Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
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Arnay-le-Duc: Burgunds verstecktes Idyll

Arnay-le-Duc liegt ein wenig abseits, seitdem die einst legendäre Ferienstraße N 6 ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Eine stille Beschaulichkeit liegt über dem Städtchen mit seinem mittelalterlichen Zentrum, seinen Fachwerkhäusern und verputzten Stadtpalais in engen Gassen, während die Stiftskirche Notre-Dame aus dem 12. Jahrhundert mit ihrer gotischen Architektur den Marktplatz dominiert.

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Leuchtend rot, lila oder rosa hängen Geranien aus Blumenkübeln vor Häusern und Geschäfte oder Blumenampeln an Laternenpfosten herab und verwandeln Arnay-le-Duc in ein Blütenmeer.

Beim Schlendern durch das alte Herz von Arnay-le-Duc kommt ihr unweigerlich auch zu einem Museum, das weltweit einzigartig und doch typisch burgundisch ist: die Maison Régionale des Arts de la Table.

Das Haus der Tischkultur

Das Haus der Tischkultur in Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Das Haus der Tischkultur in Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Im ehemaligen Hôpital Saint-Pierre, einem prachtvollen Sandsteinbau aus dem 17. Jahrhundert, lässt es die Tischkultur, Gastronomie und Küchengeschichte Frankreichs und Burgunds mit Ausstellungen und Lesungen, Konzerten im Rosengarten sowie Kunsthandwerker-, Bauern- und Weihnachtsmärkten aufleben. Bei meinem ersten Besuch erfuhr ich alles über Bohnen von groß bis klein, von weiß bis rot, aus Frankreich und aus Übersee.

Wunderschön: der Garten der Maison de l'Art de la Table. Foto: Hilke Maunder
Wunderschön: der Garten der Maison de l’Art de la Table. Foto: Hilke Maunder

Das zweite Mal hatte eine bayrische Maid, um geben von Oktoberfest-Deko die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss erobert: Pokal, Kelch, Maßkrug, Humpen, Stange, Becher, Stiefel und Co. zeigten, welche Vielfalt es allein schon bei den Gläsern für Bier gibt, geschweige denn bei den Zubereitungen und Größen des Gerstensaftes. 3000 Biergläser und -krüge aus Frankreich, Belgien und Deutschland zeigten es bei einer Ausstellung.

Ganz bayrisch ging es bei der Bierglasausstellung des Museums für Tischkultur in Arnay-le-Duc zu. Foto: Hilke Maunder
Ganz bayrisch ging es bei der Bierglasausstellung des Museums für Tischkultur in Arnay-le-Duc zu. Foto: Hilke Maunder

Frankreich hat –  wie sollte es anders sein in einem Land, dessen Küche Welterbe ist? –  auch die Kunst des gedeckten Tisches perfektioniert. Doch nicht nur davon erzählt das Museum. Sondern auch von den Speisen und Getränken, die früher beim service à la française und ab dem 18. Jahrhundert beim service à la russe serviert wurde. Die Geschirrsammlung besteht aus Spenden von Einheimischen.

Ein geschmückter Tisch iim Haus der Tischkultur von Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Ein geschmückter Tisch iim Haus der Tischkultur von Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Die Ursprünge dieser Sammlung reichen tief in die Geschichte Burgunds zurück. Die Region, bekannt für ihre gastronomische Exzellenz und ihre traditionsreiche Kultur, hat im Laufe der Jahrhunderte eine beeindruckende Vielfalt an Geschirr, Besteck und Tischdekorationen hervorgebracht.

Die Maison Régionale des Arts de la Table hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Erbe zu bewahren und zugänglich zu machen. Ausgestellt werden nicht nur historische Services und andere nostalgische Stücke, sondern auch Trends und Talente von heute, die die kreative Entwicklung in der Welt der Tischkunst widerspiegeln.

Die Küche der Maison de l'Art de la Table. Foto: Hilke Maunder
Die Küche der Maison de l’Art de la Table. Foto: Hilke Maunder

Ein echter Schatz ist die Sammlung historischer Küchenutensilien aus Kupfer in der alten Hospizküche. Sie wurde liebevoll restauriert und zeigt eine erstaunliche Vielfalt an Kochgeschirr aus vergangenen Zeiten – von glänzenden Kupferpfannen bis hin zu kunstvoll gearbeiteten Kochlöffeln. Spätestens hier meldet sich der Appetit.

Das kleine Haus der Ferienstraße

Äußerst liebevoll gestaltet ist auch La Petite Maison de la Route Nationale RN 6, wie die Route Nationale 7 eine legendäre Ferienstraße in den Süden.

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Der stille Charme alter Gassen und Plätze

Und danach? Lasst euch durch die Gassen des noch sehr mittelalterlich geprägten Städtchens treiben, in dem gerade mal 1.600 Menschen leben. Ihr Treffpunkt ist das Café du Nord schräg gegenüber vom Office de Tourisme.

Es hat ein paar Tische und Stühle auf die kleine Terrasse gestellt und gibt das ganze Jahr hindurch den Kreativen Raum, Kunst und Kulturevents zu präsentieren.

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Das Café du Nord von Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Lebenslust im Freien

Im Sommer organisiert Arnay-le-Duc jeden Donnerstagabend das gemütliche Fest Estival de cocturne mit Essen und Trinken, Musik und Tanz für die ganze Familie.

