Kloster Brou in Bourg-en-Bresse: Schon von außen ist es ein wunderschönes Kunstwerk!
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Kloster Brou: Meisterwerk der Liebe

Es ist Frankreichs schönster Liebesbeweis – und ein Juwel der Wende vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit: das ehemalige Kloster Brou des Augustinerordens in Bourg-en-Bresse im Département Ain.

Das königliche Kloster Brou wurde zu Beginn der Renaissance auf Wunsch von Margarete von Österreich (1480-1530), Kaiserstochter, Herzogin von Savoyen und Regentin der Niederlande, errichtet.

Symbol der Liebe

Die Kirche sollte die Liebe zu ihrem verstorbenen Gatten Philibert dem Schönen für alle Zeiten sichtbar machen. Damit erfüllte sie das Gelöbnis ihrer Schwiegermutter.

Philibert II. von Savoyen war im Jahr 1504 auf Schloss Pont-d’Ain im jungen Alter von nur 24 Jahren an den Folgen einer Erkältung, die er sich bei der Jagd zugezogen hatte, verstorben.

Seine Frau, die gleichaltrige Margarete von Österreich (1480–1530), Tochter des römisch-deutschen Kaisers Maximilian I., ließ daraufhin im etwa 20 Kilometer entfernten Brou bei Bourg-en-Bresse ein Kloster als herzogliche Grablege erbauen.

Die Westfassade der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder
Die Westfassade der Abteikirche mit dem Tympanon aus der Renaissance. Foto: Hilke Maunder

Meisterwerk der Flamboyant-Gotik

Das Kloster und seinen Ort hat die Regentin nie gesehen. Nach dem Tod ihres Bruders übernahm sie ab 1506 die Regentschaft über die Niederlande und lebte dazu fortan weit entfernt am Hof von Mechelen.

Seine ewige Ruhe fand das Paar in prunkvollen, eleganten Grabmäler aus Marmor und Alabaster. Die Kirche gehört zu den Meisterwerken der Flamboyant-Gotik. Sie besticht durch ihren harmonischen Aufbau, ihre prachtvolle Ausschmückung und ihr geometrisch gemustertes Dach mit den bunt glasierten Ziegeln.

Kloster Brou: Das erwartet euch

Der Gästekreuzgang

Der Gästekreuzgang – so seht ihr ihn nach dem Verlassen des Kassenbereichs. Foto: Hilke Maunder
Der Gästekreuzgang. Foto: Hilke Maunder

Der Besuch des Klosters beginnt im Gästekreuzgang. Er war für Margarete von Österreich und ihr Gefolge bestimmt. Der erste Kreuzgang wird im Erdgeschoss von gewölbten Galerien mit Spitzboden und im Obergeschoss von niedrigen Galerien eingerahmt. Er war für Gäste geöffnet, birgt einen Brunnen und lädt heute zur kontemplativen Pause an einigen Tischen auf dem Grün.

Im Gästekreuzgang. Foto: Hilke Maunder
Skulpturenschmuck im Gästekreuzgang. Foto: Hilke Maunder

Die Kirche

Die Kirche (1513-1532) betretet ihr durch das Heilige-Monika-Portal. Die Kirche ist ein Meisterwerk der flämischen Flamboyant-Gotik. Margarete von Österreich hatte den Brüsseler Architekten und Bildhauer Louis van Bodeghem mit dem Bau beauftragt.

Das südliche Querschiff ist mit einer Glasmalerei verziert, die die Geschichte der heiligen Susanne schildert. Rechts gelangt ihr in die Kapelle von Abt Antoine de Montecuto, dem Beichtvater und Geistlichen der Prinzessin. Er ist auf der Glasmalerei als Emmausjünger dargestellt.

Foto: Hilke Maunder

Das Kirchenschiff mit Spitzgewölbe flankieren Seiten, Schiffe und Kapellen. Die kahlen Wände, mächtigen Pfeiler und farblosen Fenster bilden einen Kontrast zu dem reich verzierten Chor. Er stand den Gläubigen nur anlässlich großer Feste offen.

Der Lettner der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder
Der Lettner der Abteikirche. Foto: Hilke Maunder

Der Lettner ist einer der wenigen, die noch erhalten sind in Frankreich. Er trennt den Chor vom Hauptschiff und besitzt eine Passage, die die Kapelle der Prinzessin mit ihren Gemächern verbindet.

