Lesetipps zur Rentrée Littéraire: Die schönsten Sommerbücher aus Frankreich

Neue Sommerschmöker mit Frankreich-Flair

Pünktlich zur Urlaubszeit erscheinen jedes Jahr neue Sommerschmöker mit französischem Flair. Aus der Flut der Neuerscheinungen gibt es hier ein paar Leseempfehlungen querbeet. Und wenn ihr Lust habt, verratet doch als Kommentar, was ihr im Urlaubsgepäck mitgenommen habt – und welche Bücher euch derzeit besonders begeistern. Merci !

Sommerschmöker voller Spannung

Jean-Luc Bannalec_Bretonischer RuhmJean-Luc Bannalec, Bretonischer Ruhm*

Das Dutzend ist voll: Commissaire Dupin und Claire sind frisch verheiratet und verbringen ihre Flitterwochen am Lac de Grand-Lieu im Pays de Retz. Im einstigen Weinland der Bretagne, das heute zum Département Loire-Atlantiques gehört, wollen sie von Weingut zu Weingut reisen, entspannen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Doch genau dort, wo sie sich niedergelassen haben, wird ein Winzer ermordet. Es ist der Ex-Mann einer Freundin von Claire. Hilfesuchend wendet sie sich an Dupin.

Doch diesmal ist es Claire, die die Ermittlungen aufnimmt und immer tiefer in die Verwicklungen gerät, die sogar das Leben des Paares bedrohen. Wie in einem Drehbuch beschreibt Bannalec alias Jörg Bong Landschaften, Menschen und spannende Szenen und streut gekonnt Landeskunde und Weinwissen über ein Anbaugebiet ein, dessen Muscat sur Lie ein Hochgenuss ist. Kurzum: Wer die Reihe um Commissaire Dupin liebt, wird auch von Band zwölf begeistert sein. Wer mag, kann den unterhaltsamen, in leichter Sprache gehaltenen Krimi hier* online bestellen oder im Buchhandel erhalten.

Wertung:

Gabriela Kasperski_Bretonisch mit Sturm KopieGabriele Kasperski, Bretonisch mit Sturm*

Der vierte Band der Krimireihe mit Tereza Berger beginnt turbulent: Die Buchhändlerin reist mitten im Sturm mit der Fähre zu einer Hochzeit nach Ouessant, der westlichsten Insel Frankreichs. Ihr Freund, Commissaire Gabriel Mahon, ist bereits dort. Die Stimmung ist wie das Wetter: alles andere als friedlich. Einige Einheimische wehren sich gegen den geplanten Windpark, an den Klippen werden tote Vögel gefunden – und schließlich ist auch noch der Bräutigam verschwunden.

Als begeisterte Hobbydetektivin beginnt Tereza zu ermitteln – und taucht dabei immer tiefer in die Geschichte des Segelschiffs „Drummond Castle“ ein, dessen „Reise in die Hölle“ vor über 100 Jahren zum Schlüssel für die Geschehnisse in Ouessant wird. Das Manuskript, das Tereza von einem Mitreisenden erhält, beschreibt die Atlantiküberquerung einer Familie aus Kapstadt im Jahr 1896.

Ich muss gestehen: Der Krimi ließ mich etwas ratlos zurück. Zu viele ungeklärte Fragen, zu viele Sprünge, zu viele Figuren, die nicht richtig Kontur gewinnen. Windkraftgegner und Windkraftbefürworter, Einheimische und Auswärtige, Adler, Eule und Rabe als Symbole keltischer Sagen, ein Mordfall, eine geheimnisvolle Schatulle von Queen Victoria und Dauersturm, alles actionreich kombiniert, aber zu viel, was da beim Lesen auf einen einprasselt. Fast hätte ich das Buch zur Seite gelegt. Wären da nicht tolle authentische Szenen voller Spannung gewesen, die mich wieder in den Krimi hineingezogen haben. Die bildhaften Beschreibungen der Insel machen Lust, sofort die nächste Fähre zu nehmen! Wer mag, kann den vierten Band der Krimireihe um Tereza Berger hier* online bestellen oder in jeder Buchhandlung erhalten.

Wertung: ✩✩

Sommerschmöker im Selbstverlag

Axel Birgin_Sehnsuchtsort und AnkerplatzAxel Birgin, Sehnsuchtsort und Ankerplatz. Ein Haus in Südfrankreich*

Der Fotograf und Creativ-Ornithologe Axel Birgin war 41 Jahre alt, als er einen 300 Jahre alten Bauernhof im Languedoc kaufte und zum zweiten Zuhause machte. Oder, genauer, in der Provence-Occitane, einem idyllischen Landstrich zwischen den Flüssen Ardèche im Norden und der Cèze im Süden.

