Das Chateau de Sully zur Gartenseite. Foto: Hilke Maunder

Château de Sully: stilvoll natürlich

Das Château de Sully in Burgund, von der Marquise de Sévigné liebevoll „Fontainebleau Burgunds“ genannt, erhebt sich majestätisch zwischen Feldern und Wäldern beim Weiler Sully im Département Saône-et-Loire.

Es liegt etwa 14 Kilometer nordöstlich von Autun am linken Ufer der Drée, einem Zufluss des Arroux. Dort wurde es ab Mitte des 16. Jahrhunderts auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg im Stil der Renaissance erbaut.

Das irische Schloss von Burgund

Seit 250 Jahren bewohnt es dieselbe Familie, die MacMahons. Sie gehören zum Clan Ó Máille, einem einflussreichen Stamm in der Provinz Connacht im Westen Irlands. Im 17. Jahrhundert unterstützten die MacMahons den katholischen König Jakob II. im Kampf gegen den protestantischen König Wilhelm III.

Nach der Niederlage Jakobs II. im Jahre 1691 mussten viele katholische Adlige, darunter auch die MacMahons, Irland verlassen und ins Exil gehen. Einige Mitglieder der Familie MacMahon ließen sich in Frankreich nieder, wo sie in den Militärdienst eintraten und im Laufe der Zeit in den Adelsstand aufstiegen.

MacMahon & Magenta

Der berühmteste Vertreter der Familie MacMahon war Patrice de MacMahon (1808–1893), der unter Napoleon III. Marschall wurde und später als Präsident der Dritten Französischen Republik (1873–1879) fungierte. 1808 wurde er auf dem Château de Sully geboren.

Patrice de MacMahon machte während der berühmten Schlacht von Magenta auf sich aufmerksam, die mit einem französisch-italienischen Sieg über die Österreicher endete. Er wurde daraufhin zum ersten Herzog von Magenta ernannt. Kurz darauf, im Jahr 1859, erfanden zwei Chemiker zu Ehren dieses Sieges eine rote Farbe und nannten sie Magenta.

Renaissance-Schloss mit Charme

Der Stammsitz der MacMahons ist ein stattliches, nahezu quadratisches Anwesen aus dem hellen, beigefarbenen Kalkstein Burgunds, der in der Region reichlich vorhanden ist. Pilaster und Reihen mit Sprossenfenstern gliedern seine Renaissance-Fassade, die vier kantige Ecktürme, wehrhaft und anmutig zugleich, begrenzen.

Schwalben dürfen unter dem Dach Nester bauen. Für die Tauben ist der Empfang weniger freundlich. Der Kot der Tiere greift die Steine des Schlosses an, die abbröckeln und die Bausubstanz erheblich beeinträchtigen. Die Familie wendet sich daher an einen Falknermeister – er sorgt mit seinen Vögeln seitdem dafür, dass das Gebäude taubenrein bleibt.

Was verbindet Sully-sur-Loire mit Sully in Burgund?
Im 13. Jahrhundert gehörte das Schloss Sully zum Herzogtum Burgund und insbesondere zum Haus der Herzöge von Sully, einer Linie, die kurz darauf ausstarb. Im 17. Jahrhundert, als Burgund dem Königreich Frankreich angegliedert wurde, verlieh der König den freien Adelstitel an Maximilien de Béthune und damit auch das Schloss Sully-sur-Loire. Damit wurde eine neue Linie der Herzöge von Sully ins Leben gerufen.

Ein 60 Hektar großer Park umgibt das stattliche Wasserschloss der MacMahons. Ihr Château de Sully ist eines der wenigen öffentlich zugänglichen Schlösser, die noch das ganze Jahr über bewohnt werden – und gehört zu der immer größer werdenden Zahl von Adelssitzen, die ihre Güter und Gärten in Permakultur bearbeiten und auf ein Leben in und mit der Natur setzen.

Familiensitz mit Landbetrieb

Davon zeugen auch die Schafe, die das Gras kurzhalten, und die Enten und Gänse, die in der basse cour des Gutshofes schnattern. Im Château de Sully lebt die Duchesse de Magenta, eine Nachfahrin des Marschalls de MacMahon, mit ihren Kindern.

Ihre Privatgemächer könnt ihr bei einer sehr charmanten wie persönlichen Führung besichtigen, bei der auch Porträts der Kinder der Herzogin und andere private Familienfotos zu sehen sind. Kinder sind hier höchst willkommen – auch als Besucher.

Kinderfreundliche Aktivitäten

Ungewöhnlich für Frankreich, wo Grünflächen meistens off limits sind, ist auch das Schild am Schlosspark: „Bitte betreten Sie den Rasen“, fordert es auf – Tollen und Toben, Picknicken oder Federballspielen sind ausdrücklich gestattet und erwünscht.

Ausgesprochen kinderfreundlich sind auch die zahlreichen Aktivitäten, die das ganze Jahr über angeboten werden. Dazu gehören Kostüm- und Themenführungen zu Halloween, Weihnachten und Ostern und Aktionstagen wie „Sucrissime Sully“ im April, „Der Prinz der Pendeluhren“ im Juli und „Piratenschiff an Backbord!“ im August.

Ältere Besucher können die Weine der hauseigenen Domaine du Duc de Magenta kosten und im Hofladen Produkte aus dem schlosseigenen Küchengarten sowie regionale Spezialitäten erwerben: frisches Obst und Gemüse, Kräuter, Marmeladen, Konfitüren, Honig, Eier vom Hof und vieles mehr.

