Der Donjon des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder
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Paris: Ausflug nach Vincennes

Ein imposantes Schloss, ein wunderschöner Wald mit Zoo und Blumenpark, eine Trabrennbahn, auf der seit 1920 im Januar der Prix d’Amérique ausgetragen wird, und ein weltberühmtes Theater machten die Stadt im Val-de-Marne zu einem beliebten Ausflugsgebiet der Hauptstädter.

Vincennes grenzt nahtlos an den Pariser Osten. Die Métro bringt euch hin!

Der Donjon überragt die gesamte Schlossanlage von Vincennes. Foto: Hilke Maunder
Der Donjon überragt die gesamte Schlossanlage von Vincennes. Foto: Hilke Maunder

Der Kerker der Mata Hari

Und damit fast vor Haustür des Château de Vincennes. Das letzte festungsartige Schloss des Großraums Paris verrät, wie einst das berüchtigte Staatsgefängnis Bastille ausgesehen hat, das nach der Französischen Revolution geschliffen wurde.

Die befestigte Residenz, in der gleichen Zeit erbaut wie die historische Bastille, ist daher eine beliebte Kulisse für Filme über die Revolution. Und wie die Bastille diente auch Vincennes als Stadtgefängnis, wo während der Wirren der Revolution der Marquis de Sade im Kerker saß.

Vincennes‘ Vergangenheit beginnt im 11. Jahrhundert, als die königliche Krone den Klosterwald Saint-Maur erwarb. Ihr Jagdsitz, im 14. Jahrhundert zur Fluchtburg ausgebaut wurde, avancierte im 15. Jahrhundert zum „Versailles des Mittelalters“, zum bevorzugten Aufenthaltsort ihrer Majestäten.

Eine Zelle des einstigen Staatsgefängisses. Foto: Hilke Maunder
Eine Zelle des einstigen Staatsgefängnisses. Foto: Hilke Maunder

200 Jahre später saßen Diderot, Mirabeau und der Marquis de Sade im Kerker. Vincennes war ab 1652 Staatsgefängnis für Gegner des Absolutismus.

Ihre barocke Erweiterung im Süden erhielt die Wehrburg im 17. Jahrhundert unter Kardinal Mazarin von Le Vau, der den Pavillon du Roi und den Pavillon de la Reine symmetrisch anlegen ließ.

Der Donjon des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder
Der Donjon des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder

1660 verlebte der 22-jährige König Ludwig XIV. mit seiner Gemahlin Maria Teresa von Spanien (frz. : Marie-Thérèse d’Autriche!) dort die Flitterwochen. Die Porzellanmanufaktur, die im Osten des Schlosses eingerichtet wurde, zog 1759 nach Sèvres.

Napoleon nutzte das Schloss als Arsenal; Viollet-le-Duc begann mit der bis heute dauernden Restaurierung. 1917 wurde im Schloss die wohl prominenteste deutsche Spionin des 1. Weltkrieges hingerichtet: Mata Hari.

Der Donjon des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder
Der Donjon des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder

Der Donjon

Bis zu drei Meter dicke Mauern, vier Rundtürme, ein Wehrgang und ein eigener Graben sicherten den 52 Meter hohen Wohnturm. Besichtigt im Erdgeschoss Küche und Vorratskammern, im ersten Stock der Audienzsaal, und steigt dann die breite Wendeltreppe hinauf in den zweiten Stock: Hier starb 1422 Heinrich V. von England im königlichen Schlafgemach.

Der dritte Stock birgt die Gemächer der königlichen Familie und die Schatzkammer, der vierte Stock die Räume des Gefolges, der fünfte die Waffenkammer. Euer Lohn für die vielen Treppen? Ein fantastischer Rundblick von der Dachterrasse!

Die Schlosskapelle. Foto: Hilke Maunder
Die Schlosskapelle. Foto: Hilke Maunder

Die Chapelle Royale

Vorbild für die Königskapelle von Vincennes war die Sainte-Chapelle auf der Île de la Cité, deren Bau im 14. Jahrhundert. begonnen, aber erst im 16. Jahrhundert vollendet wurde. Aus dieser Zeit stammen auch die prachtvollen Renaissancefenster der Apokalypse im Chor. In der Nordkapelle ruht der Duc d’Enghien. 1804 ließ Napoleon den letzten Prinz von Condé in Vincennes erschießen.

Wunderschön: die Glasfenster der Sainte-Chapelle von Vincennes. Foto: Hilke Maunder
Wunderschön: die Glasfenster der Sainte-Chapelle von Vincennes. Foto: Hilke Maunder

Pavillons Royaux

Die Pavillons der Königsfamilie sind die letzten Schlossbauten, die Le Vau 1654 – 1661 ausführte. Der Pavillon de la Reine war Wohnsitz von Königin Anna von Österreich, der Mutter Ludwigs XIV. Im Pavillon du Roi, dem Königspavillon, starb am 9. März 1661 der Bauherr, Kardinal Mazarin.

