Wolf und Regine Feier. Foto: privat
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Mein Frankreich: Regine und Rolf Feier

„Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch? Diesmal antwortet Regine und Rolf Feier. Sie leben seit Jahrzehnten im schönen Baden mit täglichem Sichtkontakt zum Straßburger Münster und haben beide –  nach ihren eigenen Worten – „einen preußischen Migrationshintergrund. Er Berlin, sie Köln“.


Nach einem unverhofften beruflich bedingten „Last-Minute“ Urlaub am Cap d’Agde in einer Super-Ferienwohnung direkt am Hafen haben wir uns Mitte der 1980er-Jahre in die Gegend verguckt.

Schleusenwärterhäuschen. Foto: Rolf Feier
Das Schleusenwärterhäuschen von Brazey am Canal de Bourgogne. Foto: Rolf Feier

Im darauffolgenden Jahr mieteten wir in Portiragnes ein Wohnschiff und erkundeten damit eine Woche lang den Canal du Midi. Anschließend gab’s wieder eine Ferienwohnung am Cap, diesmal auf Wunsch unserer Tochter (damals 7) am Aqualand. Das haben wir ein Jahr später noch mal gemacht. Ein paar Jahre danach haben wir das mit dem Wohnschiff auch auf dem Canal de Bourgogne gemacht.

Unser Boot am Kanal

Unser Boot in Burgund. Foto: Rolf Feier
Unser Boot in Burgund. Foto: Rolf Feier

Die Erfahrungen mit der Binnenschifffahrt führte dann Jahre später zur Anschaffung eines gebrauchten Holz-Kajütkreuzers, der in Aschaffenburg gekauft und im nächsten Jahr über 600 km und 150 Schleusen über Main, Rhein und Rhein-Rhône-Kanal in Sain-Jean-de-Losne an der Saône in Burgund stationiert wurde.

Das Boot war 10,5 m lang, 3,5 m breit, hatte 3 Kabinen, Küche, Bad und war damit unser erstes ständiges Quartier in Frankreich. Sowohl für Wochenenden (2 ½ Std. Autobahn vom Wohnort) als auch für reguläre Urlaube.

Abendstimmung am Kanal. Foto: Rolf Feier
Abendstimmung am Kanal. Foto: Rolf Feier

Zwischendurch fuhren wir ab und zu wieder ans Cap und der Gedanke, sich dort auch mit einem Häuschen zu befassen, meldete sich immer häufiger.

Auf Haussuche am Cap d’Agde

Zunächst wurde die Nachbarschaft des „Cap“ auf Eignung untersucht – am Cap selbst herrschte ja, gefühlt zumindest im Sommer, ständig Jahrmarkt und kam deshalb nicht primär infrage.

Flamingos am Étang de Thau, Foto: Rolf Feier
Flamingos am Étang de Thau?, Foto: Rolf Feier

So lernten wir die nähere Gegend näher kennen. Mit Pézénas, Sain-Thiebery, Bessan, Pomerols, Florensac, Pinet, Mèze und Marseillan hatten wir das geografische Terrain schnell eingegrenzt. Sollte ja nicht zu weit vom Meer sein und fahrradgeeignet ohne große Steigungen.

In Marseillan wurden wir fündig. Aber nicht mit einem Bauwerk unserer ursprünglichen Intention. Die romantisch anmutenden Maisons de Village sind zwar preiswert und sehen immer ganz putzig aus, haben aber, was die Alltagstauglichkeit betrifft, fast nur Defizite:

Die Promenade hin zum Hafen von Marseillan. Foto: Rolf Feier
Die Promenade hin zum Hafen von Marseillan. Foto: Rolf Feier

Selten Garage oder Stellplatz, steile und niedrige Treppen, pro Etage nur 1 Raum, Klo unterm Dach und eine Bausubstanz, die oft schon zu Zeiten der Französischen Revolution die kundige Hand des Bauhandwerkers nötig gehabt hätte.

Recherchen am Étang de Thau

Der Leuchtturm von Marseillan am Étang de Thau. Foto: Rolf Feier
Der Leuchtturm von Marseillan am Étang de Thau. Foto: Rolf Feier

Also schauten wir uns zeitgemäßere Behausungen an. Nach einigen Besichtigungen hatten wir uns für ein kleines Reihenhaus mit 1½ Etagen in Marseillan in Sichtweite des Étang de Thau entschieden. Pool und Tennisplatz nebenan. Dann kam ein weiterer Termin mit dem Makler, um die Geschichte abzuschließen.

Der kam dann allerdings noch mit einer Idee eines 5 Jahre alten Gebraucht-Hauses, das gerade neu im Angebot war. Motto: Sowas suchen Sie ja nicht, aber es liegt am Wege – und mal reinschauen kostet ja nichts.

