Hélène Bafoin, die Gastgeberin der Maison Aux Marquises. Foto: Hilke Maunder
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Bettentest: Aux Marquises in Saumur

Aux Marquises steht in weißer Schrift auf dem schwarzen Schild. Hinter der hohen Mauer versteckt sich die maison d’hôtes von Hélène und Joël  Bafoin. Ihr Domizil ist ein ehrwürdiges Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert auf der Île d’Offard, einer 1,5 Kilometer langen und rund 150 bis 250 Meter breiten Flussinsel in der Loire.

Aux Marquises hieß auch das vierte und letzte Album von Jacques Brel. Am 17. November 1977  kam es bei Barclay Records heraus – und damit ein Jahr von Brels Tod an Lungenkrebs. Auch „Brel“ genannt, war das Aux Marquises-Album das erste Album des Sängers mit neuen Liedern seit zehn Jahren, und fast scheint es, als habe Brel seinen baldigen Tod schon geahnt. Unter Schmerzen sang er in Paris viele jener Lieder ein, die unsterblich wurden.

Zu den Themen von Aux Marquises gehören der Tod (Jaurès, Vieillir, Jojo) und der Abschied (Orly). Mehrere Lieder erinnern auch an die Erfolge in den 1960er-Jahren (Les F., Knokke-le-Zoute Tango). Aux Marquises ist das Lieblingsalbum von Joël – und der Name des Gästehauses ein Liebesbeweis von Hélène an ihren Mann.

Der Eingang zum Gästehaus Aux Marquises. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zum Gästehaus Aux Marquises. Foto: Hilke Maunder

Aux Marquises: die Gastgeber

Bislang vier Gästezimmer und einen gîte, eine Ferienwohnung für Selbstversorger in einem kleinen Innenhof, hat das Paar dort eingerichtet. Gästezimmer fünf unter dem Dach soll demnächst folgen. 2023 war Eröffnung. Hélène hatte zuvor als Kauffrau in einem Betrieb gearbeitet, der Milchpulver für die Backindustrie und die Babynahrung herstellt. Mit dem Gästehaus erfüllt sie sich einen lang gehegten Wunsch.

Ihr Mann Joël, im Hauptberuf Umweltingenieur der Wasserwirtschaft, unterstützt sie dabei. Beide sind sehr aufmerksame, kenntnisreiche wie charmante und engagierte Gastgeber. Man spürt, dass sie sich über die Gäste in ihrem Haus freuen.

Das Zimmer Joséphine. Foto: Hilke Maunder
Das Zimmer Joséphine. Foto: Hilke Maunder

Aux Marquises: die Gästezimmer

Alle Unterkünfte liegen im ersten Stock. Hinauf führt eine Holztreppe, die schon Generationen von Menschen auf und ab gehen hat sehen. Die Stufen können, je nach Schuhsohle, recht rutschig sein.

Jedes der vier Zimmer ist einer ganz besonderen Frau der französischen Geschichte gewidmet. Das mit 52 Quadratmetern größte Zimmer ist nach Napoléon Bonapartes erster Ehefrau Joséphine benannt und holt mit Palmentapete und Landkarte die Heimat der Kaiserin ins Haus, die im Juni 1763 als Marie Josèphe Rose Tascher de La Pagerie, genannt Joséphine de Beauharnais, auf Martinique geboren wurde.

Die Sitzecke im Zimmer Joséphine. Foto: Hilke Maunder
Die Sitzecke im Zimmer Joséphine. Foto: Hilke Maunder

Das Bett misst 2 x 2 Meter. Eine Sofaecke mit Beistelltisch lädt zum Entspannen nach der Stadtbesichtigung oder anderen Aktivitäten. Joséphine ist das einzige Zimmer, in dem es neben der Regendusche auch eine hohe stylische zweifarbige Badewanne aus Hartplastik gibt.

Das Zimmer Marie Antoinette. Foto: Hilke Maunder
Das Zimmer Marie Antoinette. Foto: Hilke Maunder

Das zweitgrößte Zimmer ist in Gelb und Schwarz gehalten und nach Marie-Antoinette benannt. Eine kleine, kuschelige Schlafkammer in Blautönen ist das Zimmer Constance.

