wer die Speisen nachkochen möchte oder neugierig auf die Küche Burgunds ist, kann mein Reise-Koch-Erlebnisbuch hier* vorbestellen – es erscheint erst am 28. April 2023!

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2 Kommentare

  1. Und nicht zu vergessen:
    Die Unbeirrbare von Marie-Luise Wolff über das Leben der Champagner-Madame Clicquot.
    Gut zu lesende Lebensgeschichte, die zeigt, daß die spätere Madame Clicquot von früh auf einen wachen Verstand hat, der in den Wirren der Revolution weiter geschärft und so zum Rüstzeug für ein in ihrer Zeit ungewöhnlich gleichberechtigtes Frauenleben wird.
    Und:
    Sabine Appel: Madame de Stael, ebenfalls eine sehr kundig und gut geschriebene Biografie einer ausgewöhnlichen Frau, die politisch unerhört einflußreich war, sodaß Napoleon sie aus Paris verbannte. Kein neuer Titel, aber sehr lesenswert.

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