Arnay-le-Duc: Burgunds verstecktes Idyll
Arnay-le-Duc liegt ein wenig abseits, seitdem die einst legendäre Ferienstraße N 6 ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Eine stille Beschaulichkeit liegt über dem Städtchen mit seinem mittelalterlichen Zentrum, seinen Fachwerkhäusern und verputzten Stadtpalais in engen Gassen, während die Stiftskirche Notre-Dame aus dem 12. Jahrhundert mit ihrer gotischen Architektur den Marktplatz dominiert.
Leuchtend rot, lila oder rosa hängen Geranien aus Blumenkübeln vor Häusern und Geschäfte oder Blumenampeln an Laternenpfosten herab und verwandeln Arnay-le-Duc in ein Blütenmeer.
Beim Schlendern durch das alte Herz von Arnay-le-Duc kommt ihr unweigerlich auch zu einem Museum, das weltweit einzigartig und doch typisch burgundisch ist: die Maison Régionale des Arts de la Table.
Das Haus der Tischkultur
Im ehemaligen Hôpital Saint-Pierre, einem prachtvollen Sandsteinbau aus dem 17. Jahrhundert, lässt es die Tischkultur, Gastronomie und Küchengeschichte Frankreichs und Burgunds mit Ausstellungen und Lesungen, Konzerten im Rosengarten sowie Kunsthandwerker-, Bauern- und Weihnachtsmärkten aufleben. Bei meinem ersten Besuch erfuhr ich alles über Bohnen von groß bis klein, von weiß bis rot, aus Frankreich und aus Übersee.
Das zweite Mal hatte eine bayrische Maid, um geben von Oktoberfest-Deko die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss erobert: Pokal, Kelch, Maßkrug, Humpen, Stange, Becher, Stiefel und Co. zeigten, welche Vielfalt es allein schon bei den Gläsern für Bier gibt, geschweige denn bei den Zubereitungen und Größen des Gerstensaftes. 3000 Biergläser und -krüge aus Frankreich, Belgien und Deutschland zeigten es bei einer Ausstellung.
Frankreich hat – wie sollte es anders sein in einem Land, dessen Küche Welterbe ist? – auch die Kunst des gedeckten Tisches perfektioniert. Doch nicht nur davon erzählt das Museum. Sondern auch von den Speisen und Getränken, die früher beim service à la française und ab dem 18. Jahrhundert beim service à la russe serviert wurde. Die Geschirrsammlung besteht aus Spenden von Einheimischen.
Die Ursprünge dieser Sammlung reichen tief in die Geschichte Burgunds zurück. Die Region, bekannt für ihre gastronomische Exzellenz und ihre traditionsreiche Kultur, hat im Laufe der Jahrhunderte eine beeindruckende Vielfalt an Geschirr, Besteck und Tischdekorationen hervorgebracht.
Die Maison Régionale des Arts de la Table hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Erbe zu bewahren und zugänglich zu machen. Ausgestellt werden nicht nur historische Services und andere nostalgische Stücke, sondern auch Trends und Talente von heute, die die kreative Entwicklung in der Welt der Tischkunst widerspiegeln.
Ein echter Schatz ist die Sammlung historischer Küchenutensilien aus Kupfer in der alten Hospizküche. Sie wurde liebevoll restauriert und zeigt eine erstaunliche Vielfalt an Kochgeschirr aus vergangenen Zeiten – von glänzenden Kupferpfannen bis hin zu kunstvoll gearbeiteten Kochlöffeln. Spätestens hier meldet sich der Appetit.
Das kleine Haus der Ferienstraße
Äußerst liebevoll gestaltet ist auch La Petite Maison de la Route Nationale RN 6, wie die Route Nationale 7 eine legendäre Ferienstraße in den Süden.
Der stille Charme alter Gassen und Plätze
Und danach? Lasst euch durch die Gassen des noch sehr mittelalterlich geprägten Städtchens treiben, in dem gerade mal 1.600 Menschen leben. Ihr Treffpunkt ist das Café du Nord schräg gegenüber vom Office de Tourisme.
Es hat ein paar Tische und Stühle auf die kleine Terrasse gestellt und gibt das ganze Jahr hindurch den Kreativen Raum, Kunst und Kulturevents zu präsentieren.
Lebenslust im Freien
Im Sommer organisiert Arnay-le-Duc jeden Donnerstagabend das gemütliche Fest Estival de cocturne mit Essen und Trinken, Musik und Tanz für die ganze Familie.