Foto: Rolf Feier
Foto: Rolf Feier

Haben wir gemacht. Haus mit Garten, 100 m² Wohnfläche auf zwei Etagen, 3 Zimmer, Küche, Bad, Gäste-WC, Terrasse, Garage, 500 m² Grund, davon die Hälfte Wiese. 200 m vom Meer, letztes Haus in einer Sackgasse, alle Nachbarhäuser ständig von Ortsansässigen bewohnt (und damit vom klassischen Tourismus verschont) – also ideal.

Zweite Heimat: Marseillan

Nebenan ein unverbaubarer Weinberg mit Picpoul-Reben bis zum Horizont.  Und bezahlbar – Präsident Mitterrand hatte es geschafft, in der Woche der Kaufpreisüberweisung den Kurs des Francs um 10 % auf glatte DM 0,30 sinken zu lassen. Das war ewiger Tiefstand. Bingo. ( Merci, Tonton Mimi, R.I.P.)

Foto: Rolf Feier
Foto: Rolf Feier

Wir haben kurzentschlossen zugeschlagen und seither (1994) ist das unser Zweitrefugium. Da der Garten nur aus einer Wiese bestand, konnten wir eine von Grund auf pflegeleichte Bepflanzung anlegen. Man kann sich ja bei einer Zweitbehausung nicht ganzjährig drum kümmern.

Hierzu haben wir uns vorwiegend nicht Gärten der Nachbarschaft angesehen, sondern ganzjährig wild am Acker und öffentlichem Raum offensichtlich bestens vegetierendes, aber betreuungsfreies Grünzeug. Also Aloe vera, Oleander, ein paar Kakteen, Kirschlorbeer und Rosmarin, der vom Küchengartenbestandteil inzwischen zu einer veritablen Hecke gediehen ist.

Für die lokale Mobilität ist inzwischen neben den elektrisch gedopten Fahrrädern ein Elektro-Motorroller mit Solaraufladung stationiert, der selbst nach langen Covid-bedingten Nutzungspausen stets mit voller Batterie auf und uns wartet. Und die Anreisen erfolgen immer häufiger mit dem TGV ab unserem hiesigen Nachbarort Strasbourg, teilweise ohne Umsteigen bis Agde.

Foto: Rolf Feier
Foto: Rolf Feier

Zu Preisen, die bei rechtzeitiger Internetbuchung und zeitlicher Flexibilität (ich weiß, Rentner haben nie Zeit…) häufig (€ 34 –  1. Klasse!) im Bereich der Kosten der Maut auf der Autobahn liegen. Nicht immer – aber nicht selten. An solche Faktoren sollte man auch denken, wenn man mit einem Feriendomizil liebäugelt.

Als wir das Haus kauften, waren wir fast 30 Jahre jünger und kamen mit weniger Zeit, aber durchaus mehr physischer Dynamik zurecht und das Internet war noch nicht so richtig brauchbar. In Marseillan gab es seinerzeit noch nicht mal ISDN. Heute haben wir auch dort Glasfaser. Und einen jetzt gut funktionierenden ÖPNV nach Béziers oder Sète mit Bushaltestelle 100 m vom Haus.

Foto: Rolf Feier
Foto: Rolf Feier

In unserem Quartier sind wir von Anfang an sehr gut von den Nachbarn aufgenommen worden und haben dort auch von Anbeginn gute Freunde gefunden. Gegenseitige Besuche, auch in beiden Ländern, eingeschlossen. Nunmehr in einigen Fällen bereits in der zweiten Generation.

Les temps changent – et nous avec eux…..

Foto: Rolf Feier
Foto: Rolf Feier

Der Beitrag von Regine und Rolf Feier ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Bitte keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: bitte möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Bitte schickt sie mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!) gebündelt mir zu – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci ! Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

Ein Kommentar

  1. Hallo Nachbarn!
    Wir haben uns in diesem Frühjahr ein MobileHome in einem alten OlivenHain in Bessan gekauft. Somit sind wir ja fast Nachbarn. 🙂
    Auch uns haben die baulichen Besonderheiten der DorfHäuser „abgeschreckt“, so dass wir bei einer sehr alternativen WohnForm gelandet sind.
    Noch stehen einige RenovierungsArbeiten an, das Schätzchen ist schon älter, aber es macht großen Spaß seine eigenen Vorstellungen zu realisieren.
    Euch eine gute Zeit und noch viel Freude in und um Marseillan, vielleicht laufen wir uns ja mal über den Weg.
    Viele Grüße Eva

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