Campomoro: Blick vom Genueserturm auf den Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder
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Belvédère-Campomoro: Weitblick-Wanderung!

An der zerklüfteten Westküste von Korsika findet ihr den kleinen Ort Belvédère-Campomoro. Ein feinsandiger Strand, Macchia, Meer, Fischerboote und ein wuchtiger Wachtturm: für mich ein Urlaubsparadies. Zumal es noch nicht so trubelig zugeht wie anderenorts.

Campomoro: der Badestrand. Foto: Hilke Maunder
Der Badestrand von Belvédère-Campomoro. Foto: Hilke Maunder

Und was ich hier am liebsten mache, wenn ich genug von Strand und Meer habe? Wandern! Als kleinen „Verführer“ möchte ich euch eine wunderschöne, kinderleichte und familienfreundliche Wanderung rund um das Cap Campomoro vorstellen. Das Highlight: ein wuchtiger Wachtturm mit traumhafter 360°-Aussicht!

Campomoro: Das Wasser der Badebucht ist glasklar. Foto: Hilke Maunder
Das Wasser der Badebucht von Belvédère-Campomoro ist glasklar. Foto: Hilke Maunder

Los geht’s!

Parkt am Strandparkplatz und folgt der sichelförmigen Bucht – entweder auf der Uferstraße oder im weichen Sand. Das Wasser ist glasklar und bis in den frühen November noch badewarm! Am Ende des Sandstrandes dümpeln ein paar Fischerboote an der Pier. Gefangen werden vor allem Aale und Langusten. Mit etwas Glück sehr ihr, wie sie entladen werden.

Campomoro: die Fischerboote. Foto: Hilke Maunder
Frühmorgens ziehen die Fischer hinaus. Tagsüber sind ihre Boote malerische Hingucker in der Bucht von Belvédère-Campomoro. Foto: Hilke Maunder

Oberhalb des Strandes eröffnet das  Restaurant „Les Amis“ Panoramaausblicke auf das Meer und die Segelboote, die weiter draußen ankern. Zum Restaurant, das auch bei Einheimischen beliebt ist, gehört die älteste Herberge des Fischer- und Badeortes, das mittlerweile komplett renovierte Hôtel Campomoro.

Campomoro: die Bucht mit ihrem berühmten Genueserturm. Foto: Hilke Maunder
Die malerische Bucht mit ihrem berühmten Genueserturm. Foto: Hilke Maunder

Aufstieg zum Turm

Vorbei an einigen Touristen-Shops und einem Laden mit korsischem Honig erreicht ihr gen Norden eine Betonstraße, die für den Verkehr gesperrt ist. Sie führt durch ein Villenviertel hin zum Fuße des Turmberges.

Campomoro: Der Genueserturm ragt aus der Macchia des Kaps heraus.. Foto: Hilke Maunder
Der Genueserturm ragt aus der Macchia des Cap Campomoro heraus.. Foto: Hilke Maunder

Dort beginnt rechter Hand ein mäßig steiler Pfad. Er klettert den Hang hinauf zum 1586 errichteten Genueserturm. Unterwegs erläutern Infotafeln Flora, Fauna und Geschichte – nur auf Französisch.

Parade-Blicke

Campomoro, Genueserturm. Foto: Hilke Maunder
Angekommen am größten Genueserturm von Korsika. Foto: Hilke Maunder

Nach rund 10 bis 15 Minuten erreicht ihr den Genueserturm. Der wuchtige Bau ist der größte der Wachttürme aus genuesischer Zeit. Er ist noch immer Privatbesitz der Familie Lorenzo di Bradi.

Campomoro: Blick vom Genueserturm auf den Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Tag des Genueserturmes eröffnet die Aussichtsterrasse unverstellte Rundblicke über den Golf von Valinco und die Küste Korsikas. Foto: Hilke Maunder

Gegen Zahlung eines kleinen Tribus könnt ihr ihn jedoch besichtigen. Und das lohnt sich!Von oben überblickt ihr den gesamten Golf von Valinco  – besonders am frühen Abend einfach traumhaft!

Campomoro: Blick vom Genueserturm auf den Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder
Der Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder

Faszinierende Felsen

Die Bucht mit den bizarr geformten Felsen, die ihr von oben gen Norden seht, erreicht ihr, wenn ihr am Fuße des Turms dem Wegweiser zur Cala Genovese folgt. Mächtigen, von der Erosion künstlerisch geformten  Felsen, säumen dort die Küste.

Folgt nach der Besichtigung der Genueserbucht dem Wanderweg für weitere 50 Minuten, bis ihr zu der Abzweigung kommt, die euch in einer Stunden wieder zurück nach Campomoro bringt.

Campomoro: Blick vom Genueserturm auf den Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder
Wunderschön: der Blick vom Genueserturm auf den Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder

Hintergrund: die Genuesertürme Korsikas

Sie stehen auf Landzungen, hohen Felsen, inmitten der Dörfer und mitunter selbst mitten im Meer: die „tours gênoises“, mit denen Genua ab 1510 seine Herrschaft auf Korsika sicherte.