Der Chor

Überreich überzogen mit kunstvollen Schnitzereien: das Chorgestühl. Foto: Hilke Maunder
Überreich überzogen mit kunstvollen Schnitzereien: das Chorgestühl. Foto: Hilke Maunder

Der Chor besticht durch seine Ausmaße, seine üppige Verzierung und sein prachtvolles Mobiliar. Seine Farbigkeit kontrastiert mit dem Hauptschiff. Auf dem Gewölbe zeichnet ein rosa-weißer Putz ein täuschend echtes Mauerwerk nach.

Der Boden war ursprünglich mit bunten Fayencen ausgelegt, von denen heute nur noch einige wenige am Fuße der Grabmäler existieren.

Detail der Schnitzerei des Chorgestühls. Foto: Hilke Maunder
Detail der Schnitzerei des Chorgestühls. Foto: Hilke Maunder

Der Chor birgt ein reich geschnitztes Eichengestühl mit Szenen und Figuren aus dem Alten Testament im Süden und aus dem Neuen Testament im Norden. Sie sind das Werk einer flämischen Werkstatt.

Die Grabmäler

Das Grabmal von Philibert dem Schönen. Foto: Hilke Maunder
Das Grabmal von Philibert dem Schönen. Foto: Hilke Maunder

Das Grabmal von Philibert dem Schönen befindet sich in der Mitte des Chors. Der Verstorbene wurde zweimal dargestellt. Oben auf der Grabplatte sieht man ihn mit offenen Augen und Prunkgewand.

Philibert der Schöne. Foto: Hilke Maunder
Philibert der Schöne. Foto: Hilke Maunder

Unten sieht man ihn nach seinem Tod in Erwartung der Wiederauferstehung mit geschlossenen Augen und nahezu unbekleidet.

Die Nischen um ihn herum bergen zehn anmutige Sibyllen, Prophetinnen in der Antike, die Weissagungen über das Leben Christi gemacht haben sollen.

Margarete von Österreich. Foto: Hilke Maunder
Margarete von Österreich. Foto: Hilke Maunder

Das Grabmal von Margarete von Österreich mit seinem monumentalen Baldachin aus Stein und kleinen Heiligenfiguren erinnert an die Paradebetten fürstlicher Beisetzungen. Auf dem Gesims ist der Wahlspruch der Prinzessin zu lesen: Fortuna Fortuna, Fort Una (Glück oder Unglück stark nur allein). Er ist auch auf dem Taufbecken in der Abteikirche verewigt.

Das Taufbecken ziert der Wahlspruch von Margarete von Österreich.
Das Taufbecken ziert der Wahlspruch von Margarete von Österreich.

Das Grabmal von Marguerite de Bourbon, der Mutter von Philibert, befindet sich in einer Grabnische in der Südwand. Die Trauernden erinnern an die Grabmäler der Herzöge von Burgund in Dijon.

In einer Seitenkapelle sind auch diese sehr schlichten Gräber aus dem Mittelalter zu sehen. Foto: Hilke Maunder
In einer Seitenkapelle sind auch diese sehr schlichten Gräber aus dem Mittelalter zu sehen. Foto: Hilke Maunder

Die Architektur und die Statuen stammen vermutlich aus der Werkstatt des Brüsseler Künstlers Jan Borman, die liegende Figur von dem deutschen Bildhauer Conrat Meit.

Die Chorfenster

Von der Margaretenpassage lassen sich die Glasfenster im Chor am besten betrachten. Foto: Hilke Maunder
Von der Margaretenpassage lassen sich die Glasfenster im Chor am besten betrachten. Foto: Hilke Maunder

Die fünf Chorfenster wurden zwischen 1525 und 1531 nach der Vorlage von Kartons einer Brüsseler Werkstatt angefertigt. Das mittlere Fenster stellt die Erscheinung Christi vor Magdalena und Maria dar.

Links und rechts sind Philibert der Schöne als Sankt Philibert von Tournus und Margarete von Österreich als heilige Margarete zu sehen. Die anderen Fenster zeigen die Sammlung der Wappen ihrer mächtigen Familien. Die Apsis birgt fünf Alabasterfiguren, die ursprünglich für den Hauptaltar und die Kapellen bestimmt waren.

