Pont d'Espagne: Überall gurgelt und gluckert das Wasser. Foto: Hilke Maunder
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Pont d’Espagne: wilde Wasser

Acht Kilometer südlich des Thermalstädtchens Cauterets in den Hautes-Pyrénées, mitten im Herzen des Pyrenäen-Nationalparks, versteckt sich ein geschütztes Fleckchen Natur, das im 19. Jahrhundert Romantiker wie Victor Hugo, George Sand und Charles Baudelaire anzog: der Pont d’Espagne.

Die „Brücke Spaniens“ ist ein wildromantisches Bergidyll auf 1.496 Metern Höhe, das nur durch das Engagement von Naturschützern erhalten blieb.

Pont d'Espagne. Foot. Hilke Maunder
Bis weit nach Ostern könnt ihr am Pont d’Espagne die ursprüngliche winterliche Hochgebirgslandschaft erleben. Foto: Hilke Maunder

Gerettetes Wasser

Als in den 1950er-Jahren der staatliche Stromversorger Électricité de France (EdF) in den Pyrenäen mehrere Wasserkraftwerke anlegte, widersetzte sich Cauterets dem Bau. Das Wasser, das hier von den Bergen fließt, ist nicht – wie anderenorts – gezähmt, sondern wild, und auch der Lauf der Gaube mit ihren Kaskaden und Wasserfällen ursprünglich wie einst.

Wasserwunderland: Pont d'Espagne. Foto: Hilke Maunder
In vielen Kaskaden stürzt sich das Wasser über den Fels. Foto: Hilke Maunder

Fels, Wasser und Wald, von der Last des winterlichen Schnees bizarr geformt, bilden am Pont d’Espagne in 1.500 Metern Höhe eine wundervolle Naturlandschaft, die zu den Grands Sites de France gehört. Yosemite Pyrénénées nannte ihn einst Nationalparkwächter Jean-Paul Crampe.

Pont d'Espagne. Wasserwunderland oberhalb von Cauterets. Foto: Hilke Maunder
Der Pont d’Espagne – was für ein Wasserwunderland oberhalb von Cauterets. Foto: Hilke Maunder

Grand Site der Pyrenäen

Mit Postkutsche oder zu Fuß ging es einst für die Kurgäste hinauf in die Bergwelt. Heute windet sich ein Asphaltband in vielen Kehren bis zum Großparkplatz am Besucherzentrum Maison du Parc National des Pyrénées, wo die Ausstellung Au fil de l’eau Flora, Fauna und Landschaften des Hochtales vorstellt.

Pont d'Espagne, Guide mit Schneescooter. Foto: Hilke Maunder
Im Winter sind Guides mit Schneescootern am Pont d’Espagne unterwegs. Foto: Hilke Maunder

Hier gibt es die Eintrittstickets, Souvenirs, kleines Snacks, saubere Toiletten – und beginnen die geführten Wanderungen in Bergstiefeln, Langlaufskis oder Schneeschuhen.

Wer nicht durch den Wildwasser-Wald steil bergauf marschieren will, kann mit dem Télésiège du Lac das kurze Stück bis zum Hochplateau schweben.

Cauterets: Am Pont d'Espagne treffen sich Langläufer und Schneeschuhwanderer für Ausflüge im Winterwunderland der Hochpyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Am Pont d’Espagne starten markierte Schneeschuh-Trails. Foto: Hilke Maunder

Pont d’Espagne: die schönsten Wanderungen

Le Chemin des Cascades

Wer nicht bis zum Besucherzentrum die Bergstraße hinauf fahren möchte, kann von Cauterets (La Raillère) dem wildromantischen Chemin des Cascades hinauf zum Pont d’Espagne folgen. Rechnet für hin und zurück mit rund 3,5 Stunden Wegzeit. Mit Schlenker und Picknick am Lac Iléou dauert es länger.

Lac de Gaube

Seit dem 19. Jahrhundert ist der Lac de Gaube das Ausflugsziel der Kurgäste von Cauterets. Von Pont d’Espagne führt ein zweistündiger Rundweg zum legendären Bergsee. Von dort hab ihr einen grandiosen Blick auf die Nordwand des Vignemale (3.298 m), die sich 800 m hoch über dem Oulettes-Gletscher erhebt.

Vom Kurort aus braucht ihr rund drei Stunden hinauf. Auf diesen Weg hatten sich auch William Henri Pattison, 31 Jahre junger Anwalt am Lincoln’s Inn in London, und seine Frau Sarah Frencs (26 Jahre) gewagt.

Beide waren erst einen Monat lang verheiratet, als sie auf 1.725 m Höhe im See am 20. September 1832 ertranken. Ihr Boot, mit dem sie auf den See gerudert waren, erlitt Schiffbruch. Ihre Leichname wurden zurück nach England gebracht und in Whitham/ Essex bestattet. Am Seeufer ließ die Familie eine Gedenkstele aufstellen. Dieses Denkmal wurde am Tag der Landung der Alliierten in der Normandie, dem 6. Juni 1944, von den Besatzungstruppen zerstört.

