Otto Freundlich – Pionier der Abstraktion
„Da oben, da hat er sich vor den Nazis versteckt. Doch dann hat ihn ein Winzer aus dem Dorf verraten.“ In der Dämmerung des Abends zeigt Brigitte Benet auf ein Gemäuer, das seit Jahren leer steht. Le Galamus. Der Winzer war Monsieur Salvat.
Das Lokal war einst ein Sternelokal gewesen, hatte Prominente beköstigt. Und in einem Zimmer oberhalb der Gaststube einen Mann versteckt, dessen Werke im Nationalsozialismus als entartete Kunst galten: Otto Freundlich (1878-1943). Am 8. Mai 2023 ehrte Saint-Paul-de-Fenouillet das Andenken an den Berliner Maler mit einer Plakette an der Place Florentin Pla.
Der erste große Schöpfer der nicht-figurativen Kunst war im März 1908 nach Paris gekommen und hatte im Bateau-Lavoir an der Spitze der Butte de Montmartre Zuflucht gefunden. 2020 widmete das Musée de Montmartre dem deutschen Künstler die erste monografische Ausstellung in Paris seit 1969.
Entartete Kunst
Otto Freundlich war einer der Pioniere der Abstraktion. Er war politisch engagiert, rang um neue Ausdrucksformen in der Kunst – und war den Nazis als Jude verhasst. 1937 hievten sie dessen Skulptur Grande tête (1912) 1937 auf das Titelblatt des Katalogs der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ und zerstörten Teile seines Werkes.
Umso bedeutsamer war die Pariser Ausstellung La Révélation de l’Abstraction. In Zusammenarbeit mit dem Musée Tavet-Delacour aus Pontoise, seit 1968 Depositar der Ateliersammlung des Künstlers, und der Basilique du Sacré-Cœur in Montmartre, wo zwei seiner Glasfenster ausgestellt werden, zeigte die erste Retrospektive seit 60 Jahren im Musée de Montmartre von Paris im Winter 2020/2021 fast 80 Werke – Skulpturen, Gemälde, Glasfenster, Mosaiken und grafische Arbeiten.
Zusätzlich zu dieser einzigartigen Sammlung seiner Kunst gab es eine Auswahl von Dokumenten, Schriften und Briefen von Künstlerfreunden – lebendige Zeugnisse aus dem täglichen Leben des Malers.
Möge bald der Tag kommen, an dem Männer wieder auf die Schönheit bauen können, die ihnen die Künstler bieten.
Otto Freundlich, 1939
Otto Freundlich: Schicksalswege
Otto Freundlich kam im einstigen Ostpreußen und heutigen Polen am 10. Juli 1878 in Stolp / Słupsk als Sohn des Speditionsinhabers Emil Freundlich zur Welt. Die deutsche Familie jüdischer Herkunft war – wie viele andere Familien damals auch – zum Protestantismus konvertiert. Diesen Konformismus lehnte Freundlich zeitlebens ab.
Otto Freundlich war recht klein und zierlich. Sein blonder Schopf war dicht wie bei den Wikingern. Wie Zeitzeugen berichten, trug er als junger Mann eine Brille.
Hamburg, Berlin und München
Von 1888 bis 1892 besuchte er das Gymnasium, brach jedoch vorzeitig ab. Nach einer kaufmännischen Lehre und einer Beschäftigung im Holzhandel beim Bruder in Hamburg folgte drei Semester lang ein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin und München. Dort traf er 1904 mit Wassili Kandinsky und Paul Klee zusammen. 1905, mit 27 Jahren, entscheidet er sich für ein Leben als Künstler.
Im Winter 1906/7 reiste Freundlich nach Florenz und erkannte in der Bildhauerei und Malerei seine stärksten Begabungen. Zurück in Berlin, nahm er bei Lovis Corinth privaten Kunstunterricht.
Im März 1908 brach er, 30 Jahre jung, nach Paris auf.
