Der Lac du Bourget bei Châtillon. Foto: Hilke Maunder
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Le Lac du Bourget: der wilde Alpensee

Er ist der größte Gletschersee Frankreichs und der wildeste der großen Alpenseen Kontintentalfrankreichs: der Lac du Bourget. An seinem Westufer jagen Falken, am flachen Ostufer kurten schon die Römer. Zu den schönsten Aussichtspunkten führt die Route des Belvédères.

18 Kilometer lang und anderthalb bis vier Kilometer breit, so zieht sich der 44,5 Quadratkilometer große See in einer Rinne zwischen Hochgebirge und Voralpen entlang.

Der <em>Lac du Bourget</em> mit der Abtei Hautecombe (links). Foto: Hilke Maunder
Der Lac du Bourget mit der Abtei Hautecombe (links). Foto: Hilke Maunder

Wunder der Würmeiszeit

Mehr als tausend Meter hohe Massive wie die Chaîne de l’Épine und das Massif des Bauges sowie der Mont du Chat und Mont Revard rahmen ihn ein.

Sie stauten am Ende der letzten Würm-Eiszeit vor etwa 19.000 Jahren beim Rückzug des großen Alpengletschers aus dem Quartär die Fluten und schufen im Juragebirge einen See, der bis heute ursprünglicher und wilder ist als der Lac d’Annecy und der Genfer See.

Der Blick von Le Bourget-du-Lac über den Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von Le Bourget-du-Lac über den Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder

Glasklar und fischreich

Morgens bedeckt Frühnebel die Wasserfläche, deren Farbe im Wechsel der Ufer und Jahreszeiten changiert. Hier tiefblau, dort smaragdgrün, im Winter bleigrau.

Glasklar sind die Fluten, auf denen Höckerschwäne ihr weißes Gefieder aufplustern, sobald sich ein Boot oder Stand-up-Paddler ihnen nähert.

Der See bei Chatillon. Foto: Hilke Maunder
Der See bei Châtillon. Foto: Hilke Maunder

14 Häfen mit insgesamt 2.600 Liegeplätzen säumen die Ufer des Sees. Die Marina von Aix-les-Bains gehört mit 1.646 Liegeplätzen für Boote und Jachten zu den größten Anlagen ihrer Art an einem französischen See. 320 Liegeplätze sind für für Besucher und Touristen reserviert.

Das Strandbad von Chatillon. Foto: Hilke Maunder
Das Strandbad von Châtillon. Foto: Hilke Maunder

Bis heute ernährt der See die einheimischen Berufsfischer.Von Châtillon, Bourdeau und Brison-Saint-Innocent fahren sie hinaus und werfen ihre Netze in den bis zu 145 Meter tiefen See. 30 Fischarten leben in den Fluten, darunter auch köstliche Saiblinge. Auch Hechte, Zander, Renken, Felchen und Barsche gehen den Fischern ins Netz.

Der Hafen von Chatillon. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Châtillon. Foto: Hilke Maunder

Die Weine der Chautagne

Im Norden endet der See an den Pappelwäldern der Chautagne und dem Canal de Savières, der die Verbindung zur Rhône schafft. In den Weinbergen der Chautagne stellt der rote Gamay fast 45 Prozent der Trauben.

Er paart sich mit der alten autochthonen roten Traube Mondeuse und Pinot Noir. Roussette und Aligoté, Altesse- und Jacquère-Trauben sorgen für frische Weißweine in der AOC Vin de Savoie.

Zu den Spitzenwinzern der AOC Chautagne gehören unter anderem die Domaine Dupasquier und Domaine Pierre Boniface in Jongieux, die Domaine Jean Vullien in Chanaz, die Domaine Louis Magnin in Les Marches und die Domaine Jean-François Quénard in Chignin.

Die Abtei von Hautecombe

Die Abtei von Hautecombe am Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder
Die Abtei von Hautecombe am Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder

An der schroffen Westküste mit den bewaldeten Bergen des Dent du Chat thront die Abtei von Hautecombe seit dem 12. Jahrhundert über dem See.