Frühling am Pont d'Espagne. Foto: Hilke Maunder
Langsam verabschiedet sich der Winter am Pont d’Espagne. Foto: Hilke Maunder

Les Oulettes de Gaube

Bis zur Schutzhütte am Fuß des Vignemale braucht ihr insgesamt 2-3 Stunden– oder als Rundtour ab Pont d’Espagne fünf Stunden. Das Tal der Gaube ist ein Klassiker beim Wandern am 3.295 m hohen Vignemale. Hoch auf den höchsten Gipfel der französischen Zentral-Pyrenäen kommt ihr nur mit leichter Kletterei.

Circuit des Lacs

Wunderschön ist auch der Rundweg, der in rund sechs Stunden die Seen vom Pont d’Espagne und das Vallée du Marcadau erschließt.

GR10

Mittelmeer und Atlantik verbindet auf dem Hauptkamm der Pyrenäenkette die Grande Randonnée 10, kurz GR 10. Von Cauterets aus starten einwöchige, geführte Wandertouren auf dieser Hochgebirgsroute.

Cauterets: Schneeschuhwandern oder Langlaufen? Die Qual der Wahl am Pont d'Espagne. Foto: Hilke Maunder
Schneeschuhwandern oder Langlaufen? Die Qual der Wahl am Pont d’Espagne. Foto: Hilke Maunder

Pont d’Espagne: meine Reisetipps

Schlafen & schlemmen

Hôtellerie du Pont d’Espagne

In diesem Hotel am GR 10 findet ihr zehn einfache, aber saubere und ordentliche Zimmer. Dusche, Bad und WC werden auf dem Flur geteilt. Die Küche ist ländlich-deftig und in der Region verwurzelt.
• Quartier Pont d’Espagne, 65110 Cauterets, Tel. 05 62 92 54 10,www.hotel-du-pont-despagne.fr

Refuge du Clot

20 Minuten vom Großparkplatz entfernt, findet ihr auf 1522 m Höhe auf der Nahtstelle des Vallée de Gaube und des Vallée du Marcadau den Refuge du Clot. Die Schutzhütte von Catherine und Frédéric Walton birgt zehn Zimmer mit drei bis zehn Betten, Bar und Terrassen-Restaurant, wo abends die traditionelle Gemüsesuppe garbure auf den Tisch kommt. Aber natürlich gibt es auch andere Gerichte auf der Karte!
• Tel. 05 62 92 61 27, www.refuge-clot.csvss.fr

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Im Blog

Ski & Spa

In Cauterets könnt ihr Wellness und Wintersport toll verbinden, ein wenig Stadtleben genießen und ganz besondere Bonbons kosten. Klickt mal hier!

Cauterets: Herrlich nostalgisch, die Esplanade. Foto: Hilke Maunder
Herrlich nostalgisch, die Esplanade. Foto: Hilke Maunder

Im Buch

Annette Meiser, Midi-Pyrénées*

Cover Annette Meiser, Midi Pyrenees

Annette Meiser, die u.a. die ers­te müll­frei­e Schu­le Deutsch­lands mitbegründete, hat in Midi-Pyrénées ihre Wahlheimat. Dort lebt und arbeitet sie seit vielen Jahren und bietet erdgeschichtliche und kulturhistorische Wanderreisen an.

Ihre Expertise hat sie auf 432 Seiten zwischen die Buchdeckel eines Reiseführers gepackt. Ihr erstes Buch stellt eine Ecke Frankreichs ausführlich vor, die in klassischen Südfrankreich-Führern stets zu kurz kommt.

Für mich ist es der beste Reiseführer auf Deutsch für alle, die individuell unterwegs sind – sehr gut gefallen mir die eingestreuten, oftmals überraschenden oder kaum bekannten Infos. Wie zum einzigen Dorf Frankreichs, das sich in zwei Départements befindet: Saint-Santin liegt genau auf der Grenze von Aveyron und Cantal. Wer mag, kann den Band hier* direkt online bestellen.

Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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Cauterets: mein Iglu - selbstgebaut. Foto: Hilke Maunder
Mein Iglu – selbstgebaut. Foto: Hilke Maunder
Cauterets: Spielwiese im Schnee am Pont d'Espagne. Foto: Hilke Maunder
Spielwiese im Schnee am Pont d’Espagne. Foto: Hilke Maunder

Ein Kommentar

  1. Wir waren im vorigen Sommer an der Pont d’Espagne. Das wilde Wasser ist wirklich ein Erlebnis. Leider hatten wir keine Zeit mehr, zum Lac de Gaube zu wandern.

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