Die Kapellen

Der Altar und die Glasfenster der Margaretenkapelle. Foto: Hilke Maunder
Der Altar und die Glasfenster der Margaretenkapelle. Foto: Hilke Maunder

Die Kapelle von Margarete von Österreich besitzt eine besonders prachtvolle Ausschmückung: eine Bank aus weißem Alabaster und schwarzem Marmor.

Das große Glasfenster mit Mariä Himmelfahrt ist von Dürer inspiriert, der obere Fries von Tizians Triumph des Glaubens. Das monumentale Alabasterretabel von brabantischen Künstlern ist den sieben Freuden Mariens gewidmet und schildert sieben Epochen aus dem Leben von Maria.

Die Kapelle von Gore Wort besitzt ein Fenster, das dem ungläubigen Thomas gewidmet ist. Es stellt auch Laurent de Gorrevod, Statthalter von Bresse, und seine Gattin Claudia de Rivoire dar. Am Standort des ehemaligen Grabmals befindet sich seit dem 19. Jahrhundert der ehemalige Hauptaltar der Kirche mit Retabel.

Die Margaretenpassage

Auf dem Lettner-. Foto: Hilke Maunder
Paradeweg in luftiger Höhe: die Margareten-Passage. Foto: Hilke Maunder

Von der Kapelle erreicht ihr über eine Treppe die Empore des Lettners und gelangt zur Margareten-Passage. Von hier eröffnen sich wunderschöne Ausblicke auf die Kapellen, die Glasfenster und das Kirchenschiff. Über diesen Durchgang konnte die Prinzessin von der Privatkapelle in ihre Gemächer gelangen. So erreicht ihr das Obergeschoss des Gästekreuzgangs.

Das Obergeschoss des Kreuzgangs. Foto: Hilke Maunder
Das Obergeschoss des Gäste- oder „kleinen“ Kreuzgangs. Foto: Hilke Maunder

Das königliche Kloster Brou umfasst drei Kreuzgänge auf zwei Ebenen. 12-30 Mönche lebten im Orden. Die Bezeichnung „königlich“ wurde erst 1659 hinzugefügt, als die Augustiner-Mönche der Lombardei von den französischen Augustiner-Barfüßern abgelöst wurden, die unter dem Schutz von Ludwig XIV. standen.

Die Gemächer Margaretes von Österreich

Der Zugang zur Margaretes Gemächer. Foto: Hilke Maunder
Der Zugang zu Margaretes Gemächer. Foto: Hilke Maunder

Die Gemächer von Margarete von Österreich bestehen aus drei miteinander verbundenen Räumen, die für die Prinzessin und ihr Gefolge vorgesehen waren. Heute stellt dieser Bereich mit Exponaten und virtueller Realität ihr Leben vor.

Digitale und reelle Exponate vermischen sich zu einer faszinierenden Ausstellung. Foto: Hilke Maunder
Digitale und reelle Exponate vermischen sich zu einer faszinierenden Ausstellung. Foto: Hilke Maunder
Ein kleiner Schrank mit den Portraits von Margarete und Philibert. Foto: Hilke Maunder
Ein kleiner Schrank mit den Portraits von Margarete und Philibert. Foto: Hilke Maunder

Der große Saal

Der große Saal war Empfangs- und Prunksaal der Gemächer der Prinzessin. Diese weitläufige, 18,28 Meter lange Galerie präsentiert Gemälde, Skulpturen, Mobiliar und Kunstobjekte aus der Renaissance und bildet den Auftakt zum Museum.

Die Gemächer des Priors

In den Gemächern des Priors. Foto: Hilke Maunder
Ein Salon in den Gemächern des Priors. Foto: Hilke Maunder

Die Gemächer des Priors mit großen Fenstern, Kaminen, Parkettböden und exquisiten Möbeln zeugen von der komfortablen Lebensweise des Priors vor der Französischen Revolution. Heute sind hier Sammlungen des 18. Jahrhunderts zu sehen.

