Detail des Arc de Triomphe mit der Trikolore. Foto: Hilke Maunder
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Arc de Triomphe: Staatssymbol am Sternenplatz

Am Arc de Triomphe endet die Tour de France, beginnen die Champs-Elysées, inszeniert Frankreich la gloire und gedenkt alljährlich am 11. November der Toten des Ersten Weltkriegs. Der größte Torbogen der Welt ist neben dem Eiffelturm das berühmteste Wahrzeichen von Paris. Am 50 Meter hohen Mahnmal gegen den Krieg wird täglich die Flamme de Souvenir neu entfacht, damit ein unbekannter Soldat unvergessen bleibt.

Jahr für Jahr die gleiche feierliche Zeremonie: Am 11. November legt der französische Staatspräsident am Triumphbogen von Paris einen Kranz vor die ewige Flamme, die über das Grab des unbekannten Soldaten wacht.

Eine Schweigeminute. Das Läuten der Totenglocke. Aux Morts. À la patrie. À la gloire. Patriotismus in Frankreich: Auch le bleuet gehört an diesem Tag ans Revers. Die blaue Kornblume symbolisiert das Gedenken an die Gefallenen. „Nie wieder Krieg“ mahnt sie.

Patriotisches Ritual

Die Entscheidung, den Gefallenen des Ersten Weltkrieges nationale Ehre zu erweisen, wurde noch mitten im Krieg gefällt – 1916. Vier Jahre später, 1920, steht Auguste Thin, ein junger Soldat des 132. Regimentes, in Verdun mit einem Blumenstrauß vor den Särgen mit je einem Gefallenen der acht Frontabschnitte: Flandern, Artois, Somme, Île-de-France, Chemin des Dames, Champagne, Verdun und Lothringen.

Auf welchen Sarg er die Blumen gelegt hatte? Das bleibt Staatsgeheimnis. Doch der Sarg reist am 28. Januar 1921 nach Paris. Im Beisein von Präsident Alexandre Millerand und der Generäle Pétain, Joffre und Foch wird der unbekannte Soldat posthum mit der Ehrenlegion, der Militärmedaille und dem Kriegsverdienstkreuz geehrt und unter dem Triumphbogen beigesetzt. Dennoch gerät er schon bald in Vergessenheit.

Bis Kriegsminister André Maginot 1923 die ewige Flamme entzündet, die seitdem Totenwache hält. Weder am 14. Juni 1940, als die Deutschen in Paris einmarschierten, noch während der Besatzungszeit, wurde das Ritual unterbrochen. Es war die einzige nationale Zeremonie, die von den deutschen Besatzern geduldet wurde. Bis heute wird sie jeden Tag um 18.30 Uhr vom Verein Die Flamme unter dem Triumphbogen wieder entfacht.

Die Flamme für den unbekannten "poilu". Foto: Hilke Maunder
Die Flamme für den unbekannten poilu. Foto: Hilke Maunder

Stille Größe im Stil der Antike

Der monumentale Bogen wurde 1806 im Auftrag von Kaiser Napoleon I. zu Ehren der Revolutionsheere begonnen. Da Napoleon jedoch abdanken musste und der Architekt Jean-François Chalgrin verstarb, wurden die Arbeiten zunächst eingestellt. Erst unter Bürgerkönig Louis-Philippe konnte das Denkmal am 15. August 1836 feierlich eingeweiht werden.

Die Reliefs an Ost- und Westfassade des 50 Meter hohen und 45 Meter breiten Bogens erzählen vom Auszug und der glorreichen Heimkehr der siegreichen französischen Armeen. Die Seite zu den Champs-Élysées trägt das von François Rude geschaffene, auch Marseillaise genannte Relief vom „Aufbruch der Freiwilligen gegen Preußen 1792“. Die Innenseiten schmücken die Namen von mehr als 100 Schlachten und 660 Generälen. Sind sie im Kampf gefallen, ist ihr Name unterstrichen.

1885 wehte eine riesige Frankreich-Fahne vom Bogen herab und markierte einen Sarkophag, auf dem kein Soldat, kein General, kein König aufgebahrt lag. Sondern ein König, ein Kaiser der Worte.

“ Monceau des pierres sur un monceau de gloire „

hatte er den Arc de Triomphe zu Lebzeiten genannt. Es war: Victor Hugo. Nach der öffentlichen Trauer unter dem Arc fand Frankreichs Nationaldichter, der an der Place des Vosges gewohnt hatte, seine letzte Ruhestätte im Panthéon.