Ich war auf dem Weg in diese Stadt Paris, die für uns mitteleuropäische Künstler vor allem die Heimat von Rodin, Manet, Monet, Cézanne und den Impressionisten blieb.
Otto Freundlich
Die Künstlerkommune des Bateau-Lavoir
Wie viele andere Künstler zog es den Maler nach Montmartre, wo ein Wind der Freiheit wehte und sich Künstler der Avantgarde begegneten. Dank seiner Freunde, dem Berliner Maler Rudolph Levy (1875-1944) und dem Sammler und Kunstkritiker Wilhelm Uhde (1874-1947), konnte er von März bis Juli 1908 ein Atelier im Bateau-Lavoir beziehen.
Otto Freundlich wurde erst Nachbar, dann Freund von Pablo Picasso. Und tauschte sich mit Braque, Apollinaire, Delaunay, Derain und Max Jacob aus. So fand Otto Freundlich seinen eigenen, unverwechselbaren Ausdruck.
„Figural-konstruktivistischer Stil symbolistischer Prägung“ nennen ihn Kunstkritiker wie Maurice Raynal so für jene Jahre. Er beschreibt Otto Freundlichs ersten Aufenthalt in Paris so:
Otto Freundlich, der Neuankömmling im Bateau-Lavoir, wurde sofort in die Gruppe der dort lebenden Künstler aufgenommen… Die verträumte, ja ekstatische Weichheit, ja Ekstase seines Gesichts zeugte von einer einheimischen Großzügigkeit und Zärtlichkeit, die uns alle verführte. Seine hohe Kultur, seine Intelligenz, seine Sensibilität und eine tiefe Liebe zu den edelsten Dingen des Menschen brachten ihn sofort dazu, die Absichten der frühen Kubisten zu umarmen und zu teilen.
Le Bateau-Lavoir: Bequem war sie nicht, die große Holzbaracke. Im Winter war sie eisig, im Sommer ein Backofen, und doch war das Waschboot an der stillen Place Émile-Goudeau 13 ein Ort, an den die Künstler später mit Wehmut zurück dachten.
Heizung und fließendes Wasser gab es zu jener Zeit nicht, an Elektrizität war gar nicht zu denken, man saß und schlief auf der einzigen Couch. Wer Picasso, Max Jacob oder Amedeo Modigliani in ihren Ateliers besuchte, brachte neben Wein stets Kerzen mit. 1970 zerstörte Feuer das Waschboot. 1978 wurde es mit 25 modernen Künstlerateliers und rekonstruierter historischer Fassade wieder aufgebaut.
Erste Ausstellungen
Nach dem ersten, kurzen Aufenthalt in Paris kehrte Freundlich nach Deutschland zurück und beteiligte sich dort an Ausstellungen. 1909 und 1910 zeigte er seine Werke bei der Berliner Secession, 1912 bei der Sonderbund-Ausstellung in Köln.
Zum 2. Mal in Paris
Im März 1911 kehrte Freundlich zurück nach Paris. Diesmal mietete er sich auf Montmartre ein Atelier in der Rue des Abbesses 55. In diesem Atelier entstand 1911 sein erstes abstraktes Werk, Komposition. Nach und nach entwickelte Freundlich eine sehr eigenwillige Bildsprache aus flächigen, farbigen Elementen, die gerade Linien und Kurven abgrenzen. 1913 zeigte er seine ersten abstrakten Werke beim 1. Deutschen Herbstsalon.
So kurz seine Montmartre-Periode auch war, so entscheidend war sie doch für die Entwicklung seines Werkes. Fasziniert von verschiedenen Techniken, Mosaik, Tapisserie, Glasmalerei, ließ sich Freundlich frei inspirieren und experimentierte bei seinen Forschungen.
Bahnbrechend für die Entwicklung von Freundlichs Abstraktion wurde die Zeit in Chartres, wo er von März bis Juli 1914 in der Glasmalerei-Restaurierungswerkstatt der Kathedrale von Chartres mitarbeitete.
Ich war fünf Monate lang ein Gefangener der Welt in Chartres und kam für immer gezeichnet heraus.