Der südliche Innenhof des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder
Der südliche Innenhof des Château de Vincennes. Foto: Hilke Maunder

Stadtwald zum Staunen: Bois de Vincennes

Drei Seen, Zoo, Trabrennbahn und mehrere Theater: Das Gegenstück zum Bois de Boulogne gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Pariser Westen. Der Stadtwald, ab dem 9. Jahrhundert ein beliebtes Jagdgebiet, wurde unter Philipp II. Augustus mit einer 12 Kilometer angen Mauer umgeben, damit der König ungestört mit seinen Gästen jagen konnte – Hirsche und Rehe aus anderen Revieren wurden dann für sie im Park ausgesetzt.

Sein heutiges Gesicht erhielt der Stadtwald unter Napoléon III., der den königlichen Park der Stadt übergab und im englischen Stil von dem Landschaftsarchitekten Jean-Charles Alphand umgestalten ließ – mit künstlichen Hügeln, Bächen und Seen, Lichtungen und neuen Pflanzen sowie Reitwegen. Zu den Olympischen Sommerspielen im Jahr 1900 wurden zahlreiche Sportstätten angelegt und die Wege ausgebaut.

Pariser Familien treffen sich am Sonntag gern bei einem der drei Seen, wo sie im Sommer ein Boot oder Fahrrad mieten. Am Ufer des Lac Daumnesnil errichtete Louis-Hippolyte Boileau zur Kolonialausstellung 1931 die Maison Cameroon, die – umgebaut zum Centre Bouddhique Kagyu-DzongGrande Pagode de Vincennes – seit 1977 die mit 9 m Höhe größte Buddha-Statue Europas birgt.

Dert Parc Floral de Paris

Rund um einen großen Seerosenteich erstreckt sich seit der Gartenschau Floralies Internationales 1969 der 28 ha große botanische Garten von Vincennes. Trefft euch am Sonntag zum Brunch im Restaurant Les Magnolias oder picknickt im Park!

Seine vier Gartenlandschaften bergen heimische und exotische Pflanzen. Die Vallée des Fleurs wechselt mit den Jahreszeiten den Look. Im Sommer spielen das Théâtre Astral und das Théâtre Guignol abenteuerliche Geschichten für Kinder. Boot fahren, reiten, auf dem großen Spielplatz toben oder mit dem „kleinen weißen Zug“ eine Runde drehen sorgen für Abwechslung beim Familienausflug. Von Juni bis September feiert der Park das Jugendfestival Les Pestacles mit Literatur, Tanz, Theater und Musik.

Der Parc Zoologique de Paris

Eine neunjährige 130-Millionen-Euro-Sanierung hat es möglich gemacht: Im traditionsreichen Tierpark am Daumnesnil-See seid ihr jetzt mittendrin – umgeben von 1000 Tieren aus 180 Arten, die in naturnahen Gehegen leben. Fünf Biozonen wurden künstlich nachgebaut. In der Sahel-Sudan-Biozone erlebt ihr so die westafrikanische Savanne – mit Giraffen, Nashörnern, Zebras und Löwen.

Traber und Schweine

Auf dem Hippodrome wird seit 1920 der Sieger des Prix d’Amérique gekürt. Des Sommers dient die 1863 angelegte Trabrennbahn auch als Konzertbühne – Bruce Springsteen, Michael Jackson, AC/DC und U2 gehören zu den Mega-Stars, die dort schon aufgetreten sind.

Gegenüber lockt Landluft: Auf dem 5 ha großen Erlebnisbauernhof Ferme de Paris könnt ihr jedes Wochenende Landleben live erleben und mithelfen, eine Kuh zu melken, Rüben zu ziehen oder bei der Ernte anpacken.

Welch ein Theater!

Die Cartoucherie de Vincennes stellt einst Schießpulver und Munition her. 1970 nahm Ariane Mnouchkine dort Domizil für ihr bald weltbekanntes Théâtre du Soleil. Später entdeckten weitere Schauspieltruppen das Terrain – das Théâtre de la Tempête, das Théâtre de l’Aquarium und das Théâtre de l’Epée de Bois. Abgestimmt auf die Vorstellungen verkehrt ein Shuttlebus zwischen dem Busbahnhof am Schloss (Avenue de Nogent) und der Cartoucherie.

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Mein Reiseführer: Baedeker Paris*

Baedeker Paris 2018Monatelang habe ich recherchiert und gewühlt, ehe ich zur Feder griff.  Und danach mit Dr. Madeleine Reincke als Redakteurin im Verlag an ihm feilte. Bis mein Baedeker „Paris“* in der ersten Staffel des völlig neu konzipierten Reiseführer-Klassikers erschien.
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