Die Bier-Brauer von Korsika
Bier ist das älteste alkoholische Getränke. Erfunden wurde es vor rund 6000 Jahren in Mesopotamien. Doch bis 1996 gab keine einzige Brauerei auf Korsika. Da tranken alle Wein.
Die Pioniere
„Das wollten wir ändern“, erzählt Armelie Sialelli, dreht sich auf dem Barhocker nach hinten und zeigt auf die Galerie der Flaschen an der Wand.
„Gemeinsam mit meinem Mann Dominique habe ich daher unsere Brauerei gegründet, und bis heute leiten wir sie als Paar.“ Der Standort am Stadtrad von Bastia ist ideal.
Das Brauereigelände erstreckt sich direkt über dem Grundwassertisch, der von der Acqua Alta-Quelle in Furiana (Haute-Corse) gespeist wird. Die Fabrikführung jedoch beginnt nicht mit der hohen Halle, in denen die Braukessel stehen.
Sondern im Labor. „Hier kontrollieren wir die laufende Produktion – und entwickeln neue Sorten“, sagt Madame sichtlich stolz. 1998 Sortiment erfand sie die „Colomba“, ein Weizenbier mit Kräuter der Macchia, fünf Volumenprozent stark.
„Mit einem Namen erinnert es an die Novelle von Prosper Mérimée, Colomba Bartoli“, sagt Madame. Und holte damit bei den World Beer Awards Gold. 2013 folgten die Platin-Medaille sowie die Höchstrate von 96 Punkten bei den World Beer Championships (TWBC).
Heute gibt es auch eine Colomba Rosée, die mit Himbeer- und Orangenaroma aromatisiert wird, mit mit 4,5 % das leichteste Bier im Sortiment ist. Berühmter ist der Klassiker: Pietra Bionda, ein Helles mit Kastanienwürze.
Die Kastanien für den Gerstensaft liefert ein Maronenhain in der Castagniccia, wo die stacheligen Früchte noch per Hand eingesammelt werden. 2015 gab es dafür auf der Bier-Messe in Miami die Goldmedaille. Auch den Sieg bei den World Beer Awards holte die Brauerei aus Korsika.
Aromatisierte Biere liegen weltweit im Trend. Und so gibt es mittlerweile auch das 6,5- prozentige Colomba Rossa, dem Kirsch- und Himbeernoten hinzugefügt wurden – es holte 2015 in Paris die Silbermedaille. Mir persönlich schmeckt das Weihnachtsbier Pietra de Noël (7 %) am besten. Es ist vollmundig und kräftig wie die Jul-Biere aus Dänemark, die meist jedoch deutlich mehr Umdrehungen haben.
Nach der Abfüllanlage führt uns die Brauerin noch zu ihrem, wie sie sagt, jüngsten „Baby“: einem CO2-Rückgewinnungssystem. „Seit 2011 haben wir mehr als 200.000 Euro in eine nachhaltige, ressourchenschonende und umweltfreundliche Produktion gesteckt!“
Ich merke: Bei allem ist sie mit Herzblut dabei. Und Korsika ist heute für Bier genauso bekannt wie für Wein. Zumal auch Microbrauereien wie Impériale inzwischen auf der Insel feine Craft-Biere brauen.
Das Craft-Bier-Quartett
Man nehme: vier Freunde, die sich schon aus Schulzeiten kennen und allesamt jetzt best ager sind, Männer in den besten Jahren, die alles erreicht haben, was sie wollten, Kinder, Familie, Erfolg im Beruf. Und jetzt noch einmal etwas Neues beginnen wollten – gemeinsam. Jean-Luc Pietri (Politiker & Abgeordneter), Jean-Luc Benetti (Banker), Jean-Pierre Giordani und Laurent Pietri (Braumeister).