Otto Freundlich
Vom Weltkrieg überrascht
Der Erste Weltkrieg überraschte den Maler. Otto Freundlich kehrte nach Deutschland zurück. Nach der Revolution von 1918 in Deutschland wurde er als Mitglied der Novembergruppe politisch aktiv und organisierte 1919 zusammen mit Max Ernst und Johannes Theodor Baargeld die erste Dada-Ausstellung in Köln. Freundlich wechselte oft seine Adresse, malte, zeichnete und fertigte erste Stiche an. Glasmalerei und Monumentalkunst interessierten ihn.
1925 siedelte Otto Freundlich endgültig nach Paris um, wohnte in der Rue Belloni und der Rue Bonaparte und begann im Mai 1928 mit seiner monumentalen Skulptur „Christi Himmelfahrt“, die er im Sommer 1929 vollendete.
1930 lernt er Jeanne Kosnick-Kloss kennen, die von nun an seine Lebensgefährtin sein wird. Da er ständig in großen finanziellen Schwierigkeiten steckte, gelang es ihm oft nur dank der Unterstützung seiner Umgebung, zu leben und zu arbeiten.
1930 schloss er sich der Künstlergruppe Cercle et Carré (Kreis und Quadrat). Die Künstlervereinigung des Zeichners Michel Seuphor und des Malers Joaquín Torres García bestand zwar nur ein Jahr, veranstaltete aber in jener Zeit die erste internationale Gruppenausstellung für abstrakte Kunst. Ebenfalls Mitglieder der Gruppe waren Hans Arp und Piet Mondrian.
Mit kunsttheoretischen Schriften wie „Die Wege der Abstrakten Kunst“ (1934) erläuterte Freundlich sein Werk. 1936 gründete er in Paris mit Le Mur (Die Mauer) eine private Kunstakademie, an der er Malerei, Zeichnung und Gravur unterrichtete.
1937 erschien seine Skulptur Grande Tête (1912) auf dem Titelblatt des Katalogs der von den Nazis organisierten Wanderausstellung „Entartete Kunst“, die massiv das zeitgenössische Kunstschaffen kritisierte.
Vierzehn seiner Werke in deutschen Museen wurden daraufhin beschlagnahmt und vernichtet. Doch Freundlich zeigte weiter seine Werke. Zum 60. Geburtstag des Malers 1938 organisierte die Galerie Jeanne Bucher-Myrbor eine Ausstellung. 1939 war Otto Freundlich auf der von Robert und Sonia Delaunay organisierten Ausstellung Réalités Nouvelles in der Galerie Charpentier vertreten, 1940 beim Salon des Indépendants.
Mit einem öffentlichen Appell zeigten Künstler wie Braque, Cassou, Derain, Robert und Sonia Delaunay, Léger, Kandinsky und Picasso Flagge für Freundlich. Dank der von Picasso eingeleiteten Subskription wurde die Gouache Hommage aux peuples de couleur in die Sammlungen des Jeu de Paume, heute Musée National d’Art Moderne Centre George Pompidou, aufgenommen.
„Der Künstler ist ein Barometer der Transformationen. Er empfindet sie in seinen Handlungen und Gedanken als leitende Kräfte, lange bevor sie in der Welt verwirklicht werden. Wo immer er die Fähigkeit besitzt, sich nach und nach, aber definitiv von allgemein akzeptierten Formen und Wahrheiten zu lösen, führt er den Willen einer neuen Realität aus. Jede künstlerische Verwirklichung hat eine Tendenz: eine enge Tendenz, wenn sie zum Schutz des Künstlers dient; eine breitere Tendenz, wenn der Künstler auf sein Privatleben verzichtet und sein Schaffen zum Zeichen einer Grenzverschiebung wird.
Otto Freundlich, Auszug aus einem Text, veröffentlicht in Cercle et Carré, Nr. 2, 15. April 1930
Denunziert und ermordet
Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, glich Otto Freundlichs Schicksal dem vieler anderer jüdischer deutscher Einwanderer. Französische Behörden steckten ihn in mehrere Lager für Angehörige feindlicher Nationen, darunter auch mehrfach in das Lager von Bassens im Département Gironde.
