Temposünden werden teuer in Franrkeich. Autofahren in Frankreich: Triumph-Oldtimer auf den Champs-Élysées. Foto: ATOUT France/Nathalie Baetens

Milde bei geringen Temposünden

Temposünden werden in Frankreich hart bestraft. Doch bei Bagatell-Delikten lässt das Land jetzt Milde walten.

Wer seit dem 1. Januar 2024 in Frankreich etwas zu schnell fährt, wird nicht mehr so hart bestraft. Die französische Regierung hat am 6. Dezember 2023 beschlossen, die harten Strafen bei geringfügigen Temposünden zum Jahreswechsel zu mildern.

Wer die erlaubte Geschwindigkeit um weniger als fünf Kilometer pro Stunde überschreitet und von einer Radarfalle erwischt wird, muss dann keinen Punktabzug mehr fürchten. Das sieht ein am im Amtsblatt nachzulesende Erlass vor.

Frankreichs Punkte-Konto

Anders als in Deutschland, wo es bei Verkehrsdelikten Strafpunkte in Flensburg gibt, starten französische Autofahrer mit einem Guthaben von maximal zwölf Punkten ihre Laufbahn hinter dem Steuer. Fahranfänger erhalten in den ersten drei Jahren sechs Plus-Punkte.

Wer als deutscher Autofahrer in Frankreich mit Hauptwohnsitz lebt, erhält ebenfalls solch ein Punktekonto – und bei Vergehen die entsprechenden Abzüge. Ist das Punktekonto leer, ist der Führerschein futsch … und zwar so lange, bis nach einer gewissen Zeit ohne Verstöße das Punktekonto wieder aufgefüllt ist.

Bis zum 31. Dezember 2023 gilt:

Kategorie bis 20 km/h: 1 Punkt Abzug plus 68 Euro Bußgeld beim Rasen außerorts; 135 Euro bei einer Temposünde innerorts.

Ab 1. 1. 2024 gilt:

Bußgeld bleibt; Punktabzug erst ab +5 km/h zu schnell.

Achtung!

Radarwarner und Blitzer-Apps auf dem Handy sind seit 2011 in Frankreich verboten.

Die Tempo-Limits in Frankreich

Standard im Land sind diese Tempo-Limits, sofern nicht anders geregelt. Für Anhänger, Wohnmobile und Lastfahrzeuge gelten teilweise andere Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Innerorts

50 km/h, in vielen Städten, vor Altersheimen, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen immer häufiger 30 km/h.

Außerorts

80 km/h auf Landstraßen ohne Mitteltrennung

90 km/h auf Landstraßen mit Mitteltrennung

110 km/h auf zweispurigen Schnellstraßen

130 km/h auf Autobahnen

50 Départements mit Ausnahmen

90 statt 80 km/h auf der Landstraße gilt nur in ausgewählten Départements.  Insgesamt haben laut der Ligue des conducteurs 50 Départements im Hexagon wieder 90 km/h eingeführt, aber nur in sieben von ihnen umfasst dies alle Landstraßen – und zwar in Ardèche, Puy-de-Dôme, Cantal, Creuse, Corrèze, Aveyron und Allier.

In den restlichen 37 Départements gilt das Limit von 90 km/h nur bestimmten Achsen oder Abschnitten. Im Département Yonne gilt auf 1.091 km Landstraße wieder 90 km/h.

Mehr zum Erlass im Original auf Legifrance und auf Deutsch hier.

Noch mehr Ausnahmen

Fahranfänger

In den ersten drei Jahren nach der bestandenen Führerscheinprüfung gilt: maximal 100 km/h auf Schnellstraßen und 110 km/h auf Autobahnen.

Regen & schlechte Sicht

Bei Regen reduziert sich die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen auf 110 km/h.  Sinkt die Sichtweite bei Nebel. Schneetreiben oder heftigen Schauern auf unter 50 Meter, gilt 50 km/h auf alle Straßen.

Bußgeld-Rabatt

Wer sofort zahlt, erhält einen Rabatt auf das Bußgeld. Wer länger als zwei Wochen wartet, zahlt deutlich mehr. Anders als in Deutschland ist es in Frankreich völlig egal, wer gefahren ist. Es gilt die Halterhaftung.

