Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
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Jardin Shamrock: das Hortensien-Reich

Ein grünes Kleeblatt am Straßenrand weist bei Dieppe den Weg: Der Jardin Shamrock bei Varengeville-sur-Mer in Varengeville-sur-Mer an der Alabasterküste der Normandie ist mit mehr als 1.500 Sorten Europas größtes Hortensienreich und die offizielle französische Nationalsammlung von Hortensien.

In drei Gärten – dem Bois du dragon vert, dem Jardin Céleste und dem Jardin des Paulownias – stellt das grüne Reich von Corinne Mallet mehr als 1.500 Hydrangea-Arten vor. Einige sind recht selten und stammen aus China und Japan.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Die Gründerin des Jardin Shamrock

Die außergewöhnliche Sammlung des Jardin Shamrock ist untrennbar mit der Leidenschaft und dem unermüdlichen Forschergeist seiner Gründerin, Corinne Mallet, verbunden. Ihr Abenteuer begann in den frühen 1980er-Jahren, doch es waren ihre Expeditionen nach Japan, die den Grundstein für die Einzigartigkeit des Gartens legten. Corinne Mallet unternahm insgesamt fünf Reisen ins Land der aufgehenden Sonne, um die seltensten und ursprünglichsten Hortensienarten zu finden.

Zur ersten Reise startete sie 1992. Nur ein Jahr später, 1993, kehrte sie für eine intensive, zwei Monate dauernde Expedition zurück, die von Mitte Juni bis Mitte August führte. Diese Reise sollte sich als entscheidend erweisen, denn Corinne Mallet traf dabei auf Maître Yamamoto, einen renommierten japanischen Hortensien-Spezialisten. Yamamoto war beeindruckt von ihrer Hingabe, wurde zu ihrem Mentor und öffnete ihr Türen zu Wissen und Quellen, die sonst unzugänglich geblieben wären.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Fasziniert tauchte Corinne Mallet immer tiefer in die die japanische Pflanzenwelt ein. 1994, 1996 und 2000 folgten weitere Expeditionen in den Jahren. Auf diesen Reisen sammelte sie nicht nur wild wachsende Pflanzen, sondern vertiefte auch ihr Verständnis für die Vielfalt und die Bedürfnisse dieser einzigartigen Gewächse.

Bei diesen aufwendigen Reisen, oft abseits ausgetretener Pfade, holte Corinne Mallet einen Hortensien-Schatz nach Frankreich, der in ihrem zwei Hektar großen Garten bei Varengeville-sur-Mer das reiche Erbe Japans für die westliche Welt bewahrt. Ihre Expertise mündete zudem in mehreren Fachbüchern über Hortensien, die teilweise auch in Japan veröffentlicht wurden – ein Zeichen ihrer tiefen Verbundenheit und Anerkennung in der internationalen botanischen Gemeinschaft.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Ebenfalls im asiatischen Themengarten zu finden: ein Japanischer Blumen-Hartriegel (venus cornus kousa) mit seinen großen, cremeweißen Blüten. Foto: Hilke Maunder

die sie heute mit Freiwilligen und Freunden der Association des Amis de la Collection d’Hydrangéas Shamrock betreibt. Den ungewöhnlichen Namen „Shamrock“ wählte Corinne nach einem Besuch in Irland.

„Ich war begeistert von der Insel. Alles war so grün, jeder war so freundlich. Das Kleeblatt (shamrock) erinnert mich daran.“ 2015 erhielt die Gartenanlage von Corinne die Auszeichnung als jardin remarquable (bemerkenswerter Garten).

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Dennoch ist der Jardin Shamrock bis heute ein Geheimtipp. Freiwillige legten 2017 seinen kleinen Parkplatz an, gleich neben einem großen Feld. Ein kurzer Fußweg führt zum Eingang.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Durch das Grün der Bäume und Büsche leuchten bereits die schillernden Farben der Hortensien. Genießt den virtuellen Bummel durch diesen zauberhaften wie bezaubernden Garten mit seiner ganz besonderen Magie!

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Der Jardin Shamrock: seine Gartenreiche

Der Jardin Shamrock ist ein Gartenreich, das die tiefe Verbindung zu den Ursprüngen dieser faszinierenden Pflanze. Viele der hier wachsenden Hortensienarten sind im westlichen Raum einzigartig. Sie sind keine gängigen Züchtungen oder europäische Neuheiten, sondern stammen zum Großteil direkt aus Japan, dem Geburtsland und Hortensien-Hotspot der Welt.

Es handelt sich hierbei oft um Wildarten oder seltene lokale Formen, die Corinne Mallet auf ihren Expeditionen vor Ort entdeckte. Diese Pflanzen sind nicht nur botanische Raritäten; sie dienen auch der Forschung und Wissensvermittlung über die Gattung Hydrangea – von der Einführung neuer Spezies über deren Identifizierung bis hin zu Verhaltensstudien. Im Jardin Shamrock könnt ihr eine Pflanzenwelt entdecken, die sonst nur in den abgelegensten Winkeln Japans zu finden wäre.

Der Bois du dragon vert

An der grünen Holzhütte am Eingang drückt euch Corinne einen Lageplan in die Hand. Der Rundgang beginnt am Bois du dragon vert. Der Wald des grünen Drachens entführt euch nach Asien. Sehr ruhig, richtig Zen, ist die Atmosphäre hier, und eine kleine Buddha-Statue lächelt die Besucher an. Viele der asiatischen Hortensien-Arten reagieren empfindlich auf direkte Sonneneinstrahlung.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Ebenfalls im asiatischen Garten der Hortensiensammlung zu finden: ein venus cornus kousa. Foto: Hilke Maunder

Die Blütenblätter der Hortensien sind alle verschiedenfarbig abgestuft und meist eher pastellig. Hier findet ihr vor allem Hydrangea serrata-Hortensien, die wegen ihrer flachen Form etwas ganz Besonderes sind.

Der Jardin Céleste

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Einkehr und Ruhe im Jardin Shamrock. Foto: Hilke Maunder

Weiter den Hang hinab öffnet sich das Gehölz zu einer grünen Wiese. In der Mitte des Jardin Céleste, eines wahrhaft himmlischen Gartens, erhebt sich eine majestätische Hydrangea serratophylla indigo.

Der Jardin des Paulownias

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Im Jardin des Paulownias sind die Beete nach Züchtern ( hybrideurs ) oder Herkunftsregionen geordnet. Hier werden die Wege wieder schmaler, und auch die Beete wirken höher und dichter. Weiß, blau, rosa, lila: was für Farben! Auch ein wunderbarer Duft berauscht die Sinne.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Er stammt von der Buddleia. Der Sommerflieder wird auch Schmetterlingsstrauch genannt. Das passt: Fröhlich flattern dort die Falter um dessen leuchtende lila, hellblauen, rosa oder weißen Blüten. iele Hortensienarten sind nicht nur schön anzusehen, sondern leisten auch einen Beitrag zur Biodiversität, wenn sie die richtigen Blütenformen besitzen.

Besonders Tellerhortensien, Rispenhortensien, Kletterhortensien, Berghortensien und Samthortensien bieten mit ihren fruchtbaren, leicht zugänglichen Blüten Nektar und Pollen für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Gefüllte oder rein aus Scheinblüten bestehende Hortensiensorten hingegen bieten Insekten kaum Nahrung.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Jardin Shamrock: meine Reisetipps

Hinkommen

Bahn

Der nächstgelegene Bahnhof ist in Dieppe, etwa acht Kilometer vom Garten entfernt.

Bus

Vom Busbahnhof Dieppe (ca. 8 km Entfernung) fährt die Nomad-Linie 514 bis nach Varengeville-sur-Mer. Von der Bushaltestelle bis zum Jardin Shamrock knapp zwei Kilometer zu Fuß.
• https://nomad.normandie.fr/lignes-de-cars/ligne-514

Transport à la demande (TAD):

Das bedarfsorientierte Bussystem Deep Mob bediente auch Varengeville-sur-Mer.
• https://varengeville-sur-mer.fr/transports

Rad

Der Jardin Shamrock in Varengeville-sur-Mer liegt nur wenige hundert Meter von der Vélomaritime (EuroVelo 4) entfernt, dem großen Radfernweg entlang der französischen Küste von der Bretagne bis zur belgischen Grenze. Von der Radwanderroute aus erreicht ihr den Garten über einen kurzen Abstecher auf der Route de la Cayenne, die gut ausgeschildert und für Radfahrer gut befahrbar ist.

Jardin Shamrock

• Route de la Cayenne, 76119 Varengeville-sur-Mer, Tel. 02 35 85 14 64, www.shamrock-varengeville.com

Nicht verpassen

Bois des Moutiers

Mit dem Bois des Moutiers in Varengeville schufen die englische Gärtnerin Gertrude Jekyll und der Architekt Edwin Luytens 1898 ein Idyll der Arts & Crafts-Bewegung. Hinein in die ganzheitliche Anlage geht es durch den weißen Garten.
Dann folgen der Magnolien-, der Rosengarten und ein großer Park, bepflanzt mit Kamelien, Japan-Ahorn, Zierkirschen, Hortensien und riesigen Rhododendren.
• Route de l’Église, 76119 Varengeville-sur-Mer, Tel.  02 35 85 10 02, www.boisdesmoutiers.com

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Hier könnt ihr schlafen*

 
Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Noch mehr interessante, spannende und schöne Gärten könnten ihr hier entdecken.

Im Buch

Corinne Mallet dokumentierte ihre Forschung in mehreren Fachpublikationen, die weltweite Anerkennung fanden. Ihr zweibändiges Werk Hydrangeas: species and cultivars* erschien sowohl auf Französisch als auch auf Englisch und erreichte eine Gesamtauflage von 20.000 Exemplaren.

Der Erfolg ihrer wissenschaftlichen Arbeit spiegelt sich auch in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen wider. 1997 publizierte sie den Anfängerratgeber Les Hortensias avec succès* im Rustica-Verlag.

Unter den deutschsprachigen Publikationen stechen besonders der Hortensienatlas – Mit 1000 Farbporträts* sowie die Ratgeber Hortensien: Auswählen, pflanzen, pflegen* und Hortensien | Blütenbälle in Pastell* hervor, die alle im Ulmer Verlag erschienen sind.

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird. Unser Gemeinschaftswerk zu den schönsten Orten abseits der eingetretenen Pfade könnt ihr hier* online bestellen.

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