Der Blick von der Pisten auf Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
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Frankreichs älteste Skistation: Montgenèvre

Mit einem internationalen Ski-Wettkampf fing 1907 alles an. Damals wurde das provenzalische Bergdorf Montgenèvre, das zwölf Kilometer nordöstlich von Briançon auf einer Passhöhe liegt, offiziell zur ersten Skistation der französischen Alpen erklärt. Heute lockt Frankreichs ältester Wintersportort nicht nur mit Spaß im Schnee, sondern auch mit Wellness.

Montgenèvre  punktet gleich dreifach als Skiort. Seine südliche Lage sorgt im Winter für 542 Sonnenstunden (Landesdurchschnitt: 380). Der Ostwind Lombarde garantiert reichlich Schnee während der Saison.

In unteren Lagen begleiten in Montgenèvre immer wieder Lärchen den Skiläufer. Foto: Hilke Maunder
In unteren Lagen begleiten in Montgenèvre immer wieder Lärchen den Skiläufer. Foto: Hilke Maunder

Durch die direkte Lage an der italienischen Grenze ist Montgenèvre als westlichste und einzige französische Station an das XXL-Skigebiet Vialattea angeschlossen. Es ist damit an die Pisten von Claviere, Sestriere, Sansicario und Sauze d’Oulx angebunden, die 2006 Austragungsorte der XX. Olympischen Winterspiele in Turin waren. Dadurch gehörte auch Montgenèvre als einzige französische Station zu den offiziellen Standorten der Spiele.

Montgenèvre, seine Lärchen und seine gemütlichen Chalets aus Holz. Foto: Hilke Maunder
Montgenèvre, seine Lärchen und seine gemütlichen Chalets aus Holz. Foto: Hilke Maunder

Schwingen auf der Milchstraße

Der Skipass von Montgenèvre schließt auch heute noch einige Hänge in Italien ein. Für einen größeren Ausflug zur benachbarten „Milchstraße“ besorgt euch den Vialattea-Skipass. Behaltet die Uhrzeit und die Öffnungszeiten der Liftanlagen im Auge. Sonst wird die Rückfahrt per Taxi arg teuer.

Lärchen im Schnee – war für schöne, fast schon grafische Ausblicke beim Skifahren. Foto: Hilke Maunder
Lärchen im Schnee – war für schöne, fast schon grafische Ausblicke beim Skifahren. Foto: Hilke Maunder

Umgekehrt lockt Montgenèvre auch die nahen Nachbarn. Französisch hört ihr auf den Pisten eher selten. Dort geht es italienisch zu – bei der Sprache wie im Fahrstil. Das Tempo ist hoch, die Beherrschung der Bretter mitunter Glückssache, Karacho statt Können.

Eine leichte, grüne Abfahrt: die Piste Nr. 3 La Crête im Sektor Gondrans. Foto: Hilke Maunder

Zweigeteilter Skizirkus

Die Skigebiete von Montgenèvre verteilen sich auf zwei gegenüberliegende Gebirgshänge: Le Chalvet/Serre-Thibaud im Süden und Les Gondrans/Aigle im Norden. In den unteren Lagen findet ihr bewaldete Pisten und enge Skibahnen, auf denen ihr durch den größten Lärchenwald Europas saust.

Auf den Pisten von Gondrans in Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
Auf den Pisten von Gondrans in Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder

In den höheren Lagen dominieren weite, offene Skihänge ohne Vegetation. Zwischen dem Pistenpuzzle laden große Schneefelder ein, sich völlig gefahrlos in den Tiefschnee zu wagen. Dort könnt ihr euer  Können perfektionieren. Und dann die großen Tiefschneebereiche ringsum erobern.

Unterwegs im Tiefschnee. Foto: Hilke Maunder
Unterwegs im Tiefschnee. Foto: Hilke Maunder

Montgenèvre punktet nicht nur mit Hängen für Sonnenski am Vor- und Nachmittag, sondern auch unglaublich abwechslungsreichen Pisten zwischen 1860 – 2580 m Höhe.

Im Skigebiet Montgenèvre / Monts de la Lune warten 59 markierte Pisten (9 grün, 16 blau, 23 rot, 11 schwarz) mit einer Gesamtlänge von 100 km auf euch. Mit dem Skigebiet Vialattea wächst das Pistenvergnügen auf 145 markierte Pisten mit einer Gesamtlänge von 400 Kilometern.

Der Pistenplan von Montgenèvre

Der Pistenplan von Montgenèvre
Die Pistenpläne von Montgenèvre. Copyright: Office de Tourisme, Montgenèvre.

Traumhaft schöne Bergszenerie

19 Prozent der Abfahrten sind grün, 27 Prozent blau, 33 Prozent rot und 21 Prozent schwarz. Doch die Auszeichnung der Pisten sollte euch hier nur eher als grobe Orientierung gelten. Lange Pisten werden gerne hochgestuft, obgleich sie einfach sind.