Doch durch die Intervention von Künstlerfreunden, allen voran Pablo Picasso, kam Otto Freundlich im Mai 1940 auf freien Fuß und nahm Zuflucht in Saint-Paul-de-Fenouillet in den Pyrénées-Orientales, wo er sich in einem Zimmer des Hotels Galamus einquartiert und auf Neuigkeiten von Jeanne wartet.
Es sollte eine der anstrengendsten Zeiten seines Lebens werden, in der er von allen abgeschnitten war und Hunger litt. Die Familie Hurtado, die im selben Hotel wohnte, rettete ihn, indem sie ihm jeden Tag etwas zu essen gab und seine Hotelrechnung beglich.
Ende September schloss sich Jeanne ihm in Saint-Paul-de-Fenouillet an. Während dieser Zeit versuchten sie, mit Hilfe ihrer Freunde in die Vereinigten Staaten zu gelangen. Auch dies blieb erfolglos.
Besorgt über die Zukunft seines Werkes, erweckte er aus der Erinnerung all jene zerstörten Leinwände wieder, die für ihn wichtige Etappen in seiner Entwicklung darstellen. Ebenfalls in Saint-Paul-de-Fenouillet begann er, seine Autobiographie zu verfassen.
Um mehr Sicherheit zu finden, zog das Paar von einem Dorf in ein anderes und fand schließlich bei Marie und Joseph Benassis, einer Bauernfamilie in Saint-Martin-de-Fenouillet, Zuflucht. Doch der Aufschub war von kurzer Dauer.
Am 23. Februar 1943 denunzierte ein corbeau den Maler. Es heißt, es sei der Großvater der Winzerfamilie Salvat gewesen.
Le Corbeau
In Frankreich nennt man Menschen, die andere denunzieren, einen corbeau (Rabe). Der Begriff hat eine lange und dunkle Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Damals wurden Raben mit Tod und Unglück in Verbindung gebracht. Sie galten als Boten des Teufels und wurden dafür gefürchtet, Leichen zu fressen und Krankheiten zu verbreiten.
Während der Französischen Revolution wurden Raben zu einem Symbol für Verrat und Denunziation. Die Jakobiner nutzten Raben als Symbol für ihre Feinde, die sie als corbeaux (Raben) bezeichneten.
Der Begriff corbeau wird heute noch verwendet, um Menschen zu bezeichnen, die andere denunzieren. Er hat eine negative Konnotation und wird oft mit Verrat, Feigheit und Hinterhältigkeit in Verbindung gebracht.
Freundlich wurde verhaftet, kam in die Lager Gurs und wurde am 27. Februar 1943 von dort per Bahn nach Drancy gebracht. Von dort kam er mit dem Konvoi Nr. 50 in das Lager Sobibor (Lublin-Maidanek) im heutigen Polen.. Er starb dort am 9. März – vergast noch am Tag der Ankunft im Alter von 65 Jahren. In seinem Atelier bleibt eine unvollendete Komposition zurück.
Es ist ein Rätsel, und doch möchte ich meinem Schicksal fest und friedlich entgegentreten, und das habe ich mein ganzes Leben lang getan.
Otto Freundlich, 1940
Freundlichs Bedeutung
Im Vorwort des Ausstellungskatalogs äußern sich Geneviève Rossillon, Präsidentin des Musée de Montmartre, und Fanny de Lépinau, Direktorin des Museums, zur Bedeutung des Berliner Malers:
„Otto Freundlichs Schicksal ist überwältigend, weil es mit Brillanz jene innere Stärke offenbart, die ihn mehr als alles andere charakterisiert, niemals aufzugeben oder zu verraten, was er tief in seinem Inneren ist: ein Mann, der seinen künstlerischen, politischen und humanistischen Überzeugungen treu bleibt.
