Gueugnon. Foto: Hilke Maunder
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Gueugnon bei Nacht

Gueugnon liegt verkehrsgünstig. Und so war es auch wieder einmal eine jener Fahrten, bei der ich sehr früh gestartet war – und erst abends in einer Unterkunft ankam, die ein Hotel-Portal für mich fand, als ich müde geworden war.

Die Stadt in Saône-et-Loire ist kein touristisches Highlight, und auch das Hôtel Saint-Benoit an der Straßenecke war schlicht. „Charmefrei“ würde es meine Freundin genannt haben.

Doch Punkt 19 Uhr gab es für die Hausgäste ein Mahl: Kartoffeln, Karotten, Rindfleisch. Dazu ein Viertel Wein, als Entree Blattsalat mit versprengten Beilagen, zum Dessert Mousse au Chocolat. Satt und beschwingt, flüchtete ich vor der Tristesse der nächtlichen Bleibe ins Freie.

Gueugnon: Der Arroux. Foto_ Hilke Maunder
Der Arroux bei Gueugnon. Foto: Hilke Maunder

Zur blauen Stunden lief ich am Ufer des  Arroux durch diesen Ort, in dem der Marquis Jean Hector de Fay de La Tour-Maubourg, der spätere Marschall von Frankreich (1757), im Jahr 1724 die ersten Schmieden und Gießereien gegründet hatte.

Diese Anlagen, die forges de Gueugnon, legten die Basis dafür, dass die Stadt mit damals 9.000 Einwohner im 20. Jahrhundert zum Weltmarktführer für rostfreien Stahl aufstieg.

Rund um die Stadtkirche Église Saint-Maurice, die seit den 1870er-Jahren eine Kirche aus dem 11. Jahrhundert ersetzt, war ein Jahrmarkt aufgebaut. Autoscooter, Schießstände und Glücksspielautomaten, Hupen- und Diskoklänge, Lichterblitze und Farborgeln, Zuckerwatte und Schaumküsse: eine foire in Gueugnon! Die Augen der Kinder leuchteten.

Gueugnon: Das Volksfest. Foto: Hilke Maunder
Volksfeststimmung in Gueugnon. Foto: Hilke Maunder

Nur wenige Schritte von der Kirche entfernt, inszenierten im Parc du Château d’Aux riesige Stahlskulpturen Gueugnon als cité d’Inox. Die großbürgerliche Villa im Herzen des Parks birgt neben der Stadtbibliothek auch die beiden Kunstverein der Stahlstadt, die im Ausstellungsraum im Erdgeschoss regelmäßig interessante Schauen zeigen. Im Keller des Château d’Aux befindet sich der Jugendklub.

Auf der Rue de la Liberté (D 60) bummelte ich wieder Richtung Hotel. Die Départementstraße ist die Haupteinkaufsstraße von Gueugnon. Banken und Bäcker, Boutiquen, Post und Stadtverwaltung sind hier angesiedelt. Sie endet an der Flussbrücke, die mich zurück zum Hotel bringt. Jenseits der Brücke blicke ich auf alte Stahlanlagen.

Die 350-jährige Geschichte des Stahls in Gueugnon will La COOP sichtbar machen. Für das Infozentrum Stahl soll ein ehemaliger Auchan-Supermarkt an der Place des Forges umgebaut werden. Im Mai 2023 wurde jedoch bekannt gegeben, dass diese Pläne zugunsten des ehemaligen Rathauses der Stadt aufgegeben wurden.

Das Infozentrum für Stahl in Zusammenarbeit errichtet die Stadt Gueugnon gemeinsam mit La Coop. In dieser Genossenschaft haben sich ehemalige Stahlarbeitern und andere Einwohnern von Gueugnon zusammengeschlossen. Ihr Ziel:  das Erbe der Stahlindustrie in Gueugnon zu bewahren und die Entwicklung neuer wirtschaftlicher Aktivitäten in diesem Bereich zu fördern.

Das Infozentrum Stahl soll daher neben einer Dauerausstellung zur Geschichte der Stahlindustrie in Gueugnon und der Region geben und einem Dokumentationszentrum mit einer Bibliothek, Archiven und audiovisuellen Materialien über die Stahlindustrie auch als Veranstaltungsort für Konferenzen, Workshops, Seminare und andere Veranstaltungen rund um das Thema Stahl dienen.

Die Place de l'église Gueugnon. Foto: Hilke Maunder
Die Place de l’église in Gueugnon. Foto: Hilke Maunder

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