Langlauf in den Pyrénées-Orientales: Langläuferin im Wald von Bolquère. Foto: Hilke Maunder
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Langlauf auf dem Capcir: Zen mediterran

Langlauf unter südlicher Sonne, einen Katzensprung vom Mittelmeer entfernt? Was unglaublich klingt, machen die Ostpyrenäen möglich. Die station nordique du Capcir ist das größte Langlauf-Zentrum Okzitaniens. Es punktet mit Vielfalt auf der Piste und typisch mediterranem Savoir-vivre nach einem Tag im Schnee.

Zwei Spuren im Schnee, sauber gezogen, schön parallel. Geschwind, locker und leicht sausen die Langläufer durch den tief verschneiten Wald. Dicke weiße Hauben bedecken die Tannen. Würzig ist die Luft. Zwischen den Baumspitzen glitzern die eisigen Gipfel des Pyrenäen-Hauptkammes.

Pyrénées-Orientales: Bergblick gen Süden bei Les Airelles. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Capcir auf den Hauptkamm der Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder

Langlauf ist wie Zen. Südliches Zen, denn die Loipe verläuft mitten durch die einsamen Weiten des Capcir in Okzitanien. 940 Kilometer südlich von Paris, 100 Kilometer vom Mittelmeer entfernt, erstreckt sich bei den Dörfern Matemale und La Llagonne das größte Langlaufgebiet der Pyrénées-Orientales.

116 Kilometer groß ist das Loipennetz des Centre Nordique du Capcir im regionalen Naturpark der Pyrénées Catalanes. 60 Kilometer Loipe werden täglich maschinell gespurt. 56 Kilometer sind voies blanches, weiße Pisten, die auch Skijöring gestatten – dann ziehen Hunde oder Pferde den Skiläufer.

Pyrénées-Orientales: Schneemann - gesehen bei Bolquère. Foto: Hilke Maunder
Ein Schneemann am Loipenrand Foto: Hilke Maunder

Wald oder Weitsicht?

Die Loipen des Capcir verlaufen in 1500 bis 1900 Metern Höhe über offene Hochebenen, gefrorene Sümpfe, vorbei an Bächen und Seen und mitten durch uralte, dichte Bergwälder. Auch wer noch nie auf Langlaufski gestanden hat, kann es hier lernen – allein mit dem moniteur, dem Skilehrer, oder in Gruppen.

Grün, blau und rot sind die Könnensgrade der Loipen und damit gut von Anfängern und Fortgeschrittenen zu meistern. Schwarze Loipen für Cracks fehlen. In jedem Teilbereich können die Loipen zu Rundwegen kombiniert werden.

Pyrénées-Orientales: das Ortszentrum von Formiguères auf dem Hochplateau Capcir. Foto: Hilke Maunder
„Hauptstadt“ des Capcir: Formiguères. Foto: Hilke Maunder

Kakao in der Berghütte

Das größte Teilgebiet des Langlauf-Zentrums Capcir befindet sich am Col de la Llose (1.861 m). Dort ist das Loipennetz besonders vielfältig und reicht von der kurzen Aufwärmrunde Le Cortal mit 2,3 Kilometern Länge bis zur 13-Kilometer-Loipe Le Dourmidou (13 km), die Aussichten auf den 2.785 Meter hohen Canigou und das Mittelmeer eröffnet.

Eine neun Kilometer lange Runde führt über die Passhöhe Col de Creu zur Schutzhütte am Col du Torn (1.870 m), wo Hüttenwirtin Léonie Cola oder Kakao ausschenkt und den Hunger mit Gegrilltem, Salat oder hausgemachten Kuchen stillt.

Der Col de la Llose ist der höchstgelegene Teilbereich. Nur wenig niedriger liegt die Domaine de la Quillane am Col de la Quillane (1.713 m) ebenfalls auf einer Passhöhe mit herrlichen Ausblicken auf die Pyrenäenkette.