Luftnummer mit Doppeldecker

Zur großen Siegesparade auf den Champs-Elysées am 14. Juli 1919 hatte die Militärführung angeordnet, dass auch die Jagdstaffel mitmachen sollte – eine Provokation für die „Helden der Lüfte“. Deshalb entschloss sich der junge Kampfflieger Charles Godefroy, mit seiner „Nieuport 11“, einem Doppeldecker von 7,52 m Spannweite, durch den Triumphbogen zu fliegen.

Viel Platz war nicht, die Bogenbreite beträgt 14,60 m. Die fliegerische Glanzleistung verstieß zwar gegen alle Regeln, wurde aber in der Öffentlichkeit so bejubelt, dass Godefroy nur eine Verwarnung erhielt.

Die Wendeltreppe im Arc de Triomphe. Foto: Hilke Maunder
Die Wendeltreppe im Arc de Triomphe. Foto: Hilke Maunder

Die Verhüllung von Christo

Vier Jahrzehnte hat er daran gearbeitet, an der Umhüllung des Arc de Triomphe. Doch erleben konnte er sie nicht mehr. Am 31. Mai 2020 ist Christo im Alter von 84 Jahren verstorben.

35 Jahre nach dem Pont Neuf hatte Christo zum Osterfest 2020 wieder ein Pariser Monument verhüllen wollen. Höchstpersönlich wollte er erleben, wie sein Team den Triumphbogen mit 25.000 Quadratmetern recycelbarem Polypropylengewebe in Silberblau und 7.000 Metern rotem Seil umwickelt.

Mit norddeutschem Know-how

Christo ist verstorben. Doch sein Team vollendete sein Projekt – es war das bislang letzte der spektakulären Aktionen am Staatssymbol. Mit dabei bei Christos Verhüllungs-Team waren auch drei deutsche Näherinnen. In Mecklenburg-Vorpommern verarbeiteten sie dazu den Stoff: ein stabiles Kunststoffgeflecht, bedampft mit Aluminium. Elf Bahnen, jede mehr als 50 Meter lang, nähten sie zusammen. Fast eine Tonne wog die Stoffrolle.

Für die Lübecker Firma geo – die Luftwerker war es bereits das dritte Projekt mit Christo gewesen. Zuletzt hatten sie in Italien für Christo The Floating Piers realisiert.

Aus eigener Tasche vorfinanziert

Christo L'Arc de Triomphe, Wrapped (Project for Paris) Place de l'Etoile – Charles de Gaulle Drawing 2019 in two parts 15 x 96" and 42 x 96" (38 x 244 cm and 106.6 x 244 cm) Pencil, charcoal, pastel, wax crayon, enamel paint, architectural and topographic survey, hand-drawn map on vellum and tape Photo: André Grossmann © 2019 Christo
Christo: L’Arc de Triomphe, Wrapped (Project for Paris) Place de l’Etoile – Charles de Gaulle. Drawing 2019 in two parts
15 x 96″ and 42 x 96″ (38 x 244 cm and 106.6 x 244 cm). Pencil, charcoal, pastel, wax crayon, enamel paint, architectural and topographic survey, hand-drawn map on vellum and tape. Photo: André Grossmann. © 2019 Christo

Das  16-Tage-Kunstwerk entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou und dem Centre des monuments nationaux in Paris. Das Projekt L’Arc de Triomphe, Wrapped (Projekt für Paris, Place de l’Étoile-Charles de Gaulle) hatte Christo aus eigenen Mitteln vorfinanziert.

Vorstudien, Zeichnungen und Collagen des Projekts sowie von Modellen, Werken aus den 1950er- und 1960er-Jahren und Original-Lithographien zu anderen Themen hatte Christo dafür verkauft. Und keine öffentlichen oder privaten Mittel für seine Kunstaktion erhalten.

Seit 60 Jahren ein Traum

1961, drei Jahre nach ihrem Treffen in Paris, begannen Christo und Jeanne-Claude, Kunstwerke im öffentlichen Raum zu schaffen. Eines ihrer Projekte war es, ein öffentliches Gebäude zu verhüllen. Christo, der einen kleinen Raum in der Nähe des Arc de Triomphe mietete, studierte damals mehrere Projekte.

Dazu gehörte 1962 auch eine Fotomontage des Arc de Triomphe von der Avenue Foch aus. In den 1970er- und 1980er-Jahren schuf Christo einige zusätzliche Studien. Fast 60 Jahre später wird das Projekt schließlich konkretisiert.

