Am Canal Saint-Martin von Paris. Foto: Hilke Maunder

Am Canal Saint-Martin von Paris

Kommt sonntags. Dann sind die Uferstraßen am Canal Saint-Martin im Osten von Paris für den Verkehr gesperrt.

Beim Spaziergang unter den schattigen Bäumen der Wasserstraße, die Napoleon 1806 – 1825 als 4,5 Kilometer lange und 20 bis 36 Meter breite Verbindung zwischen dem Port de l’Arsenal an der Seine und dem Canal de l’Ourq mit neun Schleusen und zwei Drehbrücken anlegen ließ, passiert ihr zahlreiche Orte, die ihr sicher von der Leinwand kennen. Zwei Kilometer des Kanals sind heute untertunnelt.

Kulisse für Kultfilme

Die Postkartenansicht des Canal Saint-Martin in Paris. Foto: Hilke Maunder
Die Postkartenansicht mit den historischen Brücken des Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

1938 drehte Marcel Carné hier den Kultfilm Hôtel du Nord nach der Romanvorlage von Eugène Dabit. 1956 wählte Léo Malet das Viertel für seinen Krimi Wie steht mir Tod? 2001 war der Kanal Schauplatz für Die fabelhafte Welt der Amélie*.

Le Canal Saint-Martin, c’est un petit bout de province au cœur de Paris.
Der Canal Saint-Martin ist ein kleines Stück Provinz im Herzen von Paris.

Quelle: Audrey Hepburn im Interview mit der Zeitschrift Paris Match, 1956
(sie sprach fließend Französisch, Englisch, Niederländisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch)

Als der Wasserweg für moderne Frachtschiffe zu schmal wurde, überdachte man den Kanal zwischen der Rue du Faubourg du Temple und der Place de la Bastille.

Idylle am Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
Idylle am Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Ein Mammutprojekt

Der Bau der künstlichen Wasserstraße in Paris, die den Transport von Waren bis ins Herz der Stadt verbessern sollte, war ein Mammutprojekt. Das Großprojekt leitete der französische Ingenieur Pierre-Simon Girard.

Kräne halfen, Erdreich und Stein aus dem Kanalbett zu hieven. Zum Einsatz kamen auch Dampfmaschinen, die Pumpen und andere Maschinen beim Bau des Canal Saint-Martin unterstützen. Tausende Arbeiter waren dort beschäftigt.

Es muss ein reges Treiben auf dem Kanal einst geherrscht haben. Barken und Schuten brachten Wein, Holz, Kohle und Baumaterialien in die Stadt – und die Erzeugnisse der Stadt hinaus ins Umland.

Der nördliche Teil des Canal Saint-Martin in Paris. Foto: Hilke Maunder
Der nördliche Teil des Canal Saint-Martin in Paris. Foto: Hilke Maunder

Romantik-Törn

Romantisch und ungewöhnlich ist eine Bootsfahrt auf dem Kanal. Schippert durch das mysteriöse Gewölbe der Bastille, vier Doppelschleusen, zwei Drehbrücken und die mehr als 100 Jahre alte Hebebrücke Pont de la Crimée, bevor ihr den Park von La Villette erreicht. Canauxrauma legt am Sportboothafen Paris-Arsenal und vom Parc de la Villette ab.

Paris Canal schippert zwischen dem Parc de la Villette und dem Musée d’Orsay hin und her. So könnt ihr noch die Seine mit Louvre, Pont-Neuf und Notre Dame vom Wasser aus bewundern!

Auf dem Weg zum Bassin de la Villette. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Weg zum Bassin de la Villette. Foto: Hilke Maunder

Der Mord am Canal Saint-Martin

Im Jahr 1878 war der Canal Saint-Martin Schauplatz eines berühmten Mordfalls. Ein junger Mann namens Émile Louis Henry Picault (1840-1879) hatte seine ehemalige Geliebte, die 21-jährige Louise Catherine Jaume, auf dem Pont de la Grange-aux-Belles über den Canal Saint-Martin erschossen. Er wurde später verhaftet, zum Tode verurteilt und am 17. August 1879 hingerichtet.

Szene-Shops & charmante Bistros

Längst sind es nicht mehr nur die Pariser, hier flanieren, in kleinen Bistros brunchen – und ausgiebig in jungen Szeneläden stöbern, die vor allem am Quai de Valmy eröffnet haben.

Mit ihrer gelben und rosafarbenen Fassade setzt die Ethnoboutique Antoine et Lili (Nr. 95) bunte Farbtupfer ins Pariser Beige der Fassaden. Drinnen findet die ganze Familie farbenfrohe Mode von Martine Senac und Alexandre Gattegno.