Der Schlafsaal der Mönche

Im Museumstrakt. Foto: Hilke Maunder
Im Museumstrakt. Foto: Hilke Maunder

Der Schlafsaal und die Zellen der Mönche befinden sich im Obergeschoss des Hauptgebäudes. Etwa 20 Zellen reihen sich entlang eines breiten Korridors, der mit einer steinernen Laterne ausgestattet ist.

Heute sind hier die Sammlungen des Museums untergebracht: Gemälde, Skulpturen und Kunstgegenstände vom 16. bis zum 21. Jahrhundert.

Vom Mittelalter bis zur Moderne: die Kunstsammlung im Kloster Brou. Foto: Hilke Maunder
Vom Mittelalter bis zur Moderne: die Kunstsammlung im Kloster Brou. Foto: Hilke Maunder

Zu den Highlights des Museums gehören Gemälde der alten niederländischen Meister vom 15. bis 17. Jahrhundert, der Troubadour-Stil, das Werk von Gustave Doré, die regionale Malerei sowie abstrakte und kontemplative Werke.

Bernard von Orley, Jan I. Brueghel de Velours, Jean-François de Millet, Gustave Moreau, Maurice Utrillo sowie Pierre Soulages gehören zu den bekanntesten ausgestellten Künstlern.

Auch Gauguin und andere Post-Impressionisten sind din der Sammlung vertreten. Foto: Hilke Maunder
Auch Gauguin und andere Post-Impressionisten sind in der Sammlung vertreten. Foto: Hilke Maunder

Der Cloître des Cuisines

Dieser Kreuzgang lag neben dem Refektorium und grenzt im Süden an die Kirche und den Wohnraum, im Osten an die Öfen, die Prokuratur (Vorratslager), einen Raum für Bedienstete und ein Gefängnis.

Er ist mit Kopfstein gepflastert und birgt einen überdachten Brunnen. In der Nordgalerie sind vier Stelen des deutschen Bildhauers Ulrich Rückriem (1990) zu sehen, die den in der Kirche beigesetzten Prioren gewidmet sind. Der Südflügel beherbergt die ehemalige Küche.

Der Wirtschaftskreuzgang. Foto: Hilke Maunder
Der Wirtschaftskreuzgang oder Cloitre des Cuisines. Foto: Hilke Maunder

Der Kreuzgang der Mönche

Der Grand Cloître oder große Kreuzgang war für die Mönche bestimmt. Hier stehen zwei Stahlstelen des US-amerikanischen Bildhauers Richard Serra (1985). Inspiriert haben ihn dazu die Grabmäler von Philibert und Margarete.

Der Kapitelsaal führt direkt auf den Kreuzgang. Er liegt im Gebäude der Mönche neben der Treppe zum Schlafsaal. Hier kamen die Mönche zusammen, lasen die Ordensregeln und besprachen wichtige Angelegenheiten.

Im 19. Jahrhundert wurden die neben dem Kapitelsaal und im Gästekreuzgang gelegene Sakristei und das Sprechzimmer miteinander verbunden. Dieser Raum barg die Saint-Gérard-Kapelle des Seminars, das damals im Kloster untergebracht war. Heute finden hier Wechselausstellungen statt.

Die Insignien von Margarethe von Österreich. Foto: Hilke Maunder
Die Insignien von Margarethe von Österreich. Foto: Hilke Maunder

Monastère de Brou: meine Reisetipps

Hinkommen

Monastère de Brou

63, Boulevard de Brou, 01000 Bourg-en-Bresse, Tel. 04 74 22 83 83, www.monastere-de-brou.fr

SNCF-Bahnhof im Stadtzentrum und TGV-Bahnhof in Loché (7 km), ab dort weiter per Bus oder Taxi.

Schlemmen und genießen

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Das glasierte Dach von Kloster Brou im Detail. Foto: Hilke Maunder
Das glasierte Dach von Kloster Brou im Detail. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Die Bresse ist die Heimat von Frankreichs Nationalgeflügel. Erfahre hier mehr.

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Bourg-en-Bresse liegt im Département Ain. L’Ain ist Frankreichs erstes und zugleich unbekanntestes Département. Dabei hat der Landstrich zwischen Lyon und den Alpen Radlern und Wanderern, individuellen Entdeckern und Feinschmeckern eine Menge zu bieten.

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