Ihr seid etwas zu flott unterwegs gewesen, habt aber noch keine Post aus Frankreich erhalten? Dann kann der Brief noch kommen. Bei geringen Verkehrsverstößen haben die Behörden ein Jahr lang Zeit, das Bußgeld zu verhängen. Erst nach drei Jahren ist der Bescheid bei Temposünden unwirksam – so lang kann er vorher vollstreckt werden.

19 Kommentare

  1. Hallo zusammen,
    über eine (für mich neue) Variante bei Stau auf der Autobahn möchte ich berichten:

    Es staute sich was auf der Autobahn, bei uns geht es dann erst mal seeehhr langsam weiter, in F steht man.
    Der LKW aus Lettland vor uns kommt für 20m ins Rollen, setzt den Bilnker und quetscht sich auf die linke Fahrbahn. Baustelle? Unfall? Was auch immer… nicht zu sehen, nur die linke Spur belegt, das Schild am Rand sagt „Baustelle in 800m“.
    Was macht der deutsche Fahrzeuglenker, er fährt los, um bis zur Engstelle zu kommen, wie man es hier gelernt hat…
    BÖSER FEHLER!
    Der Unterschied: ist in F eine Spur als gesperrt erkannt, sortiert man sich UMGEGHEND auf der freien Spur ein, nicht erst an der Engstelle. Der Fehler hat mich einige Sympathiepunkte gekostet, bis ich den Systemwechsel erkannt hatte. Pardon.

    Es mag dadurch den Vorteil geben, dass der Fahrbahnwechsel so (theoretisch) im fliessenden Verkehr stattfinden kann. Ich habe das so nicht erlebt, das Gedrängel hat nur an anderer Stelle stattgefunden. Hatte sich alles einsortiert lief es dann zügig weiter, kommt ja auch keiner mehr, wie in der Baustelle.

    Erlebter Nachteil dieser Version: auf der Schnellstraße in der Bretagne fährt ein Fahrzeug der Straßenwacht. Leider hat es vergessen sein Leuchtschild „linke Fahrspur gesperrt, rechts fahren“ auszuschalten. Was passier: ein wildes Gebremse und Gedrängel sorgt dafür, das sich hinter diesem Fahrzeug ein Stau bildet. (Auch dies hat der Fahrer nicht mitbekommen ;-))
    Dass es nichts zu umfahren gibt wurde dann an einer längeren Tal- und Bergfahrt erkannt, als es über Kilometer kein Hindernis zu sehen gibt. Dann trauten sich die Ersten wieder zu überholen…

    Nichtsdestotrotz fahre ich gerne in FRankreich. Ok, mit einem WOMO kommt man vielleicht nicht ganz so schnell in Blitzer-Kontakt. Und hat man die Section-Controll-Einheiten einmal erkannt ist das auch kein Problem, falls man mal unschlüssig ist.
    Mich verblüfft immer wieder der Pragmatismus mit dem zig Km -Autobahn einspurig mit Plasikhütchen für´s Wiesemähen abgetrennt werden und man auf der freien Spur immer noch 110 fahren kann. Und nix passiert – soweit erkennbar, bei uns undenkbar.

    Als Motorradfahrer nervt mich inzwischen die Landstraßen. Dabei war es mal so schön. Es gibt keine verbindliche Regel mehr, was Geschwindigkeiten angeht. Egal ob mit oder ohne Mittellinine, mit oder ohne Seitenstreifen, breiter oder schmaler, gut ausgebaut oder besserer Feldweg, alles ist zwischen 60 + 90 kmh möglich, teilweise sogar 100 kmh. Wechsel – wenn´s blöd läuft – nicht erst im Minutentakt. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist… Oder möchte man den Verkehr auf die (Gebühren-)Autobahnen führen? Ob da die „Europäische Harmonisierung“ helfen würde?

    VG der MIcha

    1. Lieber Micha, ganz herzlichen Dank für Deine Eindrücke und Gedanken zu den unterschiedlichen Fahrstilen in Deutschland und Frankreich! Bises, Hilke

  2. Mon Dieu ! Hell on earth
    Deine Webseite ist ja völlig zerschossen, vieles ist weg und von der Raute lese ich wie versprochen hier auch nichts.

    da hilft auch die Suchfunktion nichts. Ich wünsche viel Erfolg beim Aufräumen.