Pisten, die es in sich haben, aber nicht steil genug sind für die schwarze Markierung, erhalten rot. Und so manch eine blaue Piste, die ich hier fuhr, wäre am Arlberg längst als rot eingestuft worden.

n der Bergstation des Sesselliftes Prarial von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
An der Bergstation des Sesselliftes Prarial von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder

Drei Gondelbahnen, 16 Sessellifte und neun Schlepplifte, meist durchweg betagt, nicht immer gut gepflegt und recht langsam, erschließen die weißen Spielwiesen von Montgenèvre-Monts de la Lune. Acht remontées mécaniques schaffen die Verbindung zur Vialattea.

Doch da zu schwingen, habe ich noch nicht geschafft. Montgenèvre selbst bietet so viel traumhaftes Terrain, dass man fährt und fährt. Und abends die Muskeln brennen. Doch auch dafür gibt es Abhilfe vor Ort!

Je höher, desto einsamer wird der Skizirkus, Foto: Hilke Maunder
Je höher, desto einsamer wird der Skizirkus, Foto: Hilke Maunder

Nördlich der Passstraße, die Napoleon vom Saumpfad als militärische Versorgungsstrecke ausbauen ließ, schwingen sich die Lifte am Chalvet bis auf 2.630 Meter empor. Hier dominieren rote und schwarze Pisten.

Knackig, und nur was für sehr gute, erfahrene Läufer, ist der Übergang von Frankreich nach Italien am Coletto Verde. Auf dem Plateau südlich des Passes zwischen Janus und Le Chenaillet fühlt ihr euch auch als durchschnittlicher Fahrer wohl.

Die Abfahrt vom Gipfel des Gondrans (2.455 m) eröffnet diesen Bergblick. Foto: Hilke Maunder
Die Abfahrt vom Gipfel des Gondrans (2.455 m) eröffnet diesen Bergblick. Foto: Hilke Maunder

Für Langläufer gibt es 80 Kilometer Loipen – 15 km für Skater in Montgenèvre 1860, wo der Langlaufspaß an dem Obelisken beginnt, den Napoleon aufstellen ließ, sowie  weitere 65 km gespurte Loipe auf der Hochebene Les Alberts 1400.

Freestyler freuen sich auf den Chemin Ludique. Boarder Crosser finden einen Snowpark in 2.455 m Höhe, Rodler eine ganz ungewöhnliche Bahn: den Luge Monty Express.

Mit dem Monorail-Schlitten saust ihr mit bis zu 60 km/h stolze 1400 m zu Tal und überwindet dabei 300 Höhenmeter. Los geht es an der Chalvet-Gondel. Auf der Natureisbahn am Fuß der Pisten könnt ihr nachts bis 22 Uhr eure Runde auf Schlittschuhen drehen.

Der Anfängerbereich von Montgenèvre mit der französischen Skischule ESF. Foto: Hilke Maunder
Der Anfängerbereich von Montgenèvre mit der französischen Skischule ESF. Foto: Hilke Maunder

Ungewöhnlich groß in Montgenèvre  ist das Übungsgelände für den Nachwuchs mit dem Tapis de la Butte, einem „Zauberteppich“. Fünf Hektar groß dehnt es sich vor dem front de neige aus, der in den 1970er-Jahren mit Appartementhäusern, Sportgeschäften samt Skiverleih und zahlreichen Lokalen entstand.

Der <em>front de neige</em> von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
Der front de neige von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder

Der restliche Ort hat jedoch in weiten Teilen noch seine traditionelle Bebauung erhalten. Auch die vielen Ferienwohnungen und -häuser passen sich im Chaletstil der alpenländischen Bebauung an.

Ein Haus mit Ferienwohnungen im Herzen von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
Ein Haus mit Ferienwohnungen im Herzen von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder

Nach Liftschluss füllen sich die Cafés entlang des front de neige. Denn nach richtigem Nachtleben steht den sportlichen Fahrern oder Familien nicht der Sinn. Sie genießen lieber vor dem Dîner im Licht der letzten Sonnenstrahlen zum Apéro ein frisch gezapftes Bier oder ein Glas Wein.

Oder hoffen darauf, den Muskelkater mit bien-être zu vertreiben: Baden und Wellness im Durancia Centre Balneo & Spa. Sprudelbetten, Jetdüsen, Jacuzzi und Gegenstrom-Schwimmen in 34 Grad Celsius warmem Wasser, Sauna und Hammam erwarten euch im Balneo-Bereich.

Auch die Kirche der Dorfkirche ist umgeben von Ferienwohnungen. Foto: Hilke Maunder
Auch  der Turm der Dorfkirche ist umgeben von Ferienwohnungen. Foto: Hilke Maunder

Der Espace Bien-Être mit Kneipp-Parcours, 80° und 90° C warmen Saunen, Salzdampfkabine, Solarium, Privatterrasse und 36° C warmem Außenbecken ist für Erwachsene reserviert. 18 Jahre ist auch das Mindestalter für das Spa Nuxe, wo ihr allein oder zu zweit euch massieren lassen könnt.

