Die Fischmarkt-Halle von Trouville
Marché aux Poissons steht in schwarzer Schnörkelschrift auf dem cremefarbenen Fach, das tiefrote Fachwerkbalken einrahmen. Schon dieser Schriftzug lässt das Wasser im Munde zusammenlaufen. Denn was darunter zu sehen ist, sind die Verführer aus Neptuns Reich,
Huîtres (Austern)! Moules (Miesmuscheln)! Coquilles Saint-Jacques (Jakobsmuscheln)! Bigourneaux (Strandschnecken), Bulots (Wellhornschnecken), Palourde (Venusmuscheln)! Coques (Herzmuscheln), Crevettes (Garnelen) und Crabe (Strandkrabbe)!
Was für eine Auswahl! In Spankörben, Plastikkisten und auf Eis stapeln sich topfrisch in der Fischmarkthalle die Meeresfrüchte und Krustentiere. Hummer und Langusten, mit Zitrone dekoriert, schmücken Auslage um Auslage.
Dann schneidet ein Händler eine dicke Scheibe vom roten Thunfisch ab, der sich mehrere Meter lang am Stand breit macht, und wirft danach Seeteufel-Schwänze auf die Waage. Vor ihm sind Tische aufgestellt: Mitten auf dem Markt wird geschlemmt! Der marché aux poissons von Trouville: was für eine Auswahl! Und vieles darf hier probiert werden.
Der schönste Fischmarkt der Normandie
Auf dem marché aux poissons von Trouville am Boulevard Fernand Moureaux bin ich im siebten Himmel – und ist auch mein Geldbeutel recht entspannt. Seit 1887 mit unter den Fischmarkt-Händler, und das in der mittlerweile sechsten Generation, ist Pillet-Saiter.
Während die Söhne und Männer im Ärmelkanal und auf dem Atlantik fischten, blieb Jeannette an Land, experimentierte in der Küche und erfand eine Suppe, die seit den 1960er-Jahren das kulinarische Aushängeschild der Maison Saiter ist. 1971 gewann sie die prestigeträchtige Goldmedaille des Salon de l’Agriculture, der französischen Landwirtschaftsmesse von Paris.
Wer in Trouville weilt, kauft sie nicht schnöde als Konserve im Glas. Sondern setzt sich auf einen der wackeligen Stühle, die der Patron von Pillet-Saiter auf das Trottoir gestellt hat. Und löffelt sie frisch aus dem Topf in einem Teller, der auf den Schenkeln ruht. „Miiaam“, würden die Franzosen zahlen. „So schmeckt Meer!“
Oder nehmt sie mit ins Feriendomizil. Für diese Auswahl, die täglich dort in der Fischmarkt-Halle angeboten wird, fahre ich doch gerne 10, 100, 1000 Kilometer….
Familienfreundlich & volkstümlich
Zumal der alte Fischereihafen heute ein beliebter Badeort an der Côte Fleurie ist, aber deutlich weniger mondän als Deauville am anderen Ufer des Touques. So sind die planches, die Promeniermeile am Meer, hier ausgesprochen familienfreundlich: mit Ponyreiten, Bungeetrampolin, Feldern für Ballsportarten und einem großen Bouleplatz direkt vor einem Café.
Parade zum Promenieren: die Planches
Die Villen entlang der planches, der Strandpromenade, spiegeln den Stilmix der Bäderarchitektur im Zweiten Kaiserreich: Villa Sidonia prägt der Historismus, Hôtel des Roches Noires der Klassizismus, Villa Les Flots imitiert die Renaissance.
Dass auch hier Künstlern wie Alexandre Dumas, der 1829 erstmals seine Ferien in Trouville verbrachte, hier entlang flanierten, verrät das Stadtmuseum in der Villa Montebello. Treffpunkt der Nachtschwärmer ist das Casino Barrière (place Maréchal Foch).
In der Dämmerung lässt sich auf den Café-Terrassen der planches das schönste Schauspiel der Stadt beobachten: der Sonnenuntergang am Strand, mit den Leuchttürmen an der Mündung des Touques als malerische Kulisse.
Trouville: meine Reisetipps
Entdecken & erleben
Die Geschichte des Seebades erzählt das Musée Villa Montebello.
• 64, rue Général Leclerc, www.trouville.fr
Hier könnt ihr schlafen
Les Cures Marines
Im historischen Thalassotherapiezentrum von 1912 eröffnete die Luxushotelmarke MGallery by Sofitel im Sommer 2015 ein Fünfsternehaus, das an die ersten Seebäder erinnert. Jean-Philippe Nuel gestaltete die 103 Zimmer und sechs Suiten in feinsten Abstufungen von Weiß, Grau und Blau; in der Küche zaubert David Drans, ein Zögling von Alain Ducasse, Hochgenüsse mit maritimem Touch.
• Boulevard de la Cahotte, 14360 Trouville, Tel. 02 31 14 42 80, www.accorhotels.com
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Die Landpartie durch die andere Normandie beginnt im steten Auf und Ab der Vélomaritime, führt zu den Leinenfeldern der Vallée du Dun, zu zottigen Bisons und tief hinein ins Bauernland des Pays de Bray, Heimat des ältesten Käses der Normandie.
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