Die Familiensuite Jeanne besteht aus zwei Zimmern, die über das gemeinsame Badezimmer miteinander verbunden sind. Das Elternbett ist 180 cm breit, die beiden Einzelbetten für Kinder oder Freunde sind 80 x 200 cm groß und können bei Bedarf nebeneinander gestellt werden.

Das Zimmer Constance. Foto: Hilke Maunder
Das Zimmer Constance. Foto: Hilke Maunder

Standard in allen Zimmern sind ein Wasserkocher und eine Nespresso-Maschine sowie eine kleine feine Auswahl an Teebeuteln und Kaffeekapseln.

In der Dusche stehen eine große Packung Duschgel typisch französischer Marken wie beispielsweise  Le Petit Marseillais sowie ein Bio-Shampoo für die Haare. Das WLAN fürs Handy gibt es über einen QR-Code, beim Laptop ist ein Passwort einzugeben.

Das Elternbett in der Familiensuite Jeanne. Foto: Hilke Maunder
Das Elternbett in der Familiensuite Jeanne. Foto: Hilke Maunder

Bei der Ausstattung hat Hélène es verstanden, bekannte Ikea-Klassiker wie den Hemnes-Nachttisch, edle Antiquitäten und modernen Designklassikern geschmackvoll zu verbinden. Alle Zimmer haben Holzböden und Parkette mit Patina. Im Bad hat über die Fliesen die Liebe der Franzosen zu Plastik gesiegt, das Holz- oder Steinstrukturen in den Duschwandfliesen, der Waschtischwand oder bei der Badewanneneinfassung aufgreift.

Aux Marquises: die Ferienwohnung

Der separate gite wird vom Haus über einen kleinen Innenhof erreicht. Er liegt im ersten Stock eines Hauses aus dem 15. Jahrhunderts, das in einem der ältesten Sträßchen von Saumur liegt. Hinauf führt eine Holztreppe, bei der größer Gewachsene schon mal den Kopf einziehen müssen.

Sein Name Léonard verweist auf Leonardo da Vinci, der im Clos Lucé beim Amboise seinen Alterssitz auf Einladung von Franz I. gefunden hatte. Der gîte gleich einem Loft, den Eichenbalken strukturieren und prägen. Drinnen birgt er ein 1,80 x 2 Meter großes Doppelbett sowie ein 90 cm breites Einzelbett.

Die Einbauküche umfasst eine Kühl-Gefrierkombination, ein Cerankochfeld, einen Backofen, eine Mikrowelle, einen Geschirrspüler, eine Kaffeemaschine sowie Geschirr. Der Esstisch ist auf sechs Personen ausgelegt. Wer auf dem Loireradweg unterwegs ist, kann sein Fahrrad sicher abstellen und am gîte auch reinigen. Dafür gab es das Label Accueil Vélo als radfahrerfreundliche Unterkunft.

Aux Marquises: die Gemeinschaftsbereiche

Der boudoir des dames im Aux Marquises. Foto: Hilke Maunder
Der boudoir des dames im Aux Marquises. Foto: Hilke Maunder

Der große Salon, in dem morgens das Frühstück serviert wird und an kalten Tagen ein Feuer flackert, liegt noch im Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert.

Den Übergang zum Stadtpalais aus dem 15. Jahrhundert bildet im Erdgeschoss der Boudoir des Dames mit einem Sofa in leuchtendem Pink, das ungewöhnliche Kissen zieren. Auf dem einen Kissen bläst eine Demoiselle einen Kaugummi auf, auf dem zweiten Kissen ist sie mit Handy zu sehen und macht augenscheinlich gerade ein Selfie.

Der einstige Waffensaal. Foto: Hilke Maunder
Der einstige Waffensaal. Foto: Hilke Maunder

Ein majestätischer, denkmalgeschützter Kamin ist der Hingucker des einstigen Waffensaals. Wo einst Männer in Uniform die besten Einsatzstrategien diskutierten, konzentrieren sich die Gedanken heute auf das Billardspiel am großen Pool-Tisch, der fast die Hälfe des Raumes einnimmt.

Zum Haus gehört ein kleiner Garten mit typisch französischen Gartentischen, Blumenkübeln, dekorativ geschnittenen Pflanzen und Kunst unter dem Himmel von Saumur, auf dessen Blau Schäfchenwolken tanzen. Hier könntet ihr im Sommer den Apéro genießen – oder an kalten Tagen drinnen am Kamin. 