Die Weingärten der Abtei Hautecombe am Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder
Die Weingärten der Abtei Hautecombe am Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder

Und genauso lange stellen dort die Mönche in einem einzigartigen Mikroklima mit steilen Hängen und einem gemäßigten Klima Wein her, für den die Trauben wie einst per Hand gelesen werden.

Die Westfassade der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder
Die Westfassade der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder

Royale Grablege

Ihre Kirche ist die Grablege der Herzöge, Prinzen und Könige des Hauses Savoyen. 30 Herrscher haben dort ihre letzte Ruhe gefunden, darunter auch der letzte italienische König Umberto II. und seine Gattin, Königin Marie-José. 200 Statuen aus Marmor, Stein und vergoldetem Holz schmücken die majestätische Nekropole.

Aus ihren weißen Trauben stellt die Abtei Hautecombe neben Wein auch Sekt her. Foto: Hilke Maunder
Aus ihren weißen Trauben stellt die Abtei Hautecombe neben Wein auch Sekt her. Foto: Hilke Maunder

❤  Klösterliche Genüsse

Zur Abtei gehört ein Klosterladen, der genussvoll zum Schlemmer-Kauf verführt: mit Früchtebrot und Konfitüren, fein prickelnden Klostersekt und dem Craftbier der Abtei. Pascal Moreau stellt es in seiner kleinen handwerklichen Brauerei im Auftrag der Abtei in Chanaz her.

Das Craftbier von Hautecombe. Foto: Hilke Maunder
Das Craftbier von Hautecombe. Foto: Hilke Maunder

Aix-les-Bains

Gegenüber glitzert an der Riviera des Alpes, dem flachen Ostufer, das alte Aix-les-Bains. Die 30.000 Einwohner große Stadt gehört zu den bekanntesten französischen Kurorten für HNO und Rheuma. Römische Ruinen verraten, dass bereits hier in der Antike gekurt wurde.

Heute begeistert Aix mit seinem Pop-Rock-Festival Musilac auch die Jugend – und als ausgezeichnete France Station Nautique auch die Wassersportler. Segeln, Rudern, Kanu, Kajak, Rafting, Tauchen, Schnorcheln, Wasserski, Wakeboard. Ob Action oder Zen, das Angebot begeistert.

Oberhalb von Aix-les-Bains liegt das Örtchen Trévignon – und bietet paradiesische Aussichten auf den Kurort am See.  Seit 1966 unterhält es eine rekordverdächtige Städtepartnerschaft mit Olfen, einem Stadtteil von Oberzent im Odenwald. Es ist die kleinste Partnerschaft Europas!

Die Burg im Auenbruchwald

Die Ruine der Burg von Thomas II de Savoie. Foto: Hilke Maunder
Die Ruine der Burg von Thomas II. von Savoyen. Foto: Hilke Maunder

Im Süden des Sees ließ das Conservatoire du Littoral, das in Frankreich landesweit für den Küstenschutz zuständig ist, rund um die Burg von Thomas II. einen breiten Schilfgürtel neu anlegen.

Er sichert das Überleben und die Fortpflanzung vieler Flachwasserfische wie Hecht, Rotauge, Wels, Barsch, Karpfen und Schleie.

Der Innenhof der Burg. Foto: Hilke Maunder
Der Innenhof der Burg. Foto: Hilke Maunder

Auch die zuvor heimische, aber aus den Seeufern verschwundene Sumpfschildkröte wurde im Jahr 2000 erfolgreich dort wieder angesiedelt. Die Silberweiden, die die Schilfgebiete säumen, sind ein gefundenes Fressen für die Biber.

Der Teich der Silberreiher

Kleine Wege führen durch den herrlich wilden Aubruchwald und den Sumpf Foto: Hilke Maunder
Kleine Wege führen durch den herrlich wilden Aubruchwald und den Sumpf Foto: Hilke Maunder

Holzbohlenwege und Tunnelpfade führen durch den Aubruchwald der Domaine de Buttet, in dem es bei jedem Schritt gluckert, zu den Beobachtungshütten am Étang des Aigrettes. Bündel aus verdichteten Ästen dienen als Wellenschutzbarrieren.

