Die Weine der Corrèze sind zurück. Darüber freut sich auch René Maury, der Präsident der Coteaux de la Vézère. Foto: Hilke Maunder
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Die Weine der Corrèze: die Renaissance

Die Weine der Corrèze waren legendär. Bis 1876. Dieses Jahr veränderte n der Basse Corrèze alles veränderte. Die Reblaus zerstörte den Wein, der dort Jahrhunderte lang Landschaft, Architektur und das Leben der Menschen geprägt hatte. Doch 2003 begann die Renaissance. Eine Gruppe leidenschaftlicher Winter unter Führung von René Maury gründeten die Kellerei Coteaux de la Vézère. Und sorgen mit ihren Weinen für Aufsehen.

Die  Corrèze gehört zu den weniger bekannten Landstrichen Frankreichs. Franzosen denken bei Corrèze an den von Georges Brassens besungenen Markt von Brive-la-Gaillarde, die von Jacques Chirac betätschelten Hintern der Kühe. Oder an Tulle, Heimat von François Hollande und Stadt der 99 Geiseln, die die SS am 9. Juni 1944 dort erhängte.

Wer schon einmal dort war, hat vielleicht die Klänge der cabrette gehört, das traditionelle Instrument der Corrèze, oder die mique gekostet, die in der Brühe des petit-salé gekocht wird. Aber nur wenige kennen die Weine der Corrèze, obwohl sie 1.500 Jahre alt sind.

Sanft gewellte Hügel und rustikale Natürlichkeit: die typische Landschaft der Basse Corrèze. Foto: Hilke Maunder
Sanft gewellte Hügel und rustikale Natürlichkeit: die typische Landschaft der Basse Corrèze. Foto: Hilke Maunder

1500-jährige Weintradition

Bereits ab dem 5. Jahrhundert ist der Weinbau in der Corrèze dokumentiert, verraten die Annalen der Abtei von Limoges. Besonders der Weiler Vertougit im Tal der Vézère war  führend bei der Hrstellung. Produziert wurden die Weine der Corrèze damals von Abteien, die Limoges unterstanden.

Im Jahr 1219  waren 17 Hektar Land in der Basse Corrèze mit Wein bedeckt. Im 14. Jahrhundert tranken die Päpste in Avignon die Weine der Corrèze, im 16. Jahrhundert lobte König Heinrich IV. die Tropfen.

1840 war das goldene Jahr des Weinbaus in der Corrèze. Auf 16.735 Hektar wuchsen alte rote Sorten wie Pineau, Grapput, Boufre More, Chabre Maure, Chabrillon, Picot, Prunelle und Teinturier.

Unter den Weißen dominierten Trauben wie Folie-Blanche Chalafrou, Col de Bouc und Verdelet.  1876 kam die Phylloxera und zerstörte alle alten Arten. Heute werden im ganzen Land nur noch Hybrid-Reben, gepropft auf einen amerikanischen Stock, angebaut.

Ein Abenteuer mit Freunden

Die Kellerei Coteaux de la Vézère. Foto: Hilke Maunder
Die Kellerei Coteaux de la Vézère. Foto: Hilke Maunder

Auf den Hügeln, die bis zu 350 Meter hoch das Becken von Brive begrenzen, wächst seit 2003 auch wieder Wein. Apfelplantagen und Blumenwiesen, auf denen helle Limousin-Rinder weiden, umgeben die Rebreihen. Hier und da unterbrechen Dörfer mit Schieferdächern die pastorale Symphonie in Grün.

Schiefer ist auch der Boden, in dem die Weine wurzeln. 22 Hektar groß ist inzwischen der Weinberg. Seine Besitzer sind allesamt Neo-Rurale: Freunde, die im Hauptberuf Arzt, Restaurantbesitzer oder Firmenchefs sind, Einheimische mit einer gemeinsamen Vision: die Weintradition der Basse Corrèze neu zu beleben.

Auch René Maury, Präsident der Kellerei Coteaux de la Vézère, ist von Hause aus kein Winzer. Er war Beamter im Wirtschaftsministerium in Paris, in der Finanzabteilung, und wechselte dann zur caisse des dépôts et consignations, wo er Pensionsfonds verwaltete. Doch sein Herz schlug für die  Weine der Corrèze. Er lernte, verkostete viel – und begann mit seinen Freunden das Abenteuer. Sie entschieden die Auswahl der Rebsorten, die Produktion und die Vermarktung.

Chenin und Cabernet

Coteaux de la Vezere: Die Weine werden allesamt in Edelstahltanks ausgebaut. Foto: Hilke Maunder
Die Weine der Corrèze werden allesamt in Edelstahltanks ausgebaut. Foto: Hilke Maunder

Für die Herstellung der Weine holten sich die Neowinzer echte Profis. Einer von ihnen war Jacques Puisais. Der im Dezember 2020 verstorbene Önologe und Gründer des französischen Instituts für Geschmack liebte vor allem Loire-Weine. Als er die  schieferhaltigen Hügel der Basse Corrèze sah, fühlte er sich an das Terrain des Val de Loire erinnert – und empfahl den Anbau von Chenin und Cabernet.