Hundertjährige Bäume

Den großen Schlosspark aus dem 17. Jahrhundert gestaltete der Landschaftsarchitekt Achille Duchêne an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert völlig neu.

Der Landschaftsarchitekt, der auch dem Schloss Chaumont-sur-Loire seinen englischen Park schenkte, entwarf den Schlosspark von Sully in Burgund als eine Oase der Ruhe, steckte jahrhundertealte Orangenbäume in Kisten und ließ den Laubwald malerisch verwildern. Mittendrin verstecken sich ein Gehege mit Ziegen, die am Zaun stehen, und eine Feldsteinkirche.

Permakultur im Schlossgarten

Der von Maulbeerbäumen umschlossene Gemüsegarten des Schlosses weist sechs große Quadrate, umgeben von Spalierobstbäumen, einen Fischteich und einen Taubenschlag auf. Auch ihn gestaltete Henri Duchêne völlig neu. Amélie de MacMahon liebt ihn leidenschaftlich – und bewirtschaftet ihren potager heute nachhaltig und umweltfreundlich. Für die einen wirkt er vielleicht zu ungepflegt für ein edles Schloss, für die anderen als Paradies voller Biodiversität.

Für die Marquise de MacMahon ist ihr 2010 eingeweihter Permakultur-Gemüsegarten ein Labor unter freiem Himmel. Im Kleinen zeigt er, wie eine globale Kreislaufwirtschaft funktioniert, welche die Ressourcen schont. Jedes Unkraut ist willkommen – und Teil eines positiven Kreislaufs und wichtiger Part im Ökosystem. Ihr Traum ist es, diese Philosophie auf dem gesamten Schlossgelände umzusetzen.

Rendezvous mit dem Abendsegler

Der experimentelle Gemüsegarten mit Permakultur versorgt die Familie im Schloss und ihren Hofladen mit Kräutern, Gemüse und vielen frischen Früchten. Je nach Jahreszeit stellt Monique, die für die MacMahons durch den Garten führt, ein anderes Thema vor – und lässt probieren!

Dass die Natur heute viel intakter ist als vor 2010, zeigt auch eine seltene Fledermausart, die in Europa stark gefährdet ist und auf dem Anwesen ein Refugium gefunden hat: der Große Abendsegler (Nyctalus noctula). Dank der Permakulturprojekte hat er auf dem Château de Sully neue Nahrungsquellen und Lebensräume gefunden, was zu einem Anstieg dieser Fledermaus-Art in der gesamten Region geführt hat: nachhaltige Landwirtschaft und Naturschutz gehen im Château de Sully Hand in Hand.

La Route des Châteaux en Bourgogne du Sud

Das Château de Sully ist eines der insgesamt 15 adligen Landsitze, die die Route des Châteaux en Bourgogne du Sud miteinander verbindet. Die weiteren Burgen und Schlösser sind:

  • Berzé-le-Chatel
  • Brancion
  • Chaumont-en-Charolais
  • Cormatin
  • Couches
  • La Ferté
  • Pierreclos
  • Pierre de Bresse
  • Rully
  • Saint-Point
  • Sémur-en-Brionnais

Viele der Anlagen werden immer noch von den Eigentümern bewohnt, zahlreiche von ihnen bieten Führungen, Weindegustationen oder sogar Übernachtungsmöglichkeiten an. Mit dieser Route wollen sie das reiche kulturelle Erbe dieser Region westlich, nördlich und südlich von Chalon-sur-Saône bekannter zu machen.
• www.chateauxenbourgognedusud.com

La Route des Ducs de Bourgogne

Zur Route der Herzöge Burgunds haben sich zwölf Schlösser in vier Départements zusammengeschlossen; mit dabei ist auch das Château de Sully. Die weiteren Anwesen sind:

  • Ancy-le-Franc
  • Barbirey (Gärten)
  • Bazoches
  • Béru
  • Commarin
  • Couches
  • Frôlois
  • Germolles
  • Maulnes
  • Nuits-sur-Armançon
  • Tanlay

• www.routesdesducs.com

Château de Sully: meine Reisetipps

Hinkommen

Adresse

4, rue du Château, 71360 Sully, Tel. 03 85 82 09 86, www.chateaudesully.com

Bahn

Bahnhof in Quart Dinay/Épinac, von dort Leihwagen, Taxi oder zu Fuß (5 km).

Schlemmen und genießen

Boutique du château

Gut sortierter Laden des Gutsschlosses mit Produkten des Hofes, Büchern, Textilien und schönen Souvenirs oder Mitbringseln.

La Miellerie B&B / Apiculture

In der nahen Miellerie von Saint-Léger-du-Bois gibt es nicht nur das Beste der Bienen – Honig, Pollen und Kerzen – sondern auch Gästebetten.
• 6, Les Vernes, 71360 Saint-Léger-du-Bois, Tel. mobil 06 15 87 07 29, www.facebook.com

Hier könnt ihr schlafen*

 

Weiterlesen

Im Blog

Alle Beiträge aus dem Département Saône-et-Loire vereint diese Kategorie.

Im Buch

Klaus Simon, Hilke Maunder, Roadtrips Frankreich*

Roadtrips Frankreich

Das zweite gemeinsame Werk mit Klaus Simon stellt euch die schönsten Traumstraßen zwischen Normandie und Côte d’Azur vor. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.

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