Le Bec-Hellouin: Kleinod mit großer Abtei
Nur ein heller Turm im dichten Grün verrät Le Bec-Hellouin. In einem idyllischen Tal zwischen Rouen und Lisieux hatte vor mehr als 1000 Jahren ein Ritter im Dienst des Comte de Brionne namens Hellouin (oder Herlouin) im Jahr 1034 eine Benediktinerabtei gegründet, die zu den einflussreichsten Klöstern der Normandie aufstieg.
Mit ihrem Doppelnamen erinnert sie auch an das Bec-Tal, in der sie sich erhebt. Im 12. bis 14. Jahrhundert wurde dort der normannische Klerus ausgebildet. Heute führen Geistliche die Besucher durch die weitläufige Anlage.
Verstecktes Schmuckstück
Maßgeblich entscheidend für den Aufstieg zum spirituellen Zentrum waren zwei Männer. Lefranc de Pavie, genannt der „Täufer“, und der Philosoph Anselm von Aosta. Und da mit Wilhelm im Jahr 1066 ein Normanne England erobert hatte, nahmen die Äbte auch das Amt des Bischofs von Canterbury ein.
In der Schusslinie
Dies sorgte dafür, dass Le Bec-Hellouin während des Hundertjährigen Krieges im wahrsten Sinne in die Schusslinie geriet. Um eine englische Besatzung zu verhindern, ließ damals ein Abt das gesamte Dorf niederbrennen.
Der Flächenbrand half wenig. Die Engländer bemächtigten sich des Klosters. Während der Französischen Revolution säkularisiert, diente das Konventsgebäude als Kaserne für die Kavallerie.
Die Rückkehr der Mönche
Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1948, kehrten die Benediktinermönche wieder in ihre Abtei zurück. Auch die sterblichen Überreste des Abteigründers, Hellouin, sind wieder in die Abtei zurückgekehrt. 1772 zunächst in die im Jahr 1039 erbaute Dorfkirche Église Saint-André gebracht, ruhen sie heute wieder im Chorraum der Abtei.
Auf dem Klostergelände veranstalten die Mönche Gottesdienste und Führungen. In der Klosterboutique verkaufen sie ihre Erzeugnisse. Besonders für Keramik und Kerzen sind die Mönche berühmt. Ebenfalls im Angebot sind Kosmetik und Grußkarten, Textiles und Dekoratives von anderen Abteien und Klöstern.
Le Scandal von Le Bec-Hellouin
Doch ora et labora, ein Leben in Arbeit und Demut nach den Regeln des Heiligen Benedikt, schützt nicht vor Amors Pfeil. So kam es einem „Skandal“. Vor mehr als 30 Jahren brachte er Le Bec-Hellouin in die Schlagzeilen.
Im März 1990 traten sowohl le père Philippe Aubin, damals der Abt von Le Bec-Hellouin, wie auch la mère Sainte-Marie-Ephrem, Oberin des benachbarten Klosters, von ihren Ämtern zurück. Der Auslöser: „sentimentale und emotionale“ Gründe.
Eines der plus beaux villages de France
Im Schatten der bis heute eindrucksvollen Abtei entwickelte sich ein Dorf, das mit Fachwerkhäusern und blumengeschmückten Balkonen verzaubert.
Heute gehört Le Bec-Hellouin zum prestigeträchtigen Verband der schönsten Dörfer Frankreichs, und die Auszeichnung als eines der 168 plus beaux villages de France sorgt zur Saison für reichlich Rummel in den alten Gassen. Voilà einige Impressionen.
Le Bec-Hellouin: meine Reise-Info
Schlemmen und genießen
L’antre de Cloches
Gwenaëlle Hauvel eröffnete 2017 ihren Laden, der sowohl Teesalon, Keksboutique, Schokoladenmanufaktur sowie Brotgeschäft ist und von Einheimischen wie Touristen gleichermaßen geschätzt wird.
• 1, rue Lanfranc, 27800 Le Bec-Hellouin, Tel. mobil 06 16 51 63 07, www.facebook.com
In der Nähe
Voie verte
Von Évreux aus führt eine autofreie Route Radfahrer, Inlineskater und Wanderer durch die Vallée du Bec hin nach Le Bec-Hellouin. Die 42 Kilometer lange Strecke folgt dem Verlauf einer alten Eisenbahnstrecke, die einst Évreux mit Honfleur verband.
• www.normandie-tourisme.fr/itineraire/voie-verte-devreux-a-la-vallee-du-bec
Château d’Harcourt
Das Arboretum von Schloss Harcourt gehört zu den ältesten Baum-Sammlungen weltweit. Vom Mammutbaum bis zum Uralt-Veteran lassen sich im weitläufigen Schlosspark imposante Baum-Veteranen bestaunen. Eindrucksvoll – und sehr familienfreundlich. Die meisten Parkwege lassen sich auch im Rollstuhl meistern. Hier habe ich das Burg- und Baum-Museum unter freiem Himmel vorgestellt.
Hier könnt ihr schlafen*
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Im Blog
Die Straße der Abteien in der Normandie
Einflussreiche Abteien haben Jahrhunderte lang die Geschichte der Normandie geprägt. Sie waren Horde der Kultur und des Wissens, aber auch als Zentren der Macht. Die schönsten von ihnen könnt ihr auf der Route des Abbayes Normandes von Rouen bis zum Mont-Saint-Michel entdecken. Klickt hier für Infos und Impressionen.
Im Buch
Glücksorte in der Normandie*
Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.
Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.
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