Was er und seine Frau in den vergangenen 30 Jahren in diesem Haus erlebt haben, hat Axel Birgin in diesem Buch festgehalten – und zwar mit so viel Liebe zum Detail, dass es nicht nur eine unterhaltsame Lektüre ist, sondern auch ein inspirierender und hilfreicher Ratgeber für eigene Um- und Neubauprojekte.

Was mich zunächst stutzig machte, war die schier unglaubliche Anzahl der Kapitel: Jedes Erlebnis ist ein Kapitel. Und so anschaulich und lebendig erzählt, dass die Handwerker und Nachbarn zu lebendigen Menschen werden beim Lesen und man vor dem geistigen Auge miterlebt, wie die großen Olivenbäume gepflanzt werden, der Hof sich wandelt und zum Zuhause wird, eingebettet in den Duft von Lavendel, Rosmarin und Thymian. Wer mag, kann das Buch hier* online bestellen. Und kann hier Axel Birgins Vögel sehen, die er aus Schwemmholz und rostigen Eisenfundstücke baut:(xn--schrgevgel-t5a3t.eu

Wertung:

Sommerschmöker: Sandrine DuPonr: Dein Tanz in meinem LebenSandrine Dupont, Dein Tanz in meinem Leben*

Seit rund fünf Jahren veröffentlicht die Hessin Patricia Härtl ihre Bücher im Selbstverlag. Seit ihrer Kindheit – als junges Mädchen nahm sie Ballettunterricht – ist sie von dieser Tanzart fasziniert, und schon lange hegte sie den Wunsch, eine Geschichte über eine Tänzerin zu schreiben, die sich nicht nur für Ballett, sondern auch für modernen Tanz interessiert. Unter dem Pseudonym Sandrine Dupont veröffentlichte sie 2023 den Roman „Dein Tanz in meinem Leben“.Das 337 Seiten starke Werk spielt in Paris und erzählt die Geschichte von Jérôme, dessen Bruder Julian ihm am Sterbebett eine CD mit selbst komponierter Musik hinterlässt. Jérôme ist Solist an der Pariser Oper. Seine Premiere von Schwanensee wird von einer jungen Frau besucht, die in der Oper ihren Schuh verliert – ein Aschenputtel-Motiv, adaptiert für das 21. Jahrhundert.
Diese Frau ist Fabienne – ein Mitglied des Ensembles, das Jérôme in einer privaten Tanzschule unterrichtet. Ein Tanzwettbewerb soll die finanziell angeschlagene Schule retten. Die Choreografie dafür soll Jérôme erstmals selbst entwerfen. Doch dann stellt ein Eifersuchtsunfall Jérômes Leben auf den Kopf… Flott und unterhaltsam geschrieben, lädt der leichte Sommerroman von Sandrine Dupont dazu ein, für ein paar Stunden in eine andere Welt einzutauchen. Punktabzug gibt es nur für das Cover, das mir für einen Roman, der in Paris spielt, viel zu reißerisch und „amerikanisch“ wirkt. Wer mag, kann ihren 15. Roman hier* online bestellen.

Wertung:

Neue Reise(ver)führer

Manfred Hammes_KultourenManfred Hammes, Kultouren: Grenzenlose Geschichten zwischen Schwarzwald und Vogesen*

Sich treiben lassen und Zufälle akzeptieren, so sei das Buch entstanden, verrät Manfred Hammes auf der Rückseite des 365 Seiten dicken Taschenbuchs, das auf 21 Touren zwischen Schwarzwald und Vogesen dazu einlädt, Baden und das Elsass einmal anders zu entdecken. Nicht nach dem Bucket-List-Konzept, keine Top Ten – sondern lauter Orte des Schauens, sich Treibenlassen, des Mal-selber-Entdeckens locken.

Mal sind es Zeitreisen wie „Hebel im Wiesental“, die man gemütlich auf dem Sofa bei einem Glas Wein lesen kann. Andere verführen dazu, sofort aufzuspringen, sich das Fahrrad, den Wanderstock oder das Auto zu schnappen und nach Badenweiler zu fahren, den Spuren der Kolbs zu folgen oder im Kurpark über die Kaffeemühle zu schlendern.