Was für Aussichten!

Hin zum berühmten Bogen kommt ihr im Fußgängertunnel von der Avenue des Champs-Élysées. Eine Wendeltreppe mit 284 Stufen bringt euch hinauf zur offenen Aussichtsplattform, die Stangen sichern. Zwischen die Stangen passt die Linse des Fotoapparats. Kein Glas trennt die Linse vom Panorama.

Tags wie nachts habt ihr von hier oben traumhafte Ausblicke auf die „historische Achse von Paris“ vom Louvre bis nach La Défense, auf den Eiffelturm und die Butte Montmartre mit der Basilika Sacré-Cœur. Das Museum im Innern des Bauwerkes blättert die Baugeschichte auf, wichtigste historische Eckdaten – und verrät auch, wie der Triumphbogen seit 2015 das neue Jahr begrüßt.

Paris. Das Museum im Arc de Triomphe. Foto: Hilke Maunder
Das Museum im Arc de Triomphe. Foto: Hilke Maunder

Die Place de l’Etoile

Er ist der Alptraum vieler Autofahrer: der verkehrsumtoste Sternplatz mit 300 Metern Durchmesser und acht Fahrspuren. Denn bei Europas ältestem Kreisverkehr gilt noch die alte Regel „rechts vor links“: Dem zufahrenden Verkehr ist Vorrang zu gewähren. Wer im Kreisel ist, muss warten. Und das bei jeder der zwölf einmündenden Avenuen. Ihre Namen erinnern an illustre Männer des Empire.

Der Kranz aus zwölf markanten Gebäuden ist ein Werk des Architekten Hittorff. Baron Haussmann war wenig begeistert von der einheitlichen Randbebauung. Und ließ prompt Baumreihen pflanzen, um sie – zumindest teilweise – zu kaschieren.  Seit 1970 trägt die Place de l´Étoile den Namen des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle.

Blick vom Arc de Triomphe auf die Champs-Élysées. Foto: Hilke Maunder
Blick vom Arc de Triomphe auf die Champs-Élysées. Foto: Hilke Maunder

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Arc de Triomphe*

Arc de Triomphe, ein Emigrantenroman von Erich Maria Remarque. Credits: KIWI

„Im Westen nichts Neues“ war der erste Welterfolg von Maria Erich Remarque, der heute etwas vergessene Emigranten-Roman Arc de Triomphe der zweite Bestseller seiner Zeit. Mit großer Leidenschaft erzählt der Autor, als Erich Paul Remark 1898 in Osnabrück geboren, die Geschichte von Dr. Ravics. Dem Arzt, in Wirklichkeit Ludwig Fresenburg, war die Flucht aus dem KZ gelungen. Er floh vor den Nazi nach Paris.

Dort tauchte er in einem heruntergekommenen Emigrantenhotel unter und lebte er vom November 1938 bis zum Vorabend des Zweiten Weltkrieges im September 1939. Als Arzt ohne Pass, ohne Identität und ohne Rechte, versuchte er zu überleben. Und trank, um die Vergangenheit zu vergessen. Als er eines Tages in einem Pariser Café den SS-Mann Haake wiedersah, erkannte er den Mörder seiner Frau Sybil und trachtete nach Rache.

1948 verfilmte Lewis Milestone, auch Regisseur von „Im Westen nichts Neues“, den Roman als „Arch of Triumph“ mit Ingrid Bergman und Charles Boyer in den Hauptrollen. Wer mag, kann den Emigrantenroman hier* bestellen.

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Vom Arc de Triomphe habt ihr einen unverstellten Blick auf den Eiffelturm. Foto: Hilke Maunder
Vom Arc de Triomphe habt ihr einen unverstellten Blick auf den Eiffelturm. Foto: Hilke Maunder

3 Kommentare

  1. Meine Tochter und ich waren am Samstag am Arc de Triomphe und ich muss sagen, da wurde wirklich viel Stoff verarbeitet, sehr viel sogar😊 Der Betrieb an dem Tag war enorm und auch die Champs-Élysées krachte fast aus allen Nähten. Hätte es nicht geregnet wäre die Zeit dort noch schöner gewesen aber es war wies war trotzdem schön, denn Paris ist, egal wie das Wetter ist, immer eine Reise wert!

    1. Hallo Soléa, das ist ja schön – ich hätte es mir auch gerne angesehen, aber es passte arbeits- und zeittechnisch leider so gar nicht. Viele Grüße! Hilke

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