Postkarte aus … Gourdon-en-Quercy
Enge Gassen, Fachwerkhäuser und Steinpalais, Torbögen und Treppenwege: Gourdon-en-Quercy ist gebautes Mittelalter. Malerisch thront das Städtchen auf einem Felsvorsprung im Quercy.
Startet euren Bummel oben auf der Hügelspitze, wo einst das Schloss stand – und heute eine Aussichtsplattform weite Ausblicke auf die hügeligen Landschaften der sandigen Bouriane und des Périgord eröffnet.
Aussicht vom Schloss
Das Château de Gourdon bildete den höchsten Punkt des castrums. Die Wurzeln dieses befestigten Ortes reichen bis in die gallorömische Zeit zurück.
Leinenweber und Tuchmacher trugen zum Reichtum der Stadt bei, die sich unter dem Schutz der Festung zum wohlhabendsten Städtchen der Region entwickelte.
Das Schloss und den Stadtwall ließ Ludwig XIII. im Jahr 1619 schleifen, nachdem sich Pons de Lauzières als Gouverneur des Quercy im Streit mit Maria de‘ Medici gegen ihn gestellt hatte.
Und sich dann in den verwinkelten Gassen einfach treiben zu lassen, ist der beste Weg, sich dieser alten Stadt zu nähern, deren Dächer die gotische Église Saint-Pierre überragt.
Sie zeigt im Innern sehr gut, wie die katholische Kirche auf Erneuerung setzte. Die Religionskriege hatten den Klerus in der Krise und die Gotteshäuser in Trümmern hinterlassen.
Der Glanz der Gegenreform
Ab 1636 versuchte Bischof Alain de Solminihac in der Diözese Cahors daher, selbst in der kleinsten Gemeinde seiner Diozese Cahors die Empfehlungen des Konzils von Trient umzusetzen. Dazu gehörte vor allem die Ausschmückung der Kirchen, deren Schönheit der Bilder die Inbrunst der Gläubigen steigern sollte. Altaraufsätze und Tabernakel prägen von 1660 bis 1720 diese Arbeiten.
In Gourdon-en-Quercy fand die katholische Kirche besonders begnadete Künstler: die Bildhauer der Familie Tournié, die in der Bouriane seit Mitte des 17. Jahrhunderts tätig waren.
Acht Altarbilder und die dreizehn Tabernakel schufen Raymond, Jean und François Tournié aus Lindenholz oder Nussbaum und schmückten sie mit Engeln, Blättern und Blüten, Muscheln und Weinranken.
Ihre barocke Kunst setzt, ganz dem damaligen Zeitgeist verbunden, auf die prachtvolle Inszenierung. Die Qualität der Schnitzereien war ihnen deutlich weniger wichtig als die Brillanz der Malerei und die üppige Vergoldung.
Wenige Schritte weiter kommt ihr zur Maison Cavaignac (18. Jahrhundert). Ihre beeindruckende Holztür stellt die Tugenden und Laster dar.
Zeitreise in grünen Gärten
Das nahe Rathaus residiert in einem ehemaligen Konsularhaus aus dem 17. Jahrhundert. Das Haus des Seneschalls stellt heute als Kulturzentrum für Architektur und Kulturerbe Geschichte und Alltag von Gourdon-en-Quercy im Laufe der Jahrhunderte vor.
Zum Herrenhaus gehört ein Garten mit einem Schmetterling aus Buchsbäumchen. Von dort lässt sich die grüne Zeitreise fortsetzen mit den anderen Gärten der Jardins de la Butte. Jeder dieser kleinen Gärten stellt ein anderes Thema vor, eine andere Epoche.
Auf das Mittelalter mit seinen „Zickzack“-Gärten folgt ein Heilkräutergarten, ein Gemüsegarten mit niedrigen Flechtzäunen aus Weidenruten, ein Rosengarten und ein Labyrinth.
Im Innenhof der Bibliothek findet ihr schließlich einen Märchengarten mit Korbgeflecht und Holzfiguren inmitten von Kastanien.
5000 Menschen lebten einst im bourg des 14. Jahrhunderts. Dort, wo einst die Stadtmauer mit vier Wehrtoren den Dorfkern schützte, verläuft heute der Kreis der Boulevards mit ihren Cafés und Bars, Boutiquen und anderen Geschäften.
Spannend: das Umland von Gourdon-en-Quercy
Auch von dort eröffnen sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Umland. Und lockt, nur drei Kilometer entfernt, eine faszinierende Galerie im Untergrund: die Höhlen von Cougnac.
Dort hinterließ der Cro-Magnon-Mensch, der vor gut 25.000 Jahren lebte, eindrucksvolle Wandmalereien.
In Padirac könnt ihr 103 Meter tief in der Erde mit Booten durch eine Wunderwelt aus Stalagmiten und Stalaktiten fahren, die Milliarden Wassertröpfchen geschaffen haben.
Reisetipps: Gourdon-en-Query
Schlemmen
Restaurant-Pizzeria La notte
Nicht nur Pizza, sondern auch traditionelle französische und regionale Küche kommt auf der schattigen Terrasse im Herzen des alten Gourdon-en-Quercy auf den Tisch – ein schöner Platz zum Genießen mit Ausblick!
30, Rue du Corps Franc Pommies, 46300 Gourdon-en-Quercy, Tel. 05 65 41 27 70
Lokale Solidarität
Repair Café
Ob Brille oder Bike: Hier reparieren Fachleute und Freiwillige fast alles – ausgenommen sind nur Haushaltsgroßgeräte und thermischen Geräte. Bezahlt wird die Reparatur mit einer Geld- oder Sachspende.
• 6, rue du Majou, 46300 Gourdon-en-Quercy, Tel. 05 81 25 20 22, https://repaircafe-gourdon46.org
Deutsch-Französisch
Gourdon-en-Quercy pflegt seit 2001 eine Partnerschaft mit Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen. Das Johannes-Kepler-Gymnasium in Ibbenbüren organisiert regelmäßig Schüleraustausche mit dem lycée von Gourdon.
Schlafen
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Hallo Hilke.
Dies ist wieder ein wunderbarer Bericht in der Reihe „Mein Frankreich“.
Warum machst du aus diesen ganzen Berichten / Vorstellungen nicht ein Buch ?
Ich glaube das wäre ein Renner.
Vielen Dank und mache weiter so.
Liebe Grüße
Klaus Guse
Danke,Klaus, ja, ich hatte schon einmal an ein eBuch gedacht… merci und viele Grüße! Hilke
Wieder ein Superbericht, herzlichen Dank, Hilke. Auch wunderschöne Fotos. Wir waren zwar schon öfter in dieser Gegend, kannten den Ort aber noch nicht.Steht schon oben auf der nächsten Reiseziel-Liste, wenn man dann wieder hinkann, hélas!
Herzlichen Gruß
Merci, liebe Heidi! Schönes Wochenende! Hilke
Danke für den Bericht. Ich kannte das Örtchen noch nicht. Auch meine franz. Partnerin aus dem Elsass kannte Gourdon nicht.
Weiterhin alles Gute und bleiben Sie Gesund