Le canal Saint-Martin est comme un fil conducteur qui vous permet de traverser le nord-est parisien.
Der Canal Saint-Martin ist wie ein roter Faden, der es Ihnen ermöglicht, den Nordosten von Paris zu durchqueren.

Der Schauspieler Fabrice Luchini im Interview mit dem Magazin Le Point, 2015.

Der Design-Buchladen Artazart (Nr. 83) ist eine Fundgrube für Fotografie, Grafik und Formgebung. Regelmäßig werden Ausstellungen junger Künstler organisiert! Ihre Gründer waren Carl Huguenin und Jérôme Fournel, die sich im Jahr 2000 zusammentaten. Huguenin hatte bereits 1999 mit Graphivore eine Online-Buchhandlung für Grafik gegründet.

Lifestyle am Canal Saint-Martin

Nette Kneipe am Quai Valmy des Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
Nette Kneipe am Quai Valmy des Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Mode-Straße des In-Viertels ist die Rue Beaurepaire.  Patricia Blanchet (Nr. 20) hat ihre ausgefallenen Schuhe nach Cocktails benannt. Caipirinha glitzert in Pink. Mojito empfiehlt sich in vier Farben und acht Zentimeter hohem Absatz als Begleiter durch die Pariser Nächte. Hochwertigen Strick mit perfektem Design vereint Marie Sixtine (Nr. 27) in ihrer Damen-Kollektion.

Folk, Barock, traditionelle Klänge oder zeitgenössische Klängen erklingen am Quai de la Loire 40. Geoffroy Jourdain und Olivier Michel haben dort einen Petroleumkahn aus den 1930er-Jahre in La Pop verwandelt, ein Labor für Klänge, Töne und alle Arten von Musik. Lasst euch überraschen! Beim Automne de la Pop sind alle Vorstellungen kostenlos!

Am Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
Am Canal Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Der Canal de Saint-Martin: meine Reisetipps

Festmachen

Port de l’Arsenal

Wo sich vom 16. bis 19. Jahrhundert das Arsenal erhoben hat und noch bis ins 20. Jahrhundert Waren im Hafen umgeschlagen wurden, präsentiert sich seit 1983 der Port de Plaisance Arsenal als Marina für 180 Boote
www.fayollemarine.eu

Ansehen

Pavillon de l’Arsenal

• 21, Bd Morland, 75004 Paris, Tel. 01 42 76 33 97, www.pavillon-arsenal.com

Schippern

Am Port de l’Arsenal legt Canauxrama zu Kanalfahrten ab.
www.canauxrama.com

Paris Canal

Auf eine Faust könnt ihr den Canal Saint-Martin mit den Elektrobooten von Marin Douce befahren.
www.marindeaudouce.fr/le-canal-saint-martin

Hier könnt ihr schlafen*

Booking.com

Die Kanäle von Paris

 

Der Canal de l'Ourcq bei La Villette. Foto: Hilke Maunder
Der Canal de l’Ourcq bei La Villette. Foto: Hilke Maunder

Der Canal de Saint-Martin ist nicht der einzige Kanal von Paris. Der  108 Kilometer lange Canal de l’Ourq mit seinen zehn Schleusen besteht aus drei verschiedenen Abschnitten, die ein reiches technisches und historisches Erbe bieten. Auch ihn könnt ihr inzwischen bei Kanalfahrten entdecken.

Der 6,6 Kilometer lange Canal Saint-Denis führt vom Kreisverkehr der Kanäle am Parc de la Villette in Paris vorbei an Aubervilliers mit der Seine im Département Seine-Saint-Denis. Sieben Schleusen und eine Drehbrücke werden unterwegs passiert.

Der Kanal ist bis eine sehr wichtige Wasserstraße für den Gütertransport, den vor allem das Baugewerbe nutzt. Auf dem Canal Saint-Denis könnt ihr per Boot sogar das Stade de France anfahren!

Die Ufer des Kanals haben Street-Art-Künstler entdeckt und haben dort eine Street Art Avenue geschaffen, eine faszinierende Galerie urbaner Kunst unter freiem Himmel.

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Der Canal Saint-Martin endet am Kulturpark von La Villette. Alle Infos dazu gibt es hier.

La Villette: der Kulturpark von Paris

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Baedeker Paris 2018

Meinen Baedeker „Paris“*  gibt es seit 4. Oktober 2023 in der komplett aktualisierten und mittlerweile 20. Auflage!

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