Aux Marquises: das Frühstück

Der einstige Waffensaal. Foto: Hilke Maunder
Frühmorgens im Salon. Foto: Hilke Maunder

So schön, wie der Tag endet, beginnt der Morgen. Doch bevor Hélène ab 8 Uhr morgens das Frühstück serviert, solltet ihr einmal zum nahen Loire-Ufer gehen und erleben, wie die Sonne die Fassaden der Altstadt von Saumur mit dem prachtvollen Schloss und dem kaum minder prachtvollen Rathaus leuchten lässt.  Am Nachmittag herrscht Gegenlicht.

Wer gerne joggt, kann von dort aus zu großen Inselrunde starten, ehe er sich bei Hélène zum petit déj an den Tisch setzt. Zum Frühstück gehören neben Baguette und Viennoiseries wie Pain au Chocolat, Croissant und Pain aux Raisins auch stets ein Obstteller, hausgemachter Vollmilchjoghurt und eine Karaffe Orangensaft. Schinken und Käse der Region, Konfitüre und wahlweise ein Ei gekocht, pochiert oder gebraten runden das üppige Frühstück à la française ab. Welch ein schöner Start in den Tag!

Reiseziel Saumur: Was lässt sich da erleben?

Der Blick von der île d'Offard auf Samur. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Île d’Offard auf Samur. Foto: Hilke Maunder

Saumur ist die Schaumwein-Hauptstadt Frankreichs. Sieben große Häuser säumen dort die Rue Jean Ackerman am Ufer des Thouet, der aus Montreuil-Bellay kommt und bei Saumur in die Loire mündet.

Neben den Sekthäusern ist das Schloss des guten Königs René der Touristenmagnet. Es thront hoch über der 30.000 Einwohner-Stadt und eröffnet von der Steilstufe über der Loire weite Ausblicke über Frankreichs längsten Fluss.

Bis ans Schloss von Saumur reichen die Weinberge des Val de Loire. Foto: Hilke Maunder
Bis ans Schloss von Saumur reichen die Weinberge des Val de Loire. Foto: Hilke Maunder

Alle männlichen Franzosen verbindet mit Saumur vor allem eines: das Militär. In Saumur war Frankreichs Kavallerie daheim, und bis heute hält der Cadre Noir die Reittradition aufrecht. Hinzu kommt das Panzermuseum Musée des Blindés an der Straße nach Fontevraud, und bis heute ist der Wald neben dem berühmten dortigen Kloster ein großer Panzerübungsplatz.

Das Bistrot de la Place an der Place Saint-Pierre von Saumur Foto: Hilke Maunder
Das Bistrot de la Place an der Place Saint-Pierre von Saumur Foto: Hilke Maunder

Zum Apéro trifft sich Saumur im Schatten der Église Saint-Pierre mit ihrer Rubens-Kopie in den Cafés der Place Saint-Pierre. Bierkneipen wie Délirium, aber auch das Bistrot de la Place sind dort zu finden.

Jeden Samstagmorgen verwandelt sich der Platz in einen Wochenmarkt mit lokalen Erzeugern – Saumur ist für seinen Ziegenkäse berühmt! Weinliebhaber pilgern zu La Tonnellle, einem hervorragend sortierten Weingeschäft mit angeschlossener Weinbar.

Hélène Bafoin. Foto: Hilke Maunder
Hélène Bafoin. Foto: Hilke Maunder

Aux Marquises: die Info

• Aux Marquises, 18, Rue des Saulaies, 49400 Saumur, Tel. 06 16 56 46 42, www.auxmarquises.com

Offenlegung

Ich lernte diese Unterkunft im Rahmen einer Pressereise der Weinkellerei Bouvet-Ladubay kennen. Ich sage dafür merci und herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

Der Blick von der île d'Offard auf Samur. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Île d’Offard auf Samur. Foto: Hilke Maunder

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2 Kommentare

  1. Hallo! Eins haben Sie leider nicht erwähnt, die Destille Combiner. Sie kann besichtigt werden. Aber eigentlich sollte man da den Likör Royal Combiner von 1834 oder den Likör Élexir Cimbier 1852 kaufen. Es gibt ihn nur dort, übers Internet oder in sehr ausgewählten Läden. Sehr gute Obstbrände und Sirups gibt es auch. Gruß Johannes

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