Châteauneuf-en-Auxois: Perle des Auxois
Ihr Mann vergewaltigt sie, schlägt sie mit Peitschen, Holz und Eisenhand und sperrt sie in den Kerker. Vier Jahre lang. Dann gelingt es Catherine de Châteauneuf dank einer Dienerin, die ihr das Essen bringt, auf den Markt zu gelangen und Arsen zu kaufen, das sie vom Koch auf einen Kuchen streuen lässt. Welche unerwartet anderen Folgen die tödliche Dekoration hat, erfahrt ihr auf der Burg von Châteauneuf-en-Auxois in Burgund.
Die letzte Dame von Châteauneuf-en-Auxois
Am 31. Mai 1419 wird sie als kleines Mädchen hinter den Mauern der Burg von Châteauneuf-en-Auxois geboren: Catherine, das erste Kind von Guyot de Châteauneuf und Isabelle de Plancy. Verwöhnt und glücklich verbringt sie ihre Kindheit.
Mit 18 Jahren heiratet sie Henri D’Asnet – nicht aus finanziellen oder machtpolitischen Intentionen, sondern aus Liebe. Schnell stellt sich Nachwuchs ein. Jean, ein kleiner Junge. Als Catherine 20 Jahre alt ist, endet die glückliche Zeit.
Die schwarze Pest erobert Châteauneuf-en-Auxois ab Anfang 1439. Binnen einer Woche rafft sie das Kind, den geliebten Ehemann und die Mutter von Catherine hin.
Die junge Frau ist untröstlich. Sie bleibt allein mit ihrem Vater. Endlose Tage der Tränen vergehen zwischen den Wänden des Schlosses.
Zwei Jahre später verstirbt auch der Vater. Trauer und Einsamkeit bilden eine sehr schlechte Mischung. So kann es nicht weitergehen, fühlt Catherine. Nach sechs Jahren der Trauer glaubt sie, dass eine neue Ehe ihr Leben verändern kann.
Sie heiratet Jacques d’Haussonville, einen Witwer von 50 Jahren, dem sie in die Champagne folgt. Sie verlässt Châteauneuf-en-Auxois. Nicht ahnend, dass sie ihre Heimat nie wiedersehen werde.
Ein mörderisches Ende
Aber was erlebt sie im Exil in der Champagne? Eine hasserfüllte Schwiegerfamilie, die die junge Frau nicht willkommen heißt, sondern nur ihren Teil des Erbes.
Und einen Mann, den sie nicht mag, der ihr nicht guttut. Er beginnt sogar, sie regelmäßig zu schlagen, in den Kerker zu werfen und zu vergewaltigen.
In letzter Rettung bittet sie eine Dienerin, ihr in Épinal Höhlenpulver zu kaufen, ein sehr giftiges rotes Pulver aus Arsen.
Der eingeweihte Koch backt einen schönen Kuchen, besprenkelt jenen großzügig mit dem Arsen und bietet ihn dem Gatten von Catherine zum Dessert an. Sechs Tage lang quälen den Gatten schreckliche Schmerzen. Am 24. November 1455 verstirbt er.
Das Schicksal schlägt zu
Doch ein Verbrechen ist nie perfekt. Die Tochter des Kochs, eine kleine Naschkatze, genießt heimlich ein Stück des Kuchens. Als sie verstirbt, zeigt der Koch Catherine des Verbrechens an und lüftet das Geheimnis um den Tod des Ehemannes.
Festgeschnallt auf einem Holzkarren, kommt Catherine nach Paris in die Conciergerie, damals ein Gefängnis. Nach kurzem Prozess wird sie verurteilt, als Hexe verbrannt zu werden. Am 14. März 1456 besteigt sie auf der Place du marché aux cochons den Scheiterhaufen. Ihre Asche wird in alle Winde verstreut.
So verschwindet die letzte Dame der adligen Linie von Châteauneuf, die damit ausstirbt. Châteauneuf-en Auxois wird vom Herzog von Burgund einkassiert und bei einer Auktion an Philippe Pot, Ritter des goldenen Vlieses und großer Seneschall von Burgund, verkauft.
Er lässt den prachtvollen corps de logis als Wohnbereich und die Kapelle errichten. Beeindruckend ist auch die salle des gardes mit ihrem imposanten Kamin.