    1. Bitte schau in diesen Beitrag, lieber Hilmar – die Raute hat nichts mit Temposünden zu tun: https://meinfrankreich.com/autofahren/. Und ja, durch einen Serverfehler steht ich jetzt vor 1000 Links und Bildern, die ich händisch nachtragen und korrigieren muss. Das mache ich nach Feierabend im Job, es wird etwas dauern… ist ja eine private Homepage. Viele Grüße! Hilke

  3. Hallo Hilke,
    ich freue mich auf jedes „Mein Frankreich“.
    Auch diesmal wieder Neues und damit die Frage:
    Wo wird das Register für die mit ständigem Wohnsitz in F geführt?
    Wie erfährt man dort seinen Kontostand?
    Ich fahre mit franz. Kennzeichen und deutschem Führerschein. Einmal wollte mir einer einen Punkt abziehen, fand aber nicht das Feld, dafür, das auf franz. Führerscheinen gibt. Nach seiner Frage „gibt es in D keine Punkte?“ habe ich geschwiegen. Mein Französisch ist in solchen Situationen sehr mangelhaft. Er kassierte und ich konnte weiter. Inzwischen geht auch aus meinem Pass der franz. Wohnsitz hervor. Daher die Frage oben.

    Jeder Tacho hat ab Werk einen Vorlauf und liegt immer unter dem angezeigten Wert. Für geeichte Tachos gilt das nicht (Fahrtenschreiber, LKW, …). Der Reifenabrieb vergrößert den Vorlauf in Richtung Sicherheit.
    Der Blitz wird ausgelöst, sobald dessen obere Toleranzschwelle überschritten ist (5%, max. 5 Km/h)
    In der Summe hat man also etwas Luft nach oben, Seit Jahren rolle ich unbehelligt durch Frankreich mit Tempomat 115 km/h auf Schnellstraßen und 135 km/h auf Autobahnen – oft auch mit Anhänger.
    Ein Tempomat lässt eine gewisse Toleranz / Hysterese zu, bevor er nachregelt. Zu knapp eingestellt kann das zu viel sein. Also Vorsicht bei Radar in Gefällstrecken. Fahrzeuge mit geeichtem Tacho machen alles von Haus aus richtig. Auch die Geschw.Anzeige des GPS würde ich nicht als Basis für Spielchen um den letzten Km/h nehmen.
    Eine Gewähr für meine Aussagen übernehme ich natürlich nicht, aber ich blicke auf lange Erfahrung mit Tausenden km zurück.

    Am einfachsten ist es, wenn man die Situation nimmt, wie sie ist. Mit französischen Ordnungskräften sollte man besser nicht
    diskutieren. „L‘administration ne rigole pas“ – in der Verwaltung lacht keiner.
    Das führt zu entspanntem Langstreckenfahren – ich habe mich inzwischen daran gewöhnt.
    Natürlich fahre ich in D auch schneller – aber entspannter?
    Der Zeitgewinn ist dagegen minimal. Vielleicht sollten mehr Deutsche diese Erfahrung machen.
    Ich plädiere für die Mischung:
    Allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen wie in Frankreich, verbunden mit den minimalen Konsequenzen bei Überschreitung bis 20 km/h, wie man sie aus Deutschland kennt. Das entspannt dann wirklich.
    Liebe Grüße aus der Bretagne
    Dein Exilschwabe

    1. Lieber Rainer, ganz herzlichen Dank für diese tollen Ausführungen! Soweit mir bekannt ist, wird in Frankreich der Wohnsitz nicht erfasst, es gibt keine Meldepflicht wie in Deutschland. Das wissen die Behörden ja aber durch die Steuerzahlungen mit der taxe d‘habitation oder der taxe foncière . Herzliche Grüße und schöne Weihnachtszeit! Hilke

  4. Liebe Hilke,
    wir sind auch immer sehr brav unterwegs und wurden bisher glücklicherweise noch mit keinen Geschwindigkeitsverstoß in Frankreich konfrontiert. Allerdings hatte ich kürzlich schonmal etwas zu einer Toleranz in Frankreich gelesen und jetzt nochmal gegoogelt: diese beträgt – offenbar außer bei den transportablen, hängerartigen Blitzern – 5 km/h (unter 100 km/h) oder 5 % (über 100 km/h) zugunsten des Fahrers.
    Quelle: https://www.antai.gouv.fr/le-controle-automatise/
    Dies soll aber ausdrücklich kein Ansporn zum Überschreiten sein.
    Liebe Grüße und allerseits eine schöne Restadventszeit und ein fröhliches Weihnachtsfest
    Saskia