Sein Werk, seine zahlreichen Korrespondenzen, seine Teilnahme an verschiedenen Kreisen und Bewegungen sind nichts anderes als die Illustration seiner absoluten Berufung als Künstler.
Durch seine Palette und die Kraft der Farbe, durch seinen Weg zur Abstraktion und zur dynamischen Konstruktion von Oberflächen, durch seine revolutionären Texte hat Freundlich nie aufgehört, das zu offenbaren, woran er für die Zukunft der Menschheit glaubt. Das ist der Sinn seiner Existenz.
Wie ein Märtyrer nimmt er kompromisslos das Schicksal des bahnbrechenden und deshalb beunruhigenden Künstlers an, der er ist. Sein Werk wird denunziert, stigmatisiert als Symbol der „entarteten Kunst“, die die moderne Kunst dem Naziregime repräsentierte; es wird dann teilweise zerstört.
Ohne die ungeheure Tragödie seines Lebens zu verdecken, ist Otto Freundlich wie ein Lichtstrahl des 20. Jahrhunderts. Denn es gibt etwas Unerreichbares in diesem Mann – eine innere Kraft, die ihn immer vorwärts treibt. Sie zeigt jedes Bild: leuchtend und erleuchtend, kraftvoll, von der Ewigkeit durchdrungen. Otto Freundlich will mit seiner Kunst die Welt zu einem besseren Ort machen. Mächtig und ewig ist daher das Vermächtnis, das er uns hinterlässt.“
Die Wahrheit, die all unseren künstlerischen Bemühungen zugrunde liegt, ist ewig und wird für die Zukunft der Menschheit von großer Bedeutung bleiben.
Otto Freundlich, 1940.
Die Europäische Skulpturenstraße des Friedens
Die Europäische Skulpturenstraße des Friedens geht zurück auf eine Initiative von Professor Leo Kornbrust. Der saarländische Bildhauer hatte 1971 das erste Bildhauersymposion im Saarland initiiert. Gemeinsam mit Künstlerkollegen aus aller Welt schuf er mehrere Skulpturen in freier Landschaft. Es entstand ein rund 25 Kilometer langer Skulpturenweg von St. Wendel bis zum Bostalsee, den Kornbrust später Otto Freundlich widmete. Seit den 1980er-Jahren ist er ein Teilstück der Straße der Skulpturen.
Ebenfalls zu Beginn der 1970er-Jahren entstand im saarländischen St. Wendel der Verein Straße des Friedens – Straße der Skulpturen in Europa – Otto Freundlich Gesellschaft e.V. Sein Ziel ist es, mit einer Skulpturenstraße quer durch Europa die Ideen von Otto Freundlich und Leo Kornbrust lebendig zu halten.
Otto Freundlich hatte 1936 zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jeanne Kosnick-Kloss das Konzept zweier Skulpturenstraßen als symbolische Route für den Frieden entwickelt. Von Nord nach Süd sollte ein „Weg der menschlichen Brüderlichkeit“ / « voie de la fraternité humaine » verlaufen.
Die West-Oststrecke nannte das Paar „Weg der menschlichen Solidarität in Erinnerung an die Befreiung“ / « voie de la solidarité humaine en souvenir de la libération ». Die Straßen sollten sich dort kreuzen, wo mit Vincent van Gogh ein weltberühmter Künstler sein Grab hat: in Auvers-sur-Oise. Dort wünschten sich die beiden Künstler am Schnittpunkt beider Straßen einen hohen begehbaren „Turm des Friedens und der sieben Künste“.
Diese Vision hat der saarländische Bildhauer Prof. Leo Kornbrust gut dreißig Jahre später wieder aufgegriffen. Nach zwei Symposien an der Strecke verfolgt er die Idee heute mit europäischen Partnern.
Und das durchaus erfolgreich. Kunstschaffende und Friedensinitiativen haben mit 500 Skulpturen entlang der West-Ost und Nord-Süd-Strecke der Vision Gestalt gegeben und ein Kreuz der Kunst gegen Krieg in Europas Landschaften gesetzt, die zu viele Kriege erlebt haben.
