Crampottes. Port-Vieux von Biarritz: Glücklich in seiner "crampotte" – François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder
| | |

Biarritz: der Sternekoch der Crampottes

Mit aller Wucht kracht die Brandung gegen den Port-Vieux von Biarritz an der Atlantikküste des französischen Baskenlandes. Hoch spritzt die Gischt gegen die Felsen vor der Hafenmauer. Es ist Herbst, Zeit der Springfluten. Zeit, die Boote winterfest zu machen.

Der Port-Vieux von Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Bei ruhiger See und wenig Wind brandet der Atlantik nur gegen die Felsen, ab Windstärke sechs direkt gegen die Hafenmauer. Foto: Hilke Maunder

Und die crampottes, die kleinen, weiß getünchten Hütten am alten Fischereihafen, zu verschließen bis zum nächsten Frühling. Doch einer mag sich nicht so recht trennen. Er hat den ganz Sommer dort direkt am Meer verbracht. Glücklich in einfachsten Verhältnissen.

Crampottes im Port-Vieux von Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Malerisch in Rot, Weiß, Blau: die crampottes in den Farben Frankreichs im Port-Vieux von Biarritz. Foto: Hilke Maunder

Irgendwann im langen, sonnigen, heißen Sommer hat er an die bunten Türen der Hütten, in denen die Fischer einst ihre Netze und Material aufbewahrten, Sträuße angenagelt mit gelben Blüten.

Ihr Duft ist stärker als die würzige Salzluft vom Atlantik. Und das muss sein. Denn: „So vertreibt die Immortelle Hexen und andere böse Geister!“

Port-Vieux: Immortelle vertreibt Hexen und böse Geister. Foto: Hilke Maunder
Immortelle vertreibt Hexen und böse Geister. Foto: Hilke Maunder

Der Vize-Konsul der crampottes

Der Mann, der dies sagt, ist François Doyhamboure. Einheimische wissen sofort: Ah, der frühere Inhaber des Hôtel Président! Und der berühmte Küchenchef des einst ersten Sternelokals von Biarritz, dem Coq Hardi über dem Hafen. Johnny Hallyday und andere Promis waren bei François Stammgäste.

Port-Vieux von Biarritz: iin der "crampotte" von François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder
Kaum ein Star, den er zu Sternekochzeiten nicht kannte. Auch Johnny Hallyday war Stammgast bei François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder

Fotos in seiner crampotte erinnern an jene Jahre und viele andere bewegende Momente im Leben dieses Mannes. Was hat er alles erlebt! Hat sich engagiert in der La Confrérie des Chevaliers de l’Operne, deren Mitgliederzahl seit Jahren kontinuierlich sinkt. Hat den Umhang mitgenommen in die crampottes und engagiert sich für das maritime Erbe des Seebades.

Darum hat er, während ringsum immer mehr Luxusimmobilien die baskische Küste zupflastern, mitten in den crampottes eine Place de la Surprise angelegt. Sie erinnert an das wohl schwerste Schiffsunglück vor Biarritz.

Crampottes. François Doyhamboure mit dem Mantel der Confrerie des Chevaliers de l'Operne
François Doyhamboure mit dem Mantel der Confrérie des Chevaliers de l’Operne. Foto: Hilke Maunder

Am 20. November 1893 war die Schaluppe „Surprise“ mit einer Ladung Schiefer an Bord beim Rocher de la Vierge zerschellt. Alle Matrosen starben.

Heute pendelt François Doyhamboure zwischen zwei Welten. Denn die zweite liegt in Siam, verraten Aufkleber und Flaggen auf den Fensterläden seiner crampotte.

Port-Vieux von Biarritz: iin der "crampotte" von François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder
Was für ein Gegensatz zu einstigen Leben im Zentrum des Glamour: die einfach crampotte von François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder

Doyhamboure, 2009 für sein humanitäres Engagement mit der Plaquette d’Or des Grand Prix Humanitaire de France ausgezeichnet, fand in Thailand eine neue Liebe. Und eine neue Aufgabe: Der Biarrot ist dort Vize-Konsul.

Zweite Heimat Thailand

Das macht es ihm dann doch leicht, Abschied zu neben von seiner crampotte und ins Winterquartier zu ziehen: in den Süden von Thailand, hin zu seiner neuen Liebe. Einen ganzen Winter lang.