    1. Liebe Saskia, danke für den Link! In den Bußgeldbescheiden Frankreich wird eine solche Toleranz nicht erwähnt. Dort heißt es: gemessene Geschwindigkeit: 111 km. , zulässige Geschwindigkeit: 110 km/h, überschrittene Geschwindigkeit: +1 km . Für dieses Vergehen durfte ich vor ein paar Jahren 35 € zahlen, mein erstes und bislang Gott sei Dank einziges Knöllchen aus Frankreich. In Deutschland wird der gewährte Toleranz-Abzug deutlich ausgewiesen. Ich werde mich noch mal ein wenig tiefer in dieses Thema einwühlen… merci und viele Grüße, Hilke

  5. Hallo Temposünder,
    bei den separaten Navis von Garmin u.a. kann man sich die ‚echte‘ Geschwindigkeit anzeigen lassen, sie zeigen die relative Bewegung zwischen den Satelliten. Ist ein prima Orientierung da die Missweisung eines Tachos unterschiedlich ist.
    Gute Fahrt euch allen!

    1. Danke, Micha, für diesen Tipp! Viele Grüße! Hilke

      1. Meine Here-App zeigt die wahre Geschwindigkeit ebenfalls. Eine gute Hilfe beim Herantasten an das maximal Erlaubte 🙂

      2. Danke für den Tipp, lieber Hinrich!

  6. Besonders schwierig ist es, wenn man mit einem Motorrad auf Landstraßen unterwegs ist und derart mit Argusaugen auf wechselnde Geschwindigkeitsbegrenzungen ( von 80 auf 90 und zurück auf 80 ) achten muß, daß es von der Konzentration aufs Fahren ablenkt. Habe einen Bußgeldbescheid mit 82 km/h bekommen, weil ich mich noch in einer 90 km/h Zone glaubte.
    Dennoch ziehe ich es vor, mich in Frankreich zu bewegen abseits der deutschen Vollgasmentalität .

  7. Meine Erfahrung ist, daß Bußgeldbescheide über Ländergrenzen hinweg zugestellt werden, da arbeiten frz. und deutsche Behörden gut zusammen. Besonders teuer wird es, wenn man den Bescheid erst nach Wochen wegen Abwesenheit im Briefkasten findet. Dann haben Eskalationsklauseln gegriffen, und man zahlt die „Höchststrafe“. Also Hilkes Ratschlag / Empfehlung, sich mit 2 km/h unter zulässiger Höchstgeschwindigkeit einzurichten, möchte ich ausdrücklich unterstützen. Grand merci Hilke

    1. Hallo Hans, ja, D und F arbeiten bei den Bescheiden sehr gut zusammen, was das Bu0geld angeht. Bei den Punkten indes nicht. Wer in F so sehr zu schnell unterwegs ist, dass es dafür einen Punkt oder mehr gäbe, erhält bei dem gleichen Tatbestand, wenn er in Frankreich geschieht, keinen Punkt – sie werden nicht nach Flensburg weitergeleitet. Noch nicht – auch dies ist im Gespräch.

  8. Hab leider keinen Tempomat. Deshalb ab Mulhouse 500 km stoisch auf den Tacho starren und ja keine Tempoveränderung verpassen. Dabei könnte es – nach dem Stress auf der dt. Autobahn – so entspannend sein.

    1. Hallo Renate, ich hatte bislang auch keinen, schätze ihn aber in meinem Peugeot inzwischen sehr! Es ist kein echter Tempomat, es lässt sich nur die Obergrenze festlegen – und mit etwas Gas schon überschreiten – aber auch den langen Autobahnfahrten hilft dies schon. Schönen Feierabend! Hilke

  9. Man muss in Frankreich sehr vorsichtig htig sein. Mein Mann versucht sich immer an die geltenden Ge schwindigkeitsbegrenzungen zu halten, trotzdem haben wir schon zweimal Post aus Frankreich wegen minimaler Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit bekommen.

    1. Hallo und ja, das stimmt. Es gibt keine Tacho-Toleranz… ich habe schon Post für 1 km zu viel bekommen, 35 Euro kostete es damals. Seitdem stelle ich den Geschwindigkeitsbegrenzer in meinem Wagen immer 2 km unter dem Maximum ein… Viele Grüße! Hilke

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