Harfleur an der Lézarde, die mitten durch das alte Zentrum fließt. Foto: Hilke Maunder
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Postkarte aus … Harfleur

Harfleur: 8.333 Einwohner, 15,9 Prozent Arbeitslose. An der Rue de la République und Rue Gambetta sind zahlreiche Ladengeschäfte verwaist, selbst Bars verrammelt. Putz bröckelt von den Fassaden.

Die Tatsache, dass heute der Hafen von Le Havre bedeutsamer ist – bis ins 15. Jahrhundert war es Harfleur! – und die Auswirkungen der Finanzkrise hatten deutliche Spuren in der Stadt hinterlassen.

An der Lezarde in Harfleur. Foto: Hilke Maunder
An der Lezarde in Harfleur. Foto: Hilke Maunder

So erlebte ich die Stadt bis 2018. Doch seitdem hat ein kleiner Aufschwung begonnen. Auf rund zehn Prozent ist die Arbeitslosigkeit gesunken.

Auch Harfleur erlebt eine kleine Renaissance. Besonders in der Rue des 104 ist Leben zu spüren. Man kauft vor Ort beim Grünhöker und Schlachter, füllt in der Bar-Tabac den Lottoschein aus, trinkt einen Kaffee und tauscht sich mit anderen Gästen aus. Die malerische Rue des 104 erinnert mit ihrem Namen an die 104 Bauern, die Harfleur 1435 von der Herrschaft der Engländer befreiten.

Die Rue des 104 in Harfleur. Foto: Hilke Maunder
Die Rue des 104 in Harfleur. Foto: Hilke Maunder

Farbspiele in Glas

Die jahrhundertealte Kirche Église Saint-Martin ist für ihre modernen Buntglasfenster bekannt. Foto: Hilke Maunder.

Sie endet an der Église Saint-Martin, deren Bau vom 13. bis 16. Jahrhundert dauerte. Mit seinem 83 Meter hohen Kirchturm gehört das Gotteshaus zu den Prunkstücken der gotischen Architektur in der Normandie.

1944 stürzte der Glockenturm bei den Kämpfen während der Befreiung halb ein. Die Restaurierungsarbeiten dauerten bis 1964. 2011 wurde die Westfassade gereinigt.

Église Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
In der Église Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Das Schönste im Innern der St.-Martins-Kirche sind ihre 15 modernen Buntglasfenster, die in Gelb-, Rot-, Blau- und Lilatönen leuchten. Bernard Piffaretti schuf sie 2012 als Ersatz für die von Drouin gemalten Glasfenster im Stil des späten 19. Jahrhunderts.

1915 hatte die Kirche sie bei der Explosion einer Fabrik, die den Spitznamen „das belgische Pulvermagazin“ erhielt, verloren. Jene hatte fast alle historischen Fenster zerstört. Die wenigen, die noch erhalten blieben, ließen 1943 und 1944 die Weltkriegsbomben zerbersten.

Der Blick hinauf zum Gewölbe der Église Saint-Martin von Harfleur. Foto: Hilke Maunder
Der Blick hinauf zum Gewölbe der Église Saint-Martin von Harfleur. Foto: Hilke Maunder

Abends leuchtet Harfleur

Noch mehr leuchtet Harfleur am Abend. Kunstvoll mit Licht in Szene gesetzt werden nicht nur die Église St-Martin, sondern auch Fischerhäuser und Fachwerk. Wunderschön illuminiert werden auch historische Bauten wie die Prieuré aus dem 15. Jahrhundert, die heute ein Museum zur Stadtgeschichte birgt.

Wunderschön illuminiert ist schließlich auch das monumentale Rathaus, das in einem aus Ziegel- und Naturstein errichteten Schloss des 17. Jahrhunderts in einem zwei Hektar großen Park im englischen Stil residiert.

Und schließlich tanzt das Licht der Straßenlaternen und Wohnhäuser auch auf der nur 14 km langen Lézarde, die sich durchs Straßenzentrum windet.

Die Église Saint-Martin wird abends wunderschön beleuchtet. Foto: Hilke Maunder
Die Église Saint-Martin wird abends wunderschön beleuchtet. Foto: Hilke Maunder

Harfleur: meine Reisetipps

Solidarisch genießen

La Cantine

Restaurant associatif steht auf der Schiefertafel, die zwischen Blumentöpfen, Gestecken und zusammengeklappten Stühlen steht. Restaurant associatif ? Muss ich da Mitglied sein? Kann, muss man aber nicht.

La Cantine verbindet genussvolles Schlemmen und Geselligkeit spürbar mit Lebensfreude - das zeigt auch die kunterbunte Inneneinrichtung. Foto: Hilke Maunder
Bunt und sympathisch wie die Inneneinrichtung sind auch Gäste von La Cantine in Harfleur.. Foto: Hilke Maunder

Mittags wird zu einem äußerst günstigen Einheitspreis ein täglich wechselndes Menü gereicht. Wer einen kleinen Obolus als Mitgliedsbeitrag zahlt, erfährt schon vorher, welche Speisen, Konzerte oder andere Veranstaltungen geplant sind.
• Place Victor Hugo/Ecke Rue Jehan de Grouchy, Harfleur, Reservierung: Tel. 06 16 73 59 61, www.facebook.com/lacantine.harfleur

La Cantine in Harfleur versprüht Lebensfreude. Foto: Hilke Maunder
La Cantine in Harfleur versprüht Lebensfreude. Foto: Hilke Maunder

Erleben

Viel lebendiger als in der Woche ist Harfleur beim großen Markt am Sonntagvormittag mit seinen Farben und Düften. Das Fest der Säge, La Fête de la Sie, feiern alljährlich im April rund 20.000 Besucher.

Hier könnt ihr schlafen*

 

Zur blauen Stunde in Harfleur. Foto: Hilke Maunder
Zur blauen Stunde in Harfleur. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Alle Beiträge aus dem normannischen Département Seine-Maritime vereint diese Kategorie.

Im Buch

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.

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Normandie: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Hilke Maunder_Normandie_Abseits

Die Netflix-Serie „Lupin“ hat die Normandie zu einem touristischen Hotspot gemacht. Garantiert keine Massen trefft ihr bei meinen 50 Tipps. Sie sind allesamt insolite, wie die Franzosen sagen – ursprünglich, authentisch und wunderschön.

Die Landpartie durch die andere Normandie beginnt im steten Auf und Ab der Vélomaritime, führt zu den Leinenfeldern der Vallée du Dun, zu zottigen Bisons und tief hinein ins Bauernland des Pays de Bray, Heimat des ältesten Käses der Normandie.

Im Tal der Seine schmücken Irisblüten auf hellem Reet die Giebel alter chaumières, und Störche brüten im Marais Vernier. Von den Höhen vom Perche geht es hin zur Normannischen Schweiz und bis zur Mündung des Couesnan an der Grenze zur Bretagne. Hier* könnt ihr den handlichen Führer bestellen.

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