Die 4.400 km lange West-Ost-Strecke der Skulpturenstraße führt von Saint-Albin-sur-Mer an der Küste der Normandie über Paris, Drancy, Verdun, Belgien, Luxemburg, das Saarland und Rheinland-Pfalz nach Berlin und von dort über Slupsk in Polen nach Majdanek und Kiew in der Ukraine nach Moskau. Die 1.500 Kilometer lange Süd-Nord-Strecke beginnt in St-Martin-de-Fenouillet und führt über Aix-en-Provence nach Verdun und weiter bis Amsterdam.
„Je ungeistiger, je brutaler die Gegenwart, desto Geistigeres, Feineres, muss man tun.
Das ist Starksein.“Otto Freundlich
Otto Freundlich: die Infos
Das geht nur langsam
Die Filmemacherin Gabi Bollinger hat vor einigen Jahren eine 110-minütige Doku über die „Straße des Friedens“ gedreht. Die DVD (20 €) ist erhältlich beim Verein Straße des Friedens. Dort erhaltet ihr auch Infomaterial über Otto Freundlich und die Straße des Friedens.
• Verein Straße des Friedens, Am Symposion 1, 66606 St. Wendel
Sonderabfüllung Édition Otto Freundlich
Bastien Baillet, Bio-Winzer aus Saint-Paul-de-Fenouillet, brachte anlässlich der Ausstellung eine Sonderedition mit einem Gemälde von Otto Freundlich im Jahr 2020 auf den Markt.
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Liebe Hilke,
danke für den so angemessen sachlich gehaltenen Ton in einer von Emotionen geladenen Biografie. Toller Beitrag, der personifiziert das darstellt, was institutionalisiert so vielen Künstlern widerfahren ist.
Ich läse gern mehr von solchen historischen Behind-the-Scenes-Lebensläufen.
Mit sehr vielen freundlichen Grüssen aus Toulouse,
Thomas
Lieber Thomas, danke für das Lob und die Anregung, öfter einmal einzelne Schicksale näher zu beleuchten. Viele Grüße! Und genieße Toulouse – es ist eine unglaublich spannenden Stadt! Hilke
Otto Freundlich, eine sehr interessante Biografie. Solche Schicksale hat es leider zahlreiche gegeben und man muss sie immer wieder öffentlich machen. Seine Kunst lässt ihn weiter leben.
Liebe Birgit,
danke – und ja, Du hast recht! Mich hat es sehr überrascht zu erfahren, dass er in meinem Dorf sich versteckt und gearbeitet hatte… Das Erbe soll dort jetzt aufgearbeitet werden. Man träumt davon, es Besuchern zugänglich zu machen… nur fehlt das Geld… Liebe Grüße! Hilke
Hallo Frau Maunder, großartiger Artikel. Glückwunsch. Und danke für die Erwähnung meiner geplanten Wanderung.
Günter Schmitt
Hallo Herr Schmitt, das freut mich! Melden Sie sich, wenn Sie loswandern! Viele Grüße, Hilke Maunder
Sehr toller Artikel und die letzte Bleibe quasi bei mir um die Ecke,das wusste ich nicht
Liebe Franka, das freut mich! Herzliche Grüße von unterwegs! Hilke
Danke für diesen Beitrag. Ich war im Frühjahr auf dem Berliner Teil der Strasse des Friedens wandern, sehr sehenswert der Skulpturenpark Hobrechtsfelde. Nun verstehe ich dieses Projekt und seine Geschichte besser!
Oh, wie schön, Verena! Hattest Du da zufällig auch Fotos gemacht? Falls ja, dürfte ich vielleicht ein Foto dann noch in den Beitrag integrieren im Textbaustein zur Skulpturenstraße? Da war ich nicht fündig geworden… Merci und liebe Grüße! Hilke
Ein spannender Beitrag!
Liebe Ursula, das freut mich! Leben und Werk des Künstlers sind beeindruckend! Herzliche Grüße, Hilke