Und wenn vielleicht anderswo das Wetter gerade nicht so gut ist: Hier könnt ihr hoffen. Durch der Lage zwischen zwei Gebirgen besitzt Arnay-le-Duc ein Mikroklima mit oft besseren Wetterverhältnissen als in anderen Ecken der Côte-d’Or.
Arnay-le-Duc: meine Reisetipps
Schlemmen und genießen
Café du Nord
Was hier serviert wird, stammt garantiert aus dem Umland, ist hausgemacht und wirklich lecker. So wie das Charolais-Rind, das hier seine Heimat hat. Ebenso gut ist das Veranstaltungsprogramm mit Konzerten, Ausstellungen und anderen Events. Es macht das Terrassencafé zum In-Treff. Hier begegnen sich alle, die gerne ein wenig Bohème, Hipster, Szene oder arty sind.
• 12, place Bonaventure des Périers, 21230 Arnay-Le-Duc, Tel. 03 80 64 10 50, mobil 06 43 76 59 48, www.cafedunord.eu
Pâtisserie Alexandre
Gegenüber vom Café du Nord lockt die Pâtisserie Alexandre mit knusprigen Keksspezialitäten wie den Allumettes d’Arnay mit Mandeln, Haselnüssen und Baisermasse. Auch die Kuchen sind köstlich!
1 bis, rue Jean Maire, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 03 80 90 12 09, www.facebook.com
Chez Camille
Die Gourmet-Adresse von Arnay-le-Duc heißt Chez Camille und ist seit Generationen die Feinschmecker-Adresse für alle, die die Route Nationale 6 bereisen.
• 1, place Edouard Herriot, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 03 80 90 01 86, www.chezcamillearnay.com
Shopping
Atelier de la Closerie
Die Töpferin Francine de Lavigne hat sich auf Raku-Keramik spezialisiert. Wer möchte, kann die japanische Technik in Kursen bei ihr lernen.
• 6 Bis, rue des Jardins, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 06 26 85 66 30, https://atelierdelacloserie.com, Mai bis Oktober, nachmittags von 15 bis 18 Uhr oder nach Voranmeldung
Boutique entre Arts et Terroir
In der städtischen Galerie könnt ihr das ganze Jahr hindurch bei Wechselausstellungen Künstler der Region entdecken – und die Fruchtaufstriche und Konfitüren von Confitures et Crèmes de Fruits d’Alix kosten und kaufen.
• 1, place Bonaventure des Périers, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 0 6 80 31 67 73, www.facebook.com/pg/Boutique-Entre-Arts-et-Terroirs, Sa. 10.30 – 18 Uhr
Le Caveau
Emmanuel Bretin hat bei Bernard Loiseau in Saulieu gearbeitet, ehe er in Arnay-le-Duc sein Feinkostgeschäft eröffnete. Es ist ein wahres Schlaraffenland für authentische Genüsse aus dem Burgund: Honig aus Morvan, Würste, Terrinen, Käse, Couvreur-Whisky und Weine der Côte de Beaune und Côtes de Nuits – nicht nur zum Mitnehmen, sondern auch zum Genießen vor Ort!
• 2, rue Saint-Honoré, 21230 Arnay-le-Duc, Tel. 03 80 90 28 57, www.arnay-le-duc.com/fiche/le-caveau
Savonnerie Badiane
Kalt hergestellt werden die Bioseifen der Manufaktur Badiane. Alle Seifen enthalten garantiert kein Palmöl.
• 23, route d’Essey, gegenüber vom Schloss, 21230 Clomot, Tel. 03 80 84 17 79, www.savonnaturelbadiane.com
Aktiv
Base de Loisir
Am Étang Fouché warten Tischtennisplatten, Tennis- und Fußballfelder und eine Wasserrutsche auf euch. Im Juli/August werden Tretboote verliehen. Was rund um den Teich lebt und wächst, verrät ein 2,5 km langer Naturlehrpfad.
In der Umgebung
Bilderbuchdorf mit gruseliger Geschichte
Arsen und Scheiterhaufen: Lest das Schicksal der letzten Dame von Châteauneuf-en-Auxois hier nach.
Luxus-Törn auf dem Canal de Bourgogne
An Bord der Péniche war ich einige Tage mit European Waterways auf dem Canal de Bourgogne unterwegs. Hier habe ich euch das Schiff vorgestellt.
Hier könnt ihr schlafen*
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Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Citys Frankreich*
Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.
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