Mittelalterliches Burgdorf
Die neue Burg, die ab 1125 als Nachfolger der auf der anderen Flussseite gelegenen Burg Chaudenay-le-Château entstand, sicherte einst die Straße von Autun nach Dijon.
Die Anlage gehört heute der Region, die das Mobiliar durch Leihgaben des Museums der schönen Künste von Dijon ersetzt hat. Im Schatten der Burg bildete sich rasch ein wohlhabendes, Dorf mit stattlichen Wohnhäusern und engen Gassen. Es war Jahrhunderte lang ein wirtschaftlicher Knotenpunkt, an dem die Hölzer der Hochebenen, Getreide und Tierprodukte aus dem Auxois oder auch Weine aus Beaune gehandelt wurden.
Die feudalen Wohnhäuser von Adligen und reichen burgundischen Kaufleuten, erbaut im 14., 15. und 16. Jahrhundert, erzählen von dieser Blütezeit. Ihre Fassaden sind mit Türmchen verziert und von Sprossenfenstern durchbrochen.
Seine aussichtsreiche Lage, seine imposante Burg und das malerische Dorf mit seinem Flair vergangenen Zeiten machen Châteauneuf zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs.
Das sorgt im Sommer für Trubel. Doch die meisten Besucher laufen nur zum Schloss und die Grande Rue bis zum Marktplatz hinauf. Nur wenige besuchen die schöne Dorfkirche an einem ebenfalls sehr schmucken Platz.
Doch im späten Frühling oder im Herbst, wenn das Laub sich färbt und die Fassaden im Sonnenlicht golden leuchten, ist der Zauber von Châteauneuf bei jedem Schritt, bei jedem Blick zu spüren.
In den Seitengassen gibt es noch immer herrlich nostalgische oder versponnene Anwesen, Künstler und Lebenskünstler. Einige von ihnen haben ihre Ateliers für Besucher geöffnet. Lasst euch hier einfach treiben!
Abkühlung von der Sommerhitze bietet rund vier Kilometer nördlich der Reservoir de Panthier, ein Trinkwasserstausee mit Kieselstrand und einfachem Campingplatz samt Café-Bar.
Châteauneuf-en-Auxois: meine Reisetipps
Schlemmen
Le Bistrot des Prés Verts Pouilly
Weinbar, Restaurant und Boutique mit den besten Genüssen der Region: das Gut von Jérémy im Herzen des Dorfes bietet seit mehr als zehnn Jahren beständig gut rundum Genuss!
• Rue de la Porte Huillier, Châteauneuf-en-Auxois, Tel. 03 62 02 21 21, www.lebistrotdespresverts.com
Schlafen
Hostellerie du Château
Bürgerliches Traditionshaus von Logis Hôtels mit neun Zimmern und burgundischen Spezialitäten im Speisesaal oder auf der Terrasse.
• Grande Rue, 21320 Châteauneuf-en-Auxois, Tel. 03 80 49 22 00, https://hostellerie-de-chateauneuf.com
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Liebe Hilke,
das klingt sehr sympathisch und angenehm gruselig („angenehm“ nur deshalb, weil es eben schon so lange zurückliegt). Sicherlich spukt es ein wenig im Schloss – abends, wenn die Besucher gegangen sind. Oder hast du die Gespenster von Catherine und dem Töchterchen des Kochs bereits erlösen können?
Ich wüsste gerne noch, wo sich der ehemalige Schweinemarkt in Paris befindet; vielleicht hast du diese Information gerade zur Hand.
Im Burgund ist es wirklich sehr schön (auch im Kino !). Mir hat Dijon sehr gut gefallen, aber auch die ländliche Gegend rundherum. Leider kommt man mit der Bahn eher schlecht in die Bourgogne – und jetzt dauert es vermutlich wegen der Probleme auf der Rhein-Strecke noch länger.
Meilleures salutations
Elisabeth
Hallo Frau Lindau, die Rue de la Cossonnerie im 1. Arrondissement war früher der Schweinemarkt. Viele Grüße, Hilke Maunder
Vielen herzlichen Dank ! Die Gegend hat sich ja erheblich verändert. Aber im Straßennamen scheint der Schweinemarkt noch erhalten zu sein.
Entschuldigung, dass ich einfach so „du“ gesagt habe; ich hatte die Einladung zum Senden eine Kommentars so verstanden.
Weiterhin viele schöne Entdeckungen in la douce France wünscht
Elisabeth Lindau