Denn immer wieder überfielen Osmanen und Saraszenen die Insel im Mittelmeer. Unzählige Male wurde Korsika geplündert, seine Bewohner als Sklaven verschleppt – allein 1560 kamen mehr als 6000 Korsen als Sklaven nach Algier!

Errichtet wurden die einst 150 Wachttürme – andere Quellen nennen 78 Türme – so, dass möglichst Sichtkontakt bestand. Drohte Gefahr, wurde tagsüber mit Rauch-, nachts mit Feuersignalen gewarnt. Heute sind noch 68 Genuesertürme erhalten, die Hälfte davon in recht gutem Zustand.

Der Nachbarturm des Genueser-Wachtturms von Campomoro
Der Nachbarturm des Genueser-Wachtturms von Campomoro. Foto: Hilke Maunder

Erbaut wurden sie zwischen 1510 und 1620 nach recht einheitlichem Bauplan: Fast alle Türme sind rund und leicht konisch. Nur die Türme von Nonza im Norden und von Porto sind viereckig. Lange dachte man daher, jene stammten aus pisanischer Zeit. Doch tatsächlich hat auch diese beiden Türme Genua errichtet – nur früher.

Belvedere-Campomoro. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

An der Basis haben sie einen Durchmesser von 8 – 12 Metern, auf der Plattform von rund 5 – 7 Metern. Hinein ging es nicht ebenerdig, sondern in fünf Meter Höhe mit einer Leiter. Bei Gefahr wurde sie einfach hochgezogen. Im Innern der Türme waren die Türme dreigeteilt. Ebenerdig sammelte eine Zisterne das Regenwasser.

Im mittleren Bereich befand sich der Wohnraum, oben der Bereitschaftsraum für die zwei bis vier Mann Belegschaft, die im Turm lebte. Und das nach sehr, sehr strengen Vorschriften.

Ohne ausdrücklichen Befehl durfte sich niemand vom Turm entfernen. Und gingen die Lebensmittel aus, durfte sich höchstens eine Wache für maximal zwei Tage entfernen, um Nachschub zu holen. An den meisten Türmen legten die Wachen daher kleine Gärten zur Selbstversorgung an.

Der Badestrand von Belvédère-Campomoro. Foto: Hilke Maunder
Der Badestrand von Belvédère-Campomoro. Foto: Hilke Maunder

Belvédère-Campomoro: meine Reisetipps

Karte

IGN Top 25 4154OT – Propriano / Golf de Valinco*

Die Wanderkarte im Maßstab 1:25.000 deckt die Kommunen Propriano, Sollacaro, Belvédère-Campomoro, Serra-di-Ferro, Grossa, Olmeto und Bilia ab und gehört in jeden Rucksack. Hier* könnt ihr sie bestellen.

Schlemmen & genießen

La Mouette

Sympathische Brasserie direkt am Meer – Weine, Essen und Ambiente stimmen!
• Bord de Mer, 20110 Belvédère-Campomoro, Tel. 04 95 74 22 26

Schlafen

Hôtel Campomoro

Das älteste Hotel des Ortes hat die beste Lage. Und auch die Küche stimmt. Auf der Karte: Bouillabaise, gegrille Langusten und frischer Fisch, den Alain morgens gefangen hat.
• I Caselli, 20110  Belvédère Campomoro, Tel. 04 95 74 20 89, mobil 06 03 49 06 18, https://hotelcampomoro.com

Hôtel Le Ressac

Das familiäre Urlaubshotel von Jean Charles und Béatrice ist ruhig gelegen am Rand des Dorfes; aus den 20 Zimmern blickt ihr auf das Meer oder den Olivenhain.
• 20110 Belvédère-Campomoro‎, Tel. 04 95 74 22 25, mobil 06 10 55 13 39, https://hotel-ressac.com

Chez Marc et Jeannick

Ein einziges Gästezimmer, 13 qm groß mit Komfort und Charme, birgt die schöne Villa, zu der auch ein Pool gehört.
• Route de Grossa, 20110 Belvédère-Campomoro; nur buchbar über Portale wie www.booking.com.