Vier Freunde, die immer Durst haben, und ihn jetzt selber löschen. Mit Gespür für den Zeitgeist entschieden sie sich fürs Brauen von Craft Beer. Und für eine Top-Lage in der Altstadt von Ajaccio, gleich neben dem Geburtshaus von Napoléon Bonaparte. Impériale nannten sie ihre Micro-Brasserie. Am 25. Februar 2016 war Eröffnung.
Im Oktober 2015 hatten sie zu brauen begonnen. Ein paar Paletten nur und einige Fässer. Auf dem Weihnachtsmarkt von Ajaccio stellten sie sich dem Votum der Einheimischen und Besucher. Ihre Biere gefielen. Ein Helles, ein Dunkles. Eine Sonderedition. Mehr gibt es nicht.
Die Nachfrage sei zwar groß, doch die Freunde wollen ihre gemeinsam Unternehmung bewusst klein und übersichtlich halten. „Es ist unser Hobby – wir wollen handwerklich und lokal bleiben. Und die Freude am Brauen nicht verlieren“, sagt Jean-Luc. Und zapft für sich und seine Freunde die nächste Runde. Vom Wandschild blickt Napoleon auf das Quartett. Pace e Salute !
Korsisches Bier: meine Infos
Brasserie Pietra
• Route de la Marana, 20600 Furiani, Tel. 04 95 30 14 70, www.brasseriepietra.corsica; im Jul./Aug. Mo. – Fr. Führungen je nach Andrang, sonst nach Voranmeldung
Micro-Brasserie Impériale
• 5, rue Zevaco Maire, 20000 Ajaccio, mobil: 06 10 34 20 15, auf Facebook
Weitere Brauereien auf Korsika
Der weltweite Erfolg der Brasserie Pietra in Bastia und der Pioniere der Mikrobrauereien Impériale in Ajaccio sowie der weltweite Siegeszug der handwerklich gebrauten Biere haben auch auf Korsika einen Boom bei Craft Bier und kleinen Brauereien beschert. 2018 startete mit Biera In Festa in Bastia die erste korsische Biermesse mit neun Brauern und 30 Bieren.
A Malacella
2016 gründete Antoine Pantani das kleine, feine Craft-Bier-Label in Bastia.
• auf Facebook
Micro-Brasserie de la Costa Verde
Seit April 2018 braut Michel Teddy handwerkliche Biere, die nach der Region schmecken. Ins blonde Bier Theodore wandert die Haselnuss von Cervione. Beim Weißbier Ercole sorgt die Kaktusfeige für ungewöhnliche Aromen. beim Costa-Verde-Lager weckt Kiwi Lust auf Frühling.
• Cervione, Tel. 06 59 92 19 28, auf Facebook
Brasseria di u Monte Kyrie Elëison
• Lieu dit Aghja, 20227 Ghisoni, Tel. 06 18 60 49 92, www.mke-biere-corse.com/co/brasserie-monte-kyrie
Brasserie Ribella
Die Craft-Biere von Ribella sind unter Liebhabern handwerklicher Braukunst die beliebtesten Gerstensäfte. Dazu tragen nicht nur die Qualität der Biere, sondern auch das Engagement für Slow Food bei. Direkt neben der Brauerei findet ihr einen Garten, in dem neben dem Gemüse für das Lokal auch fünf Sorten Hopfen angebaut werden.
• Brasserie: Route de Saint-Florent, 20253 Patrimonio, Tel. 04 95 37 18 31, ganzjährig
• Biergarten La Libertalia, 20253 Patrimonio, Apr. – Okt.
• Le Minotaure, Bastia, Okt. – März; https://biereribella.com
Brasserie Artisanale Lutina
Luc Franchet und Christophe Paitier arbeiteten zunächst im Weinbau zusammen, ehe sie 2011 in Folleli, einem kleinen Bergdorf der Castagniccia rund 30 Minuten von Bastia entfernt, ihre Brauerei eröffneten. Sie liegt 700 m hoch und nutzt das frische Quellwasser der Berge.