Wie der Name verrät, kommen dabei Produkte von Nuxe zur Anwendung. Das kleine Pariser Labor von Nuxe wurde Anfang der 1990er-Jahre von Aliza Jabès aufgekauft und neu aufgestellt. Heute ist Nuxe Frankreichs Marktführer für pharmazeutische Kosmetik.

Das Gipfelpanorma von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
Das Gipfelpanorma von Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder

Montgenèvre: Tops und Flops

+ sehr vielseitiges Skigebiet
+ sehr schneesicher
+ gute und überraschend günstige Restaurants im Ort und an den Pisten
+ herrliches Winterwandergebiet bei Chaberton
+ 5 Hektar großer Anfängerbereich am front de neige
+ breites Angebot: Heliski, Schienenrodelbahn Monty Express, Eislaufplatz

– Siebziger-Jahre-Bebauung des front de neige
– hohe Parkgebühren entlang der Pistenparkplätze
– schlechte Pistenpflege
– häufig: rücksichtsloser Fahrstil auf den Pisten
– oft unfreundliches Personal – in den Gaststätten, bei den Fewo-Vermietern wie auch an den Liften.

Der Blick von der Pisten auf Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder
Montgenèvre. Foto: Hilke Maunder

Montgenèvre: meine Reisetipps

Hinkommen

Am einfachsten ist die Anreise über Italien. Der internationale Flughafen Turin ist 90 km entfernt; der TGV-Bahnhof in Oulx mit Anschluss nach Lyon und Paris rund 15 km. Sonnabends verkehrt der Linkbus als Shuttle zwischen dem Skiort und dem TGV-Bahnhof Oulx und dem Flughafen Turin.
Wer mit dem Wagen anreist, kann sein Fahrzeug direkt am Pistenfuß in mehreren kostenpflichtigen Großparkplätzen abstellen. Kostenfrei parken könnt ihr nur an den recht weit entfernten Stellplätzen am Ortsein- und ausgang. Von Paris aus bringt euch der Bus-Shuttle Neige Express ins Skigebiet.
Schlafen

In Montgenèvre dominieren Ferienwohnungen und -häuser sowie Privatzimmer und Wintercamping. Komfortabelstes der vier Hotels vor Ort, drei davon mit eigenem Restaurant, ist das Anova Hôtel & Spa mit 40 Zimmern und Suiten von 25 – 50 qm, Indoor-Pool samt Sauna, Hammam, Jacuzzi und Spa-Behandlungen sowie Bar und Restaurant mit gehobener Landküche.
• Place de l’Obélisque, 05100 Montgenèvre, Tel. 04 92 54 48 04www.anova-hotel.com

Ich wohnte in einem einfachen, kleinen Apartment ohne WLAN von Durance Immo. Zu meinem Erstaunen müssen Gäste dort nicht nur Bettwäsche und Handtücher, sondern auch die Bettdecken mitbringen. Wer es vergisst, kann aber alles vor Ort ausleihen. Die Agentur vermietet nicht nur Ferienwohnungen unterschiedlichster Größe und Standards, sondern verkauft sie auch.
• Durance Immo, Immeuble Le Transalpin, Route d’Italie, 05100 Montgenèvre, Tel. 04 92 21 82 96, www.durance-immo.fr

Noch mehr Betten*
Booking.com

Beliebt für einen mittäglichen Einkehrschwung. die Berghütte <em>Les Anges</em>. Foto: Hilke Maunder
Beliebt für einen mittäglichen Einkehrschwung. die Berghütte Les Anges. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen

Da die meisten als Gäste von Ferienwohnungen oder -häusern Selbstversorger sind, findet ihr im Sherpa-Supermarkt ein sehr gutes und breit aufgestelltes Angebot an Lebensmitteln. Ebenso eine Folge: Die Zahl der Lokale ist übersichtlich.

Neben den drei Terrassencafés des front de neige findet ihr noch rund ein halbes Dutzend Restaurants, die bodenständige Bergküche der Hochprovence oder Pizza, Pasta und andere Gerichte Italiens servieren.

Ganz authentisch lernt ihr die Küche der Region bei einem Repas à la Ferme kennen, wo ihr gemeinsam mit anderen Gästen am langen Holztisch ein Menü genießt, bei dem alles vom eigenen Hof am Eingang des Clarée-Tales stammt.

Offenlegung

Das Skigebiet entdeckte ich auf Einladung des Tourismusbüros von Montgenèvre und mit Unterstützung des staatlichen französischen Fremdenverkehrsamtes ATOUT France sowie der Fluglinie Air France, die mir ein Economy-Flugticket bereitstellte.

Ihnen allen sage ich ganz herzlichen Dank. Einfluss auf meinen Blogberichte hat die Unterstützung meiner Reise nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

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Im Blog

Noch mehr Inspiration zu Ski in Frankreich gibt es in der Kategorie Wintersport. Alle Beiträge aus dem Département Hautes-Alpes vereint diese Kategorie.

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Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*

DuMont Bildatlas Provence 2021In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.

Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten gibt es in der Edition 2021 zwei neue Rubriken. “Ja, natürlich” präsentiert zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

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