Und wenn vielleicht anderswo das Wetter gerade nicht so gut ist: Hier könnt ihr hoffen. Durch der Lage zwischen zwei Gebirgen besitzt Arnay-le-Duc ein Mikroklima mit oft besseren Wetterverhältnissen als in anderen Ecken der Côte-d’Or.

Foto: Hilke Maunder
Geranien allerdorten schmücken Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Arnay-le-Duc: meine Reisetipps

Schlemmen und genießen

Café du Nord

Was hier serviert wird, stammt garantiert aus dem Umland, ist hausgemacht und wirklich lecker. So wie das Charolais-Rind, das hier seine Heimat hat. Ebenso gut ist das Veranstaltungsprogramm mit Konzerten, Ausstellungen und anderen Events. Es macht das Terrassencafé zum In-Treff. Hier begegnen sich alle, die gerne ein wenig Bohème, Hipster, Szene oder arty sind.
• 12, place Bonaventure des Périers, 21230 Arnay-Le-Duc, Tel. 03 80 64 10 50, mobil 06 43 76 59 48, www.cafedunord.eu

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Das Café du Nord in Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Pâtisserie Alexandre

Gegenüber vom Café du Nord lockt die Pâtisserie Alexandre mit knusprigen Keksspezialitäten wie den Allumettes d’Arnay mit Mandeln, Haselnüssen und Baisermasse. Auch die Kuchen sind köstlich!
1 bis, Rue Jean Maire, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 03 80 90 12 09, www.facebook.com

 Chez Camille

Die Gourmet-Adresse von Arnay-le-Duc heißt Chez Camille und ist seit Generationen die Feinschmecker-Adresse für alle, die die Route Nationale 6 bereisen.
• 1, place Edouard Herriot, 21230 Arnay-le-Duc, Tel.  03 80 90 01 86, www.chezcamillearnay.com

Ein Wandbild erinnert in Arnay-le-Duc an die Nationale 6. Foto: Hilke Maunder
Ein Wandbild erinnert in Arnay-le-Duc an die Nationale 6. Foto: Hilke Maunder

Shopping

Atelier de la Closerie

Die Töpferin Francine de Lavigne hat sich auf Raku-Keramik spezialisiert. Wer möchte, kann die japanische Technik in Kursen bei ihr lernen.
• 6 Bis, rue des Jardins, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 06 26 85 66 30, http://atelierdelacloserie.com, Mai bis Oktober, nachmittags von 15 bis 18 Uhr oder nach Voranmeldung

Boutique entre Arts et Terroir

In der städtischen Galerie könnt ihr das ganze Jahr hindurch bei Wechselausstellungen Künstler der Region entdecken – und die Fruchtaufstriche und Konfitüren von Confitures et Crèmes de Fruits d’Alix kosten und kaufen.
• 1, place Bonaventure des Périers, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 0 6 80 31 67 73, www.facebook.com/pg/Boutique-Entre-Arts-et-Terroirs, Sa. 10.30 – 18 Uhr

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Die Tauschbibliothek von Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Le Caveau

Emmanuel Bretin hat bei Bernard Loiseau in Saulieu gearbeitet, ehe er in Arnay-le-Duc sein Feinkostgeschäft eröffnete. Es ist ein wahres Schlaraffenland für authentische Genüsse aus dem Burgund: Honig aus Morvan, Würste, Terrinen, Käse, Couvreur-Whisky und Weine der Côte de Beaune und Côtes de Nuits – nicht nur zum Mitnehmen, sondern auch zum Genießen vor Ort!
• 2, Rue Saint-Honoré, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 03 80 90 28 57, www.arnay-le-duc.com/fiche/le-caveau

Savonnerie Badiane

Kalt hergestellt werden die Bioseifen der Manufaktur Badiane. Alle Seifen enthalten garantiert kein Palmöl.
• 23, Route d’Essey, gegenüber vom Schloss, 21230 Clomot, Tel. 03 80 84 17 79, www.savonnaturelbadiane.com

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Der Turm der église Saint-Laurent von Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder

Aktiv

Base de Loisir

Am Étang Fouché warten Tischtennisplatten, Tennis- und Fußballfelder und eine Wasserrutsche auf euch. Im Juli/August werden Tretboote verliehen. Was rund um den Teich lebt und wächst, verrät ein 2,5 km langer Naturlehrpfad.

In der Umgebung

Luxus-Törn auf dem Canal de Bourgogne

MS L'Impressioniste, Gäste. Foto: Hilke Maunder
Apéro an Deck – welche eine schöne Form, den Abend zu beginnen. Foto: Hilke Maunder

An Bord der Péniche war ich einige Tage mit European Waterways auf dem Canal de Bourgogne unterwegs. Hier habe ich euch das Schiff vorgestellt.

Bilderbuchdorf mit gruseliger Geschichte

Arsen und Scheiterhaufen: Lest das Schicksal der letzten Dame von Châteauneuf-en-Auxois hier nach.

Hier könnt ihr schlafen*

 

Arnay-le-Duc. Foto: Hilke Maunder
Ein typisch burgundisches Haus hat stets eine Luke für den Zugang zum Keller von außen. Foto: Hilke Maunder

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