Besonders begeistert hat mich auch das Kapitel „Alles Bartholdi“ – welch ein erfrischend anderer Blick auf Colmar. Bei Offenburg, nicht Offenbach, musste ich schmunzeln – wie gut kannte ich das leise Stöhnen meiner dortigen Freundin, die als Bildredakteurin bei Burda arbeitete, wenn sie am Telefon erklärte, wo sie wohnt. Was nach der Lektüre blieb, war ein wenig Wehmut: Wie gerne hätte ich dieses Buch schon in der Hand gehabt, als ich noch in Freiburg studierte. Jetzt ist die Sehnsucht groß, sich einfach im Oberrheingraben treiben zu lassen, das Buch von Manfred Hammes stets dabei. Wer mag, kann seinen grenzüberschreitenden Kultur-Reiseführer hier* online bestellen oder im Buchhandel erhalten.

Wertung:

Secret Places Frankreich

Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Places Frankreich*

Eiffelturm, Lavendelfelder und die Schlösser der Loire sind weltbekannte Ziele in Frankreich. 60 wunderschöne Orte abseits des Trubels stellen Klaus Simon und ich in unserem dritten Gemeinschaftswerk vor.

Die Schluchten von Galamus, die Gärten von Marqueyssac, Saint-Guilhelm-le-Désert, Mers-les-Bains, den Bugey oder die Île d’Yeu: Entdeckt unsere lieux insolites voller Frankreich-Flair!  Einige sind euch vielleicht bekannt, andere echte Geheimtipps.

Sie alle vereint: Diese Orte sind authentisch, zeigen die vielen faszinierenden Facetten von Frankreich und bieten auch Frankreich-Kennern vielleicht da eine oder andere Aha-Erlebnis. Wer mag, kann den Reisebildband hier* online bestellen.

Wertung:  meine eigenen Bücher bewerte ich nicht. Da steckt zu viel Herzblut drin.

Offenlegung

Die Sommerschmöker stellten mir die Verlage und Autoren kostenfrei für eine Buchbesprechung zur Verfügung.

Weiterlesen

Noch mehr Sommerschmöker findet ihr in diesen thematischen Büchertipps-Listen.

Leseliste Frankreich: Belletristik

Querbeet: lauter Lieblingsbücher

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12 Kommentare

  1. Wir leben in der Nähe von Karlsruhe und haben es glücklicheweise nicht weit zum nächsten Super U, Austern, bretonische Salzbutte und Wein 🙂
    Nun ist ja die wechselhafte deutsch-elsässische Geschichte noch immer präsent. Und hier zu gibt es ein famoses Buch von Pascale Hugues: „Marthe & Mathilde“ (Rowohlt Verlag). Es geht um die wahre Freundsschaft der Großmutter der Autorin, um zwei Frauen aus dem Elsass und dem Badischen. Es berührt sehr, und man lernt vieles über diese brisante Zeit und Entwicklung, unbedingt lesen!

  2. Ich habe gerade “ die Frau, die es nicht mehr gibt! “ vom Maiken Nielsen gelesen! Sehr berührend, ein Stück Deutsch französische Geschichte und etwas Provence von früher!

  3. Ganz vielen Dank mal wieder für die Tipps. Bannalec war jetzt wohl 1 x zuviel. Ich war nur enttäuscht und habe v.a. quergelesen, um vor lauter Wein und Claire zum Ende zu kommen. Arg Geschmacksache diesmal. – Ich bin auch gespannt auf Pierre Martin (Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung) und Maria Dries, aber das dauert noch.

    1. Liebe Christine, das kann ich verstehen – da steckt viel Wein drin. Für mich sind Bannalecs Romane schon seit langem keine reinen Krimi s mehr – und so lese ich sie auch: als Sommerschmöker mit Spannung, Herz und Landeskunde. Viele Grüße! Hilke

  4. „Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks ist eine Geschichte der Nächstenliebe! Sie beruht auf wahren Begebenheiten und berichtet über die Hilfe der französischen Résistance ! Ergreifend und Mut machend ! Das ist mein Buch 2023.

    1. Danke für den Tipp, Brita! Ich habe das Buch sofort gekauft und gelesen. Es ist sehr gut geschrieben! Ich habe persönlich vor einigen Jahren einen jüdischen Mitbürger (Paul Niedermannn) auf einer Fortbildung kennengelernt, der das Schicksal der badischen Juden miterlebt hat und auch nach Gurs deportiert wurde. Er konnte jahrelang nicht über seine Vergangenheit sprechen, zum ersten Mal hat er als Zeuge beim Barbie-Prozess ausgesagt und dann jahrelang in französischen und deutschen Schulen über seine Erlebnisse berichtet.
      Und Dieulefit und die Drôme sind auch eine Reise wert!
      Herzliche Grüße!
      Cornelia Thiessen-Westerhoff

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