U Spuntino

Nur 50 Meter vom Strand entfernt, gleich hinter dem Camping de la Vallée, vermietet Pierre-Paul von der gleichnamigen, sympathischen Strandkneipe an Selbstversorger ohne große Ansprüche an Komfort schlicht, sauber und günstig ein Studio und eine Ferienwohnung für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
• Tel. 04 95 74 21 99, 20110 Belvédère-Campomoro, www.campomorolocation.fr

Camping La Vallée

Der Platz, nur wenige Meter vom Strand gelegen, ist zweigeteilt:  Im oberen, schattigeren Teil kommen die Zelte hin, im unteren, sonnigeren Teil gibt es Stellplätze für Womos. Vermietet werden auch zwölf Bungalows.
• Tel. 04 95 74 21 20, 20110 Belvédère-Campomoro, www.campingfrance.com

Camping Peretto Les Roseaux

Einfach, gut und dicht am Strand. Was braucht man mehr? Die Orangen, die hier zwischen den Stellplätzen wachsen!
• Bord de Mer, 20110 Belvédère-Campomoro, Tel. 04 95 74 20 52

Die Bucht von Campomoro mit Genueserturm und Badestrand. Foto: Hilke Maunder
Die Bucht von Campomoro mit Genueserturm und Badestrand. Foto: Hilke Maunder

Noch mehr Betten*
Booking.com

Campomoro: Blick vom Genueserturm auf den Golf von Valinco. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf die Badebucht von Belvédère-Campomoro. Foto. Hilke Maunder

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Im Blog

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Im Buch

Jenny Hoch: Gebrauchsanweisung für Korsika*

Cover: Jenny Hoch, Gebrauchsanweisung für Korsika. Foto: Hilke Maunder33 Sommer hatte Jenny Hoch auf der Insel verbracht. Doch erst, seitdem sie quasi dort lebt, wird sie langsam von den Einheimischen ins Herz geschlossen und integriert, erzählt die Journalistin und Buchautorin, die heute mit ihrer Familie die Tradition ihrer Eltern fortsetzt. Seit sie vier Jahre alt war, sei sie jedes Jahr auf Korsika gewesen, als Kind, als Teenager, als Erwachsene. Immer am selben Ort, immer glücklich, gerade dort zu sein. „Ich weiß, wo am Strand der Rutschfelsen ist, wie die Wellen sich brechen”, erzählte sich bei einer Lesung im Feriendorf zum Störrischen Esel.

Ihre  persönlichen Erfahrungen machen den Reiz dieses Bandes der insgesamt sehr zu empfehlenden  Taschenbuchreihe im Piper-Verlag aus. Jenny Hoch hat sie hintergründig wie humorvoll zu Papier gebracht. Dazu noch ein paar Daten und Fakten: ein perfekter Einstieg, um sich mit der Insel zu beschäftigen. Besser kann keine Reiseplanung beginnen! Wer mag, kann das Werk hier* online bestellen.

Zum Träumen: Das Haus auf Korsika*

Mit wenig Geld und Aufwand hat Pierre Duculot 2011 einen meiner Lieblingsfilme gedreht, die Geschichte eines Ausbruchs, Sich-Finden, die Rückkehr zu den Wurzeln. Und eine Geschichte des Mutes. Ausgelöst durch die Erbschaft eines Hauses, das Christina erbt.

Die Hauptfigur, fast 30, lebt seit zehn Jahren mit ihrem Freund zusammen, jobbt in der Pizzeria ihres Schwiegervaters, überlebt im belgischen Charleroi. Ein eigenes Leben nach ihren Vorstellungen? Das ist ein Luxus, den sie sich nicht leisten kann. Und mit der Erbschaft doch wagt. Sie macht auf den Weg in den Süden. Und verliebt sich – in die geerbte Bruchbude, die Insel, einen neuen Mann. Wer mag, kann den Film hier* online bestellen.

Marcus X. Schmid: Korsika*

Marcus X. Schmid, KorsikaDer freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und doch mitunter sehr unterhaltsam und humorvoll.

Ich kann seinen Führer aus ganzem Herzen empfehlen – er hat mich auf allen Erkunden nie im Stich gelassen und mir oft schöne, neue, unbekannte und überraschende Ecken gezeigt.

Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, hat in Basel, Erlangen und im damaligen Westberlin Germanistik, Komparatistik und Politologie studiert und lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Ebenfalls im Michael-Müller-Verlag sind von Schmid die Reiseführer „Bretagne“ und „Südfrankreich“ erschienen sowie Führer zu italienischen Destinationen. Wer mag, kann den Reiseführer hier* online bestellen.

Baedeker Korsika

Hilke Maunder: Baedeker „Korsika“*

Mit blau lackierten Fingernägeln ordnet Madame auf dem Markt von Bastia in einem Bastkorb längliche Stangen. „Boutargues“, verrät das Schild. „Das ist echter korsischer Kaviar. Nur noch wenige Fischer entnehmen den Meeräschen den Rogen. Mein Mann ist einer davon.“ Die Rarität hat ihren Preis: 150 Euro das Kilo.

Der Nachbar-Händler sieht das erstaunte Gesicht und hält ein Holzbrett hin: „Goûtez!“ Lasst euch mit meinem Baedeker Korsika* an Orte wie diesen (ver)führen. Genussmomente und einzigartige Erlebnisse: Sie machen den Band besonders. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.

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Sonnenuntergang am Genueserturm von Campomoro. Foto: Hilke Maunder
Pure Romantik: der Sonnenuntergang am Genueserturm von Belvédère-Campomoro. Foto: Hilke Maunder

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