
Rue d’Aboukir, du Caire, du Nil. Schon die Straßennamen wecken Fernweh – und die Erinnerung Napoleons Ägyptische Expedition (1798 – 1801). Versteckt zwischen dem Boulevard Sébastopol und der Rue Réaumur, bilden die Straßen das Quartier du Sentier.
Im Mittelalter galt es als so gefährlich, dass sich selbst die Polizei nicht hineintraute. Später wurde das Viertel zum Zentrum der Billigschneider aus Fernost. Doch jetzt wird auch Le Sentier im 2. Arrondissement von Paris sehr schick.

Pionier: Rue Montorgueil
Vorreiter der Gentrifizierung war die Rue Montorgueil, heute eine Fußgängerzone mit Feinkostläden, gut sortierten Gemüsehändlern, Szenecafés und Restaurants. Längst ziehen die Nachbarstraßen mit.
Wie branché das Schneiderviertel als Silicon Sentier heute ist, zeigte auch das Engagement von David Lynch. In der Rue Montmartre eröffnete er 2011 seinen privaten Club Le Silencio. Hinein kamen nur Gäste mit Klubkarte. Covid-19 brachte 2020 die Schließung. Ob für immer oder temporär, steht in den Sternen.
Trendviertel im 2. Arrondissement
Den Eingang zum neuen In-Viertel im 2. Arrondissement markiert ein Torbogen an der Rue des Petits Carreaux. Als echte Konkurrenz zur Rue Montorgueil hat sich die Rue du Nil etabliert.
Dort haben die Schulfreunde Alexandre Drouard und Samuel Nahon mit Terroirs d’Avenir einen One-Stop-Schlemmer-Point drei Geschäften unter einem Dach gegründet: Schlachter, Fischhändler und Gemüsehöker.
Alle drei arbeiten direkt mit den Bauern der Region und anderen örtlichen Produzenten zusammen und beliefern inzwischen 45 Restaurants wie das Septime oder Le Meurice im Luxushotel Dorchester.
Gregory Marchand durchlief die Küchen von Jamie Oliver, kam aus New York nach Paris, machte die Quebec-Kanadierin Caroline Loiseleux zur Sommelière und eröffnete 2009 sein Lokal Frenchie in der Rue du Nil.

Schlemmerziel Le Sentier
Bereits im Eröffnungsjahr zum „Besten Koch des Jahres 2009“ vom Guide du Fooding erwählt, wurde Frenchie rasch so erfolgreich, dass Gregory mit seiner Frau 2011 die Bar à Vin eröffnete. Dort schenkt Aurélien Massé zu Tapas und ein, zwei kleinen Gerichten exzellente Weine aus.
Seeteufel von der Île d’Yeu, Foie Gras aus dem Département Landes und Angus-Rind stehen auf der Karte des L’Hédoniste. Für das kleine, feine Bistrot von Sébastien Dubrulle findet auch der Gault & Millau lobende Worte.
Und jetzt ein Koffeinkick? Was Hippolyte Courti seit Sommer 2013 in seinem L’Arbre à café in der 10, rue du Nil, aus der Arabica zaubert, lässt mich träumen.
Im Sog der Gentrifizierung
Jede Bohne ist ein Hauch Fernweh, sonnengetrocknet in Tamil Nadu, in der brasilianischen Halbwüste von l’Espirito Santo gezogen. Oder ist zubereitet aus der Bourbon Pointu-Laurina, der braunen Grand Cru-Bohne des Piton des Neiges auf La Réunion.
Stark ist auch das Design des Hôtel Edgar, ein Retrotraum in Türkis mit Holz und Marmor. Einst barg das Gemäuer an der 31, Rue d’Alexandrie eine Schneiderwerkstatt.
Heute sind zwölf Fantasien von Persönlichkeiten und Künstlern hier zu finden. Wer Hunger hat, speist bei Xavier Thiery frisch gefangenen Fisch auf der Terrasse.

Huhn, Lachs und Rind, oder ganz vegetarisch eine fette Scheibe Mozzarella, kommen auf die Gourmet-Burger von Blend in der Rue d’Argout.
Ihr kocht gerne? Dann besucht die Librairie Gourmande in der Rue d’Aboukir. Sie hält eine reiche Auswahl an neuen und gebrauchten Kochbüchern parat. 2013 erhielt die Fassade eine mur végétal von Patrick Blanc.
Wie gut, dass es inzwischen auch zwei tolle Spas im Viertel gibt– den funktionell gestylten, weiß-modernen Hamman Paris in der 23, Rue des Jeûneurs und das orientalisch-romantische Spa der Sultane de Saba in der 8, rue Bachaumont.

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