Der Weg durch den Aubruchwald von Le Bourget-du-Lac. Foto: Hilke Maunder
Der Weg durch den Aubruchwald von Le Bourget-du-Lac. Foto: Hilke Maunder

Kleine Felsinseln bieten Zugvögeln einen Rast- und Nistplatz. Der an manchen Stellen noch fast unberührte Lac du Bourget ist ein wichtiger Migrationskorridor und ein Zufluchtsort für viele Vögel.

Neben Stockenten und Blässhühnern lassen sich auch Eisvögel und Kormorane, Zwergdommeln, Säbelschnäbler und Gänsesäger beobachten. Vor den Bergflanken jagen große Raubvögel wie Schwarzmilan, Wanderfalke und Uhu.

Der <em>étang des Aigrettes</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Étang des Aigrettes. Foto: Hilke Maunder

Le Bourget du Lac

Nur wenige Schritte trennen dieses Naturjuwel vom Trubel des Strandbads in Le Bourget-du-Lac. 25 °Celsius warm werden die Fluten im Sommer.

Das kostenlose Strandbad von Le Bourget-du-Lac. Foto: Hilke Maunder
Das kostenlose Strandbad von Le Bourget-du-Lac. Foto: Hilke Maunder

Zehn Strände laden zum Sprung ins Nass – und viele einsame Buchten. Doch überall beginnt an fast jedem Tag im Jahr um 17 Uhr La Traverse zu blasen, der legendäre Wind des Lac du Bourget.

Am Ufer des Lac du Bourget bei Le Bourget. Foto: Hilke Maunder
Am Ufer des Lac du Bourget bei Le Bourget. Foto: Hilke Maunder

Seit mehr als 3500 Jahren leben Menschen an seinen Ufern. Was die Bewohner der Pfahlbausiedlungen des Neolithikums und der späten Bronzezeit hinterließen, ist heute im zehn Kilometer entfernten Chambéry, der ehemaligen Hauptstadt des Herzogtums Savoyen, im Museum zu bewundern.

Die Ode von Lamartine

Die Abtei von Hautecombe am Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder
Die Abtei von Hautecombe am Lac du Bourget. Foto: Hilke Maunder

Die wilde Schönheit des Bergsees begeisterte auch die Künstler. Maler stellten ihre Staffeleien an seinen Ufern auf. 1816 kam der junge Dichter Alphonse Lamartine nach Aix-les-Bains, um seine Lungenkrankheit zu heilen.

Während seiner Kur begegnet er Julie Charles. Die Frau des berühmten Physikers wird seine Muse. Zum zärtlichen Stelldichein treffen sie sich heimlich in einer Höhle. Als seine Geliebte kurz darauf an Tuberkulose stirbt, widmet er ihr sein schönstes Gedicht.

Le Lac

O lac ! rochers muets ! grottes ! forêt obscure !
Vous, que le temps épargne ou qu’il peut rajeunir,
Gardez de cette nuit, gardez, belle nature,
Au moins le souvenir !
Qu’il soit dans ton repos, qu’il soit dans tes orages,
Beau lac, et dans l’aspect de tes riants coteaux,
Et dans ces noirs sapins, et dans ces rocs sauvages
Qui pendent sur tes eaux.
Que le vent qui gémit, le roseau qui soupire,
Que les parfums légers de ton air embaumé,
Que tout ce qu’on entend, l’on voit ou l’on respire,
Tout dise : Ils ont aimé !

Pure Romantik

In 16 Vierzeilern erzählt es in melodischer Süße von ihrer Liebe, drückt die sinnliche Ruhe einer Sommernacht aus und bedauert den schnellen Flug der Stunden.

Mit 26 Jahren wird Lamartine mit den Versen, die er 1820 in seinen Méditations poétiques veröffentlicht, zum Begründer der romantischen Lyrik. Die Höhle trägt heute seinen Namen.