Der Schiefer verleiht den Weinen mineralische Noten. Die Ausrichtung des Weinbergs von Südost nach Südwest sorgt für eine intensive Sonnenbestrahlung, das atlantische Klima für passende Temperaturen und Feuchtigkeit.

Auf dem richtigen Weg

Dass die Freunde auf dem richtigen Weg waren, zeigt sich acht Jahre später. 2011 wurden die Weine der Coteaux de la Vézère anerkannt als indication géographique protégée und dürfen seitdem die Kennzeichnung IGP vin de la  Corrèze auf dem Etikett tragen. Seit 2014 sind alle Neupflanzungen bio, seit 2018 ist der gesamte Weinberg bio. 2017 folgte für die Les Périères-Weine das Gütesiegel AOC-AOP Corrèze.

Die Weine der Corrèze

Alltagsweine: das Sortiment der Gamade

Das Weinangebot für jeden Tag. Foto: Hilke Maunder
Das Weinangebot für jeden Tag. Foto: Hilke Maunder

Die gamade (Mönchsgrasmücke) ist der Wappenvogel von Donzenac, der Hauptstadt des Kantons Allassac, auf dessen Gemeindegebiet sich der Weinberg der Coteaux de la Vézère erstreckt.  Das Logo der Tageswein-Reihe greift zudem die Farben des Rugbyclubs von Brive-la-Gaillarde auf: Schwarz und Weiß.

  • Tendre demi-sec (Chardonnay, Sauvignon)
  • Sec (Chardonnay, Sauvignon)
  • Muscat (Muscat Petit Grain)
  • Gris Rosé (Grenache Noir)
  • Rouge (Pinot Noir, Cabernet Franc, Merlot)

Gourmetgenuss: die Sortiment Les Pérrières

Die AOC-Weine. Foto; Hilke Maunder
Die AOP-Weine der Corrèze. Foto; Hilke Maunder

Peirièra, so heißen im Dialekt Steinbrüche.  Die Region war einst voll von Steinbrüchen zur Schiefergewinnung. Interessierte laden die Pans de Travassac zur Zeitreise und zeigen, wie seit dem 17. Jahrhundert im heute letzten Schieferwerk Frankreichs der schwarze Stein gebrochen wurde.

Die Trauben für die Gourmetweine reifen auf den Hügel von Allassac, Donzenac, Voutezac und Travazac. Alle Weine sind sortenrein und ausgezeichnet als AOC. Zum Sortiment gehören:

  • Chenin Blanc sec
  • Chenin Blanc demi-sec
  • Chenin Blanc dernières Vendanges
  • Cabernet Franc
  • Süßer Schiefer

Zum Sortiment gehört schließlich auch noch der aus Chenin gekelterte Orbaciac. Sein Name verweist auf die frühere Schreibweise von Saillant. Bei allen honigartigen Anklängen bewahrt auch der Süßwein aus Chenin die für die Hänge der Vézère typische Mineralität.

Die Weine der Corrèze: meine Infos

Coteaux de la Vézère

La Jugie, lieu-dit Le Saillant, 19240 Allassac, Tel. 05 55 25 24 60, www.coteaux-vezere.fr

Vin paillé

Wiederbelebt wurde in den letzten Jahren auch die Herstellung des vin paillé. Er wird aus spät im November oder Dezember geernteten Trauben hergestellt, die auf Stroh oder Holzrahmen getrocknet werden – daher der Name Strohwein.  Nach der Trocknung werden die Trauben gepresst, um den konzentrierten Saft zu gewinnen, der so dann fermentiert wird, bis der gewünschte Zuckergehalt erreicht ist. Der Wein reift anschließend für mehrere Monate in Holzfässern.

Vin Paillé zeichnet sich durch seinen süßen, honigartigen Geschmack aus, begleitet von Noten von Trockenfrüchten, Nüssen und Gewürzen. Er hat eine hohe Viskosität und einen Alkoholgehalt von etwa 14-18%. Dieser lagerfähige Wein kann über mehrere Jahre hinweg reifen und wird am besten als Dessertwein serviert. Er passt gut zu einer Vielzahl von Desserts wie Käse, Blauschimmelkäse, Obstkuchen und Schokolade. Darüber hinaus kann Vin Paillé auch als Aperitif oder zu Foie Gras genossen werden.

Jean-Louis Roche mit weißen vin paillé, gekeltert aus Cardonnay. Foto: Hilke Maunder
Jean-Louis Roche mit weißem vin paillé, gekeltert aus Chardonnay. Foto: Hilke Maunder

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