• auf Facebook
Corsina
Seit Frühling 2016 braut Corsina in Bastia!
• ZI Tragone Nr. 22, 20600 Biguglia, Tel. 06 11 02 68 15, auf Facebook
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Im Blog
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Im Buch
Jenny Hoch, Gebrauchsanweisung für Korsika*
33 Sommer hatte Jenny Hoch auf der Insel verbracht. Doch erst, seitdem sie quasi hier lebt, wird sie langsam von den Einheimischen ins Herz geschlossen und integriert, erzählt die Journalistin und Buchautorin, die heute mit ihrer Familie die Tradition ihrer Eltern fortsetzt. Seit sie vier Jahre alt war, sei sie jedes Jahr auf Korsika gewesen, als Kind, als Teenager, als Erwachsene. Immer am selben Ort, immer glücklich, gerade dort zu sein. „Ich weiß, wo am Strand der Rutschfelsen ist, wie die Wellen sich brechen”, erzählte sich bei einer Lesung im Feriendorf zum Störrischen Esel.
Ihre persönlichen Erfahrungen machen den Reiz dieses Bandes der insgesamt sehr zu empfehlenden Taschenbuchreihe im Piper-Verlag aus. Jenny Hoch hat sie hintergründig wie humorvoll zu Papier gebracht. Dazu noch ein paar Daten und Fakten: ein perfekter Einstieg, um sich mit der Insel zu beschäftigen. Besser kann keine Reiseplanung beginnen! Wer mag, kann das Werk hier* online bestellen.
Zum Träumen: Das Haus auf Korsika*
Mit wenig Geld und Aufwand hat Pierre Duculot 2011 einen meiner Lieblingsfilme gedreht, die Geschichte eines Ausbruchs, Sich-Finden, der Rückkehr zu den Wurzeln. Und eine Geschichte des Mutes. Ausgelöst durch die Erbschaft eines Hauses, das Christina erbt.
Die Hauptfigur, fast 30, lebt seit zehn Jahren mit ihrem Freund zusammen, jobbt in der Pizzeria ihres Schwiegervaters, überlebt im belgischen Charleroi. Ein eigenes Leben nach ihren Vorstellungen? Das ist ein Luxus, den sie sich nicht leisten kann. Und mit der Erbschaft doch wagt. Sie macht auf den Weg in den Süden. Und verliebt sich – in die geerbte Bruchbude, die Insel, einen neuen Mann. Wer mag, kann den Film hier* online bestellen.
Reiseführer für Entdecker: Korsika*
Der freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und doch mitunter sehr unterhaltsam und humorvoll.
Ich kann seinen Führer aus ganzem Herzen empfehlen – er hat mich auf allen Erkundigungen nie im Stich gelassen und mir oft schöne, neue, unbekannte und überraschende Ecken gezeigt.
Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, hat in Basel, Erlangen und im damaligen Westberlin Germanistik, Komparatistik und Politologie studiert und lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Ebenfalls im Michael-Müller-Verlag sind von Schmid die Reiseführer „Bretagne“ und „Südfrankreich“ erschienen sowie Führer zu italienischen Destinationen. Wer mag, kann den Reiseführer hier* online bestellen.
Hilke Maunder, Baedeker „Korsika“*
Mit blau lackierten Fingernägeln ordnet Madame auf dem Markt von Bastia in einem Bastkorb längliche Stangen. „Boutargues“, verrät das Schild. „Das ist echter korsischer Kaviar. Nur noch wenige Fischer entnehmen den Meeräschen den Rogen. Mein Mann ist einer davon.“ Die Rarität hat ihren Preis: 150 Euro das Kilo.
Der Nachbar-Händler sieht das erstaunte Gesicht und hält ein Holzbrett hin: “ Goûtez !“ Lasst euch mit meinem Baedeker Korsika* an Orte wie diesen (ver)führen. Genussmomente und einzigartige Erlebnisse: Sie machen den Band besonders. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
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