Fast wie ein kleiner Fjord wirkt der See, wenn man von Chatillon aus ihn hinab blickt. Foto: Hilke Maunder
Fast wie ein kleiner Fjord wirkt der See, wenn man von Châtillon aus auf ihn blickt. Foto: Hilke Maunder

❤  Beste Aussichten

Den Lac du Bourget umgeben eine Reihe traumhafter Aussichtspunkte, die die Route des Belvédères miteinander verbindet. Zur Aussichtsplattform des Mont Revard in 1500 Metern Höhe führten früher eine Zahnradbahn, bis 1969 eine Seilbahn hinauf. Heute kann man im eigenen Gefährt hinaufkurven.

Der Aussichtspunkt Grumeau in Ontex auf 1158 Metern Höhe überragt die Abtei von Hautecombe. Von dort eröffnen sich herrliche Blicke über den See hin zum Massif des Bauges und den Col de la Chambotte.

Der Lac du Bourget mit der Startbahn des Flughafens Chambéry. Foto: Hilke Maunder
Der Lac du Bourget mit der Startbahn des Flughafens Chambéry. Foto: Hilke Maunder

Der Pass oberhalb von Chindreux bietet weite Blicke auf die Dörfer der Chautagne, die Abtei von Hautecombe, den Canal de Savière, Aix-les-Bains und Chambéry.

Zum Belvédère des Dent du Chat führt vom Col du Chat ein Wanderweg. Die Strecke verläuft größtenteils im Wald. Nur den letzten Teil begleiten schwindelerregende Ausblicke! Am zugänglichsten von allen Aussichtspunkten ist La Grande Mollière in Tresserve. Tafeln helfen dort, die umliegenden Gipfel zu erkennen.

Die schönsten Alpenseen von Savoyen

Lac d’Aiguebelette

Mit seinem kristallklaren Wasser in Türkis- und Smaragdtönen ist der Lac d’Aiguebelette ein traumhaft schöner Badesee im Département Savoie. Er liegt auf einer Höhe von 373 Metern über dem Meeresspiegel und umfasst eine Fläche von 5,45 Quadratkilometern.

Blässhühner, Reiher- und Tafelenten bevölkern die Wasserfläche, auf der 2015 die Ruder-Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Seitdem haben immer wieder Teams aus allen Ländern der Welt dort für Meisterschaften trainiert, darunter auch Japan und Finnland für die Olympischen Sommerspiele.

Blick über den See von Aiguebelette vom Strandbad. Foto: Hilke Maunder
Blick über den See von Aiguebelette vom Strandbad. Foto: Hilke Maunder

Lac d’Annecy

Hohe Berge rahmen den drittgrößtenSee im Département Haute-Savoie ein. 14,6 Kilometer lang, 3,5 Kilometer breit und 27,59 Quadratmeter groß erstreckt er sich wie ein kleines Meer auf 447 Metern Höhe in den Nordalpen.

Sein kristallklares Wasser ist so sauber, dass ihr den Grund des Sees in einer Tiefe von bis zu 40 Metern sehen – und sein Wasser trinken könnt. Hechte, Barsche und Forellen leben in dem See, den Eichen-, Buchen- und Tannenwälder säumen.

Annecy: Am Rand der Altstadt legen Ausflugsschiffe zu Rundfahrten auf dem Lac d’Annecy ab. Foto: Hilke Maunder

Malerisch: Annecy

Am Nordufer findet ihr die Namensgeberin des Sees: Annecy mit seinem berühmten Sonntagsmarkt in der Altstadt, seinem mittelalterlichen Schloss, seinen Kanälen und seinem Hafen, von dem Ausflugsschiffe zu Rundfahrten starten.

Der See von Annecy. Foto: Hilke Maunder
Der See von Annecy. Foto: Hilke Maunder

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Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Places Frankreich*

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2 Kommentare

  1. Wieder ein toller News-Letter , ein Lebenselixir für alle francophonen und francophilen Leser.
    Die zehn Tage bis zum nächsten vergehen wie im Fluge.

    Hilke, Du hast es drauf und bist verdient chevallier geworden.

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