Pyrénées-Orientales: La Quillane
Die kleine Skistation La Quillane bietet nicht nur Langlauf-Loipen, sondern auch einfache Skipisten für Kinder oder Anfänger. Foto: Hilke Maunder

An die Wälder Skandinaviens erinnert die Forêt de la Matte. Ihr nahezu unberührter Wald aus Sylvesterkiefern grenzt an den See von Matemale und birgt 30 Kilometer weiße Wege auf 1.500 Metern Höhe, die nahezu eben verlaufen und nur wenige Steigungen oder Gefälle bieten – ein ideales Terrain für Anfänger und alle, die einfach nur abschalten möchten beim Gleiten durch den Winterwald.
www.capcir-nordique.com

Tipp: Wohliges Warmbaden

20 Minuten von den Pisten des Capcir entfernt laden die Bains Romains de Dorres zum Winterbad im Freien. Bereits die Römer liebten die heißen Thermalquellen für ein wohltuendes Bad. 40 bis 42 °C heiß sprudelt ihr schwefelhaltiges Wasser aus der Tiefe.

Nicht nur die Wärme und die Wirkung des Wassers sind grandios, sondern auch die Aussichten ringsum: welch ein Pyrenäen-Panorama! Zum Greifen nah reckt sich der Puigmal (2.910 m) aus der Hochebene der Cerdanya in den Himmel. Daneben erhebt sich der Cambre d’Aze (2.750 m). Und, etwas versteckt, der Carlit, mit 2.921 Metern der höchste Gipfel der katalanischen Pyrenäenkette.
www.bains-de-dorres.com

Winter auf dem Capcir. Foto: Hilke Maunder
Langlauf-Paradies: das Hochplateau des Capcir. Im Hintergrund: die Skipisten von Les Angles. Foto: Hilke Maunder

Langlauf auf dem Capcir: meine Infos

Schlemmen

Chalet de la Llose La Caseta

Mittwoch ist Fondue-Tag in der einfachen Berghütte am Llose-Pass!
• Col de la Llose, 66210 La Llagonne, Tel. 06 67 40 71 93, www.facebook.com

La Table du Capil

Mit Blick auf die Pyrenäen serviert Fabrice Dubos ein sehr gutes wie günstiges Mittagsmenü im Hôtel Corrieu. Dubos gehört zu den Toques Blanches – und damit zu all jenen Küchenchefs, die sich der authentischen Lokalküche im Einklang der Jahreszeiten verpflichtet haben.
• 8, Rue de la Quillane, 66210 La Llagonne, Tel. 04 68 04 94 48

Schlafen

Camping du Lac de Matemale

Sommer wie Winter ist dieser Campingplatz im Kiefernwald des Sees von Matemale geöffnet, wo ihr auch in gemütlichen Chalets logieren könnt.
Route des Cariolettes, 66210 Matemale, Tel. 04 68 30 94 49, www.camping-lac-matemale.com

Maison Sarda

Anna und Vincent Fabre betreiben auf dem Capcir die Maison Sarda. Foto: Hilke Maunder
Anna und Vincent Fabre betreiben auf dem Capcir die Maison Sarda, zu der auch die Töpferei von Anna gehört. Foto: Hilke Maunder

Am Eingang werden die Schuhe ausgezogen und die Füße in Hausschuhe gesteckt. Geschlafen wird in einfachen, gemütlichen Kammern mit viel Holz, geschlemmt wird bei einer table d’hôte, die lokale Produkte in Köstlichkeiten mit überraschenden Aromen verwandelt.

Die Bettwäsche kommt erst aufs Bett, wenn die Gäste angekommen sind. Foto: Hilke Maunder
Die Oberbetten kommen erst aufs Bett, wenn die Gäste angekommen sind. Foto: Hilke Maunder

Der gîte d’étape im Weiler Espisouille wird als Wanderunterkunft vom regionalen Naturpark der Pyrénées Catalanes empfohlen und ist auch im Winter eine gute Adresse für alle, die es ursprünglich und authentisch lieben. Zum Anwesen gehört die Töpferei von Anna, die mit ihrem Mann das Gästehaus betreibt. Beide sprechen neben Französisch auch Englisch und Spanisch.
• 6, Rue du Galbe, 66210 Fontrabiouse, Tel. 04 68 04 40 05, https://maisonsarda.com

Langlauf oder Wanderung? Die Vorspeise der table d'hôte der Maison Sarda. Foto: Hilke Maunder
Die Vorspeise der table d’hôte der Maison Sarda. Foto: Hilke Maunder

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Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt an den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen.

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