Von außen der Hingucker im Port-Vieux von Biarritz: die "crampotte" von François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder
Von außen der Hingucker im Port-Vieux von Biarritz: die crampotte von François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder

Doch so bald es Sommer wird, zieht es den Basken zurück an den Atlantik, hin zu seiner Hütte im Port des Pêcheurs. Mit Humor und Hingabe hat er seine crampotte auch von außen geschmückt – und einige Nachbarn inspiriert, es ihm gleichzutun.

Von außen der Hingucker im Port-Vieux von Biarritz: die "crampotte" von François Doyhamboure. Foto: Hilke Maunder
Achtung, Pirat! Foto: Hilke Maunder

Schon der Spaziergang auf der Promenade dorthin ist ein Erlebnis. Und erst recht der Blick von dem Felseninselchen auf die crampottes am frühen Abend, wenn sanftes Licht dem kleinen Fischereihafen von Biarritz eine ganz romantisch, fast magische Atmosphäre verleiht.

Port-Vieux von Biarritz am frühen Abend. Foto: Hilke Maunder
Zur blauen Stunde besonders romantisch: der Port-Vieux. Foto: Hilke Maunder

Biarritz maritim: meine Reisetipps

Erleben

Aquarium

 Bereits 1933 eröffnete das Aquarium in einem Art-Déco-Bau direkt am Meer. 2009 und 2011 verdoppelten Anbauen die Fläche.  Heute könnt ihr auf 7000 qm die Unterwasserwelt des Golfe de Gascogne, des Nordatlantik, des Indischen Ozeans und der karibischen See dort entdecken.
• Esplanade du Rocher de la Vierge, 64200 Biarritz, Tel. 05 59 22 75 40, www.aquariumbiarritz.com

Cité de l’Océan

Am südlichen Ortsausgang errichteten Steven Holl Architects in Zusammenarbeit mit Solange Fabião ein Erlebnismuseum, das schon mit der Architektur dem Meer huldigt. Drinnen lädt es ein, den Ozean ganz virtuell und interaktiv entdecken.
1, Avenue de la Plage, 64200 Biarritz, Tel. 05 59 22 75 40, www.citedelocean.com

Schlemmen & genießen

Chez Jérôme

Topfrische Meeresfrüchte direkt vom Austernzüchter in der Markthalle – wuselig im EG oder ruhiger im OG.
• Rue des Halles, 64200 Biarritz, Tel. 06 77 50 08 06, www.facebook.com/chezjeromebtz

Austernbar "Chez Jérôme" in der Markthalle von Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Die Austernbar Chez Jérôme in der Markthalle von Biarritz. Foto: Hilke Maunder

Le Bar du Marché

Chiperones und andere Tapas aus dem Meer (und vom Land) serviert die trendige Marktbar mit Blick auf die Markthalle.
• 8, Rue des Halles, 64200 Biarritz, Tel. 05 59 23 48 96, www.facebook.com

Maison Miremont

Dieser Konditor verführt seit 1872 unter der holzgeschnitzten Decke seines Belle-Époque-Cafés mit Torten zum Träumen. Baba au Rhum, Beret Basque, Financier, Forêt Noir, Gâteau Basque, Mont-Blanc, Saint-Honoré, Paris-Brest, Tarte Tatin … eine wahre Backwerkreise durch Frankreich!
• Stammhaus: 1 bis, place Georges Clemenceau, Tel. 05 59 24 47 97; Filiale: 7, place Bellevue, Tel. 05 59 24 47 97, www.facebook.com/MiremontBiarritz

Crampottes. Biarritz: Café Miremont. Foto: Hilke Maunder
Nostalgie-Café und einstiger Hoflieferant des spanischen Königshauses: das Café Miremont. Foto: Hilke Maunder

Miguel Café

Vinyl, alte Postkarten und viel Vintage aus den 1950er- und 1960er-Jahren: Die beliebte Bistro-Bar ist seit Jahren Kult. Und serviert zu feinem Rum, Weinen der Region und süffigem Bier aus dem Baskenland Forelle aus Norwegen, Bœuf bourguignon, Tartiflette, Gambas-Risotto und leckere hausgemachte Desserts.
• 9, Place du Port Vieux, 64200 Biarritz, Tel. 05 59 22 36 21, www.facebook.com

Maison Arostéguy

Feinkost aus dem Baskenland: Seit 1875  versorgt diese nostalgische Grande Épicerie die Genießer von Biarritz mit allerfeinstem lokalen Genuss.
• 5, Avenue Victor Hugo, 64200 Biarritz, Tel. 05 59 24 00 52, www.arosteguy.com

Die Épicerie Arostéguy in Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Die Épicerie Arostéguy in Biarritz. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Hôtel du Palais

Das einzige Palace Hotel (5 Sterne plus) der baskischen Küste, in dem 2019 der G7-Gipfel stattfand, zeigt sich seit 26. März 2021 frisch verschönert.  Fast alle Suiten und Zimmern erhielten einen neuen Look. Völlig neu gestaltet wurde auch die Lobby. Im berühmten Restaurant La Rotonde steht Aurélien Largeau am Herd. Der junge Küchenchef leitet auch die Bar Napoléon, das Restaurant La Bistrot sowie die Lounge für leichte Snacks und köstliches Gebäck beim Afternoon Tea und den Sonnenuntergang in den Sommermonaten am Pool.
• Hôtel du Palais, Haus der Unbound Collection by Hyatt, 64200 Biarritz, Tel. 05 59 41 12 34, www.hyatt.com

Le Garage

Die ehemalige Garage neben dem Régina Biarritz Hôtel & Spa – MGallery hat sich in ein Viersternehotel mit 27 Zimmern, darunter 12 Suiten mit Meer- oder Golfblick, verwandelt. Industrielle Details, die an die einstige Autowerkstatt erinnern, erzählen die Geschichte des Gebäudes; all dies in einer entspannten Neo-Retro-Atmosphäre. Subtil mischen sich Beton und Terrazzo mit warmem Holz. Dazu: ein beheiztes Freibad mit Terrasse am Pool. Und eine private Tiefgarage – ein sehr wertvolles Detail für Biarritz!
•  Avenue de l’Impératrice, 64200 Biarritz, Tel. 05 86 98 02 20, www.hotel-garage-biarritz.fr

La Maison du Lierre*

Crampottes. Das Boutiquehotel Maison du Lierre von Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Das Boutiquehotel Maison du Lierre von Biarritz. Foto: Hilke Maunder

Am Jardin Public birgt eine Stadtvilla mit kleinem Garten ein Boutiquehotel Garni mit schallisolierten, geräumigen Zimmern. Zeitgeist, Design und Charme von einst verbinden sich zu einem gemütlichen Ambiente. Nach 20 Uhr ist die Rezeption nicht besetzt – hinein ins Haus kommt ihr per Code.

Schade: Serviert wird nur Frühstück; Mini-Bar, Room Service oder eine abendliche Bar/Restauration werden nicht angeboten. Zu meinem Zimmer gehörte ein Balkon, da hätte ich gerne noch etwas genossen.
• 3, Avenue du Jardin Public, Tel. 05 59 24 06 00, www.hotel-maisondulierre-biarritz.com

Ein Zimmer im Boutiquehotel Maison du Lierre von Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Ein Zimmer im Boutiquehotel Maison du Lierre von Biarritz. Foto: Hilke Maunder

Noch mehr Betten*
Booking.com

Keine Bezahlschranke. Sondern freies Wissen für alle.
Keine Werbung. Sondern Journalismus mit Passion.
Faktentreu und frankophil.
Das gefällt Dir? Dann wirf etwas in die virtuelle Kaffeekasse.
Unterstütze den Blog! Per Banküberweisung. Oder via PayPal.

Crampottes. Port-Vieux von Biarritz am frühen Abend. Foto: Hilke Maunder
Zur blauen Stunde besonders romantisch: der Port Vieux. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Du magst das Meer, die baskische Küste und besonders gerne kleine Hafenorte? Das ist Guéthary vielleicht etwas für dich! Schau mal hier!

Guéthary: das kleine Juwel der Küste

Im Buch

Der Reiseführer zur Region: Südwestfrankreich*

Der freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und dennoch sehr unterhaltsam und humorvoll. Ich kann ihn aus ganzem Herzen empfehlen, denn auch in diesem Band zu Südwestfrankreich sind tolle Tipps enthalten. Auch kritische Anmerkungen fehlen nicht. Kurzum: ein Reiseführer, der grundehrlich das Reisegebiet vorstellt – ohne versteckte Promotions.

Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.

 * Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Surferin an der Grande Plage von Biarritz. Foto: Hilke Maunder
Surferin an der Grande Plage von Biarritz. Foto: Hilke Maunder

 

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert